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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Schlauchförmige Darmdrüsen; Fettdrüsen.
her von seinem Inhalt durch Streichen mit den Fingern möglichst befreit
worden. Die Flüssigkeit reagirte stark alkalisch und enthielt in 100 Thei-
len: Wasser = 97,6; unaufgelöste Stoffe 0,9; löslicher Schleim = 0,5;
Fett = 0,2; Salze = 0,8. Die Flüssigkeiten des Dünn- und Dickdarms
waren gleich zusammengesetzt. -- Bidder und Schmidt, die auf
diesem Wege keinen Darmsaft erhalten konnten, suchten ihn zu ge-
winnen aus einer Darmfistel, nachdem sie vorher Gallen- und Pankreas-
gänge unterbunden hatten. Sie erhielten jedoch auch auf diesem Wege
eine so geringe Menge einer alkalisch reagirenden Flüssigkeit, dass sie
nicht hinreichte, um eine Analyse damit anstellen zu können. Aus dem
Dickdarm erhielten sie auch nicht einmal dieses geringe Quantum.

Nach Bidder und Scmidt soll sich unmittelbar nach dem Wasser-
trinken die Absonderung etwas vermehrt haben.

Fettdrüsen.

Zu dieser Drüsengattung rechnet man die Hautfollikel (Haarbalg-
drüsen) die Meibom'schen Bälge und die Ohrenschmalzdrüsen. Die
Berechtigung für die Zusammenstellung dieser in vielen Beziehungen
von einander abweichenden Werkzeuge findet man in dem grossen Fett-
gehalt des von ihnen abgesonderten Saftes. Obwohl dieser Grund mehr
als nichtssagend ist, wollen wir doch das Wenige, welches von diesen
Drüsen bekannt ist, hier zusammenstellen.

1. Haarbalgdrüsen*). Ihre Höhle besitzt entweder die Gestalt
eines einfachen birnförmigen oder die eines verästelten Schlauchs. Die
Wand besteht nach aussen aus Bindegewebe, auf dessen innerer Fläche
ein Epithelium aufsitzt, dessen einzelne Zellen einen grossen oder meh-
rere kleinere Fetttröpfchen umschliessen. Gegen das Centrum des Drü-
senbalges folgen dann Zellen, die reichlicher mit Fett gefüllt sind, ver-
mischt mit freien Oeltröpfchen, die endlich gegen die Mündung des Bal-
ges hin das Uebergewicht bekommen. -- Die freie Oeffnung des Schlauchs
geschieht immer in einen Haarbalg hinein, und der einzige Unterschied,
der in dieser Beziehung zwischen den verschiedenen Talgdrüsen besteht,
liegt darin, dass bald der Haarbalg an Grösse die Fettdrüse und um-
gekehrt bald die letztere den erstern übertrifft. -- Das Fett, welches aus
den Drüsen zum Vorschein kommt, ist ein Gemenge von Elain und Mar-
garin. Ausserdem kommt in ihrem Sekret vor ein eiweissartiger Stoff,
Cholestearin, Margarin- und Elainseifen, Kochsalz, Salmiak, etwas phos-
phorsaures Natron und Wasser. -- Der fettige Antheil geht meist in die
Haare über.

2. Meibom'sche Drüsen**). Sie schliessen sich rücksichtlich
ihrer Form und des Baues von Wandung und Höhle an die Talgdrüsen

*) Kölliker, Gewebelehre. 2. Auflage. p. 175. -- Lehmann, Physiologische Chemie. II. Bd.
p. 372.
**) Kölliker, l. c. p. 653.

Schlauchförmige Darmdrüsen; Fettdrüsen.
her von seinem Inhalt durch Streichen mit den Fingern möglichst befreit
worden. Die Flüssigkeit reagirte stark alkalisch und enthielt in 100 Thei-
len: Wasser = 97,6; unaufgelöste Stoffe 0,9; löslicher Schleim = 0,5;
Fett = 0,2; Salze = 0,8. Die Flüssigkeiten des Dünn- und Dickdarms
waren gleich zusammengesetzt. — Bidder und Schmidt, die auf
diesem Wege keinen Darmsaft erhalten konnten, suchten ihn zu ge-
winnen aus einer Darmfistel, nachdem sie vorher Gallen- und Pankreas-
gänge unterbunden hatten. Sie erhielten jedoch auch auf diesem Wege
eine so geringe Menge einer alkalisch reagirenden Flüssigkeit, dass sie
nicht hinreichte, um eine Analyse damit anstellen zu können. Aus dem
Dickdarm erhielten sie auch nicht einmal dieses geringe Quantum.

Nach Bidder und Scmidt soll sich unmittelbar nach dem Wasser-
trinken die Absonderung etwas vermehrt haben.

Fettdrüsen.

Zu dieser Drüsengattung rechnet man die Hautfollikel (Haarbalg-
drüsen) die Meibom’schen Bälge und die Ohrenschmalzdrüsen. Die
Berechtigung für die Zusammenstellung dieser in vielen Beziehungen
von einander abweichenden Werkzeuge findet man in dem grossen Fett-
gehalt des von ihnen abgesonderten Saftes. Obwohl dieser Grund mehr
als nichtssagend ist, wollen wir doch das Wenige, welches von diesen
Drüsen bekannt ist, hier zusammenstellen.

1. Haarbalgdrüsen*). Ihre Höhle besitzt entweder die Gestalt
eines einfachen birnförmigen oder die eines verästelten Schlauchs. Die
Wand besteht nach aussen aus Bindegewebe, auf dessen innerer Fläche
ein Epithelium aufsitzt, dessen einzelne Zellen einen grossen oder meh-
rere kleinere Fetttröpfchen umschliessen. Gegen das Centrum des Drü-
senbalges folgen dann Zellen, die reichlicher mit Fett gefüllt sind, ver-
mischt mit freien Oeltröpfchen, die endlich gegen die Mündung des Bal-
ges hin das Uebergewicht bekommen. — Die freie Oeffnung des Schlauchs
geschieht immer in einen Haarbalg hinein, und der einzige Unterschied,
der in dieser Beziehung zwischen den verschiedenen Talgdrüsen besteht,
liegt darin, dass bald der Haarbalg an Grösse die Fettdrüse und um-
gekehrt bald die letztere den erstern übertrifft. — Das Fett, welches aus
den Drüsen zum Vorschein kommt, ist ein Gemenge von Elain und Mar-
garin. Ausserdem kommt in ihrem Sekret vor ein eiweissartiger Stoff,
Cholestearin, Margarin- und Elainseifen, Kochsalz, Salmiak, etwas phos-
phorsaures Natron und Wasser. — Der fettige Antheil geht meist in die
Haare über.

2. Meibom’sche Drüsen**). Sie schliessen sich rücksichtlich
ihrer Form und des Baues von Wandung und Höhle an die Talgdrüsen

*) Kölliker, Gewebelehre. 2. Auflage. p. 175. — Lehmann, Physiologische Chemie. II. Bd.
p. 372.
**) Kölliker, l. c. p. 653.
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[251/0267] Schlauchförmige Darmdrüsen; Fettdrüsen. her von seinem Inhalt durch Streichen mit den Fingern möglichst befreit worden. Die Flüssigkeit reagirte stark alkalisch und enthielt in 100 Thei- len: Wasser = 97,6; unaufgelöste Stoffe 0,9; löslicher Schleim = 0,5; Fett = 0,2; Salze = 0,8. Die Flüssigkeiten des Dünn- und Dickdarms waren gleich zusammengesetzt. — Bidder und Schmidt, die auf diesem Wege keinen Darmsaft erhalten konnten, suchten ihn zu ge- winnen aus einer Darmfistel, nachdem sie vorher Gallen- und Pankreas- gänge unterbunden hatten. Sie erhielten jedoch auch auf diesem Wege eine so geringe Menge einer alkalisch reagirenden Flüssigkeit, dass sie nicht hinreichte, um eine Analyse damit anstellen zu können. Aus dem Dickdarm erhielten sie auch nicht einmal dieses geringe Quantum. Nach Bidder und Scmidt soll sich unmittelbar nach dem Wasser- trinken die Absonderung etwas vermehrt haben. Fettdrüsen. Zu dieser Drüsengattung rechnet man die Hautfollikel (Haarbalg- drüsen) die Meibom’schen Bälge und die Ohrenschmalzdrüsen. Die Berechtigung für die Zusammenstellung dieser in vielen Beziehungen von einander abweichenden Werkzeuge findet man in dem grossen Fett- gehalt des von ihnen abgesonderten Saftes. Obwohl dieser Grund mehr als nichtssagend ist, wollen wir doch das Wenige, welches von diesen Drüsen bekannt ist, hier zusammenstellen. 1. Haarbalgdrüsen *). Ihre Höhle besitzt entweder die Gestalt eines einfachen birnförmigen oder die eines verästelten Schlauchs. Die Wand besteht nach aussen aus Bindegewebe, auf dessen innerer Fläche ein Epithelium aufsitzt, dessen einzelne Zellen einen grossen oder meh- rere kleinere Fetttröpfchen umschliessen. Gegen das Centrum des Drü- senbalges folgen dann Zellen, die reichlicher mit Fett gefüllt sind, ver- mischt mit freien Oeltröpfchen, die endlich gegen die Mündung des Bal- ges hin das Uebergewicht bekommen. — Die freie Oeffnung des Schlauchs geschieht immer in einen Haarbalg hinein, und der einzige Unterschied, der in dieser Beziehung zwischen den verschiedenen Talgdrüsen besteht, liegt darin, dass bald der Haarbalg an Grösse die Fettdrüse und um- gekehrt bald die letztere den erstern übertrifft. — Das Fett, welches aus den Drüsen zum Vorschein kommt, ist ein Gemenge von Elain und Mar- garin. Ausserdem kommt in ihrem Sekret vor ein eiweissartiger Stoff, Cholestearin, Margarin- und Elainseifen, Kochsalz, Salmiak, etwas phos- phorsaures Natron und Wasser. — Der fettige Antheil geht meist in die Haare über. 2. Meibom’sche Drüsen **). Sie schliessen sich rücksichtlich ihrer Form und des Baues von Wandung und Höhle an die Talgdrüsen *) Kölliker, Gewebelehre. 2. Auflage. p. 175. — Lehmann, Physiologische Chemie. II. Bd. p. 372. **) Kölliker, l. c. p. 653.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/267>, abgerufen am 22.12.2024.