Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.Der Erbförster. Kinder meine Erben sind. Bis morgen Mittag kann Sieein Langes und Breites überlegen. Ist Sie morgen Mittag bis Zwölf in der Grenzschenke, da will ich Sie erwarten, so geh'n wir auf der Stelle in die Stadt zum Notar; ist Sie's nicht -- auch gut. Aber ich bin ein Schurke meines Namens -- und Sie weiß, dem Wil- kens sein Wort wiegt sein Pfund -- und die Hand an mir soll verflucht sein, die Ihr oder Ihren Kindern dann noch den Bissen Brod abschneidet. (Geht.) Försterin (erst überwältigt, indem sie ihm ängstlich eilig folgt). Aber, Herr Vetter! Herr Vetter Wilkens! -- Zweiter Auftritt. Marie allein; dann die Försterin zurück. Marie (hat ein Briefchen in der Hand). Daß ich's doch genommen hab'! -- Bis ich mich besann -- und da hatt' ich's schon in den Händen -- und die Kathrine war auch so schnell wieder fort. -- Ich hätt's nicht nehmen sollen. Försterin (auftretend). Die harten Männer! Da hilft kein Bitten. Was hast Du da, Marie? Marie. Einen Brief von Robert. Der Erbförſter. Kinder meine Erben ſind. Bis morgen Mittag kann Sieein Langes und Breites überlegen. Iſt Sie morgen Mittag bis Zwölf in der Grenzſchenke, da will ich Sie erwarten, ſo geh’n wir auf der Stelle in die Stadt zum Notar; iſt Sie’s nicht — auch gut. Aber ich bin ein Schurke meines Namens — und Sie weiß, dem Wil- kens ſein Wort wiegt ſein Pfund — und die Hand an mir ſoll verflucht ſein, die Ihr oder Ihren Kindern dann noch den Biſſen Brod abſchneidet. (Geht.) Förſterin (erſt überwältigt, indem ſie ihm ängſtlich eilig folgt). Aber, Herr Vetter! Herr Vetter Wilkens! — Zweiter Auftritt. Marie allein; dann die Förſterin zurück. Marie (hat ein Briefchen in der Hand). Daß ich’s doch genommen hab’! — Bis ich mich beſann — und da hatt’ ich’s ſchon in den Händen — und die Kathrine war auch ſo ſchnell wieder fort. — Ich hätt’s nicht nehmen ſollen. Förſterin (auftretend). Die harten Männer! Da hilft kein Bitten. Was haſt Du da, Marie? Marie. Einen Brief von Robert. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#WILK"> <p><pb n="114" facs="#f0128"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Der Erbförſter</hi>.</fw><lb/> Kinder meine Erben ſind. Bis morgen Mittag kann Sie<lb/> ein Langes und Breites überlegen. Iſt Sie morgen<lb/> Mittag bis Zwölf in der Grenzſchenke, da will ich Sie<lb/> erwarten, ſo geh’n wir auf der Stelle in die Stadt zum<lb/> Notar; iſt Sie’s nicht — auch gut. Aber ich bin ein<lb/> Schurke meines Namens — und Sie weiß, dem Wil-<lb/> kens ſein Wort wiegt ſein Pfund — und die Hand an<lb/> mir ſoll verflucht ſein, die Ihr oder Ihren Kindern dann<lb/> noch den <hi rendition="#g">Biſſen</hi> Brod abſchneidet.</p> <stage>(Geht.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin</hi> </speaker> <stage>(erſt überwältigt, indem ſie ihm ängſtlich eilig folgt).</stage><lb/> <p>Aber, Herr Vetter! Herr Vetter Wilkens! —</p> </sp> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zweiter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/> <stage><hi rendition="#b">Marie</hi> allein; dann die <hi rendition="#b">Förſterin</hi> zurück.</stage><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie</hi> </speaker> <stage>(hat ein Briefchen in der Hand).</stage><lb/> <p>Daß ich’s doch genommen hab’! — Bis ich mich<lb/> beſann — und da hatt’ ich’s ſchon in den Händen —<lb/> und die Kathrine war auch ſo ſchnell wieder fort. —<lb/> Ich hätt’s nicht nehmen ſollen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin</hi> </speaker> <stage>(auftretend).</stage><lb/> <p>Die harten Männer! Da hilft kein Bitten. Was<lb/> haſt Du da, Marie?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Einen Brief von Robert.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0128]
Der Erbförſter.
Kinder meine Erben ſind. Bis morgen Mittag kann Sie
ein Langes und Breites überlegen. Iſt Sie morgen
Mittag bis Zwölf in der Grenzſchenke, da will ich Sie
erwarten, ſo geh’n wir auf der Stelle in die Stadt zum
Notar; iſt Sie’s nicht — auch gut. Aber ich bin ein
Schurke meines Namens — und Sie weiß, dem Wil-
kens ſein Wort wiegt ſein Pfund — und die Hand an
mir ſoll verflucht ſein, die Ihr oder Ihren Kindern dann
noch den Biſſen Brod abſchneidet. (Geht.)
Förſterin (erſt überwältigt, indem ſie ihm ängſtlich eilig folgt).
Aber, Herr Vetter! Herr Vetter Wilkens! —
Zweiter Auftritt.
Marie allein; dann die Förſterin zurück.
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Daß ich’s doch genommen hab’! — Bis ich mich
beſann — und da hatt’ ich’s ſchon in den Händen —
und die Kathrine war auch ſo ſchnell wieder fort. —
Ich hätt’s nicht nehmen ſollen.
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haſt Du da, Marie?
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Zitationshilfe: | Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/128>, abgerufen am 03.03.2025. |