Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.Rechte der Völker in Ansehung des Meers. Catteau tableau de la Suede T. II. p. 82. Daß fremde Bewohnereines benachbarten Strandes von der Hülfleistung ausgeschlossen werden, beruhet auf viele die Menschheit beschämende Erfahrun- gen, daß diese Ausschließung für die Nothleidenden selbst eine Wohlthat ist. d) Schuback de iure littoris §. 39. s. z. B. den Vertrag zwischen Dänemark und Schweden 1748. art. 24. Zwischen Dänemark und Genua 1756. 1789. art. 27. m. Recueil T. IV. p. 532. §. 152. Rechte über größere Landseen, Meerbusen, Meeren. Da ferner einige Völker auch über die Grenzen hinaus 1) Unter den Landseen ist es hauptsächlich der Bodensee über welchen gestritten wird, da die mehresten Anwohner desselben behaupten, daß er innerhalb der Haldinen dem Eigenthum und Oberherrschaft der Besitzer der Ufer ge- höre, in der Mitte aber von aller Oberherrschaft frey sey. Oesterreich hingegen eine Oberherrschaft und kraft derselben eine gesetzgebende Gewalt und Aufsicht über den ganzen Bodensee behauptet, und desfalls theils mit dem schwäbischen Kreise, theils insonderheit mit der Stadt Lin- dau im Streit ist, welche hervorragende Rechte vor den übrigen Besitzern der Ufer sich anmaaßt a). 2) Der türkische Kaiser gestattet kraft seines Eigenthums und seiner Oberherrschaft über das schwarze Meer, dessen Ufer bis auf die neueren Zeiten ihm allein unterworfen waren, und zu welchem ihm die Dardenellen den Schlüs- sel geben, keiner Nation den Handel oder die Schiffahrt auf dem schwarzen Meer, der er sie nicht durch Verträge eingeräumt hat. Sonst war Frankreich die allein be- günstigte Nation b). In neueren Zeiten aber hat Ruß- land M 5
Rechte der Voͤlker in Anſehung des Meers. Catteau tableau de la Suède T. II. p. 82. Daß fremde Bewohnereines benachbarten Strandes von der Huͤlfleiſtung ausgeſchloſſen werden, beruhet auf viele die Menſchheit beſchaͤmende Erfahrun- gen, daß dieſe Ausſchließung fuͤr die Nothleidenden ſelbſt eine Wohlthat iſt. d) Schuback de iure littoris §. 39. ſ. z. B. den Vertrag zwiſchen Daͤnemark und Schweden 1748. art. 24. Zwiſchen Daͤnemark und Genua 1756. 1789. art. 27. m. Recueil T. IV. p. 532. §. 152. Rechte uͤber groͤßere Landſeen, Meerbuſen, Meeren. Da ferner einige Voͤlker auch uͤber die Grenzen hinaus 1) Unter den Landſeen iſt es hauptſaͤchlich der Bodenſee uͤber welchen geſtritten wird, da die mehreſten Anwohner deſſelben behaupten, daß er innerhalb der Haldinen dem Eigenthum und Oberherrſchaft der Beſitzer der Ufer ge- hoͤre, in der Mitte aber von aller Oberherrſchaft frey ſey. Oeſterreich hingegen eine Oberherrſchaft und kraft derſelben eine geſetzgebende Gewalt und Aufſicht uͤber den ganzen Bodenſee behauptet, und desfalls theils mit dem ſchwaͤbiſchen Kreiſe, theils inſonderheit mit der Stadt Lin- dau im Streit iſt, welche hervorragende Rechte vor den uͤbrigen Beſitzern der Ufer ſich anmaaßt a). 2) Der tuͤrkiſche Kaiſer geſtattet kraft ſeines Eigenthums und ſeiner Oberherrſchaft uͤber das ſchwarze Meer, deſſen Ufer bis auf die neueren Zeiten ihm allein unterworfen waren, und zu welchem ihm die Dardenellen den Schluͤſ- ſel geben, keiner Nation den Handel oder die Schiffahrt auf dem ſchwarzen Meer, der er ſie nicht durch Vertraͤge eingeraͤumt hat. Sonſt war Frankreich die allein be- guͤnſtigte Nation b). In neueren Zeiten aber hat Ruß- land M 5
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Rechte der Voͤlker in Anſehung des Meers.
c⁾
Catteau tableau de la Suède T. II. p. 82. Daß fremde Bewohner
eines benachbarten Strandes von der Huͤlfleiſtung ausgeſchloſſen
werden, beruhet auf viele die Menſchheit beſchaͤmende Erfahrun-
gen, daß dieſe Ausſchließung fuͤr die Nothleidenden ſelbſt eine
Wohlthat iſt.
d⁾ Schuback de iure littoris §. 39. ſ. z. B. den Vertrag zwiſchen
Daͤnemark und Schweden 1748. art. 24. Zwiſchen Daͤnemark
und Genua 1756. 1789. art. 27. m. Recueil T. IV. p. 532.
§. 152.
Rechte uͤber groͤßere Landſeen, Meerbuſen, Meeren.
Da ferner einige Voͤlker auch uͤber die Grenzen hinaus
welche vom Ufer aus durch Kanonen beſtrichen werden koͤn-
nen Eigenthum oder doch Oberherrſchaft auf groͤßere Land-
ſeen, Meerbuſen, eingeſchloſſene oder angrenzende Meere
beſitzen oder behaupten (§. 36.) ſo entſtehn hieraus inſonder-
heit folgende Rechte und Anſpruͤche:
1) Unter den Landſeen iſt es hauptſaͤchlich der Bodenſee
uͤber welchen geſtritten wird, da die mehreſten Anwohner
deſſelben behaupten, daß er innerhalb der Haldinen dem
Eigenthum und Oberherrſchaft der Beſitzer der Ufer ge-
hoͤre, in der Mitte aber von aller Oberherrſchaft frey
ſey. Oeſterreich hingegen eine Oberherrſchaft und kraft
derſelben eine geſetzgebende Gewalt und Aufſicht uͤber den
ganzen Bodenſee behauptet, und desfalls theils mit dem
ſchwaͤbiſchen Kreiſe, theils inſonderheit mit der Stadt Lin-
dau im Streit iſt, welche hervorragende Rechte vor den
uͤbrigen Beſitzern der Ufer ſich anmaaßt a).
2) Der tuͤrkiſche Kaiſer geſtattet kraft ſeines Eigenthums
und ſeiner Oberherrſchaft uͤber das ſchwarze Meer, deſſen
Ufer bis auf die neueren Zeiten ihm allein unterworfen
waren, und zu welchem ihm die Dardenellen den Schluͤſ-
ſel geben, keiner Nation den Handel oder die Schiffahrt
auf dem ſchwarzen Meer, der er ſie nicht durch Vertraͤge
eingeraͤumt hat. Sonſt war Frankreich die allein be-
guͤnſtigte Nation b). In neueren Zeiten aber hat Ruß-
land
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