Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.
<TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0007" n="3"/><lb/> von ihren Lehrern ziemlich entfernt, und sind allein waͤhrend der Lehrstunden unter ihrer Aufsicht. Die innre Bildung ihres Charakters wird ihnen also, so wie beinah in allen oͤffentlichen Schulen, ganz allein selbst uͤberlassen; ― die gelehrten Namen, Dogmatik, Logik, Metaphysik, <hi rendition="#aq">Jus Naturæ</hi> u.s.w. blasen sie auf, und sie sind stolz, daß sie Vorlesungen hoͤren, die sie nicht verstehen. Sie bilden sich ein, Studenten zu seyn, und ahmen wenigstens ihre Thorheiten nach. Die irrigen Begriffe von akademischer Freiheit und Unabhaͤngigkeit druͤcken sich ihnen schon hier tief ein, daß sie sie oft in spaͤtern Jahren noch nicht los werden koͤnnen. Robert G... war ein starker muthiger Junge, dergleichen Pommern noch viele hervorbringt. Man weiß, welcher Geist eine Gesellschaft rascher Juͤnglinge beherrscht, und wie leicht sie sich untereinander zu Jrrthuͤmern und Ausschweifungen verleiten, wenn sie keinen Fuͤhrer haben. Unerschrockenheit, Vertrauen auf Leibesstaͤrke, Gefuͤhl von der innern Ueberlegenheit seiner Kraͤfte galt bei ihnen alles, und wenn man <choice><corr>diesen</corr><sic>dieseu</sic></choice> rohen Heldentugenden Schranken setzen wollte, so geschah dies gewoͤhnlich nicht mit der gehoͤrigen Behutsamkeit und viel zu spaͤt. Die Gesetze schienen ihnen fuͤr Sklaven und Feige gemacht zu seyn; sie aber wollten ihre Handlungen blos durch eigne Wahl und Ueberzeugung bestimmen. Solche Grundsaͤtze schienen dem Robert G... so angenehm, und seiner ganzen Denkungsart so an-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0007]
von ihren Lehrern ziemlich entfernt, und sind allein waͤhrend der Lehrstunden unter ihrer Aufsicht. Die innre Bildung ihres Charakters wird ihnen also, so wie beinah in allen oͤffentlichen Schulen, ganz allein selbst uͤberlassen; ― die gelehrten Namen, Dogmatik, Logik, Metaphysik, Jus Naturæ u.s.w. blasen sie auf, und sie sind stolz, daß sie Vorlesungen hoͤren, die sie nicht verstehen. Sie bilden sich ein, Studenten zu seyn, und ahmen wenigstens ihre Thorheiten nach. Die irrigen Begriffe von akademischer Freiheit und Unabhaͤngigkeit druͤcken sich ihnen schon hier tief ein, daß sie sie oft in spaͤtern Jahren noch nicht los werden koͤnnen. Robert G... war ein starker muthiger Junge, dergleichen Pommern noch viele hervorbringt. Man weiß, welcher Geist eine Gesellschaft rascher Juͤnglinge beherrscht, und wie leicht sie sich untereinander zu Jrrthuͤmern und Ausschweifungen verleiten, wenn sie keinen Fuͤhrer haben. Unerschrockenheit, Vertrauen auf Leibesstaͤrke, Gefuͤhl von der innern Ueberlegenheit seiner Kraͤfte galt bei ihnen alles, und wenn man diesen rohen Heldentugenden Schranken setzen wollte, so geschah dies gewoͤhnlich nicht mit der gehoͤrigen Behutsamkeit und viel zu spaͤt. Die Gesetze schienen ihnen fuͤr Sklaven und Feige gemacht zu seyn; sie aber wollten ihre Handlungen blos durch eigne Wahl und Ueberzeugung bestimmen. Solche Grundsaͤtze schienen dem Robert G... so angenehm, und seiner ganzen Denkungsart so an-
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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