Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Fackeln tragend, Später im Lärmen des Fests Stahlen wir seitwärts uns Beide Weg, nach den Schatten des Gartens wandelnd, Wo im Gebüsche die Rosen brannten, Wo der Mondstrahl um Lilien zuckte, Wo die Bäume vom Nachtthau troffen. Und nun strich sie mir, stillestehend, Seltsamen Blicks mit dem Finger die Schläfe, Jählings versank ich in tiefen Schlummer, Aber gestärkt vom Wunderschlafe Bin ich erwacht zu glückseligen Tagen, Führte die seltsame Braut in mein Haus ein. III. Ein Irrsal kam in die Mondscheingärten Einer einst heiligen Liebe. Schaudernd entdeckt' ich verjährten Betrug. Fackeln tragend, Spaͤter im Laͤrmen des Feſts Stahlen wir ſeitwaͤrts uns Beide Weg, nach den Schatten des Gartens wandelnd, Wo im Gebuͤſche die Roſen brannten, Wo der Mondſtrahl um Lilien zuckte, Wo die Baͤume vom Nachtthau troffen. Und nun ſtrich ſie mir, ſtilleſtehend, Seltſamen Blicks mit dem Finger die Schlaͤfe, Jaͤhlings verſank ich in tiefen Schlummer, Aber geſtaͤrkt vom Wunderſchlafe Bin ich erwacht zu gluͤckſeligen Tagen, Fuͤhrte die ſeltſame Braut in mein Haus ein. III. Ein Irrſal kam in die Mondſcheingaͤrten Einer einſt heiligen Liebe. Schaudernd entdeckt' ich verjaͤhrten Betrug. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0248" n="232"/> <l>Fackeln tragend,</l><lb/> <l>Feierlich ſtumm.</l><lb/> <l>Und in der Mitte,</l><lb/> <l>Mich an der rechten Hand,</l><lb/> <l>Schwarzgekleidet geht einfach die Braut,</l><lb/> <l>Schoͤngefaltet ein Scharlachtuch</l><lb/> <l>Liegt um den zierlichen Kopf geſchlagen;</l><lb/> <l>Laͤchelnd geht ſie dahin;</l><lb/> <l>Das Mahl ſchon duftet.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Spaͤter im Laͤrmen des Feſts</l><lb/> <l>Stahlen wir ſeitwaͤrts uns Beide</l><lb/> <l>Weg, nach den Schatten des Gartens wandelnd,</l><lb/> <l>Wo im Gebuͤſche die Roſen brannten,</l><lb/> <l>Wo der Mondſtrahl um Lilien zuckte,</l><lb/> <l>Wo die Baͤume vom Nachtthau troffen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Und nun ſtrich ſie mir, ſtilleſtehend,</l><lb/> <l>Seltſamen Blicks mit dem Finger die Schlaͤfe,</l><lb/> <l>Jaͤhlings verſank ich in tiefen Schlummer,</l><lb/> <l>Aber geſtaͤrkt vom Wunderſchlafe</l><lb/> <l>Bin ich erwacht zu gluͤckſeligen Tagen,</l><lb/> <l>Fuͤhrte die ſeltſame Braut in mein Haus ein.</l><lb/> </lg> </lg> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq #b">III.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein Irrſal kam in die Mondſcheingaͤrten</l><lb/> <l>Einer einſt heiligen Liebe.</l><lb/> <l>Schaudernd entdeckt' ich verjaͤhrten Betrug.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [232/0248]
Fackeln tragend,
Feierlich ſtumm.
Und in der Mitte,
Mich an der rechten Hand,
Schwarzgekleidet geht einfach die Braut,
Schoͤngefaltet ein Scharlachtuch
Liegt um den zierlichen Kopf geſchlagen;
Laͤchelnd geht ſie dahin;
Das Mahl ſchon duftet.
Spaͤter im Laͤrmen des Feſts
Stahlen wir ſeitwaͤrts uns Beide
Weg, nach den Schatten des Gartens wandelnd,
Wo im Gebuͤſche die Roſen brannten,
Wo der Mondſtrahl um Lilien zuckte,
Wo die Baͤume vom Nachtthau troffen.
Und nun ſtrich ſie mir, ſtilleſtehend,
Seltſamen Blicks mit dem Finger die Schlaͤfe,
Jaͤhlings verſank ich in tiefen Schlummer,
Aber geſtaͤrkt vom Wunderſchlafe
Bin ich erwacht zu gluͤckſeligen Tagen,
Fuͤhrte die ſeltſame Braut in mein Haus ein.
III.
Ein Irrſal kam in die Mondſcheingaͤrten
Einer einſt heiligen Liebe.
Schaudernd entdeckt' ich verjaͤhrten Betrug.
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