Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.Gleichheit Würden und Rang. in den unbestrittenen Besitz des Ranges über alle christ-liche Europäische Mächte b), selbst Frankreich c) und Ruß- land d) nicht ausgeschlossen. Der türkische Kaiser aber be- gehrt völlige Gleichheit mit ihm, die auch auf Verträge be- ruhet e), obwohl die übrigen Mächte dem türkischen nicht so wie dem römischen Kaiser den Rang einräumen f). a) Rousset memoire sur le rang etc. cap. 1. Auch Joseph II. that dieß als ihn Pabst Pius VI. 1782 zu Wien besuchte; nur einen höheren Thron als den seinigen wollte er ihm nicht bauen lassen. Polit. Journ. 1782. April S. 383. Günther a. a. O. S. 222. b) Humler von dem allerhöchsten Range, Titel und Würde der römischen Kaiser. Frankfurt 1770. 8. c) S. jedoch die sonderbare Aneedote welche Günther a. a. O. S. 221. not. c. anführet. d) Doch scheint es daß Rußland in Verträgen die Alternation begehre. The secret history of the armed neutrality p. 46. not. +. e) Passarowitzer Friede 1718. art. 17. Belgrader Friede 1739. art. 20. 21. Moser Staatsrecht Th. III. S. 106. Lunig theatrum ceremoniale T. II. p. 1438. f) Daß sie aus dem mit einer dritten Macht eingegangenen Ver- trage dazu nicht verbunden seyn können, ist in die Augen fallend. Ueberhaupt aber ist auch in der Materie der Präcedenz mehr auf das individuelle Herkommen der einzelnen Höfe, als auf analogische Schlüsse zu bauen. §. 130. Rang der übrigen gekrönten Häupter. III) Unter den übrigen gekrönten Häuptern sind 1) sondern
Gleichheit Wuͤrden und Rang. in den unbeſtrittenen Beſitz des Ranges uͤber alle chriſt-liche Europaͤiſche Maͤchte b), ſelbſt Frankreich c) und Ruß- land d) nicht ausgeſchloſſen. Der tuͤrkiſche Kaiſer aber be- gehrt voͤllige Gleichheit mit ihm, die auch auf Vertraͤge be- ruhet e), obwohl die uͤbrigen Maͤchte dem tuͤrkiſchen nicht ſo wie dem roͤmiſchen Kaiſer den Rang einraͤumen f). a) Rousset memoire ſur le rang etc. cap. 1. Auch Joſeph II. that dieß als ihn Pabſt Pius VI. 1782 zu Wien beſuchte; nur einen hoͤheren Thron als den ſeinigen wollte er ihm nicht bauen laſſen. Polit. Journ. 1782. April S. 383. Guͤnther a. a. O. S. 222. b) Humler von dem allerhoͤchſten Range, Titel und Wuͤrde der roͤmiſchen Kaiſer. Frankfurt 1770. 8. c) S. jedoch die ſonderbare Aneedote welche Guͤnther a. a. O. S. 221. not. c. anfuͤhret. d) Doch ſcheint es daß Rußland in Vertraͤgen die Alternation begehre. The ſecret hiſtory of the armed neutrality p. 46. not. †. e) Paſſarowitzer Friede 1718. art. 17. Belgrader Friede 1739. art. 20. 21. Moſer Staatsrecht Th. III. S. 106. Lunig theatrum ceremoniale T. II. p. 1438. f) Daß ſie aus dem mit einer dritten Macht eingegangenen Ver- trage dazu nicht verbunden ſeyn koͤnnen, iſt in die Augen fallend. Ueberhaupt aber iſt auch in der Materie der Praͤcedenz mehr auf das individuelle Herkommen der einzelnen Hoͤfe, als auf analogiſche Schluͤſſe zu bauen. §. 130. Rang der uͤbrigen gekroͤnten Haͤupter. III) Unter den uͤbrigen gekroͤnten Haͤuptern ſind 1) ſondern
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Gleichheit Wuͤrden und Rang.
in den unbeſtrittenen Beſitz des Ranges uͤber alle chriſt-
liche Europaͤiſche Maͤchte b), ſelbſt Frankreich c) und Ruß-
land d) nicht ausgeſchloſſen. Der tuͤrkiſche Kaiſer aber be-
gehrt voͤllige Gleichheit mit ihm, die auch auf Vertraͤge be-
ruhet e), obwohl die uͤbrigen Maͤchte dem tuͤrkiſchen nicht
ſo wie dem roͤmiſchen Kaiſer den Rang einraͤumen f).
a⁾ Rousset memoire ſur le rang etc. cap. 1. Auch Joſeph II. that
dieß als ihn Pabſt Pius VI. 1782 zu Wien beſuchte; nur einen
hoͤheren Thron als den ſeinigen wollte er ihm nicht bauen laſſen.
Polit. Journ. 1782. April S. 383. Guͤnther a. a. O. S. 222.
b⁾ Humler von dem allerhoͤchſten Range, Titel und Wuͤrde
der roͤmiſchen Kaiſer. Frankfurt 1770. 8.
c⁾ S. jedoch die ſonderbare Aneedote welche Guͤnther a. a. O.
S. 221. not. c. anfuͤhret.
d⁾ Doch ſcheint es daß Rußland in Vertraͤgen die Alternation begehre.
The ſecret hiſtory of the armed neutrality p. 46. not. †.
e⁾ Paſſarowitzer Friede 1718. art. 17. Belgrader Friede 1739. art.
20. 21. Moſer Staatsrecht Th. III. S. 106. Lunig theatrum
ceremoniale T. II. p. 1438.
f⁾ Daß ſie aus dem mit einer dritten Macht eingegangenen Ver-
trage dazu nicht verbunden ſeyn koͤnnen, iſt in die Augen fallend.
Ueberhaupt aber iſt auch in der Materie der Praͤcedenz mehr
auf das individuelle Herkommen der einzelnen Hoͤfe, als auf
analogiſche Schluͤſſe zu bauen.
§. 130.
Rang der uͤbrigen gekroͤnten Haͤupter.
III) Unter den uͤbrigen gekroͤnten Haͤuptern ſind 1)
einige welche beſtimmt den Rang naͤchſt nach dem roͤmiſchen
Kaiſer vor den uͤbrigen Maͤchten fordern. Dahin gehoͤren
der roͤmiſche Koͤnig a), die bisherigen Koͤnige von Frank-
reich b), der Koͤnig von Spanien c), und in den neueren
Zeiten Rußland d). Doch ſind dieſe nicht nur unter ein-
ander, ſondern auch mit den mehreſten der uͤbrigen im Streit.
2) Andere begehren zwar nicht die Praͤcedenz, aber ſie wol-
len ſie auch keinem der uͤbrigen fortwaͤhrend einraͤumen,
ſondern
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Zitationshilfe: | Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/185>, abgerufen am 01.03.2025. |