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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

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Stearophansäure, Margarinsäure.
ling aus fortlaufend eintretenden (C2 H2) 1, 2 ... n und die Säure aus
Ameisensäure C2 H O3; H O, so dass die Reihe das Ansehen
C2 H O3; H O = Ameisensäure,
(C2 H2) C2 H O3; H O = Essigsäure,
2 (C2 H2) C2 H O3; H O = Propionsäure, und
. . . . . . . . . . . . .
16 (C2 H2) C2 H O3; H O = Margarinsäure

annehmen würde. -- Kolbe*) hält den Paarling des ersten Gliedes
(der Ameisensäure) für H, zu dem in den höhern Gliedern noch C2 H2
hinzutritt; das Säureradikal, welches nach ihm aus C2 besteht, ist durch
O3 oxydirt, jedoch so, dass diese Kohlenstoff- und Sauerstoffatome
nicht in der Art der Verbindung sich finden, wie sie in der Oxalsäure
vorkommen. Demnach würde unsere Reihe geschrieben werden müssen
[Formel 1] O3; H O = Ameisensäure,
[Formel 2] O3; H O = Essigsäure,
. . . . . . . . . . . .
[Formel 3] O3; H O = Margarinsäure,

wobei die Klammer über dem Paarling und C2 die besondere Stellung
von C2 zu dem Paarling im Gegensatz zu O3 andeuten soll.

Die Gründe, welche Kolbe**) für seine Ansicht geltend macht, bestehen in den
schon besprochenen Zersetzungs-Erscheinungen unter dem Einfluss des elektrischen
Stromes, und ferner darin, dass man die Cyanverbindungen des Methyls, Aethyls,
Amyls u. s. w. mit Leichtigkeit in Essigsäure, Propionsäure u. s. w. umwandeln
kann, indem man statt des N durch Einwirkung von KO, O3 substituirt so dass:
(C2 H3) C2 N = Methylcyanür in (C2 H3)C2 O3 = Essigsäure;
(C4 H5) C2 N = Aethylcyanür in (C4 H5)C2 O3 = Propionsäure

u. s. w. übergeführt wird.

Von den physiologisch wichtigen Gliedern unserer Reihe erscheint
hier erwähnenswerth:

A. Stearophansäure (?) im Menschenfett mit Lipyloxyd als
Stearophanin (Heintz***).

B. Margarinsäure kommt im freien Zustand, mit Kali und Na-
tron (als Seife) und mit Lipyloxyd (als Margarin) verbunden, vor; --
sie erscheint crystallinisch, oder häufiger in flüssiger Form, entweder
als Seife in Wasser, oder als Margarin in andern flüssigen Fetten ge-
löst.

Ihre Bedeutung, so weit sie bekannt, erhält sie 1) durch ihre be-
sonderen Adhäsionsverwandtschaften, worüber bei den neutralen Fetten
das Weitere, 2) durch die Fähigkeit, sich bei niederen Temperaturen
mit Sauerstoff zu verbinden, hiebei Wärme zu entwickeln und die
Endprodukte C O2 und H O zu bilden, welche in dem Lebensprozesse

*) Annalen der Chemie v. Liebig. 76. Bd. 1.
**) Liebig's Annalen LXV.
*** Pharmazeut. Centralblatt 1851. 645.

Stearophansäure, Margarinsäure.
ling aus fortlaufend eintretenden (C2 H2) 1, 2 … n und die Säure aus
Ameisensäure C2 H O3; H O, so dass die Reihe das Ansehen
C2 H O3; H O = Ameisensäure,
(C2 H2) C2 H O3; H O = Essigsäure,
2 (C2 H2) C2 H O3; H O = Propionsäure, und
. . . . . . . . . . . . .
16 (C2 H2) C2 H O3; H O = Margarinsäure

annehmen würde. — Kolbe*) hält den Paarling des ersten Gliedes
(der Ameisensäure) für H, zu dem in den höhern Gliedern noch C2 H2
hinzutritt; das Säureradikal, welches nach ihm aus C2 besteht, ist durch
O3 oxydirt, jedoch so, dass diese Kohlenstoff- und Sauerstoffatome
nicht in der Art der Verbindung sich finden, wie sie in der Oxalsäure
vorkommen. Demnach würde unsere Reihe geschrieben werden müssen
[Formel 1] O3; H O = Ameisensäure,
[Formel 2] O3; H O = Essigsäure,
. . . . . . . . . . . .
[Formel 3] O3; H O = Margarinsäure,

wobei die Klammer über dem Paarling und C2 die besondere Stellung
von C2 zu dem Paarling im Gegensatz zu O3 andeuten soll.

Die Gründe, welche Kolbe**) für seine Ansicht geltend macht, bestehen in den
schon besprochenen Zersetzungs-Erscheinungen unter dem Einfluss des elektrischen
Stromes, und ferner darin, dass man die Cyanverbindungen des Methyls, Aethyls,
Amyls u. s. w. mit Leichtigkeit in Essigsäure, Propionsäure u. s. w. umwandeln
kann, indem man statt des N durch Einwirkung von KO, O3 substituirt so dass:
(C2 H3) C2 N = Methylcyanür in (C2 H3)C2 O3 = Essigsäure;
(C4 H5) C2 N = Aethylcyanür in (C4 H5)C2 O3 = Propionsäure

u. s. w. übergeführt wird.

Von den physiologisch wichtigen Gliedern unserer Reihe erscheint
hier erwähnenswerth:

A. Stearophansäure (?) im Menschenfett mit Lipyloxyd als
Stearophanin (Heintz***).

B. Margarinsäure kommt im freien Zustand, mit Kali und Na-
tron (als Seife) und mit Lipyloxyd (als Margarin) verbunden, vor; —
sie erscheint crystallinisch, oder häufiger in flüssiger Form, entweder
als Seife in Wasser, oder als Margarin in andern flüssigen Fetten ge-
löst.

Ihre Bedeutung, so weit sie bekannt, erhält sie 1) durch ihre be-
sonderen Adhäsionsverwandtschaften, worüber bei den neutralen Fetten
das Weitere, 2) durch die Fähigkeit, sich bei niederen Temperaturen
mit Sauerstoff zu verbinden, hiebei Wärme zu entwickeln und die
Endprodukte C O2 und H O zu bilden, welche in dem Lebensprozesse

*) Annalen der Chemie v. Liebig. 76. Bd. 1.
**) Liebig’s Annalen LXV.
*** Pharmazeut. Centralblatt 1851. 645.
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[24/0038] Stearophansäure, Margarinsäure. ling aus fortlaufend eintretenden (C2 H2) 1, 2 … n und die Säure aus Ameisensäure C2 H O3; H O, so dass die Reihe das Ansehen C2 H O3; H O = Ameisensäure, (C2 H2) C2 H O3; H O = Essigsäure, 2 (C2 H2) C2 H O3; H O = Propionsäure, und . . . . . . . . . . . . . 16 (C2 H2) C2 H O3; H O = Margarinsäure annehmen würde. — Kolbe *) hält den Paarling des ersten Gliedes (der Ameisensäure) für H, zu dem in den höhern Gliedern noch C2 H2 hinzutritt; das Säureradikal, welches nach ihm aus C2 besteht, ist durch O3 oxydirt, jedoch so, dass diese Kohlenstoff- und Sauerstoffatome nicht in der Art der Verbindung sich finden, wie sie in der Oxalsäure vorkommen. Demnach würde unsere Reihe geschrieben werden müssen [FORMEL] O3; H O = Ameisensäure, [FORMEL] O3; H O = Essigsäure, . . . . . . . . . . . . [FORMEL] O3; H O = Margarinsäure, wobei die Klammer über dem Paarling und C2 die besondere Stellung von C2 zu dem Paarling im Gegensatz zu O3 andeuten soll. Die Gründe, welche Kolbe **) für seine Ansicht geltend macht, bestehen in den schon besprochenen Zersetzungs-Erscheinungen unter dem Einfluss des elektrischen Stromes, und ferner darin, dass man die Cyanverbindungen des Methyls, Aethyls, Amyls u. s. w. mit Leichtigkeit in Essigsäure, Propionsäure u. s. w. umwandeln kann, indem man statt des N durch Einwirkung von KO, O3 substituirt so dass: (C2 H3) C2 N = Methylcyanür in (C2 H3)C2 O3 = Essigsäure; (C4 H5) C2 N = Aethylcyanür in (C4 H5)C2 O3 = Propionsäure u. s. w. übergeführt wird. Von den physiologisch wichtigen Gliedern unserer Reihe erscheint hier erwähnenswerth: A. Stearophansäure (?) im Menschenfett mit Lipyloxyd als Stearophanin (Heintz ***). B. Margarinsäure kommt im freien Zustand, mit Kali und Na- tron (als Seife) und mit Lipyloxyd (als Margarin) verbunden, vor; — sie erscheint crystallinisch, oder häufiger in flüssiger Form, entweder als Seife in Wasser, oder als Margarin in andern flüssigen Fetten ge- löst. Ihre Bedeutung, so weit sie bekannt, erhält sie 1) durch ihre be- sonderen Adhäsionsverwandtschaften, worüber bei den neutralen Fetten das Weitere, 2) durch die Fähigkeit, sich bei niederen Temperaturen mit Sauerstoff zu verbinden, hiebei Wärme zu entwickeln und die Endprodukte C O2 und H O zu bilden, welche in dem Lebensprozesse *) Annalen der Chemie v. Liebig. 76. Bd. 1. **) Liebig’s Annalen LXV. *** Pharmazeut. Centralblatt 1851. 645.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/38>, abgerufen am 26.04.2024.