Remak). -- Beim Wachsthum der Leber verhalten sich die Gefässe und das Bindegewebe derselben, so weit bekannt, wie an allen andern Orten; wie sich dagegen die Umfangszunahme der Leberzellenregionen gestaltet, ist noch nicht hinreichend klar; am wahrscheinlichsten ist es nach den Messungen von Harting allerdings, dass nicht die Zahl, sondern der Umfang der Zellen zunimmt. Denn es verhalten sich nach ihm die Durchmesser der Leberzellen des 4monatlichen Fötus zu denen des Er- wachsenen wie 1 : 4.
Die Veränderungen, welche die festen Bestandtheile der ausgewach- senen Leber und namentlich die Wandungen der Gefässe erleiden, schei- nen, in Anbetracht des grossen Durchmessers der Leberarterie, nicht unbeträchtlich zu sein. Dieser Schluss ist allerdings gewagt, da das arte- rielle Blut der Leber auch in die Capillaren der Schleimdrüsen eingeht. -- Der Umfang der Leber wechselt bei einem und demselben Erwachsenen, wie es scheint, nicht unbeträchtlich; namentlich nimmt sie beim Hungern ab und bei der Mästung sehr zu. Der Zusammenhang zwischen der Um- fangsänderung und der Gallenbildung ist schon erwähnt; hier ist nur noch hervorzuheben, dass bei einer Anhäufung des Fettes im thierischen Kör- per der Inhalt der Leberzellen sich ebenfalls beträchtlich mästet *), und zwar so weit, dass die durch Fett weit ausgedehnten Zellen die Blutge- fässe zudrücken. -- Ebenso häufen sich in der Leber die Metalloxyde und namentlich Kupferoxyd an, welche in das Blut übergingen; sie verbinden sich wahrscheinlich mit den Gallensäuren. -- Die öfter aus- gesprochene Annahme, dass die Leberzellen, welche an die Gallengänge grenzen, aufgelöst und an ihrer Stelle neu gebildet werden, entbehrt vorerst noch der Begründung.
Speicheldrüsen.
1. Anatomischer Bau. Ein Abguss der Speicheldrüsenhöhlen besitzt bekanntlich eine grosse Aehnlichkeit mit einer sehr dicht- und feinbeerigen Weintraube (E. H. Weber, Joh. Müller). Die Grösse derselben, oder was dasselbe bedeutet, die Zahl der Beeren und die der Nebenstiele, welche in den Hauptstiel einmünden, ist sehr veränderlich. -- Die Röhrenwände bestehen in den Endbläs- chen aus einer sehr feinen, durchsichtigen Grundhaut und einem Epi- thelium. Die Zellen des letztern sitzen dicht gedrängt und sind überall kugelig, kernhaltig. In der Parotis weicht ihr Inhalt von dem in den übrigen Speicheldrüsen etwas ab, es fehlt ihm das kör- nige, getrübte Ansehen und er wird durch Wasser und Essigsäure- zusatz nicht gefällt (Donders) **). In den grössern Drüsengängen ist die Grundmasse der Wand aus elastischem Bindegewebe gebildet, in
*)Lereboullet, Memoire sur la structure intime de la foie etc. Paris 1853.
**) Onderzoekingen in het physiol. Laborat. Utrecht 1852--53. 61.
Leber, Ernährung.
Remak). — Beim Wachsthum der Leber verhalten sich die Gefässe und das Bindegewebe derselben, so weit bekannt, wie an allen andern Orten; wie sich dagegen die Umfangszunahme der Leberzellenregionen gestaltet, ist noch nicht hinreichend klar; am wahrscheinlichsten ist es nach den Messungen von Harting allerdings, dass nicht die Zahl, sondern der Umfang der Zellen zunimmt. Denn es verhalten sich nach ihm die Durchmesser der Leberzellen des 4monatlichen Fötus zu denen des Er- wachsenen wie 1 : 4.
Die Veränderungen, welche die festen Bestandtheile der ausgewach- senen Leber und namentlich die Wandungen der Gefässe erleiden, schei- nen, in Anbetracht des grossen Durchmessers der Leberarterie, nicht unbeträchtlich zu sein. Dieser Schluss ist allerdings gewagt, da das arte- rielle Blut der Leber auch in die Capillaren der Schleimdrüsen eingeht. — Der Umfang der Leber wechselt bei einem und demselben Erwachsenen, wie es scheint, nicht unbeträchtlich; namentlich nimmt sie beim Hungern ab und bei der Mästung sehr zu. Der Zusammenhang zwischen der Um- fangsänderung und der Gallenbildung ist schon erwähnt; hier ist nur noch hervorzuheben, dass bei einer Anhäufung des Fettes im thierischen Kör- per der Inhalt der Leberzellen sich ebenfalls beträchtlich mästet *), und zwar so weit, dass die durch Fett weit ausgedehnten Zellen die Blutge- fässe zudrücken. — Ebenso häufen sich in der Leber die Metalloxyde und namentlich Kupferoxyd an, welche in das Blut übergingen; sie verbinden sich wahrscheinlich mit den Gallensäuren. — Die öfter aus- gesprochene Annahme, dass die Leberzellen, welche an die Gallengänge grenzen, aufgelöst und an ihrer Stelle neu gebildet werden, entbehrt vorerst noch der Begründung.
Speicheldrüsen.
1. Anatomischer Bau. Ein Abguss der Speicheldrüsenhöhlen besitzt bekanntlich eine grosse Aehnlichkeit mit einer sehr dicht- und feinbeerigen Weintraube (E. H. Weber, Joh. Müller). Die Grösse derselben, oder was dasselbe bedeutet, die Zahl der Beeren und die der Nebenstiele, welche in den Hauptstiel einmünden, ist sehr veränderlich. — Die Röhrenwände bestehen in den Endbläs- chen aus einer sehr feinen, durchsichtigen Grundhaut und einem Epi- thelium. Die Zellen des letztern sitzen dicht gedrängt und sind überall kugelig, kernhaltig. In der Parotis weicht ihr Inhalt von dem in den übrigen Speicheldrüsen etwas ab, es fehlt ihm das kör- nige, getrübte Ansehen und er wird durch Wasser und Essigsäure- zusatz nicht gefällt (Donders) **). In den grössern Drüsengängen ist die Grundmasse der Wand aus elastischem Bindegewebe gebildet, in
*)Lereboullet, Memoire sur la structure intime de la foie etc. Paris 1853.
**) Onderzoekingen in het physiol. Laborat. Utrecht 1852—53. 61.
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Leber, Ernährung.
Remak). — Beim Wachsthum der Leber verhalten sich die Gefässe und
das Bindegewebe derselben, so weit bekannt, wie an allen andern Orten;
wie sich dagegen die Umfangszunahme der Leberzellenregionen gestaltet,
ist noch nicht hinreichend klar; am wahrscheinlichsten ist es nach den
Messungen von Harting allerdings, dass nicht die Zahl, sondern der
Umfang der Zellen zunimmt. Denn es verhalten sich nach ihm die
Durchmesser der Leberzellen des 4monatlichen Fötus zu denen des Er-
wachsenen wie 1 : 4.
Die Veränderungen, welche die festen Bestandtheile der ausgewach-
senen Leber und namentlich die Wandungen der Gefässe erleiden, schei-
nen, in Anbetracht des grossen Durchmessers der Leberarterie, nicht
unbeträchtlich zu sein. Dieser Schluss ist allerdings gewagt, da das arte-
rielle Blut der Leber auch in die Capillaren der Schleimdrüsen eingeht. —
Der Umfang der Leber wechselt bei einem und demselben Erwachsenen,
wie es scheint, nicht unbeträchtlich; namentlich nimmt sie beim Hungern
ab und bei der Mästung sehr zu. Der Zusammenhang zwischen der Um-
fangsänderung und der Gallenbildung ist schon erwähnt; hier ist nur noch
hervorzuheben, dass bei einer Anhäufung des Fettes im thierischen Kör-
per der Inhalt der Leberzellen sich ebenfalls beträchtlich mästet *), und
zwar so weit, dass die durch Fett weit ausgedehnten Zellen die Blutge-
fässe zudrücken. — Ebenso häufen sich in der Leber die Metalloxyde
und namentlich Kupferoxyd an, welche in das Blut übergingen; sie
verbinden sich wahrscheinlich mit den Gallensäuren. — Die öfter aus-
gesprochene Annahme, dass die Leberzellen, welche an die Gallengänge
grenzen, aufgelöst und an ihrer Stelle neu gebildet werden, entbehrt
vorerst noch der Begründung.
Speicheldrüsen.
1. Anatomischer Bau. Ein Abguss der Speicheldrüsenhöhlen
besitzt bekanntlich eine grosse Aehnlichkeit mit einer sehr dicht-
und feinbeerigen Weintraube (E. H. Weber, Joh. Müller). Die
Grösse derselben, oder was dasselbe bedeutet, die Zahl der Beeren
und die der Nebenstiele, welche in den Hauptstiel einmünden, ist
sehr veränderlich. — Die Röhrenwände bestehen in den Endbläs-
chen aus einer sehr feinen, durchsichtigen Grundhaut und einem Epi-
thelium. Die Zellen des letztern sitzen dicht gedrängt und sind
überall kugelig, kernhaltig. In der Parotis weicht ihr Inhalt von
dem in den übrigen Speicheldrüsen etwas ab, es fehlt ihm das kör-
nige, getrübte Ansehen und er wird durch Wasser und Essigsäure-
zusatz nicht gefällt (Donders) **). In den grössern Drüsengängen
ist die Grundmasse der Wand aus elastischem Bindegewebe gebildet, in
*) Lereboullet, Memoire sur la structure intime de la foie etc. Paris 1853.
**) Onderzoekingen in het physiol. Laborat. Utrecht 1852—53. 61.
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/250>, abgerufen am 16.07.2024.
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