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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

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Vorschlag zu einer Urthelfabrik.


LII.
Vorschlag zu einer Urthelfabrik.

Bey den gegenwärtigen ökonomischen Zeiten wäre es wohl
so übel nicht, wenn dahier, nach dem Exempel andrer
Länder, auch eine Urthelfabrick angelegt würde. An Abgang
sollte es nicht fehlen, indem diese Waare in Westphalen und
so Gott will, auch hier im Stifte stärker als anderwärts ge-
sucht wird, und zur Noth könnte man auch der Fabrik ein
Privilegium dahin ertheilen, daß fürohin das erste Urtheil,
in Sachen, welche das einheimische Recht betreffen, nicht
von einem fremden Markte herein geholet werden sollte. Man
mennet dergleichen Fabriken anderwärts Facultäten oder auch
wohl Schöpfenstühle, und wenn sie sich in guten Credit setzen
oder ehrlich, fleißig und geschickt arbeiten: so können sie oft
so viel nicht verfertigen als abgeht; wogegen jetzt manche
arme Partheyen ganze Jahre warten müssen, ehe ihnen ge-
holfen wird, und es nicht selten geschieht, daß sie ganz un-
brauchbare Waare erhalten.

Diesem Uebel könnte abgeholfen, und vieles Geld, was
dafür ausserhalb Landes geht, besonders aber auch das vor-
züglich schwere Actenporto ersparet werden, wenn man dar-
auf antrüge, daß eine solche Fabrik, welche sich leicht selbst
unterhalten könnte, dahier angelegt und privilegiret würde.

Da an einem guten Rufe und auch an würklich guter Ar-
beit das mehrste gelegen: so würden zu Schöpfen keine andre
als angesehene und verdiente Männer, welche bereits mit
dem Doctorhute das Privilegium zu fabrieiren vom Kaiser

er-
Vorſchlag zu einer Urthelfabrik.


LII.
Vorſchlag zu einer Urthelfabrik.

Bey den gegenwaͤrtigen oͤkonomiſchen Zeiten waͤre es wohl
ſo uͤbel nicht, wenn dahier, nach dem Exempel andrer
Laͤnder, auch eine Urthelfabrick angelegt wuͤrde. An Abgang
ſollte es nicht fehlen, indem dieſe Waare in Weſtphalen und
ſo Gott will, auch hier im Stifte ſtaͤrker als anderwaͤrts ge-
ſucht wird, und zur Noth koͤnnte man auch der Fabrik ein
Privilegium dahin ertheilen, daß fuͤrohin das erſte Urtheil,
in Sachen, welche das einheimiſche Recht betreffen, nicht
von einem fremden Markte herein geholet werden ſollte. Man
mennet dergleichen Fabriken anderwaͤrts Facultaͤten oder auch
wohl Schoͤpfenſtuͤhle, und wenn ſie ſich in guten Credit ſetzen
oder ehrlich, fleißig und geſchickt arbeiten: ſo koͤnnen ſie oft
ſo viel nicht verfertigen als abgeht; wogegen jetzt manche
arme Partheyen ganze Jahre warten muͤſſen, ehe ihnen ge-
holfen wird, und es nicht ſelten geſchieht, daß ſie ganz un-
brauchbare Waare erhalten.

Dieſem Uebel koͤnnte abgeholfen, und vieles Geld, was
dafuͤr auſſerhalb Landes geht, beſonders aber auch das vor-
zuͤglich ſchwere Actenporto erſparet werden, wenn man dar-
auf antruͤge, daß eine ſolche Fabrik, welche ſich leicht ſelbſt
unterhalten koͤnnte, dahier angelegt und privilegiret wuͤrde.

Da an einem guten Rufe und auch an wuͤrklich guter Ar-
beit das mehrſte gelegen: ſo wuͤrden zu Schoͤpfen keine andre
als angeſehene und verdiente Maͤnner, welche bereits mit
dem Doctorhute das Privilegium zu fabrieiren vom Kaiſer

er-
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[340/0358] Vorſchlag zu einer Urthelfabrik. LII. Vorſchlag zu einer Urthelfabrik. Bey den gegenwaͤrtigen oͤkonomiſchen Zeiten waͤre es wohl ſo uͤbel nicht, wenn dahier, nach dem Exempel andrer Laͤnder, auch eine Urthelfabrick angelegt wuͤrde. An Abgang ſollte es nicht fehlen, indem dieſe Waare in Weſtphalen und ſo Gott will, auch hier im Stifte ſtaͤrker als anderwaͤrts ge- ſucht wird, und zur Noth koͤnnte man auch der Fabrik ein Privilegium dahin ertheilen, daß fuͤrohin das erſte Urtheil, in Sachen, welche das einheimiſche Recht betreffen, nicht von einem fremden Markte herein geholet werden ſollte. Man mennet dergleichen Fabriken anderwaͤrts Facultaͤten oder auch wohl Schoͤpfenſtuͤhle, und wenn ſie ſich in guten Credit ſetzen oder ehrlich, fleißig und geſchickt arbeiten: ſo koͤnnen ſie oft ſo viel nicht verfertigen als abgeht; wogegen jetzt manche arme Partheyen ganze Jahre warten muͤſſen, ehe ihnen ge- holfen wird, und es nicht ſelten geſchieht, daß ſie ganz un- brauchbare Waare erhalten. Dieſem Uebel koͤnnte abgeholfen, und vieles Geld, was dafuͤr auſſerhalb Landes geht, beſonders aber auch das vor- zuͤglich ſchwere Actenporto erſparet werden, wenn man dar- auf antruͤge, daß eine ſolche Fabrik, welche ſich leicht ſelbſt unterhalten koͤnnte, dahier angelegt und privilegiret wuͤrde. Da an einem guten Rufe und auch an wuͤrklich guter Ar- beit das mehrſte gelegen: ſo wuͤrden zu Schoͤpfen keine andre als angeſehene und verdiente Maͤnner, welche bereits mit dem Doctorhute das Privilegium zu fabrieiren vom Kaiſer er-

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/358>, abgerufen am 21.11.2024.