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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Drittes Buch. Drittes Hauptstück.
a) Ehemahls gab es häufige Beyspiele solcher zum Nachtheil der
Fremden eingeführten, zum Theil offenbar unrechtmäßigen Un-
gleichheiten in der Gesetzgebung s. z. B. Gutschmidt mercaturae
legum auxilio iunandae ratio
§. 12. Frank Institut. iuris Cambialis
L. II. S. 5. tit. 3. §. 4. mantissa
§. 4. Kunde Grundsätze des
teutschen Privatrechts
§. 314. Jetzt finden sich nur wenig Ue-
berbleibsel davon, weil eine aufgeklärtere Handelspolitik, und
die Erfahrung, was für beschwerliche Retorsionen daraus erwach-
sen, gelehret haben, wie zweckwidrig dergleichen Ungleichheiten
in den mehresten Fällen sind.
b) Puffendorff de iure nat. et gentium L. III. c. 5. §. 4. I. P. Wal-
deck
inflitutiones iuris ciuilis §. 83. 84. (ed. 1794.)
Entwurf einer
allgem. Gesetzgebung f. die preußischen Staaten
. Einleit. §. 32.
c) So ist das römische Recht als subsidiarisches anzusehn in Teutsch-
land
, einen Theil der Schweitz, in den vereinigten Nieder-
landen
, in einem Theil von Frankreich (sonst pays de droit ecrit)
in Italien, in Portugal, in Polen und in einzelnen engli-
schen
Gerichtshöfen, wie auch in Schottland, s. Blackstone
commentaries on the laws of England T. I. p. 83. T. IV. p. 265.
(ed. n. 1768. 4.) Gatzert de iure communi Angliae. Gott.
1765.
In Spanien, in den übrigen Theilen von Frankreich (sonst pays
de droit coutumier
) kann wenigstens das römische Recht angeführet
werden; wo aber auch dieß der Fall nicht ist, wie in Schwe-
den, Dänemark, Rußland, Ungarn
u. s. f., da hat es doch
sichtbar bey der Gesetzgebung zum Grunde gelegen. S. über-
haupt Arthur Ducke de vsu et autoritate iuris ciuilis Romanorum
Lib. II.
und in Hinsicht des Gebrauchs des römischen Rechts in
Seesachen s. l'Estocq Auszug der Historie des allgemeinen
und preußischen Seerechts
Cap. I.
§. 80.
Wirkung der Gesetze außerhalb Landes.

Der Strenge nach würde ein Gesetz das in einem
Lande gegeben worden, auf ein anderes Land und dessen Ein-
wohner gar keine Wirkung haben. Aber dieser allgemeine
Grundsatz leidet, theils nach der Natur der Sache, theils
Kraft positiver Bestimmungen a) mehrere Abfälle; so liegt
es in der Natur der Sache, daß 1) ein Auswärtiger der

einen
Drittes Buch. Drittes Hauptſtuͤck.
a) Ehemahls gab es haͤufige Beyſpiele ſolcher zum Nachtheil der
Fremden eingefuͤhrten, zum Theil offenbar unrechtmaͤßigen Un-
gleichheiten in der Geſetzgebung ſ. z. B. Gutschmidt mercaturae
legum auxilio iunandae ratio
§. 12. Frank Inſtitut. iuris Cambialis
L. II. S. 5. tit. 3. §. 4. mantiſſa
§. 4. Kunde Grundſaͤtze des
teutſchen Privatrechts
§. 314. Jetzt finden ſich nur wenig Ue-
berbleibſel davon, weil eine aufgeklaͤrtere Handelspolitik, und
die Erfahrung, was fuͤr beſchwerliche Retorſionen daraus erwach-
ſen, gelehret haben, wie zweckwidrig dergleichen Ungleichheiten
in den mehreſten Faͤllen ſind.
b) Puffendorff de iure nat. et gentium L. III. c. 5. §. 4. I. P. Wal-
deck
inflitutiones iuris ciuilis §. 83. 84. (ed. 1794.)
Entwurf einer
allgem. Geſetzgebung f. die preußiſchen Staaten
. Einleit. §. 32.
c) So iſt das roͤmiſche Recht als ſubſidiariſches anzuſehn in Teutſch-
land
, einen Theil der Schweitz, in den vereinigten Nieder-
landen
, in einem Theil von Frankreich (ſonſt pays de droit ecrit)
in Italien, in Portugal, in Polen und in einzelnen engli-
ſchen
Gerichtshoͤfen, wie auch in Schottland, ſ. Blackstone
commentaries on the laws of England T. I. p. 83. T. IV. p. 265.
(ed. n. 1768. 4.) Gatzert de iure communi Angliae. Gott.
1765.
In Spanien, in den uͤbrigen Theilen von Frankreich (ſonſt pays
de droit coutumier
) kann wenigſtens das roͤmiſche Recht angefuͤhret
werden; wo aber auch dieß der Fall nicht iſt, wie in Schwe-
den, Daͤnemark, Rußland, Ungarn
u. ſ. f., da hat es doch
ſichtbar bey der Geſetzgebung zum Grunde gelegen. S. uͤber-
haupt Arthur Ducke de vſu et autoritate iuris ciuilis Romanorum
Lib. II.
und in Hinſicht des Gebrauchs des roͤmiſchen Rechts in
Seeſachen ſ. l’Estocq Auszug der Hiſtorie des allgemeinen
und preußiſchen Seerechts
Cap. I.
§. 80.
Wirkung der Geſetze außerhalb Landes.

Der Strenge nach wuͤrde ein Geſetz das in einem
Lande gegeben worden, auf ein anderes Land und deſſen Ein-
wohner gar keine Wirkung haben. Aber dieſer allgemeine
Grundſatz leidet, theils nach der Natur der Sache, theils
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[102/0130] Drittes Buch. Drittes Hauptſtuͤck. a⁾ Ehemahls gab es haͤufige Beyſpiele ſolcher zum Nachtheil der Fremden eingefuͤhrten, zum Theil offenbar unrechtmaͤßigen Un- gleichheiten in der Geſetzgebung ſ. z. B. Gutschmidt mercaturae legum auxilio iunandae ratio §. 12. Frank Inſtitut. iuris Cambialis L. II. S. 5. tit. 3. §. 4. mantiſſa §. 4. Kunde Grundſaͤtze des teutſchen Privatrechts §. 314. Jetzt finden ſich nur wenig Ue- berbleibſel davon, weil eine aufgeklaͤrtere Handelspolitik, und die Erfahrung, was fuͤr beſchwerliche Retorſionen daraus erwach- ſen, gelehret haben, wie zweckwidrig dergleichen Ungleichheiten in den mehreſten Faͤllen ſind. b⁾ Puffendorff de iure nat. et gentium L. III. c. 5. §. 4. I. P. Wal- deck inflitutiones iuris ciuilis §. 83. 84. (ed. 1794.) Entwurf einer allgem. Geſetzgebung f. die preußiſchen Staaten. Einleit. §. 32. c⁾ So iſt das roͤmiſche Recht als ſubſidiariſches anzuſehn in Teutſch- land, einen Theil der Schweitz, in den vereinigten Nieder- landen, in einem Theil von Frankreich (ſonſt pays de droit ecrit) in Italien, in Portugal, in Polen und in einzelnen engli- ſchen Gerichtshoͤfen, wie auch in Schottland, ſ. Blackstone commentaries on the laws of England T. I. p. 83. T. IV. p. 265. (ed. n. 1768. 4.) Gatzert de iure communi Angliae. Gott. 1765. In Spanien, in den uͤbrigen Theilen von Frankreich (ſonſt pays de droit coutumier) kann wenigſtens das roͤmiſche Recht angefuͤhret werden; wo aber auch dieß der Fall nicht iſt, wie in Schwe- den, Daͤnemark, Rußland, Ungarn u. ſ. f., da hat es doch ſichtbar bey der Geſetzgebung zum Grunde gelegen. S. uͤber- haupt Arthur Ducke de vſu et autoritate iuris ciuilis Romanorum Lib. II. und in Hinſicht des Gebrauchs des roͤmiſchen Rechts in Seeſachen ſ. l’Estocq Auszug der Hiſtorie des allgemeinen und preußiſchen Seerechts Cap. I. §. 80. Wirkung der Geſetze außerhalb Landes. Der Strenge nach wuͤrde ein Geſetz das in einem Lande gegeben worden, auf ein anderes Land und deſſen Ein- wohner gar keine Wirkung haben. Aber dieſer allgemeine Grundſatz leidet, theils nach der Natur der Sache, theils Kraft poſitiver Beſtimmungen a) mehrere Abfaͤlle; ſo liegt es in der Natur der Sache, daß 1) ein Auswaͤrtiger der einen

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/130>, abgerufen am 21.11.2024.