Nicht weniger stiftete er 1716 zu Petersburg eine Seeakademie,Stiftung einer See- akademie. welcher ein besonderes Haus gewidmet ward, worinnen die Russi- schen von Adel in allen zur Schifffahrt oder Seewissenschaft ge- hörigen Wissenschaften, wie auch in den Sprachen, im Fechten, und in andern Leibesübungen, von sehr geschickten Professoren und Mei- stern nach den Befehlen des Reichsseeraths unterwiesen, in scharfer Zucht gehalten, und auf kaiserliche Kosten ernähret werden.
§. 254.
Gleichwie aber Peter der I nächst der Schifffahrt die ganzePrivilegium einer golde- nen und silbernen Stoffabrik. Zeit seines Lebens über auf das Aufnehmen der Manufacturen in seinem Reiche ein wachsames Auge gerichtet, und daher allen Gelegenheiten dazu mit gnädigen Blicken entgegen sahe: also be- gnadigte er, wie im Jahre 1717 einige vornehme Russen eine Compagnie zur Verfertigung goldener und silberner Stoffe auf- gerichtet hatten, dieselbe sogleich mit vieljähriger Freyheit; und belegte, zu deren mehrerer Aufnahme, alle ins Land eingehende Stoffe, nach deren Beschaffenheit, mit |gedoppeltem und mehre- rem Zolle.
§. 255.
Hiernächst aber ließ er sich die Eröffnung der bisher unge-Errichtung eines Berg- collegii. graben gelegenen Bergwerke äußerst angelegen seyn: wie er denn nicht nur die geschicktesten Bergleute von allen Orten her verschrieb; sondern auch 1718 ein Bergcollegium aufrichtete, das allerhand gute Anstalten zur Aufnahme und Fortgange der Bergwerke machen mußte.
§. 256.
Was den Seehandel der Ausländer nach Rußland (§. 244.)Verlegung der See- handlung von Archan- gel nach Pe- tersburg. anbetrifft, so war solcher bis hieher allein zu Archangel getrie- ben worden. Zwar hatten die meisten ausländischen Kaufleute in Moscau ihre Wohnung; sie reiseten aber gleichwol, der Hand- lung wegen, des Sommers nach Archangel, wo sie auch ihre Contoire und Bedienten hielten: Allein im Jahre 1721 wurde, auf Befehl Peters des I, die Handlung von da nach Petersburg verleget, und die Ausländer wurden also genöthiget, ihre Con- toire, die sie zu Archangel hatten, aufzuheben und selbige zu Pe- tersburg aufzurichten. Von solcher Zeit an ist Petersburg die vornehmste Stapelstadt des russischen Reichs in Ansehung des Seehandels geblieben. Jn dem folgenden 1722 Jahre ließ sichVersuch ei- ner See- handlung nach China u. Ostindien. Peter der I äußerst angelegen seyn, die mit den Chinesern schon 1693 zu Stande gebrachte Handlung vermittelst der Caravanen (§. 248.) auch zur See anzustellen; ob ihm gleich dasselbige nicht gelungen ist.
§. 257.
Es würde dieser große Monarch die russische Handlung,Wiedereröf- nung der Handlung zu Archan- gel. sonderlich zu seinem ihm so sehr geliebten Petersburg, auf den höchsten Gipfel der Vollkommenheit gebracht haben, wenn er nicht 1725 den 8 Febr. durch den Tod seinem Reiche zu frühzeitig entrissen worden wäre. Doch haben seine glorwürdigste Nach- folger am Reiche es niemals an sich ermangeln lassen, mit glei-
chem
K. S (O o)
rußiſchen Handlung.
§. 253.
Nicht weniger ſtiftete er 1716 zu Petersburg eine Seeakademie,Stiftung einer See- akademie. welcher ein beſonderes Haus gewidmet ward, worinnen die Ruſſi- ſchen von Adel in allen zur Schifffahrt oder Seewiſſenſchaft ge- hoͤrigen Wiſſenſchaften, wie auch in den Sprachen, im Fechten, und in andern Leibesuͤbungen, von ſehr geſchickten Profeſſoren und Mei- ſtern nach den Befehlen des Reichsſeeraths unterwieſen, in ſcharfer Zucht gehalten, und auf kaiſerliche Koſten ernaͤhret werden.
§. 254.
Gleichwie aber Peter der I naͤchſt der Schifffahrt die ganzePrivilegium einer golde- nen und ſilbernen Stoffabrik. Zeit ſeines Lebens uͤber auf das Aufnehmen der Manufacturen in ſeinem Reiche ein wachſames Auge gerichtet, und daher allen Gelegenheiten dazu mit gnaͤdigen Blicken entgegen ſahe: alſo be- gnadigte er, wie im Jahre 1717 einige vornehme Ruſſen eine Compagnie zur Verfertigung goldener und ſilberner Stoffe auf- gerichtet hatten, dieſelbe ſogleich mit vieljaͤhriger Freyheit; und belegte, zu deren mehrerer Aufnahme, alle ins Land eingehende Stoffe, nach deren Beſchaffenheit, mit |gedoppeltem und mehre- rem Zolle.
§. 255.
Hiernaͤchſt aber ließ er ſich die Eroͤffnung der bisher unge-Errichtung eines Berg- collegii. graben gelegenen Bergwerke aͤußerſt angelegen ſeyn: wie er denn nicht nur die geſchickteſten Bergleute von allen Orten her verſchrieb; ſondern auch 1718 ein Bergcollegium aufrichtete, das allerhand gute Anſtalten zur Aufnahme und Fortgange der Bergwerke machen mußte.
§. 256.
Was den Seehandel der Auslaͤnder nach Rußland (§. 244.)Verlegung der See- handlung von Archan- gel nach Pe- tersburg. anbetrifft, ſo war ſolcher bis hieher allein zu Archangel getrie- ben worden. Zwar hatten die meiſten auslaͤndiſchen Kaufleute in Moſcau ihre Wohnung; ſie reiſeten aber gleichwol, der Hand- lung wegen, des Sommers nach Archangel, wo ſie auch ihre Contoire und Bedienten hielten: Allein im Jahre 1721 wurde, auf Befehl Peters des I, die Handlung von da nach Petersburg verleget, und die Auslaͤnder wurden alſo genoͤthiget, ihre Con- toire, die ſie zu Archangel hatten, aufzuheben und ſelbige zu Pe- tersburg aufzurichten. Von ſolcher Zeit an iſt Petersburg die vornehmſte Stapelſtadt des ruſſiſchen Reichs in Anſehung des Seehandels geblieben. Jn dem folgenden 1722 Jahre ließ ſichVerſuch ei- ner See- handlung nach China u. Oſtindien. Peter der I aͤußerſt angelegen ſeyn, die mit den Chineſern ſchon 1693 zu Stande gebrachte Handlung vermittelſt der Caravanen (§. 248.) auch zur See anzuſtellen; ob ihm gleich daſſelbige nicht gelungen iſt.
§. 257.
Es wuͤrde dieſer große Monarch die ruſſiſche Handlung,Wiedereroͤf- nung der Handlung zu Archan- gel. ſonderlich zu ſeinem ihm ſo ſehr geliebten Petersburg, auf den hoͤchſten Gipfel der Vollkommenheit gebracht haben, wenn er nicht 1725 den 8 Febr. durch den Tod ſeinem Reiche zu fruͤhzeitig entriſſen worden waͤre. Doch haben ſeine glorwuͤrdigſte Nach- folger am Reiche es niemals an ſich ermangeln laſſen, mit glei-
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rußiſchen Handlung.
§. 253.
Nicht weniger ſtiftete er 1716 zu Petersburg eine Seeakademie,
welcher ein beſonderes Haus gewidmet ward, worinnen die Ruſſi-
ſchen von Adel in allen zur Schifffahrt oder Seewiſſenſchaft ge-
hoͤrigen Wiſſenſchaften, wie auch in den Sprachen, im Fechten, und
in andern Leibesuͤbungen, von ſehr geſchickten Profeſſoren und Mei-
ſtern nach den Befehlen des Reichsſeeraths unterwieſen, in ſcharfer
Zucht gehalten, und auf kaiſerliche Koſten ernaͤhret werden.
Stiftung
einer See-
akademie.
§. 254.
Gleichwie aber Peter der I naͤchſt der Schifffahrt die ganze
Zeit ſeines Lebens uͤber auf das Aufnehmen der Manufacturen
in ſeinem Reiche ein wachſames Auge gerichtet, und daher allen
Gelegenheiten dazu mit gnaͤdigen Blicken entgegen ſahe: alſo be-
gnadigte er, wie im Jahre 1717 einige vornehme Ruſſen eine
Compagnie zur Verfertigung goldener und ſilberner Stoffe auf-
gerichtet hatten, dieſelbe ſogleich mit vieljaͤhriger Freyheit; und
belegte, zu deren mehrerer Aufnahme, alle ins Land eingehende
Stoffe, nach deren Beſchaffenheit, mit |gedoppeltem und mehre-
rem Zolle.
Privilegium
einer golde-
nen und
ſilbernen
Stoffabrik.
§. 255.
Hiernaͤchſt aber ließ er ſich die Eroͤffnung der bisher unge-
graben gelegenen Bergwerke aͤußerſt angelegen ſeyn: wie er
denn nicht nur die geſchickteſten Bergleute von allen Orten her
verſchrieb; ſondern auch 1718 ein Bergcollegium aufrichtete,
das allerhand gute Anſtalten zur Aufnahme und Fortgange der
Bergwerke machen mußte.
Errichtung
eines Berg-
collegii.
§. 256.
Was den Seehandel der Auslaͤnder nach Rußland (§. 244.)
anbetrifft, ſo war ſolcher bis hieher allein zu Archangel getrie-
ben worden. Zwar hatten die meiſten auslaͤndiſchen Kaufleute
in Moſcau ihre Wohnung; ſie reiſeten aber gleichwol, der Hand-
lung wegen, des Sommers nach Archangel, wo ſie auch ihre
Contoire und Bedienten hielten: Allein im Jahre 1721 wurde,
auf Befehl Peters des I, die Handlung von da nach Petersburg
verleget, und die Auslaͤnder wurden alſo genoͤthiget, ihre Con-
toire, die ſie zu Archangel hatten, aufzuheben und ſelbige zu Pe-
tersburg aufzurichten. Von ſolcher Zeit an iſt Petersburg die
vornehmſte Stapelſtadt des ruſſiſchen Reichs in Anſehung des
Seehandels geblieben. Jn dem folgenden 1722 Jahre ließ ſich
Peter der I aͤußerſt angelegen ſeyn, die mit den Chineſern ſchon
1693 zu Stande gebrachte Handlung vermittelſt der Caravanen
(§. 248.) auch zur See anzuſtellen; ob ihm gleich daſſelbige nicht
gelungen iſt.
Verlegung
der See-
handlung
von Archan-
gel nach Pe-
tersburg.
Verſuch ei-
ner See-
handlung
nach China
u. Oſtindien.
§. 257.
Es wuͤrde dieſer große Monarch die ruſſiſche Handlung,
ſonderlich zu ſeinem ihm ſo ſehr geliebten Petersburg, auf den
hoͤchſten Gipfel der Vollkommenheit gebracht haben, wenn er
nicht 1725 den 8 Febr. durch den Tod ſeinem Reiche zu fruͤhzeitig
entriſſen worden waͤre. Doch haben ſeine glorwuͤrdigſte Nach-
folger am Reiche es niemals an ſich ermangeln laſſen, mit glei-
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Wiedereroͤf-
nung der
Handlung
zu Archan-
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1181>, abgerufen am 21.11.2024.
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