Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Buch. Achtes Hauptstück.
unterzeichnet und ratificirt. Nach erfolgter Ratification sind
sie verbindlich und würden es bleiben, selbst wenn kein De-
finitivtractat darauf erfolgte; es wäre denn daß ein anderes
verabredet und dadurch der Präliminair-Friede für ein bloßes
Project erkläret worden wäre.

Nach Abschließung dieses Präliminair-Friedens arbei-
ten die Gesandte an eben demselben oder einem andern dazu
bestimmten Ort an Wegräumung der noch übrigen Anstände,
damit der Definitiv-Friedensschluß möge geschlossen und
unterzeichnet werden können.

a) Beyspiele neuerer Zeit geben: der Prälim. Friede zu Wien 1735,
zu Breslau 1742, zu Abo 1743, zu Füßen 1745 (zwischen Oe-
sterreich und Churbayern), zu Aachen 1748, zu Fontainebleau
1762, zu Hubertsburg 1763, zu Paris 1783, zu Jassy 1791.
§. 327.
Definitiv-Friede.

In einem jeden Friedensschlusse kann man die allge-
meinen
Artikel die fast in allen Friedensschlüssen auf ähnliche
Weise gefaßt werden, von den besondren unterscheiden die
jedem Friedensschlusse eigen und nicht leicht einer Verglei-
chung fähig sind.

Nach Anrufung des göttlichen Nahmens a) folgt die
allgemeine Einleitung, worin nebst der Veranlassung zu
dem Tractat, der versamleten Gesandten und ihrer Vollmach-
ten Erwähnung geschieht; hierauf pflegen zunächst die allge-
meinen Artikel den Anfang zu machen, welche die Wieder-
herstellung des Friedens und der Freundschaft b), die Ein-
stellung der Feindseligkeiten c), die Aufhebung der noch
rückständigen Kriegscontributionen, die Auswechselung oder
Loßlassung der Gefangenen, die allgemeine Amnestie d)
oder Vergessenheit des vergangenen, welche sich nicht nur
auf den Feind, sondern auch auf dessen Alliirte und auf unsere
eigene Unterthanen und Vasallen erstreckt, die Herstellung
des Handels, Briefwechsels u. s. f. betreffen.


Auf

Achtes Buch. Achtes Hauptſtuͤck.
unterzeichnet und ratificirt. Nach erfolgter Ratification ſind
ſie verbindlich und wuͤrden es bleiben, ſelbſt wenn kein De-
finitivtractat darauf erfolgte; es waͤre denn daß ein anderes
verabredet und dadurch der Praͤliminair-Friede fuͤr ein bloßes
Project erklaͤret worden waͤre.

Nach Abſchließung dieſes Praͤliminair-Friedens arbei-
ten die Geſandte an eben demſelben oder einem andern dazu
beſtimmten Ort an Wegraͤumung der noch uͤbrigen Anſtaͤnde,
damit der Definitiv-Friedensſchluß moͤge geſchloſſen und
unterzeichnet werden koͤnnen.

a) Beyſpiele neuerer Zeit geben: der Praͤlim. Friede zu Wien 1735,
zu Breslau 1742, zu Åbo 1743, zu Fuͤßen 1745 (zwiſchen Oe-
ſterreich und Churbayern), zu Aachen 1748, zu Fontainebleau
1762, zu Hubertsburg 1763, zu Paris 1783, zu Jaſſy 1791.
§. 327.
Definitiv-Friede.

In einem jeden Friedensſchluſſe kann man die allge-
meinen
Artikel die faſt in allen Friedensſchluͤſſen auf aͤhnliche
Weiſe gefaßt werden, von den beſondren unterſcheiden die
jedem Friedensſchluſſe eigen und nicht leicht einer Verglei-
chung faͤhig ſind.

Nach Anrufung des goͤttlichen Nahmens a) folgt die
allgemeine Einleitung, worin nebſt der Veranlaſſung zu
dem Tractat, der verſamleten Geſandten und ihrer Vollmach-
ten Erwaͤhnung geſchieht; hierauf pflegen zunaͤchſt die allge-
meinen Artikel den Anfang zu machen, welche die Wieder-
herſtellung des Friedens und der Freundſchaft b), die Ein-
ſtellung der Feindſeligkeiten c), die Aufhebung der noch
ruͤckſtaͤndigen Kriegscontributionen, die Auswechſelung oder
Loßlaſſung der Gefangenen, die allgemeine Amneſtie d)
oder Vergeſſenheit des vergangenen, welche ſich nicht nur
auf den Feind, ſondern auch auf deſſen Alliirte und auf unſere
eigene Unterthanen und Vaſallen erſtreckt, die Herſtellung
des Handels, Briefwechſels u. ſ. f. betreffen.


Auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0396" n="368"/><fw place="top" type="header">Achtes Buch. Achtes Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</fw><lb/>
unterzeichnet und ratificirt. Nach erfolgter Ratification &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie verbindlich und wu&#x0364;rden es bleiben, &#x017F;elb&#x017F;t wenn kein De-<lb/>
finitivtractat darauf erfolgte; es wa&#x0364;re denn daß ein anderes<lb/>
verabredet und dadurch der Pra&#x0364;liminair-Friede fu&#x0364;r ein bloßes<lb/>
Project erkla&#x0364;ret worden wa&#x0364;re.</p><lb/>
            <p>Nach Ab&#x017F;chließung die&#x017F;es Pra&#x0364;liminair-Friedens arbei-<lb/>
ten die Ge&#x017F;andte an eben dem&#x017F;elben oder einem andern dazu<lb/>
be&#x017F;timmten Ort an Wegra&#x0364;umung der noch u&#x0364;brigen An&#x017F;ta&#x0364;nde,<lb/>
damit der Definitiv-Friedens&#x017F;chluß mo&#x0364;ge ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
unterzeichnet werden ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
            <note place="end" n="a)">Bey&#x017F;piele neuerer Zeit geben: der Pra&#x0364;lim. Friede zu Wien 1735,<lb/>
zu Breslau 1742, zu A&#x030A;bo 1743, zu Fu&#x0364;ßen 1745 (zwi&#x017F;chen Oe-<lb/>
&#x017F;terreich und Churbayern), zu Aachen 1748, zu Fontainebleau<lb/>
1762, zu Hubertsburg 1763, zu Paris 1783, zu Ja&#x017F;&#x017F;y 1791.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 327.<lb/><hi rendition="#fr">Definitiv-Friede.</hi></head><lb/>
            <p>In einem jeden Friedens&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e kann man die <hi rendition="#fr">allge-<lb/>
meinen</hi> Artikel die fa&#x017F;t in allen Friedens&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auf a&#x0364;hnliche<lb/>
Wei&#x017F;e gefaßt werden, von den <hi rendition="#fr">be&#x017F;ondren</hi> unter&#x017F;cheiden die<lb/>
jedem Friedens&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e eigen und nicht leicht einer Verglei-<lb/>
chung fa&#x0364;hig &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Nach Anrufung des go&#x0364;ttlichen Nahmens <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>) folgt die<lb/>
allgemeine Einleitung, worin neb&#x017F;t der Veranla&#x017F;&#x017F;ung zu<lb/>
dem Tractat, der ver&#x017F;amleten Ge&#x017F;andten und ihrer Vollmach-<lb/>
ten Erwa&#x0364;hnung ge&#x017F;chieht; hierauf pflegen zuna&#x0364;ch&#x017F;t die allge-<lb/>
meinen Artikel den Anfang zu machen, welche die Wieder-<lb/>
her&#x017F;tellung des Friedens und der Freund&#x017F;chaft <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>), die Ein-<lb/>
&#x017F;tellung der Feind&#x017F;eligkeiten <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">c</hi></hi>), die Aufhebung der noch<lb/>
ru&#x0364;ck&#x017F;ta&#x0364;ndigen Kriegscontributionen, die Auswech&#x017F;elung oder<lb/>
Loßla&#x017F;&#x017F;ung der Gefangenen, die allgemeine <hi rendition="#fr">Amne&#x017F;tie</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">d</hi></hi>)<lb/>
oder Verge&#x017F;&#x017F;enheit des vergangenen, welche &#x017F;ich nicht nur<lb/>
auf den Feind, &#x017F;ondern auch auf de&#x017F;&#x017F;en Alliirte und auf un&#x017F;ere<lb/>
eigene Unterthanen und Va&#x017F;allen er&#x017F;treckt, die Her&#x017F;tellung<lb/>
des Handels, Briefwech&#x017F;els u. &#x017F;. f. betreffen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Auf</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[368/0396] Achtes Buch. Achtes Hauptſtuͤck. unterzeichnet und ratificirt. Nach erfolgter Ratification ſind ſie verbindlich und wuͤrden es bleiben, ſelbſt wenn kein De- finitivtractat darauf erfolgte; es waͤre denn daß ein anderes verabredet und dadurch der Praͤliminair-Friede fuͤr ein bloßes Project erklaͤret worden waͤre. Nach Abſchließung dieſes Praͤliminair-Friedens arbei- ten die Geſandte an eben demſelben oder einem andern dazu beſtimmten Ort an Wegraͤumung der noch uͤbrigen Anſtaͤnde, damit der Definitiv-Friedensſchluß moͤge geſchloſſen und unterzeichnet werden koͤnnen. a⁾ Beyſpiele neuerer Zeit geben: der Praͤlim. Friede zu Wien 1735, zu Breslau 1742, zu Åbo 1743, zu Fuͤßen 1745 (zwiſchen Oe- ſterreich und Churbayern), zu Aachen 1748, zu Fontainebleau 1762, zu Hubertsburg 1763, zu Paris 1783, zu Jaſſy 1791. §. 327. Definitiv-Friede. In einem jeden Friedensſchluſſe kann man die allge- meinen Artikel die faſt in allen Friedensſchluͤſſen auf aͤhnliche Weiſe gefaßt werden, von den beſondren unterſcheiden die jedem Friedensſchluſſe eigen und nicht leicht einer Verglei- chung faͤhig ſind. Nach Anrufung des goͤttlichen Nahmens a) folgt die allgemeine Einleitung, worin nebſt der Veranlaſſung zu dem Tractat, der verſamleten Geſandten und ihrer Vollmach- ten Erwaͤhnung geſchieht; hierauf pflegen zunaͤchſt die allge- meinen Artikel den Anfang zu machen, welche die Wieder- herſtellung des Friedens und der Freundſchaft b), die Ein- ſtellung der Feindſeligkeiten c), die Aufhebung der noch ruͤckſtaͤndigen Kriegscontributionen, die Auswechſelung oder Loßlaſſung der Gefangenen, die allgemeine Amneſtie d) oder Vergeſſenheit des vergangenen, welche ſich nicht nur auf den Feind, ſondern auch auf deſſen Alliirte und auf unſere eigene Unterthanen und Vaſallen erſtreckt, die Herſtellung des Handels, Briefwechſels u. ſ. f. betreffen. Auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/396
Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/396>, abgerufen am 21.11.2024.