mit welchen man handelt, weil selten ein Großirer zu finden, welcher nicht unterweilen eine oder andere seiner Waaren ver- einzeln sollte; wie sie denn endlich allzumal den Kramern in die Hände kommen, welche dieselben einzeln unter die Leute ver- treiben: so wird doch an den Orten, wo ein Unterschied zwi- schen den Großirern und Kramern gemacht wird, auch ein Un- terschied zwischen den Waaren gemacht, und diejenige im en- gern Verstande, und eigentlich eine Kramwaare genennet, wel- che die Kramhandlung zu führen berechtiget ist .
(*) Jn unserer Akademie der Kaufleute haben wir im Ar- tikel: Kramer, ein Verzeichniß der Kramwaaren aus der leipziger Kramerordnung mitgetheilet.
§. 254.
Weil jedoch in einer Kramhandlung nicht mit allen Waa-Aeste des Kramhan- dels. ren, die Kramwaaren heißen, wegen dieser ihrer Menge und Verschiedenheit, zugleich gehandelt werden kann: so theilet sich daher der Kramhandel in verschiedene Aeste, oder Gattungen, als da sind: Gewürzkram, Eisenkram, Leinwandkram, Seidenkram etc.
§. 255.
Gleichwie nun aber der Grossohandel vor dem Kramhan-Vortheile der Kramer- handlung vor der Grossohand- lung. del einige Vorzüge hat (§. 249.), so hat doch auch hinwieder- um dieser vor jenem einige Vortheile: und zwar 1) in Ansehung der Waaren, die so mancherley sind, als sie in der Grosso- handlung nicht sind; 2) in Ansehung der Art zu handeln, in- dem sie nicht nur im Kleinen, sondern auch im Ganzen gefüh- ret werden darf; 3) in Ansehung des Gewinns, weil von dem einzelnen Verkaufe ein weit ansehnlicherer Profit heraus kömmt, als aus dem Handel im Ganzen; daher viele auch den Großi- rern anrathen wollen, daß sie sich des Kramerrechts theilhaf- tig machen sollen: und es würden die Kramer noch einen weit größern Vortheil haben, wenn ihnen nicht so viele Leute in ihre Profeßion fielen, und sonderlich die Hausirer oder Störer, so ihren Kram am Halse tragen, und einem jeden ihre Waaren auf den Gassen und im Gehen anbiethen, wie man denn der- gleichen Leute an allen Orten findet. Jndessen aber bleibt den- noch dem Grossohandel der Vortheil, daß er wegen der Men- ge der Waaren, die auf einmal weggeht, seinen Mann in kür- zerer Zeit reich machet, wenn alles glücklich läuft (§. 248.). Endlich hat die Kramerhandlung noch diesen Vorzug, 4) daß sie mit einem geringen Capitale angefangen werden kann, und sich gleichwol, wie unzählige Beyspiele bezeugen, bey gutem Glücke mit großen Capitalien endiget: dahingegen der Grosso- handel ein starkes Capital erfordert (§. 250.).
§. 256.
Der diese Handlungsart treibt, heißt ein Kramer, Kauf-Kramer, was er sey? mann des Handkaufes, Handverkäufer, Kaufmann im Klei-
nen,
Kraͤmerey und Handwerkskrame.
mit welchen man handelt, weil ſelten ein Großirer zu finden, welcher nicht unterweilen eine oder andere ſeiner Waaren ver- einzeln ſollte; wie ſie denn endlich allzumal den Kramern in die Haͤnde kommen, welche dieſelben einzeln unter die Leute ver- treiben: ſo wird doch an den Orten, wo ein Unterſchied zwi- ſchen den Großirern und Kramern gemacht wird, auch ein Un- terſchied zwiſchen den Waaren gemacht, und diejenige im en- gern Verſtande, und eigentlich eine Kramwaare genennet, wel- che die Kramhandlung zu fuͤhren berechtiget iſt .
(*) Jn unſerer Akademie der Kaufleute haben wir im Ar- tikel: Kramer, ein Verzeichniß der Kramwaaren aus der leipziger Kramerordnung mitgetheilet.
§. 254.
Weil jedoch in einer Kramhandlung nicht mit allen Waa-Aeſte des Kramhan- dels. ren, die Kramwaaren heißen, wegen dieſer ihrer Menge und Verſchiedenheit, zugleich gehandelt werden kann: ſo theilet ſich daher der Kramhandel in verſchiedene Aeſte, oder Gattungen, als da ſind: Gewuͤrzkram, Eiſenkram, Leinwandkram, Seidenkram ꝛc.
§. 255.
Gleichwie nun aber der Groſſohandel vor dem Kramhan-Vortheile der Kramer- handlung vor der Groſſohand- lung. del einige Vorzuͤge hat (§. 249.), ſo hat doch auch hinwieder- um dieſer vor jenem einige Vortheile: und zwar 1) in Anſehung der Waaren, die ſo mancherley ſind, als ſie in der Groſſo- handlung nicht ſind; 2) in Anſehung der Art zu handeln, in- dem ſie nicht nur im Kleinen, ſondern auch im Ganzen gefuͤh- ret werden darf; 3) in Anſehung des Gewinns, weil von dem einzelnen Verkaufe ein weit anſehnlicherer Profit heraus koͤmmt, als aus dem Handel im Ganzen; daher viele auch den Großi- rern anrathen wollen, daß ſie ſich des Kramerrechts theilhaf- tig machen ſollen: und es wuͤrden die Kramer noch einen weit groͤßern Vortheil haben, wenn ihnen nicht ſo viele Leute in ihre Profeßion fielen, und ſonderlich die Hauſirer oder Stoͤrer, ſo ihren Kram am Halſe tragen, und einem jeden ihre Waaren auf den Gaſſen und im Gehen anbiethen, wie man denn der- gleichen Leute an allen Orten findet. Jndeſſen aber bleibt den- noch dem Groſſohandel der Vortheil, daß er wegen der Men- ge der Waaren, die auf einmal weggeht, ſeinen Mann in kuͤr- zerer Zeit reich machet, wenn alles gluͤcklich laͤuft (§. 248.). Endlich hat die Kramerhandlung noch dieſen Vorzug, 4) daß ſie mit einem geringen Capitale angefangen werden kann, und ſich gleichwol, wie unzaͤhlige Beyſpiele bezeugen, bey gutem Gluͤcke mit großen Capitalien endiget: dahingegen der Groſſo- handel ein ſtarkes Capital erfordert (§. 250.).
§. 256.
Der dieſe Handlungsart treibt, heißt ein Kramer, Kauf-Kramer, was er ſey? mann des Handkaufes, Handverkaͤufer, Kaufmann im Klei-
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Kraͤmerey und Handwerkskrame.
mit welchen man handelt, weil ſelten ein Großirer zu finden,
welcher nicht unterweilen eine oder andere ſeiner Waaren ver-
einzeln ſollte; wie ſie denn endlich allzumal den Kramern in
die Haͤnde kommen, welche dieſelben einzeln unter die Leute ver-
treiben: ſo wird doch an den Orten, wo ein Unterſchied zwi-
ſchen den Großirern und Kramern gemacht wird, auch ein Un-
terſchied zwiſchen den Waaren gemacht, und diejenige im en-
gern Verſtande, und eigentlich eine Kramwaare genennet, wel-
che die Kramhandlung zu fuͤhren berechtiget iſt .
⁽*⁾ Jn unſerer Akademie der Kaufleute haben wir im Ar-
tikel: Kramer, ein Verzeichniß der Kramwaaren aus der
leipziger Kramerordnung mitgetheilet.
§. 254.
Weil jedoch in einer Kramhandlung nicht mit allen Waa-
ren, die Kramwaaren heißen, wegen dieſer ihrer Menge und
Verſchiedenheit, zugleich gehandelt werden kann: ſo theilet ſich
daher der Kramhandel in verſchiedene Aeſte, oder Gattungen,
als da ſind: Gewuͤrzkram, Eiſenkram, Leinwandkram,
Seidenkram ꝛc.
Aeſte des
Kramhan-
dels.
§. 255.
Gleichwie nun aber der Groſſohandel vor dem Kramhan-
del einige Vorzuͤge hat (§. 249.), ſo hat doch auch hinwieder-
um dieſer vor jenem einige Vortheile: und zwar 1) in Anſehung
der Waaren, die ſo mancherley ſind, als ſie in der Groſſo-
handlung nicht ſind; 2) in Anſehung der Art zu handeln, in-
dem ſie nicht nur im Kleinen, ſondern auch im Ganzen gefuͤh-
ret werden darf; 3) in Anſehung des Gewinns, weil von dem
einzelnen Verkaufe ein weit anſehnlicherer Profit heraus koͤmmt,
als aus dem Handel im Ganzen; daher viele auch den Großi-
rern anrathen wollen, daß ſie ſich des Kramerrechts theilhaf-
tig machen ſollen: und es wuͤrden die Kramer noch einen weit
groͤßern Vortheil haben, wenn ihnen nicht ſo viele Leute in ihre
Profeßion fielen, und ſonderlich die Hauſirer oder Stoͤrer, ſo
ihren Kram am Halſe tragen, und einem jeden ihre Waaren
auf den Gaſſen und im Gehen anbiethen, wie man denn der-
gleichen Leute an allen Orten findet. Jndeſſen aber bleibt den-
noch dem Groſſohandel der Vortheil, daß er wegen der Men-
ge der Waaren, die auf einmal weggeht, ſeinen Mann in kuͤr-
zerer Zeit reich machet, wenn alles gluͤcklich laͤuft (§. 248.).
Endlich hat die Kramerhandlung noch dieſen Vorzug, 4) daß
ſie mit einem geringen Capitale angefangen werden kann, und
ſich gleichwol, wie unzaͤhlige Beyſpiele bezeugen, bey gutem
Gluͤcke mit großen Capitalien endiget: dahingegen der Groſſo-
handel ein ſtarkes Capital erfordert (§. 250.).
Vortheile
der Kramer-
handlung
vor der
Groſſohand-
lung.
§. 256.
Der dieſe Handlungsart treibt, heißt ein Kramer, Kauf-
mann des Handkaufes, Handverkaͤufer, Kaufmann im Klei-
nen,
Kramer,
was er ſey?
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/745>, abgerufen am 21.11.2024.
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