Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.
Vom Athemzug der lauen Nacht beglückt, Nicht ahnend, welche schmeichelnde Gefahr Auf ihre Tugend nah' und näher rückt? Thereile. Du bist ein Schalk! Dieß ist nicht wahr! König. Gestatte wenigstens, daß wir nun scheiden, Und, möcht' es seyn, für immerdar; Ich sehe keine Rettung sonst uns Beiden, Wenn nicht dein Herz, verbot'ner Liebe voll, So wie das meine, ganz verzweifeln soll. Thereile. O Gimpel! ich muß lachen über dich. Leb' wohl für heute. Morgen siehst du mich. (Sie stößt ihn fort.) Sechste Scene. Thereile (allein; nach einer Pause, auffahrend). O Lügner, Lügner! schau' mir in's Gesicht! Sprich frei und frech, du liebst Thereile nicht! Dieß nur zu denken zitterte mein Herz, Und hinterlegte sich's mit kümmerlichem Scherz. Nun steh mir, Rache, bei ...! Doch dieß ist so: Von nun an wird Thereile nimmer froh. Hätt' ich den Hunger eines Tigers nur, Dein falsches Blut auf Einmal auszusaugen! Ha, triumphire nur, du Scheusal der Natur,
Vom Athemzug der lauen Nacht beglückt, Nicht ahnend, welche ſchmeichelnde Gefahr Auf ihre Tugend nah’ und näher rückt? Thereile. Du biſt ein Schalk! Dieß iſt nicht wahr! König. Geſtatte wenigſtens, daß wir nun ſcheiden, Und, möcht’ es ſeyn, für immerdar; Ich ſehe keine Rettung ſonſt uns Beiden, Wenn nicht dein Herz, verbot’ner Liebe voll, So wie das meine, ganz verzweifeln ſoll. Thereile. O Gimpel! ich muß lachen über dich. Leb’ wohl für heute. Morgen ſiehſt du mich. (Sie ſtößt ihn fort.) Sechste Scene. Thereile (allein; nach einer Pauſe, auffahrend). O Lügner, Lügner! ſchau’ mir in’s Geſicht! Sprich frei und frech, du liebſt Thereile nicht! Dieß nur zu denken zitterte mein Herz, Und hinterlegte ſich’s mit kümmerlichem Scherz. Nun ſteh mir, Rache, bei …! Doch dieß iſt ſo: Von nun an wird Thereile nimmer froh. Hätt’ ich den Hunger eines Tigers nur, Dein falſches Blut auf Einmal auszuſaugen! Ha, triumphire nur, du Scheuſal der Natur, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#koe"> <p><pb facs="#f0182" n="174"/> Vom Athemzug der lauen Nacht beglückt,<lb/> Nicht ahnend, welche ſchmeichelnde Gefahr<lb/> Auf ihre Tugend nah’ und näher rückt?</p> </sp><lb/> <sp who="#the"> <speaker><hi rendition="#g">Thereile</hi>.</speaker><lb/> <p>Du biſt ein Schalk! Dieß iſt nicht wahr!</p> </sp><lb/> <sp who="#koe"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Geſtatte wenigſtens, daß wir nun ſcheiden,<lb/> Und, möcht’ es ſeyn, für immerdar;<lb/> Ich ſehe keine Rettung ſonſt uns Beiden,<lb/> Wenn nicht dein Herz, verbot’ner Liebe voll,<lb/> So wie das meine, ganz verzweifeln ſoll.</p> </sp><lb/> <sp who="#the"> <speaker><hi rendition="#g">Thereile</hi>.</speaker><lb/> <p>O Gimpel! ich muß lachen über dich.<lb/> Leb’ wohl für heute. Morgen ſiehſt du mich.</p><lb/> <stage>(Sie ſtößt ihn fort.)</stage> </sp> </div><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Sechste Scene</hi>.</head><lb/> <sp who="#the"> <speaker> <hi rendition="#g">Thereile</hi> </speaker><lb/> <stage>(allein; nach einer Pauſe, auffahrend).</stage><lb/> <p>O Lügner, Lügner! ſchau’ mir in’s Geſicht!<lb/> Sprich frei und frech, du liebſt Thereile nicht!<lb/> Dieß nur zu denken zitterte mein Herz,<lb/> Und hinterlegte ſich’s mit kümmerlichem Scherz.<lb/> Nun ſteh mir, Rache, bei …! Doch dieß iſt ſo:<lb/> Von nun an wird Thereile nimmer froh.<lb/> Hätt’ ich den Hunger eines Tigers nur,<lb/> Dein falſches Blut auf Einmal auszuſaugen!<lb/> Ha, triumphire nur, du Scheuſal der Natur,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [174/0182]
Vom Athemzug der lauen Nacht beglückt,
Nicht ahnend, welche ſchmeichelnde Gefahr
Auf ihre Tugend nah’ und näher rückt?
Thereile.
Du biſt ein Schalk! Dieß iſt nicht wahr!
König.
Geſtatte wenigſtens, daß wir nun ſcheiden,
Und, möcht’ es ſeyn, für immerdar;
Ich ſehe keine Rettung ſonſt uns Beiden,
Wenn nicht dein Herz, verbot’ner Liebe voll,
So wie das meine, ganz verzweifeln ſoll.
Thereile.
O Gimpel! ich muß lachen über dich.
Leb’ wohl für heute. Morgen ſiehſt du mich.
(Sie ſtößt ihn fort.)
Sechste Scene.
Thereile
(allein; nach einer Pauſe, auffahrend).
O Lügner, Lügner! ſchau’ mir in’s Geſicht!
Sprich frei und frech, du liebſt Thereile nicht!
Dieß nur zu denken zitterte mein Herz,
Und hinterlegte ſich’s mit kümmerlichem Scherz.
Nun ſteh mir, Rache, bei …! Doch dieß iſt ſo:
Von nun an wird Thereile nimmer froh.
Hätt’ ich den Hunger eines Tigers nur,
Dein falſches Blut auf Einmal auszuſaugen!
Ha, triumphire nur, du Scheuſal der Natur,
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten01_1832/182>, abgerufen am 22.02.2025. |