verhinderte, und das Strenge milderte, was in der tägli- chen schlechten Kost und der regelmäßigen Kleidung herrschte. Die Einwohner genossen unendlich mehrere Freuden, als diejenigen, die sich solche durch täglichen Genuß unschmack- haft machen, und die Linnenweber Lieder klangen heller als alle unsre Opernarien.
Dergleichen kleine Einrichtungen lassen sich im Großen gar nicht machen. Sie sind blos das glückliche Spiel klei- ner Städte oder Kotterien; und so sollte eine Landesobrig- keit diesen Geist zu erwecken, und durch dienliche Begünsti- gungen oder Belohnungen zu befördern suchen. Vielleicht hätten wir denn auch unsre Solonen und Lycurgen. Wir sehen täglich was für große Dinge Innungen, Gesellschaf- ten, Brüderschaften und dergleichen Verbindungen schaffen können. Was kann uns also abhalten die Menschen mit diesem Faden zu ihrem Besten zu leiten? Wie angenehm würde es nicht für Reisende seyn, auf jeder Station gleich- sam eine besondere Art von Menschen zu sehen? und in je- dem Hafen ein neues Otaheite zu finden? wie viele Philo- sophen würden nicht reisen, um das mannigfaltige Kunst- werk, den Menschen, zu sehen?
XXI. Also soll man mit Verstattung eines Be- gräbnisses auf dem Kirchhofe nicht zu gefällig seyn.
Es ist schon so manches Unglück daher entstanden, daß die Obrigkeit solchen Personen, die sich selbst ums Le- ben gebracht, oder auf andre Art des Rechts, der christli- chen Gemeinschaft, verlustig gemacht haben, ein Begräbnis
auf
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ſeine politiſche Verfaſſung geben.
verhinderte, und das Strenge milderte, was in der taͤgli- chen ſchlechten Koſt und der regelmaͤßigen Kleidung herrſchte. Die Einwohner genoſſen unendlich mehrere Freuden, als diejenigen, die ſich ſolche durch taͤglichen Genuß unſchmack- haft machen, und die Linnenweber Lieder klangen heller als alle unſre Opernarien.
Dergleichen kleine Einrichtungen laſſen ſich im Großen gar nicht machen. Sie ſind blos das gluͤckliche Spiel klei- ner Staͤdte oder Kotterien; und ſo ſollte eine Landesobrig- keit dieſen Geiſt zu erwecken, und durch dienliche Beguͤnſti- gungen oder Belohnungen zu befoͤrdern ſuchen. Vielleicht haͤtten wir denn auch unſre Solonen und Lycurgen. Wir ſehen taͤglich was fuͤr große Dinge Innungen, Geſellſchaf- ten, Bruͤderſchaften und dergleichen Verbindungen ſchaffen koͤnnen. Was kann uns alſo abhalten die Menſchen mit dieſem Faden zu ihrem Beſten zu leiten? Wie angenehm wuͤrde es nicht fuͤr Reiſende ſeyn, auf jeder Station gleich- ſam eine beſondere Art von Menſchen zu ſehen? und in je- dem Hafen ein neues Otaheite zu finden? wie viele Philo- ſophen wuͤrden nicht reiſen, um das mannigfaltige Kunſt- werk, den Menſchen, zu ſehen?
XXI. Alſo ſoll man mit Verſtattung eines Be- graͤbniſſes auf dem Kirchhofe nicht zu gefaͤllig ſeyn.
Es iſt ſchon ſo manches Ungluͤck daher entſtanden, daß die Obrigkeit ſolchen Perſonen, die ſich ſelbſt ums Le- ben gebracht, oder auf andre Art des Rechts, der chriſtli- chen Gemeinſchaft, verluſtig gemacht haben, ein Begraͤbnis
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ſeine politiſche Verfaſſung geben.
verhinderte, und das Strenge milderte, was in der taͤgli-
chen ſchlechten Koſt und der regelmaͤßigen Kleidung herrſchte.
Die Einwohner genoſſen unendlich mehrere Freuden, als
diejenigen, die ſich ſolche durch taͤglichen Genuß unſchmack-
haft machen, und die Linnenweber Lieder klangen heller als
alle unſre Opernarien.
Dergleichen kleine Einrichtungen laſſen ſich im Großen
gar nicht machen. Sie ſind blos das gluͤckliche Spiel klei-
ner Staͤdte oder Kotterien; und ſo ſollte eine Landesobrig-
keit dieſen Geiſt zu erwecken, und durch dienliche Beguͤnſti-
gungen oder Belohnungen zu befoͤrdern ſuchen. Vielleicht
haͤtten wir denn auch unſre Solonen und Lycurgen. Wir
ſehen taͤglich was fuͤr große Dinge Innungen, Geſellſchaf-
ten, Bruͤderſchaften und dergleichen Verbindungen ſchaffen
koͤnnen. Was kann uns alſo abhalten die Menſchen mit
dieſem Faden zu ihrem Beſten zu leiten? Wie angenehm
wuͤrde es nicht fuͤr Reiſende ſeyn, auf jeder Station gleich-
ſam eine beſondere Art von Menſchen zu ſehen? und in je-
dem Hafen ein neues Otaheite zu finden? wie viele Philo-
ſophen wuͤrden nicht reiſen, um das mannigfaltige Kunſt-
werk, den Menſchen, zu ſehen?
XXI.
Alſo ſoll man mit Verſtattung eines Be-
graͤbniſſes auf dem Kirchhofe nicht zu
gefaͤllig ſeyn.
Es iſt ſchon ſo manches Ungluͤck daher entſtanden, daß
die Obrigkeit ſolchen Perſonen, die ſich ſelbſt ums Le-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und verme… [mehr]
Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und vermehrte Auflage“ des 3. Teils von Justus Mösers „Patriotischen Phantasien“ zur Digitalisierung ausgewählt. Sie erschien 1778, also im selben Jahr wie die Erstauflage dieses Bandes, und ist bis S. 260 seitenidentisch mit dieser. Die Abschnitte LX („Gedanken über den westphälischen Leibeigenthum“) bis LXVIII („Gedanken über den Stillestand der Leibeignen“) sind Ergänzungen gegenüber der ersten Auflage.
Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/85>, abgerufen am 03.03.2025.
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