nern Erschleichungen vorzubeugen. Denn geschiehet die- ses nicht: so wird selbst der neue Militairstand, welcher wohl am meisten den alten Militairstand drückt, und mit ihm eben so verfährt, wie dieser mit dem Adel der ersten Klasse, oder der Militz aus Landeigenthümern, verfah- ren ist, künftig den Adel nicht als eine hinlängliche Be- lohnung seiner Verdienste ansehen können, und so nach in der Folge den Vortheil verlieren, welchen er in dem ersten Augenblicke erhalten zu können vermeinet.
LVIII. Der Capitularsoldat.
Auszug eines Schreibens.
.... Jn der That die Sache verdient, daß sie von der ganzen deutschen Nation beherziget, und dem Kayser zur schleunigsten Verbesserung empfohlen werde. Denn nicht allein verliert der Capitular von sei- ner Würde und Wehrung, wenn er solchergestalt den Kriegsstand ganz vermeiden muß; sondern der ganze Stand der Weltgeistlichen geräth immer mehr und mehr mit dem Jnteresse des Staats in Collision, und wird von diesem natürlicher Weise immer mehr und mehr verach- tet und verfolgt, wenn er die bravsten jungen Edelleute auf die Bärenhaut lockt, und dem Fürsten nicht erlaubt, einen wohlverdienten Officier mit einer Pfründe zu be- lohnen, ohne ihn zugleich aus seinem Dienste zu verlie- ren. Es fehlt auch nicht, da der Militairstand täglich gewinnt, und in der Spannung, worin Europa schwitzt
immer,
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Ueber die Adelsprobe in Deutſchland.
nern Erſchleichungen vorzubeugen. Denn geſchiehet die- ſes nicht: ſo wird ſelbſt der neue Militairſtand, welcher wohl am meiſten den alten Militairſtand druͤckt, und mit ihm eben ſo verfaͤhrt, wie dieſer mit dem Adel der erſten Klaſſe, oder der Militz aus Landeigenthuͤmern, verfah- ren iſt, kuͤnftig den Adel nicht als eine hinlaͤngliche Be- lohnung ſeiner Verdienſte anſehen koͤnnen, und ſo nach in der Folge den Vortheil verlieren, welchen er in dem erſten Augenblicke erhalten zu koͤnnen vermeinet.
LVIII. Der Capitularſoldat.
Auszug eines Schreibens.
.... Jn der That die Sache verdient, daß ſie von der ganzen deutſchen Nation beherziget, und dem Kayſer zur ſchleunigſten Verbeſſerung empfohlen werde. Denn nicht allein verliert der Capitular von ſei- ner Wuͤrde und Wehrung, wenn er ſolchergeſtalt den Kriegsſtand ganz vermeiden muß; ſondern der ganze Stand der Weltgeiſtlichen geraͤth immer mehr und mehr mit dem Jntereſſe des Staats in Colliſion, und wird von dieſem natuͤrlicher Weiſe immer mehr und mehr verach- tet und verfolgt, wenn er die bravſten jungen Edelleute auf die Baͤrenhaut lockt, und dem Fuͤrſten nicht erlaubt, einen wohlverdienten Officier mit einer Pfruͤnde zu be- lohnen, ohne ihn zugleich aus ſeinem Dienſte zu verlie- ren. Es fehlt auch nicht, da der Militairſtand taͤglich gewinnt, und in der Spannung, worin Europa ſchwitzt
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Ueber die Adelsprobe in Deutſchland.
nern Erſchleichungen vorzubeugen. Denn geſchiehet die-
ſes nicht: ſo wird ſelbſt der neue Militairſtand, welcher
wohl am meiſten den alten Militairſtand druͤckt, und mit
ihm eben ſo verfaͤhrt, wie dieſer mit dem Adel der erſten
Klaſſe, oder der Militz aus Landeigenthuͤmern, verfah-
ren iſt, kuͤnftig den Adel nicht als eine hinlaͤngliche Be-
lohnung ſeiner Verdienſte anſehen koͤnnen, und ſo nach
in der Folge den Vortheil verlieren, welchen er in dem
erſten Augenblicke erhalten zu koͤnnen vermeinet.
LVIII.
Der Capitularſoldat.
Auszug eines Schreibens.
.... Jn der That die Sache verdient, daß ſie von
der ganzen deutſchen Nation beherziget, und
dem Kayſer zur ſchleunigſten Verbeſſerung empfohlen
werde. Denn nicht allein verliert der Capitular von ſei-
ner Wuͤrde und Wehrung, wenn er ſolchergeſtalt den
Kriegsſtand ganz vermeiden muß; ſondern der ganze
Stand der Weltgeiſtlichen geraͤth immer mehr und mehr
mit dem Jntereſſe des Staats in Colliſion, und wird von
dieſem natuͤrlicher Weiſe immer mehr und mehr verach-
tet und verfolgt, wenn er die bravſten jungen Edelleute
auf die Baͤrenhaut lockt, und dem Fuͤrſten nicht erlaubt,
einen wohlverdienten Officier mit einer Pfruͤnde zu be-
lohnen, ohne ihn zugleich aus ſeinem Dienſte zu verlie-
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/307>, abgerufen am 22.02.2025.
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