Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

2) Alles cirkulirende Kapital wird identificirt mit in Arbeitslohn
ausgelegtem oder auszulegendem Kapital. So bei J. St. Mill u. A.

3) Der Unterschied zwischen variablem und konstantem Kapital, der
schon bei Barton, Ricardo u. A. mit dem von cirkulirendem und fixem ver-
wechselt, wird endlich ganz auf diesen reducirt, wie z. B. bei Ramsey, wo alle
Produktionsmittel, Rohstoffe etc., sowohl wie Arbeitsmittel, fixes Kapital,
und nur das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital cirkulirendes Kapital ist.
Weil aber die Reduktion in dieser Form geschieht, wird der wirkliche
Unterschied von konstantem und variablem Kapital nicht begriffen.

4) Bei den neuesten englischen, besonders schottischen Oekonomen,
die alles vom unsäglich bornirten Standpunkt des Bankierkommis betrachten,
wie MacLeod, Patterson u. A., verwandelt sich der Unterschied von fixem
und cirkulirendem Kapital in den von money on call und money not on
call (Depositengeld, das ohne Kündigung oder nur nach vorheriger Kün-
digung zurückgezogen werden kann).



Zwölftes Kapitel.
Die Arbeitsperiode.

Nehmen wir zwei Geschäftszweige, worin gleich grosser Arbeitstag,
sage zehnstündiger Arbeitsprocess, besteht, z. B. Baumwollspinnerei und
Fabrikation von Lokomotiven. In dem einen Zweig wird täglich, wöchent-
lich ein bestimmtes Quantum fertiges Produkt geliefert, Baumwollengarn;
in dem andren muss der Arbeitsprocess vielleicht während drei Monaten
wiederholt werden, um ein fertiges Produkt, eine Lokomotive, herzustellen.
In dem einen Fall ist das Produkt diskreter Natur, und täglich oder
wöchentlich beginnt dieselbe Arbeit von neuem. In dem andern Fall ist
der Arbeitsprocess kontinuirlich, erstreckt sich über eine längere Anzahl
täglicher Arbeitsprocesse, die in ihrer Verbindung, in der Kontinuität ihrer
Operation erst nach längrer Frist ein fertiges Produkt liefern. Obgleich
die Dauer des täglichen Arbeitsprocesses hier dieselbe ist, findet ein sehr
bedeutender Unterschied statt in der Dauer des Produktionsakts, d. h. in

Marx, Kapital II. 14

2) Alles cirkulirende Kapital wird identificirt mit in Arbeitslohn
ausgelegtem oder auszulegendem Kapital. So bei J. St. Mill u. A.

3) Der Unterschied zwischen variablem und konstantem Kapital, der
schon bei Barton, Ricardo u. A. mit dem von cirkulirendem und fixem ver-
wechselt, wird endlich ganz auf diesen reducirt, wie z. B. bei Ramsey, wo alle
Produktionsmittel, Rohstoffe etc., sowohl wie Arbeitsmittel, fixes Kapital,
und nur das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital cirkulirendes Kapital ist.
Weil aber die Reduktion in dieser Form geschieht, wird der wirkliche
Unterschied von konstantem und variablem Kapital nicht begriffen.

4) Bei den neuesten englischen, besonders schottischen Oekonomen,
die alles vom unsäglich bornirten Standpunkt des Bankierkommis betrachten,
wie MacLeod, Patterson u. A., verwandelt sich der Unterschied von fixem
und cirkulirendem Kapital in den von money on call und money not on
call (Depositengeld, das ohne Kündigung oder nur nach vorheriger Kün-
digung zurückgezogen werden kann).



Zwölftes Kapitel.
Die Arbeitsperiode.

Nehmen wir zwei Geschäftszweige, worin gleich grosser Arbeitstag,
sage zehnstündiger Arbeitsprocess, besteht, z. B. Baumwollspinnerei und
Fabrikation von Lokomotiven. In dem einen Zweig wird täglich, wöchent-
lich ein bestimmtes Quantum fertiges Produkt geliefert, Baumwollengarn;
in dem andren muss der Arbeitsprocess vielleicht während drei Monaten
wiederholt werden, um ein fertiges Produkt, eine Lokomotive, herzustellen.
In dem einen Fall ist das Produkt diskreter Natur, und täglich oder
wöchentlich beginnt dieselbe Arbeit von neuem. In dem andern Fall ist
der Arbeitsprocess kontinuirlich, erstreckt sich über eine längere Anzahl
täglicher Arbeitsprocesse, die in ihrer Verbindung, in der Kontinuität ihrer
Operation erst nach längrer Frist ein fertiges Produkt liefern. Obgleich
die Dauer des täglichen Arbeitsprocesses hier dieselbe ist, findet ein sehr
bedeutender Unterschied statt in der Dauer des Produktionsakts, d. h. in

Marx, Kapital II. 14
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0243" n="209"/>
            <p>2) Alles cirkulirende Kapital wird identificirt mit in Arbeitslohn<lb/>
ausgelegtem oder auszulegendem Kapital. So bei J. St. Mill u. A.</p><lb/>
            <p>3) Der Unterschied zwischen variablem und konstantem Kapital, der<lb/>
schon bei Barton, Ricardo u. A. mit dem von cirkulirendem und fixem ver-<lb/>
wechselt, wird endlich ganz auf diesen reducirt, wie z. B. bei Ramsey, wo alle<lb/>
Produktionsmittel, Rohstoffe etc., sowohl wie Arbeitsmittel, fixes Kapital,<lb/>
und nur das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital cirkulirendes Kapital ist.<lb/>
Weil aber die Reduktion in dieser Form geschieht, wird der wirkliche<lb/>
Unterschied von konstantem und variablem Kapital nicht begriffen.</p><lb/>
            <p>4) Bei den neuesten englischen, besonders schottischen Oekonomen,<lb/>
die alles vom unsäglich bornirten Standpunkt des Bankierkommis betrachten,<lb/>
wie MacLeod, Patterson u. A., verwandelt sich der Unterschied von fixem<lb/>
und cirkulirendem Kapital in den von money on call und money not on<lb/>
call (Depositengeld, das ohne Kündigung oder nur nach vorheriger Kün-<lb/>
digung zurückgezogen werden kann).</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Zwölftes Kapitel</hi>.<lb/><hi rendition="#b">Die Arbeitsperiode.</hi></head><lb/>
            <p>Nehmen wir zwei Geschäftszweige, worin gleich grosser Arbeitstag,<lb/>
sage zehnstündiger Arbeitsprocess, besteht, z. B. Baumwollspinnerei und<lb/>
Fabrikation von Lokomotiven. In dem einen Zweig wird täglich, wöchent-<lb/>
lich ein bestimmtes Quantum fertiges Produkt geliefert, Baumwollengarn;<lb/>
in dem andren muss der Arbeitsprocess vielleicht während drei Monaten<lb/>
wiederholt werden, um ein fertiges Produkt, eine Lokomotive, herzustellen.<lb/>
In dem einen Fall ist das Produkt diskreter Natur, und täglich oder<lb/>
wöchentlich beginnt dieselbe Arbeit von neuem. In dem andern Fall ist<lb/>
der Arbeitsprocess kontinuirlich, erstreckt sich über eine längere Anzahl<lb/>
täglicher Arbeitsprocesse, die in ihrer Verbindung, in der Kontinuität ihrer<lb/>
Operation erst nach längrer Frist ein fertiges Produkt liefern. Obgleich<lb/>
die Dauer des täglichen Arbeitsprocesses hier dieselbe ist, findet ein sehr<lb/>
bedeutender Unterschied statt in der Dauer des Produktionsakts, d. h. in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Marx</hi>, Kapital II. 14</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0243] 2) Alles cirkulirende Kapital wird identificirt mit in Arbeitslohn ausgelegtem oder auszulegendem Kapital. So bei J. St. Mill u. A. 3) Der Unterschied zwischen variablem und konstantem Kapital, der schon bei Barton, Ricardo u. A. mit dem von cirkulirendem und fixem ver- wechselt, wird endlich ganz auf diesen reducirt, wie z. B. bei Ramsey, wo alle Produktionsmittel, Rohstoffe etc., sowohl wie Arbeitsmittel, fixes Kapital, und nur das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital cirkulirendes Kapital ist. Weil aber die Reduktion in dieser Form geschieht, wird der wirkliche Unterschied von konstantem und variablem Kapital nicht begriffen. 4) Bei den neuesten englischen, besonders schottischen Oekonomen, die alles vom unsäglich bornirten Standpunkt des Bankierkommis betrachten, wie MacLeod, Patterson u. A., verwandelt sich der Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital in den von money on call und money not on call (Depositengeld, das ohne Kündigung oder nur nach vorheriger Kün- digung zurückgezogen werden kann). Zwölftes Kapitel. Die Arbeitsperiode. Nehmen wir zwei Geschäftszweige, worin gleich grosser Arbeitstag, sage zehnstündiger Arbeitsprocess, besteht, z. B. Baumwollspinnerei und Fabrikation von Lokomotiven. In dem einen Zweig wird täglich, wöchent- lich ein bestimmtes Quantum fertiges Produkt geliefert, Baumwollengarn; in dem andren muss der Arbeitsprocess vielleicht während drei Monaten wiederholt werden, um ein fertiges Produkt, eine Lokomotive, herzustellen. In dem einen Fall ist das Produkt diskreter Natur, und täglich oder wöchentlich beginnt dieselbe Arbeit von neuem. In dem andern Fall ist der Arbeitsprocess kontinuirlich, erstreckt sich über eine längere Anzahl täglicher Arbeitsprocesse, die in ihrer Verbindung, in der Kontinuität ihrer Operation erst nach längrer Frist ein fertiges Produkt liefern. Obgleich die Dauer des täglichen Arbeitsprocesses hier dieselbe ist, findet ein sehr bedeutender Unterschied statt in der Dauer des Produktionsakts, d. h. in Marx, Kapital II. 14

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/243
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/243>, abgerufen am 21.11.2024.