Ueber die Ursachen der fortschreitenden Wohlfahrt.
halb der Machtsphäre der wirthschaftenden Menschen liegen, diesen Letzteren als Zufälle erscheinen.
Der grosse oder geringere Grad von Sicherheit in der Voraussicht der Qualität und Quantität des Productes, über wel- ches die Menschen durch den Besitz der zu seiner Hervor- bringung erforderlichen Güter höherer Ordnung verfügen, hängt von der mehr oder minder vollständigen Erkenntniss der im ur- sächlichen Zusammenhange mit der Production jener Güter ste- henden Elemente des Causal-Processes und der mehr oder minder vollständigen Unterwerfung derselben unter die Verfügung der Menschen ab. Der Grad der Unsicherheit in den beiden obigen Rücksichten ist durch das Gegentheil bedingt. Je mehr Ele- mente bei dem Causal-Processe der Güterentstehung mitwirken, die wir nicht kennen, oder über die wir, wofern wir sie kennen, nicht zu verfügen vermögen, das ist, eine je grössere Anzahl die- ser Elemente keine Güterqualität besitzt, um so grösser ist auch die menschliche Unsicherheit über die Qualität und Quantität des Productes des ganzen Causal-Processes, nämlich der ent- sprechenden Güter niederer Ordnung.
Diese Unsicherheit ist nun eines der wesentlichsten Momente der ökonomischen Unsicherheit der Menschen und wie wir in der Folge sehen werden, von der grössten practischen Bedeutung für die menschliche Wirthschaft.
§. 5. Ueber die Ursachen der fortschreitenden Wohlfahrt der Menschen.
"Die grösste Zunahme in der hervorbringenden Kraft der Arbeit," sagt Adam Smith, "und die Vermehrung der Geschick- lichkeit, Fertigkeit und Einsicht, womit die Arbeit überall ge- leitet oder verrichtet wird, scheint eine Wirkung der Arbeits- theilung gewesen zu sein" *) und "die grosse, durch die Arbeits- theilung herbeigeführte Vermehrung der Producte in den ver- schiedenen Gewerben bewirkt in einer gut regierten Gesellschaft jene allgemeine Wohlhabenheit, welche sich bis in die untersten Volksschichten erstreckt" **).
*) Wealth. of. Nat. B. I. Ch. 1. Basil 1801, T. 1, S. 6.
**) ibid. S. 11, ff.
Ueber die Ursachen der fortschreitenden Wohlfahrt.
halb der Machtsphäre der wirthschaftenden Menschen liegen, diesen Letzteren als Zufälle erscheinen.
Der grosse oder geringere Grad von Sicherheit in der Voraussicht der Qualität und Quantität des Productes, über wel- ches die Menschen durch den Besitz der zu seiner Hervor- bringung erforderlichen Güter höherer Ordnung verfügen, hängt von der mehr oder minder vollständigen Erkenntniss der im ur- sächlichen Zusammenhange mit der Production jener Güter ste- henden Elemente des Causal-Processes und der mehr oder minder vollständigen Unterwerfung derselben unter die Verfügung der Menschen ab. Der Grad der Unsicherheit in den beiden obigen Rücksichten ist durch das Gegentheil bedingt. Je mehr Ele- mente bei dem Causal-Processe der Güterentstehung mitwirken, die wir nicht kennen, oder über die wir, wofern wir sie kennen, nicht zu verfügen vermögen, das ist, eine je grössere Anzahl die- ser Elemente keine Güterqualität besitzt, um so grösser ist auch die menschliche Unsicherheit über die Qualität und Quantität des Productes des ganzen Causal-Processes, nämlich der ent- sprechenden Güter niederer Ordnung.
Diese Unsicherheit ist nun eines der wesentlichsten Momente der ökonomischen Unsicherheit der Menschen und wie wir in der Folge sehen werden, von der grössten practischen Bedeutung für die menschliche Wirthschaft.
§. 5. Ueber die Ursachen der fortschreitenden Wohlfahrt der Menschen.
„Die grösste Zunahme in der hervorbringenden Kraft der Arbeit,“ sagt Adam Smith, „und die Vermehrung der Geschick- lichkeit, Fertigkeit und Einsicht, womit die Arbeit überall ge- leitet oder verrichtet wird, scheint eine Wirkung der Arbeits- theilung gewesen zu sein“ *) und „die grosse, durch die Arbeits- theilung herbeigeführte Vermehrung der Producte in den ver- schiedenen Gewerben bewirkt in einer gut regierten Gesellschaft jene allgemeine Wohlhabenheit, welche sich bis in die untersten Volksschichten erstreckt“ **).
*) Wealth. of. Nat. B. I. Ch. 1. Basil 1801, T. 1, S. 6.
**) ibid. S. 11, ff.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbn="26"facs="#f0044"/><fwtype="header"place="top">Ueber die Ursachen der fortschreitenden Wohlfahrt.</fw><lb/>
halb der Machtsphäre der wirthschaftenden Menschen liegen,<lb/>
diesen Letzteren als Zufälle erscheinen.</p><lb/><p>Der grosse oder geringere Grad von Sicherheit in der<lb/>
Voraussicht der Qualität und Quantität des Productes, über wel-<lb/>
ches die Menschen durch den Besitz der zu seiner Hervor-<lb/>
bringung erforderlichen Güter höherer Ordnung verfügen, hängt<lb/>
von der mehr oder minder vollständigen Erkenntniss der im ur-<lb/>
sächlichen Zusammenhange mit der Production jener Güter ste-<lb/>
henden Elemente des Causal-Processes und der mehr oder minder<lb/>
vollständigen Unterwerfung derselben unter die Verfügung der<lb/>
Menschen ab. Der Grad der Unsicherheit in den beiden obigen<lb/>
Rücksichten ist durch das Gegentheil bedingt. Je mehr Ele-<lb/>
mente bei dem Causal-Processe der Güterentstehung mitwirken,<lb/>
die wir nicht kennen, oder über die wir, wofern wir sie kennen,<lb/>
nicht zu verfügen vermögen, das ist, eine je grössere Anzahl die-<lb/>
ser Elemente keine Güterqualität besitzt, um so grösser ist auch<lb/>
die menschliche Unsicherheit über die Qualität und Quantität<lb/>
des Productes des ganzen Causal-Processes, nämlich der ent-<lb/>
sprechenden Güter niederer Ordnung.</p><lb/><p>Diese Unsicherheit ist nun eines der wesentlichsten Momente<lb/>
der ökonomischen Unsicherheit der Menschen und wie wir in<lb/>
der Folge sehen werden, von der grössten practischen Bedeutung<lb/>
für die menschliche Wirthschaft.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 5.<lb/>
Ueber die Ursachen der fortschreitenden Wohlfahrt der Menschen.</head><lb/><p>„Die grösste Zunahme in der hervorbringenden Kraft der<lb/>
Arbeit,“ sagt Adam Smith, „und die Vermehrung der Geschick-<lb/>
lichkeit, Fertigkeit und Einsicht, womit die Arbeit überall ge-<lb/>
leitet oder verrichtet wird, scheint eine Wirkung der Arbeits-<lb/>
theilung gewesen zu sein“<noteplace="foot"n="*)">Wealth. of. Nat. B. I. Ch. 1. Basil 1801, T. 1, S. 6.</note> und „die grosse, durch die Arbeits-<lb/>
theilung herbeigeführte Vermehrung der Producte in den ver-<lb/>
schiedenen Gewerben bewirkt in einer gut regierten Gesellschaft<lb/>
jene allgemeine Wohlhabenheit, welche sich bis in die untersten<lb/>
Volksschichten erstreckt“<noteplace="foot"n="**)">ibid. S. 11, ff.</note>.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[26/0044]
Ueber die Ursachen der fortschreitenden Wohlfahrt.
halb der Machtsphäre der wirthschaftenden Menschen liegen,
diesen Letzteren als Zufälle erscheinen.
Der grosse oder geringere Grad von Sicherheit in der
Voraussicht der Qualität und Quantität des Productes, über wel-
ches die Menschen durch den Besitz der zu seiner Hervor-
bringung erforderlichen Güter höherer Ordnung verfügen, hängt
von der mehr oder minder vollständigen Erkenntniss der im ur-
sächlichen Zusammenhange mit der Production jener Güter ste-
henden Elemente des Causal-Processes und der mehr oder minder
vollständigen Unterwerfung derselben unter die Verfügung der
Menschen ab. Der Grad der Unsicherheit in den beiden obigen
Rücksichten ist durch das Gegentheil bedingt. Je mehr Ele-
mente bei dem Causal-Processe der Güterentstehung mitwirken,
die wir nicht kennen, oder über die wir, wofern wir sie kennen,
nicht zu verfügen vermögen, das ist, eine je grössere Anzahl die-
ser Elemente keine Güterqualität besitzt, um so grösser ist auch
die menschliche Unsicherheit über die Qualität und Quantität
des Productes des ganzen Causal-Processes, nämlich der ent-
sprechenden Güter niederer Ordnung.
Diese Unsicherheit ist nun eines der wesentlichsten Momente
der ökonomischen Unsicherheit der Menschen und wie wir in
der Folge sehen werden, von der grössten practischen Bedeutung
für die menschliche Wirthschaft.
§. 5.
Ueber die Ursachen der fortschreitenden Wohlfahrt der Menschen.
„Die grösste Zunahme in der hervorbringenden Kraft der
Arbeit,“ sagt Adam Smith, „und die Vermehrung der Geschick-
lichkeit, Fertigkeit und Einsicht, womit die Arbeit überall ge-
leitet oder verrichtet wird, scheint eine Wirkung der Arbeits-
theilung gewesen zu sein“ *) und „die grosse, durch die Arbeits-
theilung herbeigeführte Vermehrung der Producte in den ver-
schiedenen Gewerben bewirkt in einer gut regierten Gesellschaft
jene allgemeine Wohlhabenheit, welche sich bis in die untersten
Volksschichten erstreckt“ **).
*) Wealth. of. Nat. B. I. Ch. 1. Basil 1801, T. 1, S. 6.
**) ibid. S. 11, ff.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/44>, abgerufen am 28.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.