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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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E. H. Webers Schema des Blutkreislaufs.
stück c augebunden, von dessen freiem Rand die Fäden ausgehen, die an der äussern
[Abbildung] Fig. 31.
Röhre angeknüpft sind; verläuft
in den Röhren ein Wasserstrom,
so wird er je nach seiner Rich-
tung das Ventil c c schliessen oder
öffnen, und zwar wird das letz-
tere geschehen, wenn der Strom
nach der Richtung des Pfeiles f,
das erstere, wenn er in umgekehrter Richtung geht. Damit bei diesen verschiedenen
Strömen der Rand des Ventils nicht in b eingestülpt, oder genau an b b angepresst werde,
sind die Fäden an Ränder angeknüpft, welche dem Spielraum der Bewegung gewisse
Grenzen anweisen. Kehren wir nun zurück zu Fig. 30. Die beiden Darmstücke,
[Abbildung] Fig. 30.
das kürzere und das längere, werden so ineinander gesteckt, dass die Ventile
einen fortlaufenden Strom durch den in sich zurücklaufenden Bogen a c d gestatten,
wie ihn in unserer Figur die kleinen Pfeile anzeigen. Darauf wird durch eine ver-
schliessbare Seitenöffnung, z. B. den Trichter bei a, der Darm bis zu einem be-
stimmten Grade mit Wasser gefüllt. Drückt man, nachdem dieses geschehen ist,
das freiliegende Stück v der kurzen Darmabtheilung zusammen, so wird sein Inhalt,
da er nach e hin nicht ausreichen kann, durch c in die grosse Röhre treten und in
dieser eine fortschreitende Bergwelle erzeugen, welche in der Richtung des Pfeils
nach a hin laufend succesiv die Flüssigkeit in dieser Richtung weiterführt. Lösst
man nun aber den Druck, welchen man auf v angebracht hatte, plötzlich, so
wird die Flüssigkeit in diesen Raum von der gesammten Umgebung eingedrängt;
dieses wird aber, wegen der Ventile, nur von a nach e gelingen, und dadurch wird
eine Beugungswelle erzeugt, die von a durch d nach c fortschreitet und demnach die
Flüssigkeit in der Richtung von c nach a fortführt; d. h. in derselben, in welcher
sie auch durch die Bergwelle, die von c nach a lief, getrieben wurde. So kann
also durch eine Wellenbewegung die Flüssigkeit in einer in sich geschlossenen
Röhre herumgeführt werden. Vorausgesetzt nun, dass das Lumen des Darmrohrs
überall von normaler Weite sei, so werden sich die in ihm erregten Wellen sehr
rasch durch das ganze Rohr hindurch verbreiten und sich somit auch die Ungleich-
heit in der Spannung, welche durch das Zusammenpressen von v eingetreten war,
ausgleichen. Bringt man dagegen irgendwo im Lichten eine Verengerung an, z. B.
dadurch, dass man bei d einen Badeschwamm einlegt, so wird die von c her-
kommende Flüssigkeit nur sehr allmählig über die verengerte Oeffnung hinausdrin-
gen; die Welle aber wird, wenn die Oeffnungen in dem Badeschwamm eng und
wenig zahlreich sind, sich gar nicht über d fortpflanzen. Wenn aber die Flüssig-
keitsmenge, welche in das Röhrenstück e d geworfen ist, sich nicht sogleich wieder
aus ihm entleeren kann, so muss sie sich in seinem Raum vertheilen und die Span-
nung seiner Wand erhöhen. Umgekehrt muss dagegen in dem Stück d e die Span-
nung abnehmen, weil dieses einen Theil seines Inhalts in das vorhin entleerte v
geworfen hat. Vermöge dieses Spannungsunterschiedes wird nun auch ein Strom
durch d hindurch, von c d nach d e gehen und zwar so lange, bis die Spannung

E. H. Webers Schema des Blutkreislaufs.
stück c augebunden, von dessen freiem Rand die Fäden ausgehen, die an der äussern
[Abbildung] Fig. 31.
Röhre angeknüpft sind; verläuft
in den Röhren ein Wasserstrom,
so wird er je nach seiner Rich-
tung das Ventil c c schliessen oder
öffnen, und zwar wird das letz-
tere geschehen, wenn der Strom
nach der Richtung des Pfeiles f,
das erstere, wenn er in umgekehrter Richtung geht. Damit bei diesen verschiedenen
Strömen der Rand des Ventils nicht in b eingestülpt, oder genau an b b angepresst werde,
sind die Fäden an Ränder angeknüpft, welche dem Spielraum der Bewegung gewisse
Grenzen anweisen. Kehren wir nun zurück zu Fig. 30. Die beiden Darmstücke,
[Abbildung] Fig. 30.
das kürzere und das längere, werden so ineinander gesteckt, dass die Ventile
einen fortlaufenden Strom durch den in sich zurücklaufenden Bogen a c d gestatten,
wie ihn in unserer Figur die kleinen Pfeile anzeigen. Darauf wird durch eine ver-
schliessbare Seitenöffnung, z. B. den Trichter bei a, der Darm bis zu einem be-
stimmten Grade mit Wasser gefüllt. Drückt man, nachdem dieses geschehen ist,
das freiliegende Stück v der kurzen Darmabtheilung zusammen, so wird sein Inhalt,
da er nach e hin nicht ausreichen kann, durch c in die grosse Röhre treten und in
dieser eine fortschreitende Bergwelle erzeugen, welche in der Richtung des Pfeils
nach a hin laufend succesiv die Flüssigkeit in dieser Richtung weiterführt. Lösst
man nun aber den Druck, welchen man auf v angebracht hatte, plötzlich, so
wird die Flüssigkeit in diesen Raum von der gesammten Umgebung eingedrängt;
dieses wird aber, wegen der Ventile, nur von a nach e gelingen, und dadurch wird
eine Beugungswelle erzeugt, die von a durch d nach c fortschreitet und demnach die
Flüssigkeit in der Richtung von c nach a fortführt; d. h. in derselben, in welcher
sie auch durch die Bergwelle, die von c nach a lief, getrieben wurde. So kann
also durch eine Wellenbewegung die Flüssigkeit in einer in sich geschlossenen
Röhre herumgeführt werden. Vorausgesetzt nun, dass das Lumen des Darmrohrs
überall von normaler Weite sei, so werden sich die in ihm erregten Wellen sehr
rasch durch das ganze Rohr hindurch verbreiten und sich somit auch die Ungleich-
heit in der Spannung, welche durch das Zusammenpressen von v eingetreten war,
ausgleichen. Bringt man dagegen irgendwo im Lichten eine Verengerung an, z. B.
dadurch, dass man bei d einen Badeschwamm einlegt, so wird die von c her-
kommende Flüssigkeit nur sehr allmählig über die verengerte Oeffnung hinausdrin-
gen; die Welle aber wird, wenn die Oeffnungen in dem Badeschwamm eng und
wenig zahlreich sind, sich gar nicht über d fortpflanzen. Wenn aber die Flüssig-
keitsmenge, welche in das Röhrenstück e d geworfen ist, sich nicht sogleich wieder
aus ihm entleeren kann, so muss sie sich in seinem Raum vertheilen und die Span-
nung seiner Wand erhöhen. Umgekehrt muss dagegen in dem Stück d e die Span-
nung abnehmen, weil dieses einen Theil seines Inhalts in das vorhin entleerte v
geworfen hat. Vermöge dieses Spannungsunterschiedes wird nun auch ein Strom
durch d hindurch, von c d nach d e gehen und zwar so lange, bis die Spannung

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[55/0071] E. H. Webers Schema des Blutkreislaufs. stück c augebunden, von dessen freiem Rand die Fäden ausgehen, die an der äussern [Abbildung Fig. 31.] Röhre angeknüpft sind; verläuft in den Röhren ein Wasserstrom, so wird er je nach seiner Rich- tung das Ventil c c schliessen oder öffnen, und zwar wird das letz- tere geschehen, wenn der Strom nach der Richtung des Pfeiles f, das erstere, wenn er in umgekehrter Richtung geht. Damit bei diesen verschiedenen Strömen der Rand des Ventils nicht in b eingestülpt, oder genau an b b angepresst werde, sind die Fäden an Ränder angeknüpft, welche dem Spielraum der Bewegung gewisse Grenzen anweisen. Kehren wir nun zurück zu Fig. 30. Die beiden Darmstücke, [Abbildung Fig. 30.] das kürzere und das längere, werden so ineinander gesteckt, dass die Ventile einen fortlaufenden Strom durch den in sich zurücklaufenden Bogen a c d gestatten, wie ihn in unserer Figur die kleinen Pfeile anzeigen. Darauf wird durch eine ver- schliessbare Seitenöffnung, z. B. den Trichter bei a, der Darm bis zu einem be- stimmten Grade mit Wasser gefüllt. Drückt man, nachdem dieses geschehen ist, das freiliegende Stück v der kurzen Darmabtheilung zusammen, so wird sein Inhalt, da er nach e hin nicht ausreichen kann, durch c in die grosse Röhre treten und in dieser eine fortschreitende Bergwelle erzeugen, welche in der Richtung des Pfeils nach a hin laufend succesiv die Flüssigkeit in dieser Richtung weiterführt. Lösst man nun aber den Druck, welchen man auf v angebracht hatte, plötzlich, so wird die Flüssigkeit in diesen Raum von der gesammten Umgebung eingedrängt; dieses wird aber, wegen der Ventile, nur von a nach e gelingen, und dadurch wird eine Beugungswelle erzeugt, die von a durch d nach c fortschreitet und demnach die Flüssigkeit in der Richtung von c nach a fortführt; d. h. in derselben, in welcher sie auch durch die Bergwelle, die von c nach a lief, getrieben wurde. So kann also durch eine Wellenbewegung die Flüssigkeit in einer in sich geschlossenen Röhre herumgeführt werden. Vorausgesetzt nun, dass das Lumen des Darmrohrs überall von normaler Weite sei, so werden sich die in ihm erregten Wellen sehr rasch durch das ganze Rohr hindurch verbreiten und sich somit auch die Ungleich- heit in der Spannung, welche durch das Zusammenpressen von v eingetreten war, ausgleichen. Bringt man dagegen irgendwo im Lichten eine Verengerung an, z. B. dadurch, dass man bei d einen Badeschwamm einlegt, so wird die von c her- kommende Flüssigkeit nur sehr allmählig über die verengerte Oeffnung hinausdrin- gen; die Welle aber wird, wenn die Oeffnungen in dem Badeschwamm eng und wenig zahlreich sind, sich gar nicht über d fortpflanzen. Wenn aber die Flüssig- keitsmenge, welche in das Röhrenstück e d geworfen ist, sich nicht sogleich wieder aus ihm entleeren kann, so muss sie sich in seinem Raum vertheilen und die Span- nung seiner Wand erhöhen. Umgekehrt muss dagegen in dem Stück d e die Span- nung abnehmen, weil dieses einen Theil seines Inhalts in das vorhin entleerte v geworfen hat. Vermöge dieses Spannungsunterschiedes wird nun auch ein Strom durch d hindurch, von c d nach d e gehen und zwar so lange, bis die Spannung

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/71>, abgerufen am 26.04.2024.