Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

Eileiter.
sammen, ohne dass jedoch dadurch der ganze Hohlraum zum Verschwin-
den kommt. Dieser letztere füllt sich anfänglich mit Blut und allmählig
mit einer von der Haut ausgehenden Zell- und Bindegewebswucherung.
Diese Rückbildung geht langsamer zur Zeit der Schwangerschaft vor sich,
als ohne dieselbe. Darum findet man eine mit mehr oder weniger weit
zersetztem Blut gefüllte Kapsel (corpus luteum) deutlich bei den während
der Schwangerschaft gestorbenen Individuen (Meckel, Bischoff).

B. Eileiter.

Das Wenige, was über seine Lebenserscheinungen bekannt ist, bezieht
sich auf die an ihm vorkommenden Bewegungen; sie sind doppelter Art,
einmal geschehen sie in seinen Muskeln und dann in seiner Epithelialhaut.

Die Muskeln gehören zu den glatten; die Nerven, unter deren Ein-
fluss sie stehen, verlaufen in den unteren Partien des Grenzstrangs. Die
Bewegungen, welche der Eileiter darbietet, nehmen immer die Form von
fortschreitenden an; das Weiterschreiten kann ebensowohl in der Rich-
tung vom Eileiter zum Fruchthälter als in der umgekehrten Richtung
geschehen. Diese Bewegungen, welche durch galvanische und mecha-
nische Erregungsmittel hervorgerufen werden können, treten häufig auch
ohne nachweisliche Veranlassung auf, und zwar geschieht dieses letztere
ebensowohl, wenn der Eileiter noch in seinen normalen Verbindungen
sich vorfindet, als wenn er gemeinschaftlich mit dem Uterus ausgeschnit-
ten ist. -- Die Muskeln des Eileiters verhalten sich also ähnlich denen
des Darms.

Die Flimmerzellen der Eierstöcke, deren Faden in der Art schwin-
gen, dass sie einen Strom von dem Ovarium nach dem Uterus hin ver-
anlassen, zeichnen sich vor allen übrigen durch ihre ausserordentliche
Empfindlichkeit gegen schädliche Einflüsse aus.

Die Fortbewegung der Eier durch die Tuben geschieht nach den
Beobachtungen von Bischoff und Hyrtl ausserordentlich langsam, in-
dem 5 bis 8 Tage (beim Menschen und Hund) nöthig sind, um sie durch
den Eileiter hindurchzufördern. Durch welche Einrichtungen die Bewe-
gung so verlangsamt wird, ist nicht bekannt; denn sie müsste rascher
vor sich gehen, wenn das Ei dem Strom der Flimmerhaare oder der
peristaltischen Bewegung der Muskeln folgte.

C. Fruchthälter.

Ausser den anatomischen Einrichtungen und einigen Veränderungen,
die dieselben in der Schwangerschaft erleiden, ist wenig über den Uterus
bekannt. -- Einige Aufmerksamkeit hat nur die Menstruation, eine blu-
tige Ausscheidung auf der innern Fläche des Uterus, welche bei mann-
baren Weibern meist in monatlichen Zwischenräumen wiederkehrt, auf
sich gezogen.

Eileiter.
sammen, ohne dass jedoch dadurch der ganze Hohlraum zum Verschwin-
den kommt. Dieser letztere füllt sich anfänglich mit Blut und allmählig
mit einer von der Haut ausgehenden Zell- und Bindegewebswucherung.
Diese Rückbildung geht langsamer zur Zeit der Schwangerschaft vor sich,
als ohne dieselbe. Darum findet man eine mit mehr oder weniger weit
zersetztem Blut gefüllte Kapsel (corpus luteum) deutlich bei den während
der Schwangerschaft gestorbenen Individuen (Meckel, Bischoff).

B. Eileiter.

Das Wenige, was über seine Lebenserscheinungen bekannt ist, bezieht
sich auf die an ihm vorkommenden Bewegungen; sie sind doppelter Art,
einmal geschehen sie in seinen Muskeln und dann in seiner Epithelialhaut.

Die Muskeln gehören zu den glatten; die Nerven, unter deren Ein-
fluss sie stehen, verlaufen in den unteren Partien des Grenzstrangs. Die
Bewegungen, welche der Eileiter darbietet, nehmen immer die Form von
fortschreitenden an; das Weiterschreiten kann ebensowohl in der Rich-
tung vom Eileiter zum Fruchthälter als in der umgekehrten Richtung
geschehen. Diese Bewegungen, welche durch galvanische und mecha-
nische Erregungsmittel hervorgerufen werden können, treten häufig auch
ohne nachweisliche Veranlassung auf, und zwar geschieht dieses letztere
ebensowohl, wenn der Eileiter noch in seinen normalen Verbindungen
sich vorfindet, als wenn er gemeinschaftlich mit dem Uterus ausgeschnit-
ten ist. — Die Muskeln des Eileiters verhalten sich also ähnlich denen
des Darms.

Die Flimmerzellen der Eierstöcke, deren Faden in der Art schwin-
gen, dass sie einen Strom von dem Ovarium nach dem Uterus hin ver-
anlassen, zeichnen sich vor allen übrigen durch ihre ausserordentliche
Empfindlichkeit gegen schädliche Einflüsse aus.

Die Fortbewegung der Eier durch die Tuben geschieht nach den
Beobachtungen von Bischoff und Hyrtl ausserordentlich langsam, in-
dem 5 bis 8 Tage (beim Menschen und Hund) nöthig sind, um sie durch
den Eileiter hindurchzufördern. Durch welche Einrichtungen die Bewe-
gung so verlangsamt wird, ist nicht bekannt; denn sie müsste rascher
vor sich gehen, wenn das Ei dem Strom der Flimmerhaare oder der
peristaltischen Bewegung der Muskeln folgte.

C. Fruchthälter.

Ausser den anatomischen Einrichtungen und einigen Veränderungen,
die dieselben in der Schwangerschaft erleiden, ist wenig über den Uterus
bekannt. — Einige Aufmerksamkeit hat nur die Menstruation, eine blu-
tige Ausscheidung auf der innern Fläche des Uterus, welche bei mann-
baren Weibern meist in monatlichen Zwischenräumen wiederkehrt, auf
sich gezogen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0302" n="286"/><fw place="top" type="header">Eileiter.</fw><lb/>
sammen, ohne dass jedoch dadurch der ganze Hohlraum zum Verschwin-<lb/>
den kommt. Dieser letztere füllt sich anfänglich mit Blut und allmählig<lb/>
mit einer von der Haut ausgehenden Zell- und Bindegewebswucherung.<lb/>
Diese Rückbildung geht langsamer zur Zeit der Schwangerschaft vor sich,<lb/>
als ohne dieselbe. Darum findet man eine mit mehr oder weniger weit<lb/>
zersetztem Blut gefüllte Kapsel (corpus luteum) deutlich bei den während<lb/>
der Schwangerschaft gestorbenen Individuen (<hi rendition="#g">Meckel, Bischoff</hi>).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>B. <hi rendition="#g">Eileiter</hi>.</head><lb/>
              <p>Das Wenige, was über seine Lebenserscheinungen bekannt ist, bezieht<lb/>
sich auf die an ihm vorkommenden Bewegungen; sie sind doppelter Art,<lb/>
einmal geschehen sie in seinen Muskeln und dann in seiner Epithelialhaut.</p><lb/>
              <p>Die Muskeln gehören zu den glatten; die Nerven, unter deren Ein-<lb/>
fluss sie stehen, verlaufen in den unteren Partien des Grenzstrangs. Die<lb/>
Bewegungen, welche der Eileiter darbietet, nehmen immer die Form von<lb/>
fortschreitenden an; das Weiterschreiten kann ebensowohl in der Rich-<lb/>
tung vom Eileiter zum Fruchthälter als in der umgekehrten Richtung<lb/>
geschehen. Diese Bewegungen, welche durch galvanische und mecha-<lb/>
nische Erregungsmittel hervorgerufen werden können, treten häufig auch<lb/>
ohne nachweisliche Veranlassung auf, und zwar geschieht dieses letztere<lb/>
ebensowohl, wenn der Eileiter noch in seinen normalen Verbindungen<lb/>
sich vorfindet, als wenn er gemeinschaftlich mit dem Uterus ausgeschnit-<lb/>
ten ist. &#x2014; Die Muskeln des Eileiters verhalten sich also ähnlich denen<lb/>
des Darms.</p><lb/>
              <p>Die Flimmerzellen der Eierstöcke, deren Faden in der Art schwin-<lb/>
gen, dass sie einen Strom von dem Ovarium nach dem Uterus hin ver-<lb/>
anlassen, zeichnen sich vor allen übrigen durch ihre ausserordentliche<lb/>
Empfindlichkeit gegen schädliche Einflüsse aus.</p><lb/>
              <p>Die Fortbewegung der Eier durch die Tuben geschieht nach den<lb/>
Beobachtungen von <hi rendition="#g">Bischoff</hi> und <hi rendition="#g">Hyrtl</hi> ausserordentlich langsam, in-<lb/>
dem 5 bis 8 Tage (beim Menschen und Hund) nöthig sind, um sie durch<lb/>
den Eileiter hindurchzufördern. Durch welche Einrichtungen die Bewe-<lb/>
gung so verlangsamt wird, ist nicht bekannt; denn sie müsste rascher<lb/>
vor sich gehen, wenn das Ei dem Strom der Flimmerhaare oder der<lb/>
peristaltischen Bewegung der Muskeln folgte.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>C. <hi rendition="#g">Fruchthälter</hi>.</head><lb/>
              <p>Ausser den anatomischen Einrichtungen und einigen Veränderungen,<lb/>
die dieselben in der Schwangerschaft erleiden, ist wenig über den Uterus<lb/>
bekannt. &#x2014; Einige Aufmerksamkeit hat nur die Menstruation, eine blu-<lb/>
tige Ausscheidung auf der innern Fläche des Uterus, welche bei mann-<lb/>
baren Weibern meist in monatlichen Zwischenräumen wiederkehrt, auf<lb/>
sich gezogen.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0302] Eileiter. sammen, ohne dass jedoch dadurch der ganze Hohlraum zum Verschwin- den kommt. Dieser letztere füllt sich anfänglich mit Blut und allmählig mit einer von der Haut ausgehenden Zell- und Bindegewebswucherung. Diese Rückbildung geht langsamer zur Zeit der Schwangerschaft vor sich, als ohne dieselbe. Darum findet man eine mit mehr oder weniger weit zersetztem Blut gefüllte Kapsel (corpus luteum) deutlich bei den während der Schwangerschaft gestorbenen Individuen (Meckel, Bischoff). B. Eileiter. Das Wenige, was über seine Lebenserscheinungen bekannt ist, bezieht sich auf die an ihm vorkommenden Bewegungen; sie sind doppelter Art, einmal geschehen sie in seinen Muskeln und dann in seiner Epithelialhaut. Die Muskeln gehören zu den glatten; die Nerven, unter deren Ein- fluss sie stehen, verlaufen in den unteren Partien des Grenzstrangs. Die Bewegungen, welche der Eileiter darbietet, nehmen immer die Form von fortschreitenden an; das Weiterschreiten kann ebensowohl in der Rich- tung vom Eileiter zum Fruchthälter als in der umgekehrten Richtung geschehen. Diese Bewegungen, welche durch galvanische und mecha- nische Erregungsmittel hervorgerufen werden können, treten häufig auch ohne nachweisliche Veranlassung auf, und zwar geschieht dieses letztere ebensowohl, wenn der Eileiter noch in seinen normalen Verbindungen sich vorfindet, als wenn er gemeinschaftlich mit dem Uterus ausgeschnit- ten ist. — Die Muskeln des Eileiters verhalten sich also ähnlich denen des Darms. Die Flimmerzellen der Eierstöcke, deren Faden in der Art schwin- gen, dass sie einen Strom von dem Ovarium nach dem Uterus hin ver- anlassen, zeichnen sich vor allen übrigen durch ihre ausserordentliche Empfindlichkeit gegen schädliche Einflüsse aus. Die Fortbewegung der Eier durch die Tuben geschieht nach den Beobachtungen von Bischoff und Hyrtl ausserordentlich langsam, in- dem 5 bis 8 Tage (beim Menschen und Hund) nöthig sind, um sie durch den Eileiter hindurchzufördern. Durch welche Einrichtungen die Bewe- gung so verlangsamt wird, ist nicht bekannt; denn sie müsste rascher vor sich gehen, wenn das Ei dem Strom der Flimmerhaare oder der peristaltischen Bewegung der Muskeln folgte. C. Fruchthälter. Ausser den anatomischen Einrichtungen und einigen Veränderungen, die dieselben in der Schwangerschaft erleiden, ist wenig über den Uterus bekannt. — Einige Aufmerksamkeit hat nur die Menstruation, eine blu- tige Ausscheidung auf der innern Fläche des Uterus, welche bei mann- baren Weibern meist in monatlichen Zwischenräumen wiederkehrt, auf sich gezogen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/302
Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/302>, abgerufen am 21.11.2024.