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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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weil er mit ihren Kindern so freundlich that, und
sich so zu ihnen herabzulassen wußte.

Während daß er mit ihnen spielte, kam
Frau Held mit Marianen und Karolinen, um
ihn zu einem Spatziergang abzuholen. Sie spra-
chen noch eine Zeitlang mit Annen, und giengen
dann, durch das nächste Wäldchen, dem Schloß
zu. Siegwart erzählte ihnen, wie er seine Zeit
in dem Dorf zugebracht habe, und machte ihnen
durch seine Schilderung viele Freude. Den Mit-
tag assen sie zusammen im Gartensaal, und nach
dem Essen spielte Frau Held auf dem Flügel. Ge-
gen Abend nahm Siegwart Abschied, nachdem er
erst versprochen hatte, den andern Tag wieder zu
kommen, zumal da Mariane sagte, ihre Mutter
würde dann ein paar Tage bey ihnen zubringen,
und also würde er dann nicht herauskommen kön-
nen. Er versprach auch, seine Flöte mitzubringen.
Sie begleiteten ihn noch eine halbe Stunde weit.
Er küßte seine Mariane aufs zärlichste, und nahm
von Frau Held und Karolinen Abschied.

Den andern Morgen war das Wetter sehr schwül,
und ein Gewitter zog nach dem andern vorbey.
Er sah alle Augenblicke nach dem Himmel, und
war sehr besorgt, er möchte nicht aufs Landguth



weil er mit ihren Kindern ſo freundlich that, und
ſich ſo zu ihnen herabzulaſſen wußte.

Waͤhrend daß er mit ihnen ſpielte, kam
Frau Held mit Marianen und Karolinen, um
ihn zu einem Spatziergang abzuholen. Sie ſpra-
chen noch eine Zeitlang mit Annen, und giengen
dann, durch das naͤchſte Waͤldchen, dem Schloß
zu. Siegwart erzaͤhlte ihnen, wie er ſeine Zeit
in dem Dorf zugebracht habe, und machte ihnen
durch ſeine Schilderung viele Freude. Den Mit-
tag aſſen ſie zuſammen im Gartenſaal, und nach
dem Eſſen ſpielte Frau Held auf dem Fluͤgel. Ge-
gen Abend nahm Siegwart Abſchied, nachdem er
erſt verſprochen hatte, den andern Tag wieder zu
kommen, zumal da Mariane ſagte, ihre Mutter
wuͤrde dann ein paar Tage bey ihnen zubringen,
und alſo wuͤrde er dann nicht herauskommen koͤn-
nen. Er verſprach auch, ſeine Floͤte mitzubringen.
Sie begleiteten ihn noch eine halbe Stunde weit.
Er kuͤßte ſeine Mariane aufs zaͤrlichſte, und nahm
von Frau Held und Karolinen Abſchied.

Den andern Morgen war das Wetter ſehr ſchwuͤl,
und ein Gewitter zog nach dem andern vorbey.
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[853/0433] weil er mit ihren Kindern ſo freundlich that, und ſich ſo zu ihnen herabzulaſſen wußte. Waͤhrend daß er mit ihnen ſpielte, kam Frau Held mit Marianen und Karolinen, um ihn zu einem Spatziergang abzuholen. Sie ſpra- chen noch eine Zeitlang mit Annen, und giengen dann, durch das naͤchſte Waͤldchen, dem Schloß zu. Siegwart erzaͤhlte ihnen, wie er ſeine Zeit in dem Dorf zugebracht habe, und machte ihnen durch ſeine Schilderung viele Freude. Den Mit- tag aſſen ſie zuſammen im Gartenſaal, und nach dem Eſſen ſpielte Frau Held auf dem Fluͤgel. Ge- gen Abend nahm Siegwart Abſchied, nachdem er erſt verſprochen hatte, den andern Tag wieder zu kommen, zumal da Mariane ſagte, ihre Mutter wuͤrde dann ein paar Tage bey ihnen zubringen, und alſo wuͤrde er dann nicht herauskommen koͤn- nen. Er verſprach auch, ſeine Floͤte mitzubringen. Sie begleiteten ihn noch eine halbe Stunde weit. Er kuͤßte ſeine Mariane aufs zaͤrlichſte, und nahm von Frau Held und Karolinen Abſchied. Den andern Morgen war das Wetter ſehr ſchwuͤl, und ein Gewitter zog nach dem andern vorbey. Er ſah alle Augenblicke nach dem Himmel, und war ſehr beſorgt, er moͤchte nicht aufs Landguth

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 853. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/433>, abgerufen am 27.04.2024.