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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Drittes Buch. Drittes Hauptstück.
d) S. z. B. über die Auslieferung von Bechade und la Roche
Hamb. Corresp. 1787. n. 3. Beylage. Zuweilen kann aber ein
Streit über die Frage entstehn, wer von zween fremden Staa-
ten das nächste Recht zur Auslieferung habe. So forderten z. B.
Rußland und Frankreich jeder die Auslieferung des Grafen de
la Sale von dem Magistrat zu Danzig 1748. Adelung Staats-
historie
Th. VI. S. 303. u. f.
e) Beyspiele s. in Moser Vers. Th. IV. S. 123. Th. VI. S. 428.
f) Der einzige Fall in welchem die Gesetze eine solche Auslieferung
vorschreiben, kann nur in Reichskriegen vorkommen. R. A. 1641
§. 47. Wahl de foro arresti priuilegiato § 25.
g) Reuss de iuribus et obligationibus specialium Rerumpublicarum Ger-
maniae inter se in exercenda iurisdictione criminali obuiis.
Stutt-
gard
1787. 4.
§. 101.
Von der Verbindlichkeit die von Fremden oder gegen
Fremde begangene Verbrechen zu bestrafen.

Kraft des Schutzes welchen der Staat den frem-
den Einwohnern für ihre Person und Güter zu leisten schul-
dig ist, muß er die in seinem Gebiet wider selbige began-
gene Verbrechen mit eben der Sorgfalt und Strenge un-
tersuchen und bestrafen, als wenn sie gegen seine Einge-
bohrne Unterthanen begangen worden wären. Der Ver-
brecher sey ein Fremder oder Eingebohrner.

Wenn aber Verbrecher die in einem andren Lande
ein Verbrechen begangen haben, sein Gebiet betreten, oder
sich da aufhalten, so hat er außerhalb der Verträge keine
vollkommene Verbindlichkeit gegen dieses Land solche Ver-
brecher, selbst nach erfolgter Requisition, zu ergreifen, und
(wenn er sie nicht ausliefern will) zu bestrafen, oder ein
dort wider sie gefälletes Urtheil an ihre Person oder Güter
zu vollziehn.

Auch giebt es in der Praxis Verbrechen, wohin in-
sonderheit Desertion a) und Schleichhandel gehören, wegen
deren der Regel nach kein Staat eine Arrestirung verfüget,
wenn er es nicht durch Cartels oder andere Verträge ver-

sprochen
Drittes Buch. Drittes Hauptſtuͤck.
d) S. z. B. uͤber die Auslieferung von Bechade und la Roche
Hamb. Correſp. 1787. n. 3. Beylage. Zuweilen kann aber ein
Streit uͤber die Frage entſtehn, wer von zween fremden Staa-
ten das naͤchſte Recht zur Auslieferung habe. So forderten z. B.
Rußland und Frankreich jeder die Auslieferung des Grafen de
la Sale von dem Magiſtrat zu Danzig 1748. Adelung Staats-
hiſtorie
Th. VI. S. 303. u. f.
e) Beyſpiele ſ. in Moſer Verſ. Th. IV. S. 123. Th. VI. S. 428.
f) Der einzige Fall in welchem die Geſetze eine ſolche Auslieferung
vorſchreiben, kann nur in Reichskriegen vorkommen. R. A. 1641
§. 47. Wahl de foro arreſti priuilegiato § 25.
g) Reuss de iuribus et obligationibus ſpecialium Rerumpublicarum Ger-
maniae inter ſe in exercenda iurisdictione criminali obuiis.
Stutt-
gard
1787. 4.
§. 101.
Von der Verbindlichkeit die von Fremden oder gegen
Fremde begangene Verbrechen zu beſtrafen.

Kraft des Schutzes welchen der Staat den frem-
den Einwohnern fuͤr ihre Perſon und Guͤter zu leiſten ſchul-
dig iſt, muß er die in ſeinem Gebiet wider ſelbige began-
gene Verbrechen mit eben der Sorgfalt und Strenge un-
terſuchen und beſtrafen, als wenn ſie gegen ſeine Einge-
bohrne Unterthanen begangen worden waͤren. Der Ver-
brecher ſey ein Fremder oder Eingebohrner.

Wenn aber Verbrecher die in einem andren Lande
ein Verbrechen begangen haben, ſein Gebiet betreten, oder
ſich da aufhalten, ſo hat er außerhalb der Vertraͤge keine
vollkommene Verbindlichkeit gegen dieſes Land ſolche Ver-
brecher, ſelbſt nach erfolgter Requiſition, zu ergreifen, und
(wenn er ſie nicht ausliefern will) zu beſtrafen, oder ein
dort wider ſie gefaͤlletes Urtheil an ihre Perſon oder Guͤter
zu vollziehn.

Auch giebt es in der Praxis Verbrechen, wohin in-
ſonderheit Deſertion a) und Schleichhandel gehoͤren, wegen
deren der Regel nach kein Staat eine Arreſtirung verfuͤget,
wenn er es nicht durch Cartels oder andere Vertraͤge ver-

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[124/0152] Drittes Buch. Drittes Hauptſtuͤck. d⁾ S. z. B. uͤber die Auslieferung von Bechade und la Roche Hamb. Correſp. 1787. n. 3. Beylage. Zuweilen kann aber ein Streit uͤber die Frage entſtehn, wer von zween fremden Staa- ten das naͤchſte Recht zur Auslieferung habe. So forderten z. B. Rußland und Frankreich jeder die Auslieferung des Grafen de la Sale von dem Magiſtrat zu Danzig 1748. Adelung Staats- hiſtorie Th. VI. S. 303. u. f. e⁾ Beyſpiele ſ. in Moſer Verſ. Th. IV. S. 123. Th. VI. S. 428. f⁾ Der einzige Fall in welchem die Geſetze eine ſolche Auslieferung vorſchreiben, kann nur in Reichskriegen vorkommen. R. A. 1641 §. 47. Wahl de foro arreſti priuilegiato § 25. g⁾ Reuss de iuribus et obligationibus ſpecialium Rerumpublicarum Ger- maniae inter ſe in exercenda iurisdictione criminali obuiis. Stutt- gard 1787. 4. §. 101. Von der Verbindlichkeit die von Fremden oder gegen Fremde begangene Verbrechen zu beſtrafen. Kraft des Schutzes welchen der Staat den frem- den Einwohnern fuͤr ihre Perſon und Guͤter zu leiſten ſchul- dig iſt, muß er die in ſeinem Gebiet wider ſelbige began- gene Verbrechen mit eben der Sorgfalt und Strenge un- terſuchen und beſtrafen, als wenn ſie gegen ſeine Einge- bohrne Unterthanen begangen worden waͤren. Der Ver- brecher ſey ein Fremder oder Eingebohrner. Wenn aber Verbrecher die in einem andren Lande ein Verbrechen begangen haben, ſein Gebiet betreten, oder ſich da aufhalten, ſo hat er außerhalb der Vertraͤge keine vollkommene Verbindlichkeit gegen dieſes Land ſolche Ver- brecher, ſelbſt nach erfolgter Requiſition, zu ergreifen, und (wenn er ſie nicht ausliefern will) zu beſtrafen, oder ein dort wider ſie gefaͤlletes Urtheil an ihre Perſon oder Guͤter zu vollziehn. Auch giebt es in der Praxis Verbrechen, wohin in- ſonderheit Deſertion a) und Schleichhandel gehoͤren, wegen deren der Regel nach kein Staat eine Arreſtirung verfuͤget, wenn er es nicht durch Cartels oder andere Vertraͤge ver- ſprochen

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/152>, abgerufen am 21.11.2024.