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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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Es ist wegen der Eindeckung nothwendig, daß die oberste Latte
so nahe wie möglich an der First des Daches angenagelt werde, ge-
wöhnlich 2 Zoll von der First abwärts, damit die Hohlsteine, welche
man zur Eindeckung der First verwendet, so viel wie möglich überdecken.
Eben so pflegt man die untersten Steine so zu legen, daß sie 5 Zoll
mit ihrer untern Kante über das Dachgesims überreichen.

Das Einlatten wird zuweilen vom Maurer, zuweilen vom Zim-
mermann besorgt, wie man es abmacht.

Es giebt zweierlei Arten von Latten, schwache und starke, die
schwachen sind 11/2 Zoll hoch 21/2 Zoll breit; die starken 11/2 Zoll
hoch 3 Zoll breit.

Die Latten werden mit ihrer breiten Seite nach oben aufge-
nagelt. Der starken Latten bedient man sich nur bei schwereren Dä-
chern, oder wenn die Entfernung der Sparren groß ist.

Man muß bei einem nach zwei Seiten geneigten Dache immer
beide Seiten zugleich eindecken, um durch gleichmäßige Belastung im
Gleichgewicht zu bleiben, damit nicht ein Sparren mehr schiebe als
der damit verbundene.

Soll ein Ziegeldach dauerhaft werden, so muß jeder Dachstein
den andern mindestens um 3 Zoll, besser aber mindestens um 4 Zoll
weit überdecken, weil sonst, besonders bei flacherer Ein-
deckung,
der Sturm den Regen und den Schnee unter der Ueber-
deckung hinauftreibt, wenn dieselbe nicht hinlänglich breit gewesen ist.
Auch liegen die Steine gegen den Sturm ungleich fester, je mehr sie
einander überdecken. Neue Dachsteine ziehen, wenn sie den ersten
Winter liegen, eine Menge Feuchtigkeit an, und lassen dieselbe durch
ihre feinen Poren durchträufeln, späterhin wenn sie sich, wie die Mau-
rer es nennen, vollgesogen haben, ist dies nicht mehr der Fall,
dann halten sie dicht gegen den Regen. Gegen Schneetreiben aber
halten sie nur dann dicht, wenn sie böhmisch in Kalk gelegt wurden.
Je ebener die Dachfläche ist, d. h. je weniger Unterbrechungen durch
Schornsteine, Dachfenster, Dachkehlen, Dachlucken etc. in einem Dache
vorkommen, desto dichter kann es eingedeckt werden, und desto länger
widersteht es dem Wetter.

Man hat also sehr darauf zu sehen, daß bei Ziegeldächern sich
diese Gegenstände nicht zu sehr häufen, weil sie ungeachtet alljähriger
Reparaturen, welche sie verursachen, doch nicht dicht zu bekommen
sind, wenn man nicht nebenbei viel Metalleindeckung verwendet, welche
aber für gewöhnliche Fälle zu kostbar wird. Die Eindeckung wird
immer mit der untersten Lattenreihe angefangen, und zwar in der

Es iſt wegen der Eindeckung nothwendig, daß die oberſte Latte
ſo nahe wie möglich an der Firſt des Daches angenagelt werde, ge-
wöhnlich 2 Zoll von der Firſt abwärts, damit die Hohlſteine, welche
man zur Eindeckung der Firſt verwendet, ſo viel wie möglich überdecken.
Eben ſo pflegt man die unterſten Steine ſo zu legen, daß ſie 5 Zoll
mit ihrer untern Kante über das Dachgeſims überreichen.

Das Einlatten wird zuweilen vom Maurer, zuweilen vom Zim-
mermann beſorgt, wie man es abmacht.

Es giebt zweierlei Arten von Latten, ſchwache und ſtarke, die
ſchwachen ſind 1½ Zoll hoch 2½ Zoll breit; die ſtarken 1½ Zoll
hoch 3 Zoll breit.

Die Latten werden mit ihrer breiten Seite nach oben aufge-
nagelt. Der ſtarken Latten bedient man ſich nur bei ſchwereren Dä-
chern, oder wenn die Entfernung der Sparren groß iſt.

Man muß bei einem nach zwei Seiten geneigten Dache immer
beide Seiten zugleich eindecken, um durch gleichmäßige Belaſtung im
Gleichgewicht zu bleiben, damit nicht ein Sparren mehr ſchiebe als
der damit verbundene.

Soll ein Ziegeldach dauerhaft werden, ſo muß jeder Dachſtein
den andern mindeſtens um 3 Zoll, beſſer aber mindeſtens um 4 Zoll
weit überdecken, weil ſonſt, beſonders bei flacherer Ein-
deckung,
der Sturm den Regen und den Schnee unter der Ueber-
deckung hinauftreibt, wenn dieſelbe nicht hinlänglich breit geweſen iſt.
Auch liegen die Steine gegen den Sturm ungleich feſter, je mehr ſie
einander überdecken. Neue Dachſteine ziehen, wenn ſie den erſten
Winter liegen, eine Menge Feuchtigkeit an, und laſſen dieſelbe durch
ihre feinen Poren durchträufeln, ſpäterhin wenn ſie ſich, wie die Mau-
rer es nennen, vollgeſogen haben, iſt dies nicht mehr der Fall,
dann halten ſie dicht gegen den Regen. Gegen Schneetreiben aber
halten ſie nur dann dicht, wenn ſie böhmiſch in Kalk gelegt wurden.
Je ebener die Dachfläche iſt, d. h. je weniger Unterbrechungen durch
Schornſteine, Dachfenſter, Dachkehlen, Dachlucken ꝛc. in einem Dache
vorkommen, deſto dichter kann es eingedeckt werden, und deſto länger
widerſteht es dem Wetter.

Man hat alſo ſehr darauf zu ſehen, daß bei Ziegeldächern ſich
dieſe Gegenſtände nicht zu ſehr häufen, weil ſie ungeachtet alljähriger
Reparaturen, welche ſie verurſachen, doch nicht dicht zu bekommen
ſind, wenn man nicht nebenbei viel Metalleindeckung verwendet, welche
aber für gewöhnliche Fälle zu koſtbar wird. Die Eindeckung wird
immer mit der unterſten Lattenreihe angefangen, und zwar in der

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[271/0281] Es iſt wegen der Eindeckung nothwendig, daß die oberſte Latte ſo nahe wie möglich an der Firſt des Daches angenagelt werde, ge- wöhnlich 2 Zoll von der Firſt abwärts, damit die Hohlſteine, welche man zur Eindeckung der Firſt verwendet, ſo viel wie möglich überdecken. Eben ſo pflegt man die unterſten Steine ſo zu legen, daß ſie 5 Zoll mit ihrer untern Kante über das Dachgeſims überreichen. Das Einlatten wird zuweilen vom Maurer, zuweilen vom Zim- mermann beſorgt, wie man es abmacht. Es giebt zweierlei Arten von Latten, ſchwache und ſtarke, die ſchwachen ſind 1½ Zoll hoch 2½ Zoll breit; die ſtarken 1½ Zoll hoch 3 Zoll breit. Die Latten werden mit ihrer breiten Seite nach oben aufge- nagelt. Der ſtarken Latten bedient man ſich nur bei ſchwereren Dä- chern, oder wenn die Entfernung der Sparren groß iſt. Man muß bei einem nach zwei Seiten geneigten Dache immer beide Seiten zugleich eindecken, um durch gleichmäßige Belaſtung im Gleichgewicht zu bleiben, damit nicht ein Sparren mehr ſchiebe als der damit verbundene. Soll ein Ziegeldach dauerhaft werden, ſo muß jeder Dachſtein den andern mindeſtens um 3 Zoll, beſſer aber mindeſtens um 4 Zoll weit überdecken, weil ſonſt, beſonders bei flacherer Ein- deckung, der Sturm den Regen und den Schnee unter der Ueber- deckung hinauftreibt, wenn dieſelbe nicht hinlänglich breit geweſen iſt. Auch liegen die Steine gegen den Sturm ungleich feſter, je mehr ſie einander überdecken. Neue Dachſteine ziehen, wenn ſie den erſten Winter liegen, eine Menge Feuchtigkeit an, und laſſen dieſelbe durch ihre feinen Poren durchträufeln, ſpäterhin wenn ſie ſich, wie die Mau- rer es nennen, vollgeſogen haben, iſt dies nicht mehr der Fall, dann halten ſie dicht gegen den Regen. Gegen Schneetreiben aber halten ſie nur dann dicht, wenn ſie böhmiſch in Kalk gelegt wurden. Je ebener die Dachfläche iſt, d. h. je weniger Unterbrechungen durch Schornſteine, Dachfenſter, Dachkehlen, Dachlucken ꝛc. in einem Dache vorkommen, deſto dichter kann es eingedeckt werden, und deſto länger widerſteht es dem Wetter. Man hat alſo ſehr darauf zu ſehen, daß bei Ziegeldächern ſich dieſe Gegenſtände nicht zu ſehr häufen, weil ſie ungeachtet alljähriger Reparaturen, welche ſie verurſachen, doch nicht dicht zu bekommen ſind, wenn man nicht nebenbei viel Metalleindeckung verwendet, welche aber für gewöhnliche Fälle zu koſtbar wird. Die Eindeckung wird immer mit der unterſten Lattenreihe angefangen, und zwar in der

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/281>, abgerufen am 26.04.2024.