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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Vorschuss, weder in Kapital noch in Geld, sondern er erhält Geld
für verkaufte Waare.

Die Fälle, wo der Kunde von der Bank Kapital verlangt und
erhält, sind also sehr deutlich unterschieden von denen, wo er bloss
Geld vorgeschossen erhält oder bei der Bank kauft. Und da
namentlich Herr Loyd-Overstone nur in den allerseltensten Fällen
seine Fonds ohne Deckung vorzuschiessen pflegte (er war der
Bankier meiner Firma in Manchester), so ist ebenfalls klar, dass
seine schönen Schilderungen von den Massen Kapital, die die gross-
müthigen Bankiers den kapitalentbehrenden Fabrikanten vorschiessen,
arge Flunkerei sind.

Im Kapitel XXXII sagt Marx übrigens in der Hauptsache das-
selbe: "Die Nachfrage nach Zahlungsmitteln ist blosse Nachfrage
nach Umsetzbarkeit in Geld, soweit die Kaufleute und Pro-
ducenten gute Sicherheiten bieten können; sie ist Nachfrage nach
Geldkapital, soweit dies nicht der Fall ist, soweit also ein Vor-
schuss von Zahlungsmitteln ihnen nicht nur die Geldform gibt,
sondern auch das ihnen mangelnde Aequivalent, in welcher Form
es sei, zum Zahlen." -- Ferner in Kap. XXXIII: "Bei entwickeltem
Kreditwesen, wo sich das Geld in den Händen der Banken kon-
zentrirt, sind sie es, wenigstens nominell, die es vorschiessen.
Dieser Vorschusss bezieht sich nicht auf das in Cirkulation befind-
liche Geld. Es ist Vorschuss von Cirkulation, nicht Vorschuss
der Kapitale, die diese cirkulirt." -- Auch Herr Chapman, der es
wissen muss, bestätigt obige Auffassung des Diskontogeschäfts:
B. C. 1857: "Der Bankier hat den Wechsel, der Bankier hat den
Wechsel gekauft
." Evid. Frage 5139.

Wir kommen übrigens im Kap. XXVIII nochmals auf dieses
Thema zurück. -- F. E.]

"3744. Wollen Sie gefälligst beschreiben, was Sie unter dem
Ausdruck Kapital wirklich verstehn? -- [Antwort Overstone's]
Kapital besteht aus verschiednen Waaren, vermittelst deren das
Geschäft in Gang gehalten wird (capital consists of various commo-
dities, by the means of which trade is carried on); es gibt fixes
Kapital und es gibt cirkulirendes Kapital. Ihre Schiffe, Ihre Docks,
Ihre Werften sind fixes Kapital, Ihre Lebensmittel, Ihre Kleider u.s.w.
sind cirkulirendes Kapital.

"3745. Hat der Abfluss des Goldes ins Ausland schädliche Folgen
für England? -- Nicht solange man mit diesem Wort einen ratio-
nellen Sinn verbindet." [Nun kommt die alte Ricardo'sche Geld-
theorie].... "Im natürlichen Zustand der Dinge vertheilt sich das

Vorschuss, weder in Kapital noch in Geld, sondern er erhält Geld
für verkaufte Waare.

Die Fälle, wo der Kunde von der Bank Kapital verlangt und
erhält, sind also sehr deutlich unterschieden von denen, wo er bloss
Geld vorgeschossen erhält oder bei der Bank kauft. Und da
namentlich Herr Loyd-Overstone nur in den allerseltensten Fällen
seine Fonds ohne Deckung vorzuschiessen pflegte (er war der
Bankier meiner Firma in Manchester), so ist ebenfalls klar, dass
seine schönen Schilderungen von den Massen Kapital, die die gross-
müthigen Bankiers den kapitalentbehrenden Fabrikanten vorschiessen,
arge Flunkerei sind.

Im Kapitel XXXII sagt Marx übrigens in der Hauptsache das-
selbe: „Die Nachfrage nach Zahlungsmitteln ist blosse Nachfrage
nach Umsetzbarkeit in Geld, soweit die Kaufleute und Pro-
ducenten gute Sicherheiten bieten können; sie ist Nachfrage nach
Geldkapital, soweit dies nicht der Fall ist, soweit also ein Vor-
schuss von Zahlungsmitteln ihnen nicht nur die Geldform gibt,
sondern auch das ihnen mangelnde Aequivalent, in welcher Form
es sei, zum Zahlen.“ — Ferner in Kap. XXXIII: „Bei entwickeltem
Kreditwesen, wo sich das Geld in den Händen der Banken kon-
zentrirt, sind sie es, wenigstens nominell, die es vorschiessen.
Dieser Vorschusss bezieht sich nicht auf das in Cirkulation befind-
liche Geld. Es ist Vorschuss von Cirkulation, nicht Vorschuss
der Kapitale, die diese cirkulirt.“ — Auch Herr Chapman, der es
wissen muss, bestätigt obige Auffassung des Diskontogeschäfts:
B. C. 1857: „Der Bankier hat den Wechsel, der Bankier hat den
Wechsel gekauft
.“ Evid. Frage 5139.

Wir kommen übrigens im Kap. XXVIII nochmals auf dieses
Thema zurück. — F. E.]

„3744. Wollen Sie gefälligst beschreiben, was Sie unter dem
Ausdruck Kapital wirklich verstehn? — [Antwort Overstone’s]
Kapital besteht aus verschiednen Waaren, vermittelst deren das
Geschäft in Gang gehalten wird (capital consists of various commo-
dities, by the means of which trade is carried on); es gibt fixes
Kapital und es gibt cirkulirendes Kapital. Ihre Schiffe, Ihre Docks,
Ihre Werften sind fixes Kapital, Ihre Lebensmittel, Ihre Kleider u.s.w.
sind cirkulirendes Kapital.

„3745. Hat der Abfluss des Goldes ins Ausland schädliche Folgen
für England? — Nicht solange man mit diesem Wort einen ratio-
nellen Sinn verbindet.“ [Nun kommt die alte Ricardo’sche Geld-
theorie].... „Im natürlichen Zustand der Dinge vertheilt sich das

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[416/0450] Vorschuss, weder in Kapital noch in Geld, sondern er erhält Geld für verkaufte Waare. Die Fälle, wo der Kunde von der Bank Kapital verlangt und erhält, sind also sehr deutlich unterschieden von denen, wo er bloss Geld vorgeschossen erhält oder bei der Bank kauft. Und da namentlich Herr Loyd-Overstone nur in den allerseltensten Fällen seine Fonds ohne Deckung vorzuschiessen pflegte (er war der Bankier meiner Firma in Manchester), so ist ebenfalls klar, dass seine schönen Schilderungen von den Massen Kapital, die die gross- müthigen Bankiers den kapitalentbehrenden Fabrikanten vorschiessen, arge Flunkerei sind. Im Kapitel XXXII sagt Marx übrigens in der Hauptsache das- selbe: „Die Nachfrage nach Zahlungsmitteln ist blosse Nachfrage nach Umsetzbarkeit in Geld, soweit die Kaufleute und Pro- ducenten gute Sicherheiten bieten können; sie ist Nachfrage nach Geldkapital, soweit dies nicht der Fall ist, soweit also ein Vor- schuss von Zahlungsmitteln ihnen nicht nur die Geldform gibt, sondern auch das ihnen mangelnde Aequivalent, in welcher Form es sei, zum Zahlen.“ — Ferner in Kap. XXXIII: „Bei entwickeltem Kreditwesen, wo sich das Geld in den Händen der Banken kon- zentrirt, sind sie es, wenigstens nominell, die es vorschiessen. Dieser Vorschusss bezieht sich nicht auf das in Cirkulation befind- liche Geld. Es ist Vorschuss von Cirkulation, nicht Vorschuss der Kapitale, die diese cirkulirt.“ — Auch Herr Chapman, der es wissen muss, bestätigt obige Auffassung des Diskontogeschäfts: B. C. 1857: „Der Bankier hat den Wechsel, der Bankier hat den Wechsel gekauft.“ Evid. Frage 5139. Wir kommen übrigens im Kap. XXVIII nochmals auf dieses Thema zurück. — F. E.] „3744. Wollen Sie gefälligst beschreiben, was Sie unter dem Ausdruck Kapital wirklich verstehn? — [Antwort Overstone’s] Kapital besteht aus verschiednen Waaren, vermittelst deren das Geschäft in Gang gehalten wird (capital consists of various commo- dities, by the means of which trade is carried on); es gibt fixes Kapital und es gibt cirkulirendes Kapital. Ihre Schiffe, Ihre Docks, Ihre Werften sind fixes Kapital, Ihre Lebensmittel, Ihre Kleider u.s.w. sind cirkulirendes Kapital. „3745. Hat der Abfluss des Goldes ins Ausland schädliche Folgen für England? — Nicht solange man mit diesem Wort einen ratio- nellen Sinn verbindet.“ [Nun kommt die alte Ricardo’sche Geld- theorie].... „Im natürlichen Zustand der Dinge vertheilt sich das

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/450>, abgerufen am 26.04.2024.