Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

1 Th. 5 Cap. Vom Credite,
ausdrücken könnte, und die mithin nach den Nummern verkau-
fet werden. Zum Beyspiele können die Stecknadeln dienen, wel-
che ihrer Länge und Dicke nach sehr verschieden sind. Da nun
solche Verschiedenheit oft nur auf etwas sehr geringes an-
kömmt, so will weder Maaß noch Gewicht sich schicken, selbige
deutlich auszudrücken; und solchemnach unterscheidet man die
Stecknadeln in der Handlung nach Nummern, von No. 3. bis
No. 20. wornach man sie fordert und bekömmt. Eben so wird
des Gold- und Silberdrahts Klar- und Subtilheit nach verschie-
denen Nummern bestimmet: anderer Exempel zugeschweigen.

Das 5 Capitel.
Von dem Credite, der Schuld, Zahlung und
Bankerotten.
§. 83.
I. Credit, I.
was er sey?

Der Credit (§. 12.) heißt das Vermögen, sich eines an-
dern seines Reichthums auf Zeiten zu bedienen. Da-
her saget man von dem, welcher im Stande ist, sich des Reich-
thums eines und des andern auf Zeiten bedienen zu können:
Credit ha-
ben.
Er hat Credit; und, indem er sich dieses Vermögens wirklich
zu Nutze machet, daß er von des andern seinem Reichthume et-
Auf Credit
nehmen.
was verlanget und empfängt: Er nimmt auf Credit. Hin-
gegen saget man von dem, welcher von seinem Reichthume ei-
nem andern in der Absicht giebt, es wieder zu erhalten, daß
Auf Credit
geben, credi-
tiren, auf Zeit
geben.
Borgen.
er auf Credit gebe, oder daß er creditire, ingleichen daß er
auf Zeit gebe. Beydes, sowol auf Credit geben, als auf
Credit nehmen, wird mit dem gemeinschaftlichen Namen des
Borgens beleget.

§. 84.
Gegenstand
des Credits.

Da der Credit das Vermögen ist, sich eines andern Reich-
thumes zu bedienen (§. 83.); dieser aber nicht nur in baaren
Geldern, sondern auch in Waaren besteht: so erstrecket sich der
Credit beydes auf baare Gelder, als Waaren, und können
folglich Gelder und Waaren creditiret werden.

§. 85.
Unmittelba-
re Ursache
des Credits.

Die unmittelbare Ursache des Credits, ist die gefaßte
Meynung von der Sicherheit der Zahlung. Denn wer ei-
nem andern Geld oder Waaren auf Credit giebt, thut solches
aus keiner andern Ursache, als weil er glaubet, daß die Zah-
lung sicher sey, das ist, daß er zu seiner Zeit das Geld wieder
bezahlt bekomme, oder den Kaufpreiß für die Waaren erhalten
werde.

§. 86.
Gründe
der Mey-
nung von der
Sicherheit
der Zahlung.

Und diese Meynung von der Sicherheit der Zahlung
entsteht aus der vorgestellten Sicherheit, theils auf Sachen,

theils

1 Th. 5 Cap. Vom Credite,
ausdruͤcken koͤnnte, und die mithin nach den Nummern verkau-
fet werden. Zum Beyſpiele koͤnnen die Stecknadeln dienen, wel-
che ihrer Laͤnge und Dicke nach ſehr verſchieden ſind. Da nun
ſolche Verſchiedenheit oft nur auf etwas ſehr geringes an-
koͤmmt, ſo will weder Maaß noch Gewicht ſich ſchicken, ſelbige
deutlich auszudruͤcken; und ſolchemnach unterſcheidet man die
Stecknadeln in der Handlung nach Nummern, von No. 3. bis
No. 20. wornach man ſie fordert und bekoͤmmt. Eben ſo wird
des Gold- und Silberdrahts Klar- und Subtilheit nach verſchie-
denen Nummern beſtimmet: anderer Exempel zugeſchweigen.

Das 5 Capitel.
Von dem Credite, der Schuld, Zahlung und
Bankerotten.
§. 83.
I. Credit, I.
was er ſey?

Der Credit (§. 12.) heißt das Vermoͤgen, ſich eines an-
dern ſeines Reichthums auf Zeiten zu bedienen. Da-
her ſaget man von dem, welcher im Stande iſt, ſich des Reich-
thums eines und des andern auf Zeiten bedienen zu koͤnnen:
Credit ha-
ben.
Er hat Credit; und, indem er ſich dieſes Vermoͤgens wirklich
zu Nutze machet, daß er von des andern ſeinem Reichthume et-
Auf Credit
nehmen.
was verlanget und empfaͤngt: Er nimmt auf Credit. Hin-
gegen ſaget man von dem, welcher von ſeinem Reichthume ei-
nem andern in der Abſicht giebt, es wieder zu erhalten, daß
Auf Credit
geben, credi-
tirē, auf Zeit
geben.
Borgen.
er auf Credit gebe, oder daß er creditire, ingleichen daß er
auf Zeit gebe. Beydes, ſowol auf Credit geben, als auf
Credit nehmen, wird mit dem gemeinſchaftlichen Namen des
Borgens beleget.

§. 84.
Gegenſtand
des Credits.

Da der Credit das Vermoͤgen iſt, ſich eines andern Reich-
thumes zu bedienen (§. 83.); dieſer aber nicht nur in baaren
Geldern, ſondern auch in Waaren beſteht: ſo erſtrecket ſich der
Credit beydes auf baare Gelder, als Waaren, und koͤnnen
folglich Gelder und Waaren creditiret werden.

§. 85.
Unmittelba-
re Urſache
des Credits.

Die unmittelbare Urſache des Credits, iſt die gefaßte
Meynung von der Sicherheit der Zahlung. Denn wer ei-
nem andern Geld oder Waaren auf Credit giebt, thut ſolches
aus keiner andern Urſache, als weil er glaubet, daß die Zah-
lung ſicher ſey, das iſt, daß er zu ſeiner Zeit das Geld wieder
bezahlt bekomme, oder den Kaufpreiß fuͤr die Waaren erhalten
werde.

§. 86.
Gruͤnde
der Mey-
nung von der
Sicherheit
der Zahlung.

Und dieſe Meynung von der Sicherheit der Zahlung
entſteht aus der vorgeſtellten Sicherheit, theils auf Sachen,

theils
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <div n="2">
                <div n="3">
                  <div n="4">
                    <p><pb facs="#f0674" n="70"/><fw place="top" type="header">1 Th. 5 Cap. Vom Credite,</fw><lb/>
ausdru&#x0364;cken ko&#x0364;nnte, und die mithin nach den Nummern verkau-<lb/>
fet werden. Zum Bey&#x017F;piele ko&#x0364;nnen die Stecknadeln dienen, wel-<lb/>
che ihrer La&#x0364;nge und Dicke nach &#x017F;ehr ver&#x017F;chieden &#x017F;ind. Da nun<lb/>
&#x017F;olche Ver&#x017F;chiedenheit oft nur auf etwas &#x017F;ehr geringes an-<lb/>
ko&#x0364;mmt, &#x017F;o will weder Maaß noch Gewicht &#x017F;ich &#x017F;chicken, &#x017F;elbige<lb/>
deutlich auszudru&#x0364;cken; und &#x017F;olchemnach unter&#x017F;cheidet man die<lb/>
Stecknadeln in der Handlung nach Nummern, von No. 3. bis<lb/>
No. 20. wornach man &#x017F;ie fordert und beko&#x0364;mmt. Eben &#x017F;o wird<lb/>
des Gold- und Silberdrahts Klar- und Subtilheit nach ver&#x017F;chie-<lb/>
denen Nummern be&#x017F;timmet: anderer Exempel zuge&#x017F;chweigen.</p>
                  </div>
                </div><lb/>
                <div n="3">
                  <head> <hi rendition="#b">Das 5 Capitel.<lb/>
Von dem Credite, der Schuld, Zahlung und<lb/>
Bankerotten.</hi> </head><lb/>
                  <div n="4">
                    <head>§. 83.</head><lb/>
                    <note place="left"><hi rendition="#aq">I.</hi> Credit, <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/>
was er &#x017F;ey?</note>
                    <p><hi rendition="#in">D</hi>er <hi rendition="#fr">Credit</hi> (§. 12.) heißt das Vermo&#x0364;gen, &#x017F;ich eines an-<lb/>
dern &#x017F;eines Reichthums auf Zeiten zu bedienen. Da-<lb/>
her &#x017F;aget man von dem, welcher im Stande i&#x017F;t, &#x017F;ich des Reich-<lb/>
thums eines und des andern auf Zeiten bedienen zu ko&#x0364;nnen:<lb/><note place="left">Credit ha-<lb/>
ben.</note><hi rendition="#fr">Er hat Credit;</hi> und, indem er &#x017F;ich die&#x017F;es Vermo&#x0364;gens wirklich<lb/>
zu Nutze machet, daß er von des andern &#x017F;einem Reichthume et-<lb/><note place="left">Auf Credit<lb/>
nehmen.</note>was verlanget und empfa&#x0364;ngt: <hi rendition="#fr">Er nimmt auf Credit.</hi> Hin-<lb/>
gegen &#x017F;aget man von dem, welcher von &#x017F;einem Reichthume ei-<lb/>
nem andern in der Ab&#x017F;icht giebt, es wieder zu erhalten, daß<lb/><note place="left">Auf Credit<lb/>
geben, credi-<lb/>
tire&#x0304;, auf Zeit<lb/>
geben.<lb/>
Borgen.</note>er <hi rendition="#fr">auf Credit gebe,</hi> oder daß er <hi rendition="#fr">creditire,</hi> ingleichen daß er<lb/><hi rendition="#fr">auf Zeit gebe.</hi> Beydes, &#x017F;owol auf Credit geben, als auf<lb/>
Credit nehmen, wird mit dem gemein&#x017F;chaftlichen Namen des<lb/><hi rendition="#fr">Borgens</hi> beleget.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="4">
                    <head>§. 84.</head><lb/>
                    <note place="left">Gegen&#x017F;tand<lb/>
des Credits.</note>
                    <p>Da der Credit das Vermo&#x0364;gen i&#x017F;t, &#x017F;ich eines andern Reich-<lb/>
thumes zu bedienen (§. 83.); die&#x017F;er aber nicht nur in baaren<lb/>
Geldern, &#x017F;ondern auch in Waaren be&#x017F;teht: &#x017F;o er&#x017F;trecket &#x017F;ich der<lb/>
Credit beydes auf baare Gelder, als Waaren, und ko&#x0364;nnen<lb/>
folglich Gelder und Waaren creditiret werden.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="4">
                    <head>§. 85.</head><lb/>
                    <note place="left">Unmittelba-<lb/>
re Ur&#x017F;ache<lb/>
des Credits.</note>
                    <p>Die <hi rendition="#fr">unmittelbare Ur&#x017F;ache</hi> des Credits, i&#x017F;t die gefaßte<lb/><hi rendition="#fr">Meynung von der Sicherheit der Zahlung.</hi> Denn wer ei-<lb/>
nem andern Geld oder Waaren auf Credit giebt, thut &#x017F;olches<lb/>
aus keiner andern Ur&#x017F;ache, als weil er glaubet, daß die Zah-<lb/>
lung &#x017F;icher &#x017F;ey, das i&#x017F;t, daß er zu &#x017F;einer Zeit das Geld wieder<lb/>
bezahlt bekomme, oder den Kaufpreiß fu&#x0364;r die Waaren erhalten<lb/>
werde.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="4">
                    <head>§. 86.</head><lb/>
                    <note place="left">Gru&#x0364;nde<lb/>
der Mey-<lb/>
nung von der<lb/>
Sicherheit<lb/>
der Zahlung.</note>
                    <p>Und die&#x017F;e <hi rendition="#fr">Meynung von der Sicherheit der Zahlung</hi><lb/>
ent&#x017F;teht aus der vorge&#x017F;tellten Sicherheit, theils auf <hi rendition="#fr">Sachen,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">theils</fw><lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0674] 1 Th. 5 Cap. Vom Credite, ausdruͤcken koͤnnte, und die mithin nach den Nummern verkau- fet werden. Zum Beyſpiele koͤnnen die Stecknadeln dienen, wel- che ihrer Laͤnge und Dicke nach ſehr verſchieden ſind. Da nun ſolche Verſchiedenheit oft nur auf etwas ſehr geringes an- koͤmmt, ſo will weder Maaß noch Gewicht ſich ſchicken, ſelbige deutlich auszudruͤcken; und ſolchemnach unterſcheidet man die Stecknadeln in der Handlung nach Nummern, von No. 3. bis No. 20. wornach man ſie fordert und bekoͤmmt. Eben ſo wird des Gold- und Silberdrahts Klar- und Subtilheit nach verſchie- denen Nummern beſtimmet: anderer Exempel zugeſchweigen. Das 5 Capitel. Von dem Credite, der Schuld, Zahlung und Bankerotten. §. 83. Der Credit (§. 12.) heißt das Vermoͤgen, ſich eines an- dern ſeines Reichthums auf Zeiten zu bedienen. Da- her ſaget man von dem, welcher im Stande iſt, ſich des Reich- thums eines und des andern auf Zeiten bedienen zu koͤnnen: Er hat Credit; und, indem er ſich dieſes Vermoͤgens wirklich zu Nutze machet, daß er von des andern ſeinem Reichthume et- was verlanget und empfaͤngt: Er nimmt auf Credit. Hin- gegen ſaget man von dem, welcher von ſeinem Reichthume ei- nem andern in der Abſicht giebt, es wieder zu erhalten, daß er auf Credit gebe, oder daß er creditire, ingleichen daß er auf Zeit gebe. Beydes, ſowol auf Credit geben, als auf Credit nehmen, wird mit dem gemeinſchaftlichen Namen des Borgens beleget. Credit ha- ben. Auf Credit nehmen. Auf Credit geben, credi- tirē, auf Zeit geben. Borgen. §. 84. Da der Credit das Vermoͤgen iſt, ſich eines andern Reich- thumes zu bedienen (§. 83.); dieſer aber nicht nur in baaren Geldern, ſondern auch in Waaren beſteht: ſo erſtrecket ſich der Credit beydes auf baare Gelder, als Waaren, und koͤnnen folglich Gelder und Waaren creditiret werden. §. 85. Die unmittelbare Urſache des Credits, iſt die gefaßte Meynung von der Sicherheit der Zahlung. Denn wer ei- nem andern Geld oder Waaren auf Credit giebt, thut ſolches aus keiner andern Urſache, als weil er glaubet, daß die Zah- lung ſicher ſey, das iſt, daß er zu ſeiner Zeit das Geld wieder bezahlt bekomme, oder den Kaufpreiß fuͤr die Waaren erhalten werde. §. 86. Und dieſe Meynung von der Sicherheit der Zahlung entſteht aus der vorgeſtellten Sicherheit, theils auf Sachen, theils

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/674
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/674>, abgerufen am 30.12.2024.