kommen ist, von da, wenigstens unverarbeitet, nicht wieder herauskömmt, siehe unsere Akad. der Kaufl. unter Jndostan.
China.
Das Kaiserthum China ist sowol wegen seiner Fruchtbar- keit, die ihm alles, was eine große Handlung unterhalten kann, im Ueberflusse mittheilet; als auch wegen der Geschicklichkeit seiner Einwohner, gleich viel berühmt, welche mehr, als ir- gend ein Volk in der Welt, ihre reichen Naturgaben zu aller- hand Manufacturen und Arbeiten zu brauchen wissen. Es ist auch keine Nation geneigter zur Handlung, und die sich besser darauf verstünde, als die Chineser, wie sie denn nicht nur kei- nen Gewinn verschmähen, der durch die Handlung zu machen ist, indem sie mit allem handeln; sondern auch sich alles mit einer großen Geschicklichkeit, ob zwar nicht mit einer solchen Treue, welche anderwärts als die Seele der Handlung angese- hen wird, besonders zu Nutze zu machen wissen. Mit einem Worte: die Chineser sind in Asien, wie die Juden in Europa, allerwegen ausgebreitet, wo es was zu gewinnen giebt; sie sind Betrüger, Wucherer, ohne Parole, und voller List und Verschlagenheit, eine gute Gelegenheit zu erschleichen; und die- ses alles unter einem Scheine der Aufrichtigkeit und Redlichkeit, welcher auch die Aufmerksamsten und Mistrauischsten zu ver- führen fähig ist. Merkwürdig ist, daß die Chineser selbsten sich ihrer Handlungsgeschicklichkeit zu rühmen, und zu sagen pfle- gen: die andern Nationen wären in Handelssachen alle blind; die einzigen Holländer hätten ein Auge; sie selbsten aber hätten ihrer zwey. Eines der vornehmsten Handlungsgeschäffte in China besteht in der Seide, und in denen daraus fabricirten, entweder einförmigen, oder mit Gold und Silber vermischten Zeugen. Was die fremden Waaren anbetrifft, welche zur Handlung nach China dienlich sind: so ist das Silber gleich- sam die Grundlage davon, es mag in Piastern oder Stangen seyn. Denn die Gold und Silberbergwerke im Lande darf niemand bey Lebensstrafe bauen; am Ufer aber mag jedermann Gold suchen. Dahero denn die Chineser das Silber überaus hoch halten, und es gern gegen ihr Gold und besten Waaren eintauschen. Es ist aber den Ausländern die Handlung in China nicht allein auf der Seite nach dem Meere zu eröffnet; sondern es werden auch ihre Caravanen von der Landseite her daselbst auf- und angenommen: und sieht man, außer den ori- entalischen Tartarn, alle Jahre zu Peking eine zahlreiche Ca- ravane von Russen anlangen, welche von Petersburg abreiset. Siehe unsere Akad. der Kaufl. unter China.
§. 4.
b) Africani- sche Hand- lung.
Die (b) africanische Handlung wird von den Europäern nur auf den africanischen Küsten getrieben, indem ihnen das Jnnere des festen Landes von Africa, theils wegen der Rauhig- keit des Erdreichs, theils wegen der daselbst herrschenden un- erträglichen Hitze, theils endlich wegen der Grausamkeit der größtentheils mehr als halb wilden Einwohner, wenig be- kannt ist. Unter allen africanischen Küsten aber wird von den
Euro-
Einleitung
kommen iſt, von da, wenigſtens unverarbeitet, nicht wieder herauskoͤmmt, ſiehe unſere Akad. der Kaufl. unter Jndoſtan.
China.
Das Kaiſerthum China iſt ſowol wegen ſeiner Fruchtbar- keit, die ihm alles, was eine große Handlung unterhalten kann, im Ueberfluſſe mittheilet; als auch wegen der Geſchicklichkeit ſeiner Einwohner, gleich viel beruͤhmt, welche mehr, als ir- gend ein Volk in der Welt, ihre reichen Naturgaben zu aller- hand Manufacturen und Arbeiten zu brauchen wiſſen. Es iſt auch keine Nation geneigter zur Handlung, und die ſich beſſer darauf verſtuͤnde, als die Chineſer, wie ſie denn nicht nur kei- nen Gewinn verſchmaͤhen, der durch die Handlung zu machen iſt, indem ſie mit allem handeln; ſondern auch ſich alles mit einer großen Geſchicklichkeit, ob zwar nicht mit einer ſolchen Treue, welche anderwaͤrts als die Seele der Handlung angeſe- hen wird, beſonders zu Nutze zu machen wiſſen. Mit einem Worte: die Chineſer ſind in Aſien, wie die Juden in Europa, allerwegen ausgebreitet, wo es was zu gewinnen giebt; ſie ſind Betruͤger, Wucherer, ohne Parole, und voller Liſt und Verſchlagenheit, eine gute Gelegenheit zu erſchleichen; und die- ſes alles unter einem Scheine der Aufrichtigkeit und Redlichkeit, welcher auch die Aufmerkſamſten und Mistrauiſchſten zu ver- fuͤhren faͤhig iſt. Merkwuͤrdig iſt, daß die Chineſer ſelbſten ſich ihrer Handlungsgeſchicklichkeit zu ruͤhmen, und zu ſagen pfle- gen: die andern Nationen waͤren in Handelsſachen alle blind; die einzigen Hollaͤnder haͤtten ein Auge; ſie ſelbſten aber haͤtten ihrer zwey. Eines der vornehmſten Handlungsgeſchaͤffte in China beſteht in der Seide, und in denen daraus fabricirten, entweder einfoͤrmigen, oder mit Gold und Silber vermiſchten Zeugen. Was die fremden Waaren anbetrifft, welche zur Handlung nach China dienlich ſind: ſo iſt das Silber gleich- ſam die Grundlage davon, es mag in Piaſtern oder Stangen ſeyn. Denn die Gold und Silberbergwerke im Lande darf niemand bey Lebensſtrafe bauen; am Ufer aber mag jedermann Gold ſuchen. Dahero denn die Chineſer das Silber uͤberaus hoch halten, und es gern gegen ihr Gold und beſten Waaren eintauſchen. Es iſt aber den Auslaͤndern die Handlung in China nicht allein auf der Seite nach dem Meere zu eroͤffnet; ſondern es werden auch ihre Caravanen von der Landſeite her daſelbſt auf- und angenommen: und ſieht man, außer den ori- entaliſchen Tartarn, alle Jahre zu Peking eine zahlreiche Ca- ravane von Ruſſen anlangen, welche von Petersburg abreiſet. Siehe unſere Akad. der Kaufl. unter China.
§. 4.
b) Africani- ſche Hand- lung.
Die (b) africaniſche Handlung wird von den Europaͤern nur auf den africaniſchen Kuͤſten getrieben, indem ihnen das Jnnere des feſten Landes von Africa, theils wegen der Rauhig- keit des Erdreichs, theils wegen der daſelbſt herrſchenden un- ertraͤglichen Hitze, theils endlich wegen der Grauſamkeit der groͤßtentheils mehr als halb wilden Einwohner, wenig be- kannt iſt. Unter allen africaniſchen Kuͤſten aber wird von den
Euro-
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Einleitung
kommen iſt, von da, wenigſtens unverarbeitet, nicht wieder
herauskoͤmmt, ſiehe unſere Akad. der Kaufl. unter Jndoſtan.
Das Kaiſerthum China iſt ſowol wegen ſeiner Fruchtbar-
keit, die ihm alles, was eine große Handlung unterhalten kann,
im Ueberfluſſe mittheilet; als auch wegen der Geſchicklichkeit
ſeiner Einwohner, gleich viel beruͤhmt, welche mehr, als ir-
gend ein Volk in der Welt, ihre reichen Naturgaben zu aller-
hand Manufacturen und Arbeiten zu brauchen wiſſen. Es iſt
auch keine Nation geneigter zur Handlung, und die ſich beſſer
darauf verſtuͤnde, als die Chineſer, wie ſie denn nicht nur kei-
nen Gewinn verſchmaͤhen, der durch die Handlung zu machen
iſt, indem ſie mit allem handeln; ſondern auch ſich alles mit
einer großen Geſchicklichkeit, ob zwar nicht mit einer ſolchen
Treue, welche anderwaͤrts als die Seele der Handlung angeſe-
hen wird, beſonders zu Nutze zu machen wiſſen. Mit einem
Worte: die Chineſer ſind in Aſien, wie die Juden in Europa,
allerwegen ausgebreitet, wo es was zu gewinnen giebt; ſie
ſind Betruͤger, Wucherer, ohne Parole, und voller Liſt und
Verſchlagenheit, eine gute Gelegenheit zu erſchleichen; und die-
ſes alles unter einem Scheine der Aufrichtigkeit und Redlichkeit,
welcher auch die Aufmerkſamſten und Mistrauiſchſten zu ver-
fuͤhren faͤhig iſt. Merkwuͤrdig iſt, daß die Chineſer ſelbſten ſich
ihrer Handlungsgeſchicklichkeit zu ruͤhmen, und zu ſagen pfle-
gen: die andern Nationen waͤren in Handelsſachen alle blind;
die einzigen Hollaͤnder haͤtten ein Auge; ſie ſelbſten aber haͤtten
ihrer zwey. Eines der vornehmſten Handlungsgeſchaͤffte in
China beſteht in der Seide, und in denen daraus fabricirten,
entweder einfoͤrmigen, oder mit Gold und Silber vermiſchten
Zeugen. Was die fremden Waaren anbetrifft, welche zur
Handlung nach China dienlich ſind: ſo iſt das Silber gleich-
ſam die Grundlage davon, es mag in Piaſtern oder Stangen
ſeyn. Denn die Gold und Silberbergwerke im Lande darf
niemand bey Lebensſtrafe bauen; am Ufer aber mag jedermann
Gold ſuchen. Dahero denn die Chineſer das Silber uͤberaus
hoch halten, und es gern gegen ihr Gold und beſten Waaren
eintauſchen. Es iſt aber den Auslaͤndern die Handlung in
China nicht allein auf der Seite nach dem Meere zu eroͤffnet;
ſondern es werden auch ihre Caravanen von der Landſeite her
daſelbſt auf- und angenommen: und ſieht man, außer den ori-
entaliſchen Tartarn, alle Jahre zu Peking eine zahlreiche Ca-
ravane von Ruſſen anlangen, welche von Petersburg abreiſet.
Siehe unſere Akad. der Kaufl. unter China.
§. 4.
Die (b) africaniſche Handlung wird von den Europaͤern
nur auf den africaniſchen Kuͤſten getrieben, indem ihnen das
Jnnere des feſten Landes von Africa, theils wegen der Rauhig-
keit des Erdreichs, theils wegen der daſelbſt herrſchenden un-
ertraͤglichen Hitze, theils endlich wegen der Grauſamkeit der
groͤßtentheils mehr als halb wilden Einwohner, wenig be-
kannt iſt. Unter allen africaniſchen Kuͤſten aber wird von den
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/966>, abgerufen am 21.11.2024.
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