Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.Osnabrücksche Geschichte höchstens bey den Brücken und Mühlen entstanden.Denn fast keines hat eine gerechte Feldmark, und viele müssen ihre Aecker von den benachbarten Höfen pach- ten, auch wol einen Grundzins dahin entrichten; zum Zeichen daß sie auf einem fremden Grunde, und zwar zu einer Zeit angeleget worden, wo sie sich schon nicht mehr nach Nothdurft ausdehnen konnten. Jn keinem Lehnbriefe findet sich ein Zehnte mit dem Ausdruck: in oder vor dem Dorfe. Die Dorf-Gesessene be- sitzen auch ordentlich keine Höfe, thun daher keine Krieges-oder Landes-Fuhren, und sind nicht Leib- eigen, sondern Wirthe, Krämer, Handwerker und dergleichen neu angezogene Leute. (a) Dorf nennet man hier blos den Ort, wo die Einwohner zusammen wohnen, und ein Distrikt einzelner Wohner heißt die Bur, oder auch die Bauerschaft. §. 4. Die Städte sind auch keine Colonien. Eben das läßt sich von den Landstädten sagen. nie
Oſnabruͤckſche Geſchichte hoͤchſtens bey den Bruͤcken und Muͤhlen entſtanden.Denn faſt keines hat eine gerechte Feldmark, und viele muͤſſen ihre Aecker von den benachbarten Hoͤfen pach- ten, auch wol einen Grundzins dahin entrichten; zum Zeichen daß ſie auf einem fremden Grunde, und zwar zu einer Zeit angeleget worden, wo ſie ſich ſchon nicht mehr nach Nothdurft ausdehnen konnten. Jn keinem Lehnbriefe findet ſich ein Zehnte mit dem Ausdruck: in oder vor dem Dorfe. Die Dorf-Geſeſſene be- ſitzen auch ordentlich keine Hoͤfe, thun daher keine Krieges-oder Landes-Fuhren, und ſind nicht Leib- eigen, ſondern Wirthe, Kraͤmer, Handwerker und dergleichen neu angezogene Leute. (a) Dorf nennet man hier blos den Ort, wo die Einwohner zuſammen wohnen, und ein Diſtrikt einzelner Wohner heißt die Bur, oder auch die Bauerſchaft. §. 4. Die Staͤdte ſind auch keine Colonien. Eben das laͤßt ſich von den Landſtaͤdten ſagen. nie
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Oſnabruͤckſche Geſchichte
hoͤchſtens bey den Bruͤcken und Muͤhlen entſtanden.
Denn faſt keines hat eine gerechte Feldmark, und viele
muͤſſen ihre Aecker von den benachbarten Hoͤfen pach-
ten, auch wol einen Grundzins dahin entrichten; zum
Zeichen daß ſie auf einem fremden Grunde, und zwar
zu einer Zeit angeleget worden, wo ſie ſich ſchon nicht
mehr nach Nothdurft ausdehnen konnten. Jn keinem
Lehnbriefe findet ſich ein Zehnte mit dem Ausdruck:
in oder vor dem Dorfe. Die Dorf-Geſeſſene be-
ſitzen auch ordentlich keine Hoͤfe, thun daher keine
Krieges-oder Landes-Fuhren, und ſind nicht Leib-
eigen, ſondern Wirthe, Kraͤmer, Handwerker und
dergleichen neu angezogene Leute.
⁽a⁾ Dorf nennet man hier blos den Ort, wo die Einwohner
zuſammen wohnen, und ein Diſtrikt einzelner Wohner
heißt die Bur, oder auch die Bauerſchaft.
§. 4.
Die Staͤdte ſind auch keine Colonien.
Eben das laͤßt ſich von den Landſtaͤdten ſagen.
Jhre Lage auf den Stifts-Graͤnzen zeiget ihre Be-
ſtimmung, wie ihren neuern Urſprung. Die Ge-
ſchichte kennet ihren Anfang und Wachsthum noch.
Und uͤberhaupt werden ſich in allen Staͤdten, wenig-
ſtens in Niederdeutſchland, Spuren nnd Nachrichten
von allgemeinen Grund-Zinſen und Word-Geldern
finden, welche deutlich beurkunden, daß uͤberall der
Boden, worauf Buͤrger und verſammlete Leute woh-
nen, ſchon vor ihnen einen Herrn gehabt habe, folg-
lich nicht urſpruͤnglich durch eine erobernde
⁽a⁾
Colo-
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