Zusammenhang mit den andren Stadien dieses Kreislaufs zugleich die Be- deutung von Kapitalfunktionen haben.
Die Darstellung von G' als Verhältniss von g zu G, als Kapital- verhältniss, ist unmittelbar keine Funktion des Geldkapitals, sondern des Waarenkapitals W', welches selbst wieder als Verhältniss von w und W nur das Resultat des Produktionsprocesses ausdrückt, der darin vorgegangnen Selbstverwerthung des Kapitalwerths.
Stösst der Fortgang des Cirkulationsprocesses auf Hindernisse, sodass G durch äussre Umstände, Lage des Markts etc., seine Funktion G -- W suspendiren muss und deswegen in seinem Geldzustand kürzer oder länger verharrt, so ist das wieder ein Schatzzustand des Geldes, der auch in der einfachen Waarencirkulation vorkommt, sobald der Uebergang von G -- W in W -- G durch äussre Umstände unterbrochen wird. Es ist unfreiwillige Schatzbildung. In unserm Fall hat das Geld so die Form von brachliegendem, latentem Geldkapital. Doch gehn wir zunächst nicht weiter darauf ein.
In beiden Fällen aber erscheint das Verharren des Geldkapitals in seinem Geldzustand als Resultat unterbrochner Bewegung, sei diese nun zweckgemäss oder zweckwidrig, freiwillig oder unfreiwillig, funktionsgemäss oder funktionswidrig.
II. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter.
Da die Proportionen, worin der Produktionsprocess erweiterbar, nicht willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben sind, so kann der realisirte Mehrwerth, obgleich zur Kapitalisirung bestimmt, oft erst durch die Wieder- holung verschiedner Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen (muss also bis dahin aufgehäuft werden) worin er wirklich als zuschüssiges Kapital fungiren oder in den Kreislauf des processirenden Kapitalwerths eingehn kann. Der Mehrwerth erstarrt also zum Schatz und bildet in dieser Form latentes Geldkapital. Latent, weil es, solange es in der Geldform verharrt, nicht als Kapital wirken kann.6) So erscheint hier die Schatzbildung als
6) Der Ausdruck "latent" ist der physikalischen Vorstellung von latenter Wärme entlehnt, die jetzt durch die Theorie von der Verwandlung der Energie ziemlich beseitigt ist. Daher gebraucht Marx im dritten Abschnitt (spätere Redaktion) dafür den der Vorstellung von potentieller Energie entlehnten Ausdruck: "potentielles", oder nach Analogie der virtuellen Geschwindigkeiten D'Alemberts: "virtuelles Kapital." -- F. E.
Zusammenhang mit den andren Stadien dieses Kreislaufs zugleich die Be- deutung von Kapitalfunktionen haben.
Die Darstellung von G' als Verhältniss von g zu G, als Kapital- verhältniss, ist unmittelbar keine Funktion des Geldkapitals, sondern des Waarenkapitals W', welches selbst wieder als Verhältniss von w und W nur das Resultat des Produktionsprocesses ausdrückt, der darin vorgegangnen Selbstverwerthung des Kapitalwerths.
Stösst der Fortgang des Cirkulationsprocesses auf Hindernisse, sodass G durch äussre Umstände, Lage des Markts etc., seine Funktion G — W suspendiren muss und deswegen in seinem Geldzustand kürzer oder länger verharrt, so ist das wieder ein Schatzzustand des Geldes, der auch in der einfachen Waarencirkulation vorkommt, sobald der Uebergang von G — W in W — G durch äussre Umstände unterbrochen wird. Es ist unfreiwillige Schatzbildung. In unserm Fall hat das Geld so die Form von brachliegendem, latentem Geldkapital. Doch gehn wir zunächst nicht weiter darauf ein.
In beiden Fällen aber erscheint das Verharren des Geldkapitals in seinem Geldzustand als Resultat unterbrochner Bewegung, sei diese nun zweckgemäss oder zweckwidrig, freiwillig oder unfreiwillig, funktionsgemäss oder funktionswidrig.
II. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter.
Da die Proportionen, worin der Produktionsprocess erweiterbar, nicht willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben sind, so kann der realisirte Mehrwerth, obgleich zur Kapitalisirung bestimmt, oft erst durch die Wieder- holung verschiedner Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen (muss also bis dahin aufgehäuft werden) worin er wirklich als zuschüssiges Kapital fungiren oder in den Kreislauf des processirenden Kapitalwerths eingehn kann. Der Mehrwerth erstarrt also zum Schatz und bildet in dieser Form latentes Geldkapital. Latent, weil es, solange es in der Geldform verharrt, nicht als Kapital wirken kann.6) So erscheint hier die Schatzbildung als
6) Der Ausdruck „latent“ ist der physikalischen Vorstellung von latenter Wärme entlehnt, die jetzt durch die Theorie von der Verwandlung der Energie ziemlich beseitigt ist. Daher gebraucht Marx im dritten Abschnitt (spätere Redaktion) dafür den der Vorstellung von potentieller Energie entlehnten Ausdruck: „potentielles“, oder nach Analogie der virtuellen Geschwindigkeiten D’Alemberts: „virtuelles Kapital.“ — F. E.
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Zusammenhang mit den andren Stadien dieses Kreislaufs zugleich die Be-
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Die Darstellung von G' als Verhältniss von g zu G, als Kapital-
verhältniss, ist unmittelbar keine Funktion des Geldkapitals, sondern des
Waarenkapitals W', welches selbst wieder als Verhältniss von w und W
nur das Resultat des Produktionsprocesses ausdrückt, der darin vorgegangnen
Selbstverwerthung des Kapitalwerths.
Stösst der Fortgang des Cirkulationsprocesses auf Hindernisse, sodass
G durch äussre Umstände, Lage des Markts etc., seine Funktion G — W
suspendiren muss und deswegen in seinem Geldzustand kürzer oder länger
verharrt, so ist das wieder ein Schatzzustand des Geldes, der auch in der
einfachen Waarencirkulation vorkommt, sobald der Uebergang von G — W
in W — G durch äussre Umstände unterbrochen wird. Es ist unfreiwillige
Schatzbildung. In unserm Fall hat das Geld so die Form von brachliegendem,
latentem Geldkapital. Doch gehn wir zunächst nicht weiter darauf ein.
In beiden Fällen aber erscheint das Verharren des Geldkapitals in
seinem Geldzustand als Resultat unterbrochner Bewegung, sei diese nun
zweckgemäss oder zweckwidrig, freiwillig oder unfreiwillig, funktionsgemäss
oder funktionswidrig.
II. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter
Stufenleiter.
Da die Proportionen, worin der Produktionsprocess erweiterbar, nicht
willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben sind, so kann der realisirte
Mehrwerth, obgleich zur Kapitalisirung bestimmt, oft erst durch die Wieder-
holung verschiedner Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen (muss also
bis dahin aufgehäuft werden) worin er wirklich als zuschüssiges Kapital
fungiren oder in den Kreislauf des processirenden Kapitalwerths eingehn
kann. Der Mehrwerth erstarrt also zum Schatz und bildet in dieser Form
latentes Geldkapital. Latent, weil es, solange es in der Geldform verharrt,
nicht als Kapital wirken kann. 6) So erscheint hier die Schatzbildung als
6) Der Ausdruck „latent“ ist der physikalischen Vorstellung von latenter
Wärme entlehnt, die jetzt durch die Theorie von der Verwandlung der Energie
ziemlich beseitigt ist. Daher gebraucht Marx im dritten Abschnitt (spätere
Redaktion) dafür den der Vorstellung von potentieller Energie entlehnten
Ausdruck: „potentielles“, oder nach Analogie der virtuellen Geschwindigkeiten
D’Alemberts: „virtuelles Kapital.“ — F. E.
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/87>, abgerufen am 16.07.2024.
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