Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.Osnabrücksche Geschichte welches sonst nach unserer Lage auf einem nicht ergiebi-gen Boden sehr zu besorgen wäre, zu verhindern. Ueber- haupt aber sieht man, daß alle Länder, worin der Hand- Lohn theurer ist, die mehrsten Leute an sich locken. (d) Der Deutsche will alles seyn, und gönnt es den so sehr gepriesenen Nationen nicht, ihn mit Sängern, Tanz- meistern und Comödianten etc. etc. zu versorgen. Die Natur scheint ihm gleichwol eine anständigere Rolle an- gewiesen zu haben; und man sieht täglich, daß von hun- dert gehorsamen Dienern, keiner die Würde und die Zuversicht eines Bauren habe, der wie ein Quaker guten Tag sagt, und mit den vornehmsten Herrn ohne Verle- genheit spricht. Man kann die Verbeugungen von einer gleichen Anzahl Leuten in Holland und Deutschland wie 1 zu 50 rechnen. (e) Von dem Englischen und Holländischen Landmanne kann man sagen, daß er der Bauer in seiner Grösse sey. §. 73. Von ihrer vermeintlichen Neigung zu processen. Jhre Neigung zu Processen (a) ist zum Theil ein der-
Oſnabruͤckſche Geſchichte welches ſonſt nach unſerer Lage auf einem nicht ergiebi-gen Boden ſehr zu beſorgen waͤre, zu verhindern. Ueber- haupt aber ſieht man, daß alle Laͤnder, worin der Hand- Lohn theurer iſt, die mehrſten Leute an ſich locken. (d) Der Deutſche will alles ſeyn, und goͤnnt es den ſo ſehr geprieſenen Nationen nicht, ihn mit Saͤngern, Tanz- meiſtern und Comoͤdianten ꝛc. ꝛc. zu verſorgen. Die Natur ſcheint ihm gleichwol eine anſtaͤndigere Rolle an- gewieſen zu haben; und man ſieht taͤglich, daß von hun- dert gehorſamen Dienern, keiner die Wuͤrde und die Zuverſicht eines Bauren habe, der wie ein Quaker guten Tag ſagt, und mit den vornehmſten Herrn ohne Verle- genheit ſpricht. Man kann die Verbeugungen von einer gleichen Anzahl Leuten in Holland und Deutſchland wie 1 zu 50 rechnen. (e) Von dem Engliſchen und Hollaͤndiſchen Landmanne kann man ſagen, daß er der Bauer in ſeiner Groͤſſe ſey. §. 73. Von ihrer vermeintlichen Neigung zu proceſſen. Jhre Neigung zu Proceſſen (a) iſt zum Theil ein der-
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Oſnabruͤckſche Geſchichte
⁽c⁾
welches ſonſt nach unſerer Lage auf einem nicht ergiebi-
gen Boden ſehr zu beſorgen waͤre, zu verhindern. Ueber-
haupt aber ſieht man, daß alle Laͤnder, worin der Hand-
Lohn theurer iſt, die mehrſten Leute an ſich locken.
⁽d⁾ Der Deutſche will alles ſeyn, und goͤnnt es den ſo ſehr
geprieſenen Nationen nicht, ihn mit Saͤngern, Tanz-
meiſtern und Comoͤdianten ꝛc. ꝛc. zu verſorgen. Die
Natur ſcheint ihm gleichwol eine anſtaͤndigere Rolle an-
gewieſen zu haben; und man ſieht taͤglich, daß von hun-
dert gehorſamen Dienern, keiner die Wuͤrde und die
Zuverſicht eines Bauren habe, der wie ein Quaker guten
Tag ſagt, und mit den vornehmſten Herrn ohne Verle-
genheit ſpricht. Man kann die Verbeugungen von einer
gleichen Anzahl Leuten in Holland und Deutſchland wie
1 zu 50 rechnen.
⁽e⁾ Von dem Engliſchen und Hollaͤndiſchen Landmanne kann
man ſagen, daß er der Bauer in ſeiner Groͤſſe ſey.
§. 73.
Von ihrer vermeintlichen Neigung
zu proceſſen.
Jhre Neigung zu Proceſſen
⁽a⁾
iſt zum Theil ein
nothwendiges Uebel, zum Theil aber auch ein Fehler
unſrer Art ihre ſtreitigen Sachen zu entſcheiden. Jhre
einzelnen Hoͤfe haben viele Graͤnze und auſſer denſel-
ben faſt uͤberall Gemeinſchaft, wovon ein jeder gern
etwas erhalten, oder doch nicht verlieren mogte.
⁽b⁾
Die Gemeinheiten oder Marken liegen gegen einan-
der offen, und faſt uͤberall iſt Local-Recht,
⁽c⁾
ja oft
gar keines. Die Gerichts-Hoͤfe kennen ſolches nicht
immer, und beruhigen die Partheyen nicht, die naͤher
und beſſer urtheilen. Der groͤſte Fehler aber iſt,
daß man faſt alle Frieden,
⁽d⁾
und ihre Rechts-
Weiſungen geſprengt, die Klops-Leute
⁽e⁾
in Sun-
der-
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