Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Sechste Buch. Nach dem Anchises nun für augen alles zeigteEneen seinem sohn/ uud ihm das hertze neigte Durch treu auffmunterung zur schönen lob-begier/ Und wie er künfftig sol erlangen ruhm und zier/ Erzehlt er ihm hernach von schlachten/ streit und kriegen/ Und wie er seinen muth in manchen schweren zügen Erzeigen müste keck: Er lehret ihn zugleich/ Wie es beschaffen sey mit dem Latiner reich/ Mit ihrem volck und stadt; Und was er muste meiden Für arbeit und gefahr/ und was er müste leiden. Es werden pforten hier des schlaffes zwo geschn/ Aus welchen pflegen stets die träum herfür zugehn: Ein ist von klarem horn/ aus welcher träume kommen/ Die man mit warheits grund hat eigentlich vernommen; Die ander ist gantz weiß von Elephanten zahn/ Draus kommen falsche träum erfüllt mit trug und wahn. Nach dem Anchises nun den sohn und die Sibylle Mit solcherley gespräch begleitet in der stille/ Und durch die andre pfort läßt wieder von sich ziehn/ Nimmt er stracks seinen weg zum meer und schiffen hin/ Besuchet seine pursch: Darauff er sich verfüget Zum haven Cajeta/ der gleich am ufer liget. Man wirfft das ancker ein/ die schiffe bleiben stehn/ Und wil Eneas nicht auff dißmal weiter gehn. Das Siebende Buch. Du hast auch unserm port/ als du gabst auf das leben/ Cajeta/ Troens amm ein ewig denckmal geben Und
Das Sechſte Buch. Nach dem Anchiſes nun fuͤr augen alles zeigteEneen ſeinem ſohn/ uud ihm das hertze neigte Durch treu auffmunterung zur ſchoͤnen lob-begier/ Und wie er kuͤnfftig ſol erlangen ruhm und zier/ Erzehlt er ihm hernach von ſchlachten/ ſtreit und kriegen/ Und wie er ſeinen muth in manchen ſchweren zuͤgen Erzeigen muͤſte keck: Er lehret ihn zugleich/ Wie es beſchaffen ſey mit dem Latiner reich/ Mit ihrem volck und ſtadt; Und was er muſte meiden Fuͤr arbeit und gefahr/ und was er muͤſte leiden. Es werden pforten hier des ſchlaffes zwo geſchn/ Aus welchen pflegen ſtets die traͤum herfuͤr zugehn: Ein iſt von klarem horn/ aus welcher traͤume kommen/ Die man mit warheits grund hat eigentlich vernom̃en; Die ander iſt gantz weiß von Elephanten zahn/ Draus kom̃en falſche traͤum erfuͤllt mit trug und wahn. Nach dem Anchiſes nun den ſohn und die Sibylle Mit ſolcherley geſpraͤch begleitet in der ſtille/ Und durch die andre pfort laͤßt wieder von ſich ziehn/ Nimmt er ſtracks ſeinen weg zum meer und ſchiffen hin/ Beſuchet ſeine purſch: Darauff er ſich verfuͤget Zum haven Cajeta/ der gleich am ufer liget. Man wirfft das ancker ein/ die ſchiffe bleiben ſtehn/ Und wil Eneas nicht auff dißmal weiter gehn. Das Siebende Buch. Du haſt auch unſerm port/ als du gabſt auf das lebẽ/ Cajeta/ Troens amm ein ewig denckmal geben Und
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Das Sechſte Buch.
Nach dem Anchiſes nun fuͤr augen alles zeigte
Eneen ſeinem ſohn/ uud ihm das hertze neigte
Durch treu auffmunterung zur ſchoͤnen lob-begier/
Und wie er kuͤnfftig ſol erlangen ruhm und zier/
Erzehlt er ihm hernach von ſchlachten/ ſtreit und kriegen/
Und wie er ſeinen muth in manchen ſchweren zuͤgen
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Wie es beſchaffen ſey mit dem Latiner reich/
Mit ihrem volck und ſtadt; Und was er muſte meiden
Fuͤr arbeit und gefahr/ und was er muͤſte leiden.
Es werden pforten hier des ſchlaffes zwo geſchn/
Aus welchen pflegen ſtets die traͤum herfuͤr zugehn:
Ein iſt von klarem horn/ aus welcher traͤume kommen/
Die man mit warheits grund hat eigentlich vernom̃en;
Die ander iſt gantz weiß von Elephanten zahn/
Draus kom̃en falſche traͤum erfuͤllt mit trug und wahn.
Nach dem Anchiſes nun den ſohn und die Sibylle
Mit ſolcherley geſpraͤch begleitet in der ſtille/
Und durch die andre pfort laͤßt wieder von ſich ziehn/
Nimmt er ſtracks ſeinen weg zum meer und ſchiffen hin/
Beſuchet ſeine purſch: Darauff er ſich verfuͤget
Zum haven Cajeta/ der gleich am ufer liget.
Man wirfft das ancker ein/ die ſchiffe bleiben ſtehn/
Und wil Eneas nicht auff dißmal weiter gehn.
Das Siebende Buch.
Du haſt auch unſerm port/ als du gabſt auf das lebẽ/
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Und
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