Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
Rechte d. Völker in Ansehung d. Staatsverf. überh.
c) S die englische Erklärung zu Anfang des gegenwärtigen Krie-
ges, Hist. pol. Magazin B. XIII. S. 170. 171. 183. 226.
d) Ob Rußland dieß 1789 in Schweden zur Absicht gehabt, siehe
die gegenseitigen Schriften in hist pol. Magazin B. IV. V. VI.
Was Frankreich in Holland im 17ten Jahrhundert gethan, zeu-
gen die Memoires d'Estrades und d'Avaux, was im 18ten wäh-
tend der Revolution die Staatsacten mehrerer Reiche.
e) Von großen Staatsveränderungen welche ohne öffentliche Theil-
nahme fremder Mächte erfolget sind, lieferte Dänemark 1660,
Schweden 1772. 1789 Beyspiele.
f) So wurden Frankreich und Schweden Garants des westphäli-
schen Friedens; Preußen, Oesterreich, Rußland der polnischen
Constitution von 1775. Frankreich, Sardinien, Bern, Garants
der Genfer Pacification von 1781.
g) Friedensschlüsse zwischen Frankreich und dem Reich 1648, 1679,
1697. Zwischen Schweden und Rußland 1721. 1743.
h) Wiefern ist aber ein kleiner Theil der Nation, hiezu berechti-
get, zumahl wenn sein ius quaesitum nicht verletzt, sondern er nur
überstimmt worden? Wiefern sind es ein paar unruhige Köpfe?
i) Moser Abhandlungen verschiedener Rechtsmaterien St. 1-4.
Erklärungen gegen Polen 1792 in Hist. pol. Magazin B. XI.
S. 585.
§. 72.
Revolutionen.

Arten endlich die inneren Streitigkeiten in eine förm-
liche Revolution aus, so daß entweder eine bisher unter-
worfene Provinz sich von ihrem Oberherrn unabhängig
machen a), oder ein Volk seinen Regenten, entweder für
seine Person absetzen b), oder eine gänzliche Umwälzung der
Verfassung vornehmen will c), so treten zwar auch hier die
eben bemerkten Grundsätze ein, so daß eine auswärtige
Macht sich in diese innere Angelegenheit nicht anders mi-
schen darf, als sofern sie entweder innerhalb der Grenzen
einer gütlichen Vermittelung bleibt, oder durch Verträge d)
oder als zu Hülfe gerufener Theil, oder aus Sorge für
ihre eigene Sicherheit dazu berechtiget ist; doch treten hiebey
noch eigene Rücksichten ein, sofern entweder von der bloßen

Anerken-
F 5
Rechte d. Voͤlker in Anſehung d. Staatsverf. uͤberh.
c) S die engliſche Erklaͤrung zu Anfang des gegenwaͤrtigen Krie-
ges, Hiſt. pol. Magazin B. XIII. S. 170. 171. 183. 226.
d) Ob Rußland dieß 1789 in Schweden zur Abſicht gehabt, ſiehe
die gegenſeitigen Schriften in hiſt pol. Magazin B. IV. V. VI.
Was Frankreich in Holland im 17ten Jahrhundert gethan, zeu-
gen die Memoires d’Estrades und d’Avaux, was im 18ten waͤh-
tend der Revolution die Staatsacten mehrerer Reiche.
e) Von großen Staatsveraͤnderungen welche ohne oͤffentliche Theil-
nahme fremder Maͤchte erfolget ſind, lieferte Daͤnemark 1660,
Schweden 1772. 1789 Beyſpiele.
f) So wurden Frankreich und Schweden Garants des weſtphaͤli-
ſchen Friedens; Preußen, Oeſterreich, Rußland der polniſchen
Conſtitution von 1775. Frankreich, Sardinien, Bern, Garants
der Genfer Pacification von 1781.
g) Friedensſchluͤſſe zwiſchen Frankreich und dem Reich 1648, 1679,
1697. Zwiſchen Schweden und Rußland 1721. 1743.
h) Wiefern iſt aber ein kleiner Theil der Nation, hiezu berechti-
get, zumahl wenn ſein ius quaeſitum nicht verletzt, ſondern er nur
uͤberſtimmt worden? Wiefern ſind es ein paar unruhige Koͤpfe?
i) Moſer Abhandlungen verſchiedener Rechtsmaterien St. 1‒4.
Erklaͤrungen gegen Polen 1792 in Hiſt. pol. Magazin B. XI.
S. 585.
§. 72.
Revolutionen.

Arten endlich die inneren Streitigkeiten in eine foͤrm-
liche Revolution aus, ſo daß entweder eine bisher unter-
worfene Provinz ſich von ihrem Oberherrn unabhaͤngig
machen a), oder ein Volk ſeinen Regenten, entweder fuͤr
ſeine Perſon abſetzen b), oder eine gaͤnzliche Umwaͤlzung der
Verfaſſung vornehmen will c), ſo treten zwar auch hier die
eben bemerkten Grundſaͤtze ein, ſo daß eine auswaͤrtige
Macht ſich in dieſe innere Angelegenheit nicht anders mi-
ſchen darf, als ſofern ſie entweder innerhalb der Grenzen
einer guͤtlichen Vermittelung bleibt, oder durch Vertraͤge d)
oder als zu Huͤlfe gerufener Theil, oder aus Sorge fuͤr
ihre eigene Sicherheit dazu berechtiget iſt; doch treten hiebey
noch eigene Ruͤckſichten ein, ſofern entweder von der bloßen

Anerken-
F 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0117" n="89"/>
            <fw place="top" type="header">Rechte d. Vo&#x0364;lker in An&#x017F;ehung d. Staatsverf. u&#x0364;berh.</fw><lb/>
            <note place="end" n="c)">S die engli&#x017F;che Erkla&#x0364;rung zu Anfang des gegenwa&#x0364;rtigen Krie-<lb/>
ges, <hi rendition="#fr">Hi&#x017F;t. pol. Magazin B.</hi> <hi rendition="#aq">XIII.</hi> S. 170. 171. 183. 226.</note><lb/>
            <note place="end" n="d)">Ob Rußland dieß 1789 in Schweden zur Ab&#x017F;icht gehabt, &#x017F;iehe<lb/>
die gegen&#x017F;eitigen Schriften in <hi rendition="#fr">hi&#x017F;t pol. Magazin B.</hi> <hi rendition="#aq">IV. V. VI.</hi><lb/>
Was Frankreich in Holland im 17ten Jahrhundert gethan, zeu-<lb/>
gen die <hi rendition="#aq">Memoires <hi rendition="#k">d&#x2019;Estrades</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">d&#x2019;Avaux</hi>,</hi> was im 18ten wa&#x0364;h-<lb/>
tend der Revolution die Staatsacten mehrerer Reiche.</note><lb/>
            <note place="end" n="e)">Von großen Staatsvera&#x0364;nderungen welche ohne o&#x0364;ffentliche Theil-<lb/>
nahme fremder Ma&#x0364;chte erfolget &#x017F;ind, lieferte Da&#x0364;nemark 1660,<lb/>
Schweden 1772. 1789 Bey&#x017F;piele.</note><lb/>
            <note place="end" n="f)">So wurden Frankreich und Schweden Garants des we&#x017F;tpha&#x0364;li-<lb/>
&#x017F;chen Friedens; Preußen, Oe&#x017F;terreich, Rußland der polni&#x017F;chen<lb/>
Con&#x017F;titution von 1775. Frankreich, Sardinien, Bern, Garants<lb/>
der Genfer Pacification von 1781.</note><lb/>
            <note place="end" n="g)">Friedens&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zwi&#x017F;chen Frankreich und dem Reich 1648, 1679,<lb/>
1697. Zwi&#x017F;chen Schweden und Rußland 1721. 1743.</note><lb/>
            <note place="end" n="h)">Wiefern i&#x017F;t aber ein kleiner Theil der Nation, hiezu berechti-<lb/>
get, zumahl wenn &#x017F;ein <hi rendition="#aq">ius quae&#x017F;itum</hi> nicht verletzt, &#x017F;ondern er nur<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;timmt worden? Wiefern &#x017F;ind es ein paar unruhige Ko&#x0364;pfe?</note><lb/>
            <note place="end" n="i)"><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Mo&#x017F;er</hi> Abhandlungen ver&#x017F;chiedener Rechtsmaterien</hi> St. 1&#x2012;4.<lb/>
Erkla&#x0364;rungen gegen Polen 1792 in <hi rendition="#fr">Hi&#x017F;t. pol. Magazin B.</hi> <hi rendition="#aq">XI.</hi><lb/>
S. 585.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 72.<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Revolutionen</hi>.</hi></head><lb/>
            <p>Arten endlich die inneren Streitigkeiten in eine fo&#x0364;rm-<lb/>
liche Revolution aus, &#x017F;o daß entweder eine bisher unter-<lb/>
worfene Provinz &#x017F;ich von ihrem Oberherrn unabha&#x0364;ngig<lb/>
machen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>), oder ein Volk &#x017F;einen Regenten, entweder fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;eine Per&#x017F;on ab&#x017F;etzen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>), oder eine ga&#x0364;nzliche Umwa&#x0364;lzung der<lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;ung vornehmen will <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">c</hi></hi>), &#x017F;o treten zwar auch hier die<lb/>
eben bemerkten Grund&#x017F;a&#x0364;tze ein, &#x017F;o daß eine auswa&#x0364;rtige<lb/>
Macht &#x017F;ich in die&#x017F;e innere Angelegenheit nicht anders mi-<lb/>
&#x017F;chen darf, als &#x017F;ofern &#x017F;ie entweder innerhalb der Grenzen<lb/>
einer gu&#x0364;tlichen Vermittelung bleibt, oder durch Vertra&#x0364;ge <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">d</hi></hi>)<lb/>
oder als zu Hu&#x0364;lfe gerufener Theil, oder aus Sorge fu&#x0364;r<lb/>
ihre eigene Sicherheit dazu berechtiget i&#x017F;t; doch treten hiebey<lb/>
noch eigene Ru&#x0364;ck&#x017F;ichten ein, &#x017F;ofern entweder von der bloßen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Anerken-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0117] Rechte d. Voͤlker in Anſehung d. Staatsverf. uͤberh. c⁾ S die engliſche Erklaͤrung zu Anfang des gegenwaͤrtigen Krie- ges, Hiſt. pol. Magazin B. XIII. S. 170. 171. 183. 226. d⁾ Ob Rußland dieß 1789 in Schweden zur Abſicht gehabt, ſiehe die gegenſeitigen Schriften in hiſt pol. Magazin B. IV. V. VI. Was Frankreich in Holland im 17ten Jahrhundert gethan, zeu- gen die Memoires d’Estrades und d’Avaux, was im 18ten waͤh- tend der Revolution die Staatsacten mehrerer Reiche. e⁾ Von großen Staatsveraͤnderungen welche ohne oͤffentliche Theil- nahme fremder Maͤchte erfolget ſind, lieferte Daͤnemark 1660, Schweden 1772. 1789 Beyſpiele. f⁾ So wurden Frankreich und Schweden Garants des weſtphaͤli- ſchen Friedens; Preußen, Oeſterreich, Rußland der polniſchen Conſtitution von 1775. Frankreich, Sardinien, Bern, Garants der Genfer Pacification von 1781. g⁾ Friedensſchluͤſſe zwiſchen Frankreich und dem Reich 1648, 1679, 1697. Zwiſchen Schweden und Rußland 1721. 1743. h⁾ Wiefern iſt aber ein kleiner Theil der Nation, hiezu berechti- get, zumahl wenn ſein ius quaeſitum nicht verletzt, ſondern er nur uͤberſtimmt worden? Wiefern ſind es ein paar unruhige Koͤpfe? i⁾ Moſer Abhandlungen verſchiedener Rechtsmaterien St. 1‒4. Erklaͤrungen gegen Polen 1792 in Hiſt. pol. Magazin B. XI. S. 585. §. 72. Revolutionen. Arten endlich die inneren Streitigkeiten in eine foͤrm- liche Revolution aus, ſo daß entweder eine bisher unter- worfene Provinz ſich von ihrem Oberherrn unabhaͤngig machen a), oder ein Volk ſeinen Regenten, entweder fuͤr ſeine Perſon abſetzen b), oder eine gaͤnzliche Umwaͤlzung der Verfaſſung vornehmen will c), ſo treten zwar auch hier die eben bemerkten Grundſaͤtze ein, ſo daß eine auswaͤrtige Macht ſich in dieſe innere Angelegenheit nicht anders mi- ſchen darf, als ſofern ſie entweder innerhalb der Grenzen einer guͤtlichen Vermittelung bleibt, oder durch Vertraͤge d) oder als zu Huͤlfe gerufener Theil, oder aus Sorge fuͤr ihre eigene Sicherheit dazu berechtiget iſt; doch treten hiebey noch eigene Ruͤckſichten ein, ſofern entweder von der bloßen Anerken- F 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/117
Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/117>, abgerufen am 03.12.2024.