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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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vor allen Dingen aber hat er vor die Erhaltung der bey sich haben-
den Schiffsdocumente, als woran ein großes gelegen ist, möglichst
zu sorgen. (l) Ob zwar einem Schiffer nicht erlaubt ist, ohne
Ordre seiner Rheder oder Befrachter etwas von den geborgenen
Sachen zu veräußern:
so mag er doch wol so viel, als das
Bergelohn und des Schiffvolks Heuer beträgt, nach Gelegen-
heit entweder verpfänden, oder verkaufen, um das Volk, wel-
ches er nicht weiter gebrauchet, zu beurlauben. m) Auch ist er
verbunden, bey des nächsten Ortes Obrigkeit, wo der Schiff-
bruch
oder die Strandung geschehen, sein Schiffvolk ohne
Anstand eidlich abhören zu lassen, und von deren Aussage
eine beglaubte Abschrift seinen Rhedern und Befrachtern zuzu-
stellen. n) Wofern ein Schiffer genöthiget wird, sein Schiff
auf den Strand zu setzen:
so muß er es, so bald möglich,
entweder wieder in schiffbaren Stand zu setzen und es wieder
flott zu machen
suchen; oder, wofern beydes nicht möglich,
ein anderes Schiff heuern, und die geborgenen Waaren nach dem
Losungsplatze überbringen. (o) Er muß seinen Rhedern u. Befrach-
tern von allen hauptsächlichen Vorfällen Nachricht ertheilen.

§. 671.
4) nach der
Reise:

Des Schiffers (4) Pflichten nach geendeter Reise sind:
(a) Wenn er mit Schiff und Gut auf der Rhede, oder in dem Ha-
fen seines bestimmten Losungsplatzes angelanget ist; muß er
sich den andern Schiffen nicht zu nahe legen. (b) Wenn
sein Schiff auf einer Rhede allein, oder neben andern Schiffen
am weitesten in der See liegt; muß er des Nachts ein Wach-
feuer
halten. (c) Bey Werfung des Ankers muß er dahin se-
hen, daß nicht nur derselbe den andern Schiffen nicht im
Wege und zu Schaden geleget werde, sondern auch ein Boyer
darauf gesetzet werde. (d) Nach Gelegenheit des Ortes soll er
auch sein Schiff mit guten Tauen dergestalt befestigen, daß
es sich nicht los reißen und andere beschädigen könne. (e) So
bald er Anker geworfen, muß er sich bey den Zollstätten ange-
ben, und die Zölle und andere Abgaben richtig machen.
Ausladen
oder Löschen,
(f) Ehe er mit dem Ausladen, oder, wie es bey der Schifffahrt
heißt, Löschen oder Losen, den Anfang macht, muß er dem-
jenigen, welcher die Güter zu empfangen beordert ist, in Zei-
ten ansagen,
daß er die Güter annehme oder sonst jemanden
schicke, dem er dieselben überliefere. Wenn nun, der geschehe-
nen Benachrichtigung ungeachtet, niemand kommen würde,
so ist ihm erlaubt, die Güter außerhalb Schiffsbord se-
tzen zu lassen; dabey aber der Steuermann oder Schiff-
schreiber ein Verzeichniß derselben zu machen hat, und muß
alsdenn der Ausgebliebene ohne weitere Zurechnung und Liefe-
rung, sich damit genügen lassen. (g) Wofern nicht erhebliche
Ursachen oder Wind und Wetter solches hindern, muß ein
Schiffer die Zeit der Losung halten, widrigenfalls er in Ver-
antwortung kommen kann. Gemeiniglich wird solche Zeit in
der Chartepartey bestimmet. (h) Wollte sich der Empfänger
nach überliefertem Advisbriefe ganz und gar wegern, die Gü-

ter

3 Th. 6 Cap. Von der
vor allen Dingen aber hat er vor die Erhaltung der bey ſich haben-
den Schiffsdocumente, als woran ein großes gelegen iſt, moͤglichſt
zu ſorgen. (l) Ob zwar einem Schiffer nicht erlaubt iſt, ohne
Ordre ſeiner Rheder oder Befrachter etwas von den geborgenen
Sachen zu veraͤußern:
ſo mag er doch wol ſo viel, als das
Bergelohn und des Schiffvolks Heuer betraͤgt, nach Gelegen-
heit entweder verpfaͤnden, oder verkaufen, um das Volk, wel-
ches er nicht weiter gebrauchet, zu beurlauben. m) Auch iſt er
verbunden, bey des naͤchſten Ortes Obrigkeit, wo der Schiff-
bruch
oder die Strandung geſchehen, ſein Schiffvolk ohne
Anſtand eidlich abhoͤren zu laſſen, und von deren Ausſage
eine beglaubte Abſchrift ſeinen Rhedern und Befrachtern zuzu-
ſtellen. n) Wofern ein Schiffer genoͤthiget wird, ſein Schiff
auf den Strand zu ſetzen:
ſo muß er es, ſo bald moͤglich,
entweder wieder in ſchiffbaren Stand zu ſetzen und es wieder
flott zu machen
ſuchen; oder, wofern beydes nicht moͤglich,
ein anderes Schiff heuern, und die geborgenen Waaren nach dem
Loſungsplatze uͤberbringen. (o) Er muß ſeinen Rhedern u. Befrach-
tern von allen hauptſaͤchlichen Vorfaͤllen Nachricht ertheilen.

§. 671.
4) nach der
Reiſe:

Des Schiffers (4) Pflichten nach geendeter Reiſe ſind:
(a) Wenn er mit Schiff und Gut auf der Rhede, oder in dem Ha-
fen ſeines beſtimmten Loſungsplatzes angelanget iſt; muß er
ſich den andern Schiffen nicht zu nahe legen. (b) Wenn
ſein Schiff auf einer Rhede allein, oder neben andern Schiffen
am weiteſten in der See liegt; muß er des Nachts ein Wach-
feuer
halten. (c) Bey Werfung des Ankers muß er dahin ſe-
hen, daß nicht nur derſelbe den andern Schiffen nicht im
Wege und zu Schaden geleget werde, ſondern auch ein Boyer
darauf geſetzet werde. (d) Nach Gelegenheit des Ortes ſoll er
auch ſein Schiff mit guten Tauen dergeſtalt befeſtigen, daß
es ſich nicht los reißen und andere beſchaͤdigen koͤnne. (e) So
bald er Anker geworfen, muß er ſich bey den Zollſtaͤtten ange-
ben, und die Zoͤlle und andere Abgaben richtig machen.
Ausladen
oder Loͤſchen,
(f) Ehe er mit dem Ausladen, oder, wie es bey der Schifffahrt
heißt, Loͤſchen oder Loſen, den Anfang macht, muß er dem-
jenigen, welcher die Guͤter zu empfangen beordert iſt, in Zei-
ten anſagen,
daß er die Guͤter annehme oder ſonſt jemanden
ſchicke, dem er dieſelben uͤberliefere. Wenn nun, der geſchehe-
nen Benachrichtigung ungeachtet, niemand kommen wuͤrde,
ſo iſt ihm erlaubt, die Guͤter außerhalb Schiffsbord ſe-
tzen zu laſſen; dabey aber der Steuermann oder Schiff-
ſchreiber ein Verzeichniß derſelben zu machen hat, und muß
alsdenn der Ausgebliebene ohne weitere Zurechnung und Liefe-
rung, ſich damit genuͤgen laſſen. (g) Wofern nicht erhebliche
Urſachen oder Wind und Wetter ſolches hindern, muß ein
Schiffer die Zeit der Loſung halten, widrigenfalls er in Ver-
antwortung kommen kann. Gemeiniglich wird ſolche Zeit in
der Chartepartey beſtimmet. (h) Wollte ſich der Empfaͤnger
nach uͤberliefertem Advisbriefe ganz und gar wegern, die Guͤ-

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[330/0934] 3 Th. 6 Cap. Von der vor allen Dingen aber hat er vor die Erhaltung der bey ſich haben- den Schiffsdocumente, als woran ein großes gelegen iſt, moͤglichſt zu ſorgen. (l) Ob zwar einem Schiffer nicht erlaubt iſt, ohne Ordre ſeiner Rheder oder Befrachter etwas von den geborgenen Sachen zu veraͤußern: ſo mag er doch wol ſo viel, als das Bergelohn und des Schiffvolks Heuer betraͤgt, nach Gelegen- heit entweder verpfaͤnden, oder verkaufen, um das Volk, wel- ches er nicht weiter gebrauchet, zu beurlauben. m) Auch iſt er verbunden, bey des naͤchſten Ortes Obrigkeit, wo der Schiff- bruch oder die Strandung geſchehen, ſein Schiffvolk ohne Anſtand eidlich abhoͤren zu laſſen, und von deren Ausſage eine beglaubte Abſchrift ſeinen Rhedern und Befrachtern zuzu- ſtellen. n) Wofern ein Schiffer genoͤthiget wird, ſein Schiff auf den Strand zu ſetzen: ſo muß er es, ſo bald moͤglich, entweder wieder in ſchiffbaren Stand zu ſetzen und es wieder flott zu machen ſuchen; oder, wofern beydes nicht moͤglich, ein anderes Schiff heuern, und die geborgenen Waaren nach dem Loſungsplatze uͤberbringen. (o) Er muß ſeinen Rhedern u. Befrach- tern von allen hauptſaͤchlichen Vorfaͤllen Nachricht ertheilen. §. 671. Des Schiffers (4) Pflichten nach geendeter Reiſe ſind: (a) Wenn er mit Schiff und Gut auf der Rhede, oder in dem Ha- fen ſeines beſtimmten Loſungsplatzes angelanget iſt; muß er ſich den andern Schiffen nicht zu nahe legen. (b) Wenn ſein Schiff auf einer Rhede allein, oder neben andern Schiffen am weiteſten in der See liegt; muß er des Nachts ein Wach- feuer halten. (c) Bey Werfung des Ankers muß er dahin ſe- hen, daß nicht nur derſelbe den andern Schiffen nicht im Wege und zu Schaden geleget werde, ſondern auch ein Boyer darauf geſetzet werde. (d) Nach Gelegenheit des Ortes ſoll er auch ſein Schiff mit guten Tauen dergeſtalt befeſtigen, daß es ſich nicht los reißen und andere beſchaͤdigen koͤnne. (e) So bald er Anker geworfen, muß er ſich bey den Zollſtaͤtten ange- ben, und die Zoͤlle und andere Abgaben richtig machen. (f) Ehe er mit dem Ausladen, oder, wie es bey der Schifffahrt heißt, Loͤſchen oder Loſen, den Anfang macht, muß er dem- jenigen, welcher die Guͤter zu empfangen beordert iſt, in Zei- ten anſagen, daß er die Guͤter annehme oder ſonſt jemanden ſchicke, dem er dieſelben uͤberliefere. Wenn nun, der geſchehe- nen Benachrichtigung ungeachtet, niemand kommen wuͤrde, ſo iſt ihm erlaubt, die Guͤter außerhalb Schiffsbord ſe- tzen zu laſſen; dabey aber der Steuermann oder Schiff- ſchreiber ein Verzeichniß derſelben zu machen hat, und muß alsdenn der Ausgebliebene ohne weitere Zurechnung und Liefe- rung, ſich damit genuͤgen laſſen. (g) Wofern nicht erhebliche Urſachen oder Wind und Wetter ſolches hindern, muß ein Schiffer die Zeit der Loſung halten, widrigenfalls er in Ver- antwortung kommen kann. Gemeiniglich wird ſolche Zeit in der Chartepartey beſtimmet. (h) Wollte ſich der Empfaͤnger nach uͤberliefertem Advisbriefe ganz und gar wegern, die Guͤ- ter Ausladen oder Loͤſchen,

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/934>, abgerufen am 21.11.2024.