Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

in kleinen Städten.
Freygesellen bedeutet, wie denn Mate im holländischen und
Masson im alten englischen noch einen Gesellen bezeichnet.
So wie nun diese Freygesellen sich gegen jene adliche Zünfte
empor gebracht haben; eben so sollte sich auch die Freymeiste-
rey in allen Künsten gegen die Zünfte ausbreiten. Frank-
reich hat uns in diesem Stücke vor zweyen Jahren ein Exem-
pel gegeben. Woran liegts also, daß wir ihm nicht nachfol-
gen? An dem Willen der Landesfürsten? Nein; diese sind
dazu längst bereit, aber nicht im Stande ein solches Werk
auszuführen. Es gehöret für den Kayser, und die Reichs-
stände müssen es gemeinschaftlich befördern. Ein solches
Werk würde das größte seyn, was in diesem Jahrhundert am
Reichstage vorgenommen worden; und die Einrichtung der
Freymäurer könnte in allen Stücken dabey zum Muster die-
nen. Doch wir wollen hier schliessen.



XXXIII.
Die Klagen eines Edelmanns im Stifte
Osnabrück.

Wenn das so fort gehet, so will ich meinen Hof nur da-
ran geben; kein Stockholz ist mehr zu verkaufen,
seitdem die Berge getheilet sind. Vordem konnte man noch einen
Noth- und Ehrenpfennig daraus machen, und jederman glaubte
die Verwüstungen des Krieges würden eine glückliche Theu-
rung im Holze bringen. Aber es geht gerade umgekehrt.
Für einen Schlag, welcher mir vor dem Kriege mit fünfhun-
dert Thalern zu allem Danke bezahlet wurde, erhalte ich jetzt
kaum die Hälfte, und wenn sich das nicht ändert, mag ich
nur eine Glashütte anlegen und Pottasche brennen. Und

den-
Mösers patr. Phantas. I. Th. O

in kleinen Staͤdten.
Freygeſellen bedeutet, wie denn Mate im hollaͤndiſchen und
Maſſon im alten engliſchen noch einen Geſellen bezeichnet.
So wie nun dieſe Freygeſellen ſich gegen jene adliche Zuͤnfte
empor gebracht haben; eben ſo ſollte ſich auch die Freymeiſte-
rey in allen Kuͤnſten gegen die Zuͤnfte ausbreiten. Frank-
reich hat uns in dieſem Stuͤcke vor zweyen Jahren ein Exem-
pel gegeben. Woran liegts alſo, daß wir ihm nicht nachfol-
gen? An dem Willen der Landesfuͤrſten? Nein; dieſe ſind
dazu laͤngſt bereit, aber nicht im Stande ein ſolches Werk
auszufuͤhren. Es gehoͤret fuͤr den Kayſer, und die Reichs-
ſtaͤnde muͤſſen es gemeinſchaftlich befoͤrdern. Ein ſolches
Werk wuͤrde das groͤßte ſeyn, was in dieſem Jahrhundert am
Reichstage vorgenommen worden; und die Einrichtung der
Freymaͤurer koͤnnte in allen Stuͤcken dabey zum Muſter die-
nen. Doch wir wollen hier ſchlieſſen.



XXXIII.
Die Klagen eines Edelmanns im Stifte
Oſnabruͤck.

Wenn das ſo fort gehet, ſo will ich meinen Hof nur da-
ran geben; kein Stockholz iſt mehr zu verkaufen,
ſeitdem die Berge getheilet ſind. Vordem konnte man noch einen
Noth- und Ehrenpfennig daraus machen, und jederman glaubte
die Verwuͤſtungen des Krieges wuͤrden eine gluͤckliche Theu-
rung im Holze bringen. Aber es geht gerade umgekehrt.
Fuͤr einen Schlag, welcher mir vor dem Kriege mit fuͤnfhun-
dert Thalern zu allem Danke bezahlet wurde, erhalte ich jetzt
kaum die Haͤlfte, und wenn ſich das nicht aͤndert, mag ich
nur eine Glashuͤtte anlegen und Pottaſche brennen. Und

den-
Möſers patr. Phantaſ. I. Th. O
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0227" n="209"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in kleinen Sta&#x0364;dten.</hi></fw><lb/>
Freyge&#x017F;ellen bedeutet, wie denn <hi rendition="#aq">Mate</hi> im holla&#x0364;ndi&#x017F;chen und<lb/><hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;on</hi> im alten engli&#x017F;chen noch einen Ge&#x017F;ellen bezeichnet.<lb/>
So wie nun die&#x017F;e Freyge&#x017F;ellen &#x017F;ich gegen jene adliche Zu&#x0364;nfte<lb/>
empor gebracht haben; eben &#x017F;o &#x017F;ollte &#x017F;ich auch die Freymei&#x017F;te-<lb/>
rey in allen Ku&#x0364;n&#x017F;ten gegen die Zu&#x0364;nfte ausbreiten. Frank-<lb/>
reich hat uns in die&#x017F;em Stu&#x0364;cke vor zweyen Jahren ein Exem-<lb/>
pel gegeben. Woran liegts al&#x017F;o, daß wir ihm nicht nachfol-<lb/>
gen? An dem Willen der Landesfu&#x0364;r&#x017F;ten? Nein; die&#x017F;e &#x017F;ind<lb/>
dazu la&#x0364;ng&#x017F;t bereit, aber nicht im Stande ein &#x017F;olches Werk<lb/>
auszufu&#x0364;hren. Es geho&#x0364;ret fu&#x0364;r den Kay&#x017F;er, und die Reichs-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nde mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en es gemein&#x017F;chaftlich befo&#x0364;rdern. Ein &#x017F;olches<lb/>
Werk wu&#x0364;rde das gro&#x0364;ßte &#x017F;eyn, was in die&#x017F;em Jahrhundert am<lb/>
Reichstage vorgenommen worden; und die Einrichtung der<lb/>
Freyma&#x0364;urer ko&#x0364;nnte in allen Stu&#x0364;cken dabey zum Mu&#x017F;ter die-<lb/>
nen. Doch wir wollen hier &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXXIII.</hi><lb/>
Die Klagen eines Edelmanns im Stifte<lb/>
O&#x017F;nabru&#x0364;ck.</hi> </head><lb/>
        <p>Wenn das &#x017F;o fort gehet, &#x017F;o will ich meinen Hof nur da-<lb/>
ran geben; kein Stockholz i&#x017F;t mehr zu verkaufen,<lb/>
&#x017F;eitdem die Berge getheilet &#x017F;ind. Vordem konnte man noch einen<lb/>
Noth- und Ehrenpfennig daraus machen, und jederman glaubte<lb/>
die Verwu&#x0364;&#x017F;tungen des Krieges wu&#x0364;rden eine glu&#x0364;ckliche Theu-<lb/>
rung im Holze bringen. Aber es geht gerade umgekehrt.<lb/>
Fu&#x0364;r einen Schlag, welcher mir vor dem Kriege mit fu&#x0364;nfhun-<lb/>
dert Thalern zu allem Danke bezahlet wurde, erhalte ich jetzt<lb/>
kaum die Ha&#x0364;lfte, und wenn &#x017F;ich das nicht a&#x0364;ndert, mag ich<lb/>
nur eine Glashu&#x0364;tte anlegen und Potta&#x017F;che brennen. Und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">&#x017F;ers patr. Phanta&#x017F;.</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Th.</hi> O</fw><fw place="bottom" type="catch">den-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0227] in kleinen Staͤdten. Freygeſellen bedeutet, wie denn Mate im hollaͤndiſchen und Maſſon im alten engliſchen noch einen Geſellen bezeichnet. So wie nun dieſe Freygeſellen ſich gegen jene adliche Zuͤnfte empor gebracht haben; eben ſo ſollte ſich auch die Freymeiſte- rey in allen Kuͤnſten gegen die Zuͤnfte ausbreiten. Frank- reich hat uns in dieſem Stuͤcke vor zweyen Jahren ein Exem- pel gegeben. Woran liegts alſo, daß wir ihm nicht nachfol- gen? An dem Willen der Landesfuͤrſten? Nein; dieſe ſind dazu laͤngſt bereit, aber nicht im Stande ein ſolches Werk auszufuͤhren. Es gehoͤret fuͤr den Kayſer, und die Reichs- ſtaͤnde muͤſſen es gemeinſchaftlich befoͤrdern. Ein ſolches Werk wuͤrde das groͤßte ſeyn, was in dieſem Jahrhundert am Reichstage vorgenommen worden; und die Einrichtung der Freymaͤurer koͤnnte in allen Stuͤcken dabey zum Muſter die- nen. Doch wir wollen hier ſchlieſſen. XXXIII. Die Klagen eines Edelmanns im Stifte Oſnabruͤck. Wenn das ſo fort gehet, ſo will ich meinen Hof nur da- ran geben; kein Stockholz iſt mehr zu verkaufen, ſeitdem die Berge getheilet ſind. Vordem konnte man noch einen Noth- und Ehrenpfennig daraus machen, und jederman glaubte die Verwuͤſtungen des Krieges wuͤrden eine gluͤckliche Theu- rung im Holze bringen. Aber es geht gerade umgekehrt. Fuͤr einen Schlag, welcher mir vor dem Kriege mit fuͤnfhun- dert Thalern zu allem Danke bezahlet wurde, erhalte ich jetzt kaum die Haͤlfte, und wenn ſich das nicht aͤndert, mag ich nur eine Glashuͤtte anlegen und Pottaſche brennen. Und den- Möſers patr. Phantaſ. I. Th. O

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/227
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/227>, abgerufen am 30.12.2024.