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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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LV.

Es ist in der Gesellschafft ehrlicher Leute
guter Nutz zu schaffen/ aber nichts ist so ge-
fährlich/ als mit bösen umzugehen. Auch
diejenige Tugend/ welche am besten gegrün-
det ist/ wancket in ihrer Gesellschafft/ auffs
wenigste verliehret sie allen ihren Respect/
und hat grosse Mühe ihren Glantz zu er-
halten. Ein guter Raht dienet sehr wohl/
das gute Exempel hat grosse Gewalt zu be-
reden/ und wir sehen/ daß nur dieses von
nöthen ist/ auch den Allerkleinesten ein Hertz
und tapffere Resolution einzupflantzen.
Alles beydes findet man bey frommen Leu-
ten. Ihr Exempel machet uns ein Hertz/
und ihr Bericht macht eine Ordnung in
allen unsern Actionen. Von den Laster-
hafften ist gerade das Widerspiel zu sagen.
Ihr Raht stürtzt diejenigen/ die ihnen sol-
gen/ in grosses Unglück/ und ihr Exempel
macht/ daß auch die Allereingehaltenste
aller Schamhafftigkeit absagen. Es be-
gibt sich gewönlich/ daß ein Tugendsamer
unter den bösen Leuten schier überdrüßig
wird/ fromm zu seyn.

LVI.

Die Dissimulation vergräbet viel Un-

billig-
LV.

Es iſt in der Geſellſchafft ehrlicher Leute
guter Nutz zu ſchaffen/ aber nichts iſt ſo ge-
faͤhrlich/ als mit boͤſen umzugehen. Auch
diejenige Tugend/ welche am beſten gegruͤn-
det iſt/ wancket in ihrer Geſellſchafft/ auffs
wenigſte verliehret ſie allen ihren Reſpect/
und hat groſſe Muͤhe ihren Glantz zu er-
halten. Ein guter Raht dienet ſehr wohl/
das gute Exempel hat groſſe Gewalt zu be-
reden/ und wir ſehen/ daß nur dieſes von
noͤthen iſt/ auch den Allerkleineſten ein Hertz
und tapffere Reſolution einzupflantzen.
Alles beydes findet man bey frommen Leu-
ten. Ihr Exempel machet uns ein Hertz/
und ihr Bericht macht eine Ordnung in
allen unſern Actionen. Von den Laſter-
hafften iſt gerade das Widerſpiel zu ſagen.
Ihr Raht ſtuͤrtzt diejenigen/ die ihnen ſol-
gen/ in groſſes Ungluͤck/ und ihr Exempel
macht/ daß auch die Allereingehaltenſte
aller Schamhafftigkeit abſagen. Es be-
gibt ſich gewoͤnlich/ daß ein Tugendſamer
unter den boͤſen Leuten ſchier uͤberdruͤßig
wird/ fromm zu ſeyn.

LVI.

Die Diſſimulation vergraͤbet viel Un-

billig-
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[26/0037] LV. Es iſt in der Geſellſchafft ehrlicher Leute guter Nutz zu ſchaffen/ aber nichts iſt ſo ge- faͤhrlich/ als mit boͤſen umzugehen. Auch diejenige Tugend/ welche am beſten gegruͤn- det iſt/ wancket in ihrer Geſellſchafft/ auffs wenigſte verliehret ſie allen ihren Reſpect/ und hat groſſe Muͤhe ihren Glantz zu er- halten. Ein guter Raht dienet ſehr wohl/ das gute Exempel hat groſſe Gewalt zu be- reden/ und wir ſehen/ daß nur dieſes von noͤthen iſt/ auch den Allerkleineſten ein Hertz und tapffere Reſolution einzupflantzen. Alles beydes findet man bey frommen Leu- ten. Ihr Exempel machet uns ein Hertz/ und ihr Bericht macht eine Ordnung in allen unſern Actionen. Von den Laſter- hafften iſt gerade das Widerſpiel zu ſagen. Ihr Raht ſtuͤrtzt diejenigen/ die ihnen ſol- gen/ in groſſes Ungluͤck/ und ihr Exempel macht/ daß auch die Allereingehaltenſte aller Schamhafftigkeit abſagen. Es be- gibt ſich gewoͤnlich/ daß ein Tugendſamer unter den boͤſen Leuten ſchier uͤberdruͤßig wird/ fromm zu ſeyn. LVI. Die Diſſimulation vergraͤbet viel Un- billig-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/37>, abgerufen am 21.11.2024.