Ob nun wol der Landhandel in den Händen der Russen ist: so steht dennoch die Handlung mit gewissen Waaren auch nicht einmal den Jnländern völlig frey; sondern es giebt ver- schiedene Waaren, mit welchen die Krone allein einen ausschlies- Kronwaa- ren.senden Handel treibt. Diese Waaren, welche Kronwaaren, im Gegensatze der Particulierwaaren, genennet werden, sind: a) Eisen, b) Potasche, c) Weidasche, d) Rhabarbar, e) Archangeli- scher Theer, f) Fischthran. Ferner ist niemanden erlaubt, g) mit englischem, cosakischem, oder inländischem Tabacke Handlung zu treiben, welche allein der Krone zusteht; die Einfuhr des türkischen Tabacks, imgleichen des Schnupftabacks, ist frey gelassen. Den Handel mit h) Seegeltuche hat die Kaiserinn an einen Grafen Schuwalow verschenkt, und er wird auch von andern Privatpersonen getrieben. Die i) fremden Branntweine oder Aquavite, vornehmlich die von Frankreich und Danzig, wie auch die aus| Liefland, und den von Wachholdern distillirten Branntwein, läßt |die kaiserliche Kanzley von ihre eigene Rech- nung kommen, und versieht die Leute damit, so viel dieselben davon nöthig haben.
§. 270.
b) Auslän- dische Hand- lung zu Lan- de.
Der (b) ausländische Handel zu Lande theilet sich von sich selbst in sechs, oder, wenn man den Schleichhandel dazu rechnet, in sieben Aeste. Selbige sind a) der Handel nach China (§. 3), so der wichtigste ist, und zu Lande vermittelst zahlreicher Caravanen geschieht, die jährlich nach Peking gehen. Dieser steht der Krone allein zu; die aber wegen des häufigen Unterschleifs, so dabey vorgeht, den Vortheil nicht davon hat, den sie davon haben könnte. Unterdessen bringen doch diese Caravanen dem Reiche großen Nutzen. Zum Anfange dieses Handels haben wir das 1693 Jahr angegeben (§. 248). Nach der Zeit ist solcher fortgesetzt und vermehret worden. Einsmals wurde man in Peking darüber ungehalten, daß die Russen so viel baares Geld aus dem Lande führeten; hernach aber ist die Vertauschung der Waaren gerade aufgegangen. Die rußischen Waaren, so dahin gebracht werden, sind mehrentheils Pelz- werk und Juchten. Die Rückladung besteht in Thee, Seide, Dammaste, Atlasse, Schagrin, kleinen angereiheten Perlen, chinesischen Tapeten, Cattun, Gold, und andern chinesischen Waaren.
b) Der Handel nach Persien ist gleichfalls sehr erheblich, und verdienet nach dem Handel nach China den zweyten Rang. Er geht über Astracan und den caspischen See, und verschafft, den Russen Früchte, rohe Seide, und seidene Zeuge, so ge- meiniglich mit schönen silbernen und goldenen Blumen durch- wirket sind. Derbent ist die Niederlage für die Waaren, wel- che aus Rußland und der großen Tartarey nach Persien, und von da wieder zurück gehen. Von der Handlungsfreyheit der Russen nach Persien siehe den 259 §.
Die übrigen Aeste sind: c) der Handel mit den Kalmu- cken, so nur von Privatpersonen getrieben wird, und von kei-
ner
11 Cap. Von der
Ob nun wol der Landhandel in den Haͤnden der Ruſſen iſt: ſo ſteht dennoch die Handlung mit gewiſſen Waaren auch nicht einmal den Jnlaͤndern voͤllig frey; ſondern es giebt ver- ſchiedene Waaren, mit welchen die Krone allein einen ausſchlieſ- Kronwaa- ren.ſenden Handel treibt. Dieſe Waaren, welche Kronwaaren, im Gegenſatze der Particulierwaaren, genennet werden, ſind: a) Eiſen, b) Potaſche, c) Weidaſche, d) Rhabarbar, e) Archangeli- ſcher Theer, f) Fiſchthran. Ferner iſt niemanden erlaubt, g) mit engliſchem, coſakiſchem, oder inlaͤndiſchem Tabacke Handlung zu treiben, welche allein der Krone zuſteht; die Einfuhr des tuͤrkiſchen Tabacks, imgleichen des Schnupftabacks, iſt frey gelaſſen. Den Handel mit h) Seegeltuche hat die Kaiſerinn an einen Grafen Schuwalow verſchenkt, und er wird auch von andern Privatperſonen getrieben. Die i) fremden Branntweine oder Aquavite, vornehmlich die von Frankreich und Danzig, wie auch die aus| Liefland, und den von Wachholdern diſtillirten Branntwein, laͤßt |die kaiſerliche Kanzley von ihre eigene Rech- nung kommen, und verſieht die Leute damit, ſo viel dieſelben davon noͤthig haben.
§. 270.
b) Auslaͤn- diſche Hand- lung zu Lan- de.
Der (b) auslaͤndiſche Handel zu Lande theilet ſich von ſich ſelbſt in ſechs, oder, wenn man den Schleichhandel dazu rechnet, in ſieben Aeſte. Selbige ſind a) der Handel nach China (§. 3), ſo der wichtigſte iſt, und zu Lande vermittelſt zahlreicher Caravanen geſchieht, die jaͤhrlich nach Peking gehen. Dieſer ſteht der Krone allein zu; die aber wegen des haͤufigen Unterſchleifs, ſo dabey vorgeht, den Vortheil nicht davon hat, den ſie davon haben koͤnnte. Unterdeſſen bringen doch dieſe Caravanen dem Reiche großen Nutzen. Zum Anfange dieſes Handels haben wir das 1693 Jahr angegeben (§. 248). Nach der Zeit iſt ſolcher fortgeſetzt und vermehret worden. Einsmals wurde man in Peking daruͤber ungehalten, daß die Ruſſen ſo viel baares Geld aus dem Lande fuͤhreten; hernach aber iſt die Vertauſchung der Waaren gerade aufgegangen. Die rußiſchen Waaren, ſo dahin gebracht werden, ſind mehrentheils Pelz- werk und Juchten. Die Ruͤckladung beſteht in Thee, Seide, Dammaſte, Atlaſſe, Schagrin, kleinen angereiheten Perlen, chineſiſchen Tapeten, Cattun, Gold, und andern chineſiſchen Waaren.
b) Der Handel nach Perſien iſt gleichfalls ſehr erheblich, und verdienet nach dem Handel nach China den zweyten Rang. Er geht uͤber Aſtracan und den caſpiſchen See, und verſchafft, den Ruſſen Fruͤchte, rohe Seide, und ſeidene Zeuge, ſo ge- meiniglich mit ſchoͤnen ſilbernen und goldenen Blumen durch- wirket ſind. Derbent iſt die Niederlage fuͤr die Waaren, wel- che aus Rußland und der großen Tartarey nach Perſien, und von da wieder zuruͤck gehen. Von der Handlungsfreyheit der Ruſſen nach Perſien ſiehe den 259 §.
Die uͤbrigen Aeſte ſind: c) der Handel mit den Kalmu- cken, ſo nur von Privatperſonen getrieben wird, und von kei-
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11 Cap. Von der
Ob nun wol der Landhandel in den Haͤnden der Ruſſen
iſt: ſo ſteht dennoch die Handlung mit gewiſſen Waaren auch
nicht einmal den Jnlaͤndern voͤllig frey; ſondern es giebt ver-
ſchiedene Waaren, mit welchen die Krone allein einen ausſchlieſ-
ſenden Handel treibt. Dieſe Waaren, welche Kronwaaren,
im Gegenſatze der Particulierwaaren, genennet werden, ſind:
a) Eiſen, b) Potaſche, c) Weidaſche, d) Rhabarbar, e) Archangeli-
ſcher Theer, f) Fiſchthran. Ferner iſt niemanden erlaubt, g) mit
engliſchem, coſakiſchem, oder inlaͤndiſchem Tabacke Handlung
zu treiben, welche allein der Krone zuſteht; die Einfuhr des
tuͤrkiſchen Tabacks, imgleichen des Schnupftabacks, iſt frey
gelaſſen. Den Handel mit h) Seegeltuche hat die Kaiſerinn an
einen Grafen Schuwalow verſchenkt, und er wird auch von
andern Privatperſonen getrieben. Die i) fremden Branntweine
oder Aquavite, vornehmlich die von Frankreich und Danzig,
wie auch die aus| Liefland, und den von Wachholdern diſtillirten
Branntwein, laͤßt |die kaiſerliche Kanzley von ihre eigene Rech-
nung kommen, und verſieht die Leute damit, ſo viel dieſelben
davon noͤthig haben.
Kronwaa-
ren.
§. 270.
Der (b) auslaͤndiſche Handel zu Lande theilet ſich von
ſich ſelbſt in ſechs, oder, wenn man den Schleichhandel dazu
rechnet, in ſieben Aeſte. Selbige ſind a) der Handel nach
China (§. 3), ſo der wichtigſte iſt, und zu Lande vermittelſt
zahlreicher Caravanen geſchieht, die jaͤhrlich nach Peking gehen.
Dieſer ſteht der Krone allein zu; die aber wegen des haͤufigen
Unterſchleifs, ſo dabey vorgeht, den Vortheil nicht davon hat,
den ſie davon haben koͤnnte. Unterdeſſen bringen doch dieſe
Caravanen dem Reiche großen Nutzen. Zum Anfange dieſes
Handels haben wir das 1693 Jahr angegeben (§. 248). Nach
der Zeit iſt ſolcher fortgeſetzt und vermehret worden. Einsmals
wurde man in Peking daruͤber ungehalten, daß die Ruſſen ſo
viel baares Geld aus dem Lande fuͤhreten; hernach aber iſt die
Vertauſchung der Waaren gerade aufgegangen. Die rußiſchen
Waaren, ſo dahin gebracht werden, ſind mehrentheils Pelz-
werk und Juchten. Die Ruͤckladung beſteht in Thee, Seide,
Dammaſte, Atlaſſe, Schagrin, kleinen angereiheten Perlen,
chineſiſchen Tapeten, Cattun, Gold, und andern chineſiſchen
Waaren.
b) Der Handel nach Perſien iſt gleichfalls ſehr erheblich,
und verdienet nach dem Handel nach China den zweyten Rang.
Er geht uͤber Aſtracan und den caſpiſchen See, und verſchafft,
den Ruſſen Fruͤchte, rohe Seide, und ſeidene Zeuge, ſo ge-
meiniglich mit ſchoͤnen ſilbernen und goldenen Blumen durch-
wirket ſind. Derbent iſt die Niederlage fuͤr die Waaren, wel-
che aus Rußland und der großen Tartarey nach Perſien, und
von da wieder zuruͤck gehen. Von der Handlungsfreyheit der
Ruſſen nach Perſien ſiehe den 259 §.
Die uͤbrigen Aeſte ſind: c) der Handel mit den Kalmu-
cken, ſo nur von Privatperſonen getrieben wird, und von kei-
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1190>, abgerufen am 23.11.2024.
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