Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.an den Herrn Schulmeister. genden sehen die Obstbäume an der Heerstrasse ziemlich ver-froren, krüpplicht und bemooset aus; und es hat das Anse- hen, als wenn der erste Nordwestwind dieser herrlichen Po- liceyanstalt bald ein Ende machen und den Cameralisten sagen werde, daß die Natur das für 32 Winden offne Feld nicht eigent- lich zum Obstbau bestimmet habe. Indessen ist es doch ein Beweis von dem Genie einer Nation, wenn sie den Kirch- thurm mit zur Windmühle gebraucht. Sie kann sodann al- lemal deren Flügel nach dem Hahnen stellen. XXXXII. Gründe, warum sich die alten Sachsen der Bevölkerung widersetzt haben. Indem jetzt die Bevölkerung eines Staats als dessen vor- kön-
an den Herrn Schulmeiſter. genden ſehen die Obſtbaͤume an der Heerſtraſſe ziemlich ver-froren, kruͤpplicht und bemooſet aus; und es hat das Anſe- hen, als wenn der erſte Nordweſtwind dieſer herrlichen Po- liceyanſtalt bald ein Ende machen und den Cameraliſten ſagen werde, daß die Natur das fuͤr 32 Winden offne Feld nicht eigent- lich zum Obſtbau beſtimmet habe. Indeſſen iſt es doch ein Beweis von dem Genie einer Nation, wenn ſie den Kirch- thurm mit zur Windmuͤhle gebraucht. Sie kann ſodann al- lemal deren Fluͤgel nach dem Hahnen ſtellen. XXXXII. Gruͤnde, warum ſich die alten Sachſen der Bevoͤlkerung widerſetzt haben. Indem jetzt die Bevoͤlkerung eines Staats als deſſen vor- koͤn-
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an den Herrn Schulmeiſter.
genden ſehen die Obſtbaͤume an der Heerſtraſſe ziemlich ver-
froren, kruͤpplicht und bemooſet aus; und es hat das Anſe-
hen, als wenn der erſte Nordweſtwind dieſer herrlichen Po-
liceyanſtalt bald ein Ende machen und den Cameraliſten ſagen
werde, daß die Natur das fuͤr 32 Winden offne Feld nicht eigent-
lich zum Obſtbau beſtimmet habe. Indeſſen iſt es doch ein
Beweis von dem Genie einer Nation, wenn ſie den Kirch-
thurm mit zur Windmuͤhle gebraucht. Sie kann ſodann al-
lemal deren Fluͤgel nach dem Hahnen ſtellen.
XXXXII.
Gruͤnde, warum ſich die alten Sachſen der
Bevoͤlkerung widerſetzt haben.
Indem jetzt die Bevoͤlkerung eines Staats als deſſen vor-
nehmſte Gluͤckſeligkeit angeſehen wird: ſo verlohnt es ſich
wohl der Muͤhe, die Gruͤnde zu unterſuchen, warum unſre
Vorfahren, die Sachſen, ſich derſelben von den aͤlteſten Zeiten
her widerſetzet, und ihre Jugend lieber zur Ueberziehung und
zum Anbau fremder Laͤnder ausgeſchickt, als zu Hauſe neben
ſich gedultet haben. Ihre Meinung war unſtreitig, wie ſich
aus unendlichen Spuren zeigt, daß ſie ihre Hoͤfe und Erbe
beſetzt halten, und auſſerdem keine freye Markkoͤtter, Brink-
lieger, Heuerleute, Buͤrger und andre Neubauer um und
neben ſich haben wollten; und es iſt hoͤchſt wahrſcheinlich, daß
ihre Kinder, in ſofern ſie keine Hoffnung hatten einen Hof zu
erben, oder nicht niedertraͤchtig genug waren als Knechte zu
dienen, ſich dadurch genoͤthiget ſahen auszuwandern und auf
Ebentheuer zu ziehen. Allein die Gruͤnde, welche ſie fuͤr dieſe
ihre Meinung hatten, ſind nicht ſo einleuchtend: und wir
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