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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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hafftige Freude seiner Seelen unter ge-
zwungenen Thränen/ und einem Schein-
Schmertzen verbergen wird. Der Geitz
der alten Leute ist ein Wunder-Thier/ wel-
ches in dieser Welt sehr gemein ist/ aber
wann man eigentlich von dem Eyffer/ mit
welchem die reichen Leute ihr Gut zu ver-
mehren suchen/ reden wil/ so muß man sa-
gen/ daß diese Begierde nichts anders ist/
als eine sehr reich-gezierte Armuth.

XXXIV.

Versage einem dasjenige nicht/ was du
vielleicht zu deiner Zeit auch von ihm begeh-
ren must/ und wann du klug bist/ so begehre
nicht was du versagt hast. Laß demjeni-
gen/ welcher Recht begehret/ Recht wie-
derfahren/ und erweise denen ein Gefallen/
die du dessen vor würdig erachtest.

XXXV.

Es ist allezeit vortheilhafftiger zu geben/
als anzunehmen. Wann du andern gu-
tes thust/ so verpflichtest du dieselbe zu dei-
nem Nutzen/ und scheinet es/ als wann du
dich zum Herrn über sie machtest; Hergegen
wann du etwas von ihnen empsängest/ so
wirst du auf einige Weise ihr Sclav. Rüh-
me dich nicht/ wann du deinem Freunde gu-

tes

hafftige Freude ſeiner Seelen unter ge-
zwungenen Thraͤnen/ und einem Schein-
Schmertzen verbergen wird. Der Geitz
der alten Leute iſt ein Wunder-Thier/ wel-
ches in dieſer Welt ſehr gemein iſt/ aber
wann man eigentlich von dem Eyffer/ mit
welchem die reichen Leute ihr Gut zu ver-
mehren ſuchen/ reden wil/ ſo muß man ſa-
gen/ daß dieſe Begierde nichts anders iſt/
als eine ſehr reich-gezierte Armuth.

XXXIV.

Verſage einem dasjenige nicht/ was du
vielleicht zu deiner Zeit auch von ihm begeh-
ren muſt/ und wann du klug biſt/ ſo begehre
nicht was du verſagt haſt. Laß demjeni-
gen/ welcher Recht begehret/ Recht wie-
derfahren/ und erweiſe denen ein Gefallen/
die du deſſen vor wuͤrdig erachteſt.

XXXV.

Es iſt allezeit vortheilhafftiger zu geben/
als anzunehmen. Wann du andern gu-
tes thuſt/ ſo verpflichteſt du dieſelbe zu dei-
nem Nutzen/ und ſcheinet es/ als wann du
dich zum Herrn uͤber ſie machteſt; Hergegen
wann du etwas von ihnen empſaͤngeſt/ ſo
wirſt du auf einige Weiſe ihr Sclav. Ruͤh-
me dich nicht/ wann du deinem Freunde gu-

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[16/0027] hafftige Freude ſeiner Seelen unter ge- zwungenen Thraͤnen/ und einem Schein- Schmertzen verbergen wird. Der Geitz der alten Leute iſt ein Wunder-Thier/ wel- ches in dieſer Welt ſehr gemein iſt/ aber wann man eigentlich von dem Eyffer/ mit welchem die reichen Leute ihr Gut zu ver- mehren ſuchen/ reden wil/ ſo muß man ſa- gen/ daß dieſe Begierde nichts anders iſt/ als eine ſehr reich-gezierte Armuth. XXXIV. Verſage einem dasjenige nicht/ was du vielleicht zu deiner Zeit auch von ihm begeh- ren muſt/ und wann du klug biſt/ ſo begehre nicht was du verſagt haſt. Laß demjeni- gen/ welcher Recht begehret/ Recht wie- derfahren/ und erweiſe denen ein Gefallen/ die du deſſen vor wuͤrdig erachteſt. XXXV. Es iſt allezeit vortheilhafftiger zu geben/ als anzunehmen. Wann du andern gu- tes thuſt/ ſo verpflichteſt du dieſelbe zu dei- nem Nutzen/ und ſcheinet es/ als wann du dich zum Herrn uͤber ſie machteſt; Hergegen wann du etwas von ihnen empſaͤngeſt/ ſo wirſt du auf einige Weiſe ihr Sclav. Ruͤh- me dich nicht/ wann du deinem Freunde gu- tes

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/27>, abgerufen am 21.12.2024.