Dulong. Die unter der Rubrik Wärmeverhältniss aufgeführten Zahlen sind ein Quotient aus der vom Thiere wirklich ausgegebenen Wärme- einheit in die aus der CO2 ausscheidung und Overbrauch berechneten.
[Tabelle]
Aus der Thatsache, dass in keinem Falle die nach der Berechnung gebildete Wärme den wirklichen Verlust erreicht, schliessen wir, indem wir das Gesetz von der Erhaltung der Kraft als ein unumstössliches an- sehen, dass auch die Eiweisskörper wie die Amylaceen bei ihrer Ver- brennung mehr Wärme ausgeben, als sich aus ihr nach den aufgestell- ten Prinzipien berechnet.
In der obigen Tafel von Dulong sind statt der von ihm selbst angewendeten Lavoisier'schen Zahlen für die Verbrennungswärme des C und H die von Favre und Silbermann gefundenen (8086 und 34462) benutzt. Die Beobachtungen von Despretz lieferten ein ungünstigeres Verhältniss zwischen dem hypothetischen Wärmegewinne und dem wirklichen Verluste; dieses verwandelt sich allerdings ebenfalls in ein sehr günstiges, wenn man statt der von ihm benutzten Zahlen für die Verbrennungswärme des C und H die Silbermann Favre'schen substituirt. Dieses dürfte aber wohl nicht erlaubt sein, weil Despretz die Verbrennungswärme der Thiere und der genann- ten Elemente nach derselben Methode bestimmt hat, so dass also der bei seinem Ver- fahren eingetretene Verlust in der einen und der anderen Bestimmung sich geltend macht. Die Beobachtungen von Despretz sind aber darum nicht fehlerfrei, weil die Luft, in welcher seine Thiere athmeten, zu Ende des Versuchs mehr CO2 und weniger Sauerstoff enthielt, als zu Beginn desselben. Also mussten auch die Thiere nach den in der Athemlehre entwickelten Grundsätzen zu Ende der Beobachtung reicher an CO2 sein, als zu Anfang derselben; dieser Umstand bedingt aber einen Verlust an der beobachteten CO2 und damit auch an der berechneten Wärme.
5. Einen Beweis für die Entstehung der thierischen Wärme aus dem oxydirenden Stoffumsatz, hat man auch öfter zu liefern gesucht durch die Ergebnisse der Temperaturmessungen. Die steigende oder sinkende Temperatur des thierischen Körpers würde jedoch nur dann zu einer Schlussfolgerung auf das Mehr oder Minder der Wärmeerzeugung berechtigen, wenn zugleich der Gang des Wärmeverlustes ermittelt wor- den wäre. Dieses ist aber entweder gar nicht oder sehr unvollkommen geschehen. Immerhin ist es jedoch bemerkenswerth, dass in den Tages- und Lebenszeiten, in welchen die relative Oxydationsgeschwindigkeit der Körperbestandtheile abnimmt, auch die Temperatur sinkt und umge- kehrt. Die Beispiele hierfür sind schon p. 465. angeführt.
Wärmeverluste.
Die Wärmeverluste entstehen 1) dadurch, dass die flüssigen und festen Einnahmen (Speisen) des thierischen Körpers kälter sind, als seine flüssigen und festen Ausgaben (Harn und Koth); die Wärme, die auf
bei bekannten Stoffumsatz entwickelten Wärme.
Dulong. Die unter der Rubrik Wärmeverhältniss aufgeführten Zahlen sind ein Quotient aus der vom Thiere wirklich ausgegebenen Wärme- einheit in die aus der CO2 ausscheidung und Overbrauch berechneten.
[Tabelle]
Aus der Thatsache, dass in keinem Falle die nach der Berechnung gebildete Wärme den wirklichen Verlust erreicht, schliessen wir, indem wir das Gesetz von der Erhaltung der Kraft als ein unumstössliches an- sehen, dass auch die Eiweisskörper wie die Amylaceen bei ihrer Ver- brennung mehr Wärme ausgeben, als sich aus ihr nach den aufgestell- ten Prinzipien berechnet.
In der obigen Tafel von Dulong sind statt der von ihm selbst angewendeten Lavoisier’schen Zahlen für die Verbrennungswärme des C und H die von Favre und Silbermann gefundenen (8086 und 34462) benutzt. Die Beobachtungen von Despretz lieferten ein ungünstigeres Verhältniss zwischen dem hypothetischen Wärmegewinne und dem wirklichen Verluste; dieses verwandelt sich allerdings ebenfalls in ein sehr günstiges, wenn man statt der von ihm benutzten Zahlen für die Verbrennungswärme des C und H die Silbermann Favre’schen substituirt. Dieses dürfte aber wohl nicht erlaubt sein, weil Despretz die Verbrennungswärme der Thiere und der genann- ten Elemente nach derselben Methode bestimmt hat, so dass also der bei seinem Ver- fahren eingetretene Verlust in der einen und der anderen Bestimmung sich geltend macht. Die Beobachtungen von Despretz sind aber darum nicht fehlerfrei, weil die Luft, in welcher seine Thiere athmeten, zu Ende des Versuchs mehr CO2 und weniger Sauerstoff enthielt, als zu Beginn desselben. Also mussten auch die Thiere nach den in der Athemlehre entwickelten Grundsätzen zu Ende der Beobachtung reicher an CO2 sein, als zu Anfang derselben; dieser Umstand bedingt aber einen Verlust an der beobachteten CO2 und damit auch an der berechneten Wärme.
5. Einen Beweis für die Entstehung der thierischen Wärme aus dem oxydirenden Stoffumsatz, hat man auch öfter zu liefern gesucht durch die Ergebnisse der Temperaturmessungen. Die steigende oder sinkende Temperatur des thierischen Körpers würde jedoch nur dann zu einer Schlussfolgerung auf das Mehr oder Minder der Wärmeerzeugung berechtigen, wenn zugleich der Gang des Wärmeverlustes ermittelt wor- den wäre. Dieses ist aber entweder gar nicht oder sehr unvollkommen geschehen. Immerhin ist es jedoch bemerkenswerth, dass in den Tages- und Lebenszeiten, in welchen die relative Oxydationsgeschwindigkeit der Körperbestandtheile abnimmt, auch die Temperatur sinkt und umge- kehrt. Die Beispiele hierfür sind schon p. 465. angeführt.
Wärmeverluste.
Die Wärmeverluste entstehen 1) dadurch, dass die flüssigen und festen Einnahmen (Speisen) des thierischen Körpers kälter sind, als seine flüssigen und festen Ausgaben (Harn und Koth); die Wärme, die auf
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0489"n="473"/><fwplace="top"type="header">bei bekannten Stoffumsatz entwickelten Wärme.</fw><lb/><hirendition="#g">Dulong</hi>. Die unter der Rubrik Wärmeverhältniss aufgeführten Zahlen<lb/>
sind ein Quotient aus der vom Thiere wirklich ausgegebenen Wärme-<lb/>
einheit in die aus der CO<hirendition="#sub">2</hi> ausscheidung und Overbrauch berechneten.</p><lb/><table><row><cell/></row></table><p>Aus der Thatsache, dass in keinem Falle die nach der Berechnung<lb/>
gebildete Wärme den wirklichen Verlust erreicht, schliessen wir, indem<lb/>
wir das Gesetz von der Erhaltung der Kraft als ein unumstössliches an-<lb/>
sehen, dass auch die Eiweisskörper wie die Amylaceen bei ihrer Ver-<lb/>
brennung mehr Wärme ausgeben, als sich aus ihr nach den aufgestell-<lb/>
ten Prinzipien berechnet.</p><lb/><p>In der obigen Tafel von <hirendition="#g">Dulong</hi> sind statt der von ihm selbst angewendeten<lb/><hirendition="#g">Lavoisier’</hi>schen Zahlen für die Verbrennungswärme des C und H die von <hirendition="#g">Favre</hi> und<lb/><hirendition="#g">Silbermann</hi> gefundenen (8086 und 34462) benutzt. Die Beobachtungen von <hirendition="#g">Despretz</hi><lb/>
lieferten ein ungünstigeres Verhältniss zwischen dem hypothetischen Wärmegewinne<lb/>
und dem wirklichen Verluste; dieses verwandelt sich allerdings ebenfalls in ein sehr<lb/>
günstiges, wenn man statt der von ihm benutzten Zahlen für die Verbrennungswärme<lb/>
des C und H die <hirendition="#g">Silbermann Favre’</hi>schen substituirt. Dieses dürfte aber wohl<lb/>
nicht erlaubt sein, weil <hirendition="#g">Despretz</hi> die Verbrennungswärme der Thiere und der genann-<lb/>
ten Elemente nach derselben Methode bestimmt hat, so dass also der bei seinem Ver-<lb/>
fahren eingetretene Verlust in der einen und der anderen Bestimmung sich geltend<lb/>
macht. Die Beobachtungen von <hirendition="#g">Despretz</hi> sind aber darum nicht fehlerfrei, weil die<lb/>
Luft, in welcher seine Thiere athmeten, zu Ende des Versuchs mehr CO<hirendition="#sub">2</hi> und weniger<lb/>
Sauerstoff enthielt, als zu Beginn desselben. Also mussten auch die Thiere nach<lb/>
den in der Athemlehre entwickelten Grundsätzen zu Ende der Beobachtung reicher<lb/>
an CO<hirendition="#sub">2</hi> sein, als zu Anfang derselben; dieser Umstand bedingt aber einen Verlust<lb/>
an der beobachteten CO<hirendition="#sub">2</hi> und damit auch an der berechneten Wärme.</p><lb/><p><hirendition="#b">5.</hi> Einen Beweis für die Entstehung der thierischen Wärme aus<lb/>
dem oxydirenden Stoffumsatz, hat man auch öfter zu liefern gesucht<lb/>
durch die Ergebnisse der Temperaturmessungen. Die steigende oder<lb/>
sinkende Temperatur des thierischen Körpers würde jedoch nur dann<lb/>
zu einer Schlussfolgerung auf das Mehr oder Minder der Wärmeerzeugung<lb/>
berechtigen, wenn zugleich der Gang des Wärmeverlustes ermittelt wor-<lb/>
den wäre. Dieses ist aber entweder gar nicht oder sehr unvollkommen<lb/>
geschehen. Immerhin ist es jedoch bemerkenswerth, dass in den Tages-<lb/>
und Lebenszeiten, in welchen die relative Oxydationsgeschwindigkeit der<lb/>
Körperbestandtheile abnimmt, auch die Temperatur sinkt und umge-<lb/>
kehrt. Die Beispiele hierfür sind schon p. <hirendition="#b">465</hi>. angeführt.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Wärmeverluste</hi>.</head><lb/><p>Die Wärmeverluste entstehen <hirendition="#b">1</hi>) dadurch, dass die flüssigen und<lb/>
festen Einnahmen (Speisen) des thierischen Körpers kälter sind, als seine<lb/>
flüssigen und festen Ausgaben (Harn und Koth); die Wärme, die auf<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[473/0489]
bei bekannten Stoffumsatz entwickelten Wärme.
Dulong. Die unter der Rubrik Wärmeverhältniss aufgeführten Zahlen
sind ein Quotient aus der vom Thiere wirklich ausgegebenen Wärme-
einheit in die aus der CO2 ausscheidung und Overbrauch berechneten.
Aus der Thatsache, dass in keinem Falle die nach der Berechnung
gebildete Wärme den wirklichen Verlust erreicht, schliessen wir, indem
wir das Gesetz von der Erhaltung der Kraft als ein unumstössliches an-
sehen, dass auch die Eiweisskörper wie die Amylaceen bei ihrer Ver-
brennung mehr Wärme ausgeben, als sich aus ihr nach den aufgestell-
ten Prinzipien berechnet.
In der obigen Tafel von Dulong sind statt der von ihm selbst angewendeten
Lavoisier’schen Zahlen für die Verbrennungswärme des C und H die von Favre und
Silbermann gefundenen (8086 und 34462) benutzt. Die Beobachtungen von Despretz
lieferten ein ungünstigeres Verhältniss zwischen dem hypothetischen Wärmegewinne
und dem wirklichen Verluste; dieses verwandelt sich allerdings ebenfalls in ein sehr
günstiges, wenn man statt der von ihm benutzten Zahlen für die Verbrennungswärme
des C und H die Silbermann Favre’schen substituirt. Dieses dürfte aber wohl
nicht erlaubt sein, weil Despretz die Verbrennungswärme der Thiere und der genann-
ten Elemente nach derselben Methode bestimmt hat, so dass also der bei seinem Ver-
fahren eingetretene Verlust in der einen und der anderen Bestimmung sich geltend
macht. Die Beobachtungen von Despretz sind aber darum nicht fehlerfrei, weil die
Luft, in welcher seine Thiere athmeten, zu Ende des Versuchs mehr CO2 und weniger
Sauerstoff enthielt, als zu Beginn desselben. Also mussten auch die Thiere nach
den in der Athemlehre entwickelten Grundsätzen zu Ende der Beobachtung reicher
an CO2 sein, als zu Anfang derselben; dieser Umstand bedingt aber einen Verlust
an der beobachteten CO2 und damit auch an der berechneten Wärme.
5. Einen Beweis für die Entstehung der thierischen Wärme aus
dem oxydirenden Stoffumsatz, hat man auch öfter zu liefern gesucht
durch die Ergebnisse der Temperaturmessungen. Die steigende oder
sinkende Temperatur des thierischen Körpers würde jedoch nur dann
zu einer Schlussfolgerung auf das Mehr oder Minder der Wärmeerzeugung
berechtigen, wenn zugleich der Gang des Wärmeverlustes ermittelt wor-
den wäre. Dieses ist aber entweder gar nicht oder sehr unvollkommen
geschehen. Immerhin ist es jedoch bemerkenswerth, dass in den Tages-
und Lebenszeiten, in welchen die relative Oxydationsgeschwindigkeit der
Körperbestandtheile abnimmt, auch die Temperatur sinkt und umge-
kehrt. Die Beispiele hierfür sind schon p. 465. angeführt.
Wärmeverluste.
Die Wärmeverluste entstehen 1) dadurch, dass die flüssigen und
festen Einnahmen (Speisen) des thierischen Körpers kälter sind, als seine
flüssigen und festen Ausgaben (Harn und Koth); die Wärme, die auf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/489>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.