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Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

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grossen Schaden anrichten könne, hat er schon viel-
fältig bewiesen. Durch einen einzigen Blitz ist schon
mancher ganze Ort in Asche gelegt worden. Daß er
aber im ganzen wenig Schaden bringe ist unläug-
bahr, Unter hundert Blitzen, schlägt kaum einer in
die Erde. Und unter zehn Blitzen die auf den Erdbo-
den fahren, trift kaum einer einen Menschen oder ein
Gebäude. Die meisten gehen in Bäume oder gerade
zu in das Wasser und den Erdboden. Wenigstens
die Helfte von Blitzen die auf Gebäude fahren, zün-
den nicht. Ich kenne Orte wo bey Menschen Geden-
ken der Blitz nicht eingeschlagen hat.

Wendet man ein: wenn gleich der Blitz nicht alle-
zeit Schaden bringt; so erschreckt er doch, hält die
Menschen in Schranken, bewegt auch wohl manchen zur
Besserung seines Herzens. Ich gestehe daß auch an
den Orten wo der Blitz bey Menschen Gedenken nicht
eingeschlagen hat, die Menschen doch durch denselben
erschreckt werden. Indessen wird mir jederman zu-
geben müssen; daß der Nutze der daraus entspringt
sehr gering seye. Gute Seelen brauchen nicht erst
durch Donnerwetter gebessert zu werden. Diejenigen
aber die einer Besserung nöthig hätten, lassen sich
nicht bessern. Man siehet, wenn sie nicht ganz ver-
härtet sind, sie zwar bey heftigen Donnerwettern zit-
tern und hört sie ängstlich beten. Aber die ganze Bes-
serung vergehet mit dem Wetter; und kaum eine Stun-
de nachher sind sie so schlimm als zuvor.

Weil also der Blitz im Ganzen wenig Schaden,
und aber eben so wenig moralische Besserung der Men-
schen bringt; so kan er von Gott nicht bloß zur Strafe
der Welt erschaffen seyn.

Drit-
F 3

groſſen Schaden anrichten koͤnne, hat er ſchon viel-
faͤltig bewieſen. Durch einen einzigen Blitz iſt ſchon
mancher ganze Ort in Aſche gelegt worden. Daß er
aber im ganzen wenig Schaden bringe iſt unlaͤug-
bahr, Unter hundert Blitzen, ſchlaͤgt kaum einer in
die Erde. Und unter zehn Blitzen die auf den Erdbo-
den fahren, trift kaum einer einen Menſchen oder ein
Gebaͤude. Die meiſten gehen in Baͤume oder gerade
zu in das Waſſer und den Erdboden. Wenigſtens
die Helfte von Blitzen die auf Gebaͤude fahren, zuͤn-
den nicht. Ich kenne Orte wo bey Menſchen Geden-
ken der Blitz nicht eingeſchlagen hat.

Wendet man ein: wenn gleich der Blitz nicht alle-
zeit Schaden bringt; ſo erſchreckt er doch, haͤlt die
Menſchen in Schranken, bewegt auch wohl manchen zur
Beſſerung ſeines Herzens. Ich geſtehe daß auch an
den Orten wo der Blitz bey Menſchen Gedenken nicht
eingeſchlagen hat, die Menſchen doch durch denſelben
erſchreckt werden. Indeſſen wird mir jederman zu-
geben muͤſſen; daß der Nutze der daraus entſpringt
ſehr gering ſeye. Gute Seelen brauchen nicht erſt
durch Donnerwetter gebeſſert zu werden. Diejenigen
aber die einer Beſſerung noͤthig haͤtten, laſſen ſich
nicht beſſern. Man ſiehet, wenn ſie nicht ganz ver-
haͤrtet ſind, ſie zwar bey heftigen Donnerwettern zit-
tern und hoͤrt ſie aͤngſtlich beten. Aber die ganze Beſ-
ſerung vergehet mit dem Wetter; und kaum eine Stun-
de nachher ſind ſie ſo ſchlimm als zuvor.

Weil alſo der Blitz im Ganzen wenig Schaden,
und aber eben ſo wenig moraliſche Beſſerung der Men-
ſchen bringt; ſo kan er von Gott nicht bloß zur Strafe
der Welt erſchaffen ſeyn.

Drit-
F 3
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[85/0101] groſſen Schaden anrichten koͤnne, hat er ſchon viel- faͤltig bewieſen. Durch einen einzigen Blitz iſt ſchon mancher ganze Ort in Aſche gelegt worden. Daß er aber im ganzen wenig Schaden bringe iſt unlaͤug- bahr, Unter hundert Blitzen, ſchlaͤgt kaum einer in die Erde. Und unter zehn Blitzen die auf den Erdbo- den fahren, trift kaum einer einen Menſchen oder ein Gebaͤude. Die meiſten gehen in Baͤume oder gerade zu in das Waſſer und den Erdboden. Wenigſtens die Helfte von Blitzen die auf Gebaͤude fahren, zuͤn- den nicht. Ich kenne Orte wo bey Menſchen Geden- ken der Blitz nicht eingeſchlagen hat. Wendet man ein: wenn gleich der Blitz nicht alle- zeit Schaden bringt; ſo erſchreckt er doch, haͤlt die Menſchen in Schranken, bewegt auch wohl manchen zur Beſſerung ſeines Herzens. Ich geſtehe daß auch an den Orten wo der Blitz bey Menſchen Gedenken nicht eingeſchlagen hat, die Menſchen doch durch denſelben erſchreckt werden. Indeſſen wird mir jederman zu- geben muͤſſen; daß der Nutze der daraus entſpringt ſehr gering ſeye. Gute Seelen brauchen nicht erſt durch Donnerwetter gebeſſert zu werden. Diejenigen aber die einer Beſſerung noͤthig haͤtten, laſſen ſich nicht beſſern. Man ſiehet, wenn ſie nicht ganz ver- haͤrtet ſind, ſie zwar bey heftigen Donnerwettern zit- tern und hoͤrt ſie aͤngſtlich beten. Aber die ganze Beſ- ſerung vergehet mit dem Wetter; und kaum eine Stun- de nachher ſind ſie ſo ſchlimm als zuvor. Weil alſo der Blitz im Ganzen wenig Schaden, und aber eben ſo wenig moraliſche Beſſerung der Men- ſchen bringt; ſo kan er von Gott nicht bloß zur Strafe der Welt erſchaffen ſeyn. Drit- F 3

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Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/101>, abgerufen am 26.04.2024.