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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Das Heute.
Das Heut ist einem jungen Weibe gleich.
Schlag Mitternacht wird ihm die Wange bleich.
Es schaudert. Einen vollen Becher faßt
Es gierig noch und schlürft in toller Hast.
Der üpp'ge Mund, indem er lechzt und trinkt,
Entfärbt sich und verwelkt. Der Becher sinkt.
Langsam zieht es den Kranz sich aus dem Haar.
Das Haar ergraut, das eben braun noch war.
Tiefrunzelt sich das schöne schuld'ge Haupt.
Zusammenbricht das Knie, der Kraft beraubt.
Die Horen kleiden dicht in Schleier ein
Und führen weg ein greises Mütterlein.

Das Heute.
Das Heut iſt einem jungen Weibe gleich.
Schlag Mitternacht wird ihm die Wange bleich.
Es ſchaudert. Einen vollen Becher faßt
Es gierig noch und ſchlürft in toller Haſt.
Der üpp'ge Mund, indem er lechzt und trinkt,
Entfärbt ſich und verwelkt. Der Becher ſinkt.
Langſam zieht es den Kranz ſich aus dem Haar.
Das Haar ergraut, das eben braun noch war.
Tiefrunzelt ſich das ſchöne ſchuld'ge Haupt.
Zuſammenbricht das Knie, der Kraft beraubt.
Die Horen kleiden dicht in Schleier ein
Und führen weg ein greiſes Mütterlein.

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[68/0082] Das Heute. Das Heut iſt einem jungen Weibe gleich. Schlag Mitternacht wird ihm die Wange bleich. Es ſchaudert. Einen vollen Becher faßt Es gierig noch und ſchlürft in toller Haſt. Der üpp'ge Mund, indem er lechzt und trinkt, Entfärbt ſich und verwelkt. Der Becher ſinkt. Langſam zieht es den Kranz ſich aus dem Haar. Das Haar ergraut, das eben braun noch war. Tiefrunzelt ſich das ſchöne ſchuld'ge Haupt. Zuſammenbricht das Knie, der Kraft beraubt. Die Horen kleiden dicht in Schleier ein Und führen weg ein greiſes Mütterlein.

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/82>, abgerufen am 22.12.2024.