der ostindischen Compagnie Vereinigung mit der indianischen erfolgte, siehe den 226 §.
§. 222.
Wir kommen nunmehr auf einen höchst merkwürdigen Vor-Wiederru- fung des E. dicts von Nantes. fall, in der Geschichte der französischen Handlungsgeschichte, von dem man mit Recht einen neuen Zeitpunct derselben anfan- gen könnte: und solcher ist die Wiederrufung des Edicts von Nantes. Es ist bekannt, daß König Heinrich der IV im Jah- re 1598 ein Edict hat ausgehen lassen, worinnen er den Refor- mirten die freye Religionsübung in Frankreich verstattet, und daß solches das Edict von Nantes genennet werde. Dieses Edict wurde im Jahre 1685 wiederrufen, und erlitte dadurch Frankreichs Manufacturwesen, und die damit verknüpfte Hand- lung, einen fast tödtlichen Stoß. Denn es vertrieb dieser Reli- gionseifer die Hugonotten aus dem ganzen Königreiche, und mit ihnen zugleich die besten Künstler und geschicktesten Fa- brikanten, welche sich von da nach Deutschland, sonderlich nach Brandenburg, ferner in die nordischen und mehrere Län- der von Europa wendeten, wo sie vorzüglich diejenigen Manu- facturen anlegeten, die Frankreich bisher eigen gewesen waren. Solchergestalt fing eine der Hauptquellen der französischen Hand- lung zu vertrocknen an, vermittelst welcher sie vorhin unbe- schreibliche Geldsummen aus andern Ländern an sich gezogen hatte.
(*) Jst der Name, den man in Frankreich denjenigen bey- geleget, welche sich zu der reformirten Kirche bekennen. Wegen des Ursprungs des Worts Hugonott, ist man nicht einig, indem wol fünf und mehrere Herleitungen davon angetroffen werden.
§. 223.
Auch ist dieses 1685 Jahr dasjenige Jahr, da die guinei-Errichtung der guinei- schen und nachmali- gen Aßien- tocompa- gnie. sche Compagnie ist aufgerichtet worden, welche sonderlich 1701 in großen Flor kam, nachdem die Engländer den Aßiento verloren, als Philipp von Anjou den spanischen Thron bestieg, und sich die Seemächte mit dem Kaiser wider das bourbonische Haus verbanden. Denn zu der Zeit ward solcher Handel der königlich französischen Compagnie von Guinea durch einen förmlichen Tractat vom 27sten August 1701 auf 10 Jahre zu- gestanden, und es nahm diese Compagnie nunmehr den neuen Namen der Aßientocompagnie an. Der gedachte Vertrag be- stund auch bis zu Ende der Frist, auf welche man ihn geschlos- sen hatte. Die Franzosen erachteten hernach entweder selbst nicht für dienlich, den Handel fortzuführen, weil sie vielleicht ihre Rechnung nicht mehr dabey fanden; oder die Engländer waren Schuld, daß Frankreich den Aßiento fahren lassen muß- te. Genug Spanien schloß zu Utrecht 1713 mit England einen neuen Aßientotractat.
(*)Aßiento ist ein spanisches Wort, und versteht man dar- unter die Bewilligung des Königs in Spanien, da dersel- be einer fremden Nation, mit Ausschließung der andern,
(M m) 4
franzoͤſiſchen Handlung.
der oſtindiſchen Compagnie Vereinigung mit der indianiſchen erfolgte, ſiehe den 226 §.
§. 222.
Wir kommen nunmehr auf einen hoͤchſt merkwuͤrdigen Vor-Wiederru- fung des E. dicts von Nantes. fall, in der Geſchichte der franzoͤſiſchen Handlungsgeſchichte, von dem man mit Recht einen neuen Zeitpunct derſelben anfan- gen koͤnnte: und ſolcher iſt die Wiederrufung des Edicts von Nantes. Es iſt bekannt, daß Koͤnig Heinrich der IV im Jah- re 1598 ein Edict hat ausgehen laſſen, worinnen er den Refor- mirten die freye Religionsuͤbung in Frankreich verſtattet, und daß ſolches das Edict von Nantes genennet werde. Dieſes Edict wurde im Jahre 1685 wiederrufen, und erlitte dadurch Frankreichs Manufacturweſen, und die damit verknuͤpfte Hand- lung, einen faſt toͤdtlichen Stoß. Denn es vertrieb dieſer Reli- gionseifer die Hugonotten aus dem ganzen Koͤnigreiche, und mit ihnen zugleich die beſten Kuͤnſtler und geſchickteſten Fa- brikanten, welche ſich von da nach Deutſchland, ſonderlich nach Brandenburg, ferner in die nordiſchen und mehrere Laͤn- der von Europa wendeten, wo ſie vorzuͤglich diejenigen Manu- facturen anlegeten, die Frankreich bisher eigen geweſen waren. Solchergeſtalt fing eine der Hauptquellen der franzoͤſiſchen Hand- lung zu vertrocknen an, vermittelſt welcher ſie vorhin unbe- ſchreibliche Geldſummen aus andern Laͤndern an ſich gezogen hatte.
(*) Jſt der Name, den man in Frankreich denjenigen bey- geleget, welche ſich zu der reformirten Kirche bekennen. Wegen des Urſprungs des Worts Hugonott, iſt man nicht einig, indem wol fuͤnf und mehrere Herleitungen davon angetroffen werden.
§. 223.
Auch iſt dieſes 1685 Jahr dasjenige Jahr, da die guinei-Errichtung der guinei- ſchen und nachmali- gen Aßien- tocompa- gnie. ſche Compagnie iſt aufgerichtet worden, welche ſonderlich 1701 in großen Flor kam, nachdem die Englaͤnder den Aßiento verloren, als Philipp von Anjou den ſpaniſchen Thron beſtieg, und ſich die Seemaͤchte mit dem Kaiſer wider das bourboniſche Haus verbanden. Denn zu der Zeit ward ſolcher Handel der koͤniglich franzoͤſiſchen Compagnie von Guinea durch einen foͤrmlichen Tractat vom 27ſten Auguſt 1701 auf 10 Jahre zu- geſtanden, und es nahm dieſe Compagnie nunmehr den neuen Namen der Aßientocompagnie an. Der gedachte Vertrag be- ſtund auch bis zu Ende der Friſt, auf welche man ihn geſchloſ- ſen hatte. Die Franzoſen erachteten hernach entweder ſelbſt nicht fuͤr dienlich, den Handel fortzufuͤhren, weil ſie vielleicht ihre Rechnung nicht mehr dabey fanden; oder die Englaͤnder waren Schuld, daß Frankreich den Aßiento fahren laſſen muß- te. Genug Spanien ſchloß zu Utrecht 1713 mit England einen neuen Aßientotractat.
(*)Aßiento iſt ein ſpaniſches Wort, und verſteht man dar- unter die Bewilligung des Koͤnigs in Spanien, da derſel- be einer fremden Nation, mit Ausſchließung der andern,
(M m) 4
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f1155"n="551"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">franzoͤſiſchen Handlung.</hi></fw><lb/>
der oſtindiſchen Compagnie Vereinigung mit der indianiſchen<lb/>
erfolgte, ſiehe den 226 §.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 222.</head><lb/><p>Wir kommen nunmehr auf einen hoͤchſt merkwuͤrdigen Vor-<noteplace="right">Wiederru-<lb/>
fung des E.<lb/>
dicts von<lb/>
Nantes.</note><lb/>
fall, in der Geſchichte der franzoͤſiſchen Handlungsgeſchichte,<lb/>
von dem man mit Recht einen neuen Zeitpunct derſelben anfan-<lb/>
gen koͤnnte: und ſolcher iſt die <hirendition="#fr">Wiederrufung des Edicts von<lb/>
Nantes.</hi> Es iſt bekannt, daß Koͤnig Heinrich der <hirendition="#aq">IV</hi> im Jah-<lb/>
re 1598 ein Edict hat ausgehen laſſen, worinnen er den Refor-<lb/>
mirten die freye Religionsuͤbung in Frankreich verſtattet, und<lb/>
daß ſolches das Edict von Nantes genennet werde. Dieſes<lb/>
Edict wurde im Jahre 1685 wiederrufen, und erlitte dadurch<lb/>
Frankreichs Manufacturweſen, und die damit verknuͤpfte Hand-<lb/>
lung, einen faſt toͤdtlichen Stoß. Denn es vertrieb dieſer Reli-<lb/>
gionseifer die <hirendition="#fr">Hugonotten</hi><reftarget="#(*)"/>aus dem ganzen Koͤnigreiche,<lb/>
und mit ihnen zugleich die beſten Kuͤnſtler und geſchickteſten Fa-<lb/>
brikanten, welche ſich von da nach Deutſchland, ſonderlich<lb/>
nach Brandenburg, ferner in die nordiſchen und mehrere Laͤn-<lb/>
der von Europa wendeten, wo ſie vorzuͤglich diejenigen Manu-<lb/>
facturen anlegeten, die Frankreich bisher eigen geweſen waren.<lb/>
Solchergeſtalt fing eine der Hauptquellen der franzoͤſiſchen Hand-<lb/>
lung zu vertrocknen an, vermittelſt welcher ſie vorhin unbe-<lb/>ſchreibliche Geldſummen aus andern Laͤndern an ſich gezogen<lb/>
hatte.</p><lb/><noteplace="end"n="(*)">Jſt der Name, den man in Frankreich denjenigen bey-<lb/>
geleget, welche ſich zu der reformirten Kirche bekennen.<lb/>
Wegen des Urſprungs des Worts <hirendition="#fr">Hugonott,</hi> iſt man nicht<lb/>
einig, indem wol fuͤnf und mehrere Herleitungen davon<lb/>
angetroffen werden.</note></div><lb/><divn="3"><head>§. 223.</head><lb/><p>Auch iſt dieſes 1685 Jahr dasjenige Jahr, da die <hirendition="#fr">guinei-</hi><noteplace="right">Errichtung<lb/>
der guinei-<lb/>ſchen und<lb/>
nachmali-<lb/>
gen Aßien-<lb/>
tocompa-<lb/>
gnie.</note><lb/><hirendition="#fr">ſche Compagnie</hi> iſt aufgerichtet worden, welche ſonderlich 1701<lb/>
in großen Flor kam, nachdem die Englaͤnder den <hirendition="#fr">Aßiento</hi><reftarget="#(*)"/><lb/>
verloren, als Philipp von Anjou den ſpaniſchen Thron beſtieg,<lb/>
und ſich die Seemaͤchte mit dem Kaiſer wider das bourboniſche<lb/>
Haus verbanden. Denn zu der Zeit ward ſolcher Handel der<lb/>
koͤniglich franzoͤſiſchen Compagnie von Guinea durch einen<lb/>
foͤrmlichen Tractat vom 27ſten Auguſt 1701 auf 10 Jahre zu-<lb/>
geſtanden, und es nahm dieſe Compagnie nunmehr den neuen<lb/>
Namen der <hirendition="#fr">Aßientocompagnie</hi> an. Der gedachte Vertrag be-<lb/>ſtund auch bis zu Ende der Friſt, auf welche man ihn geſchloſ-<lb/>ſen hatte. Die Franzoſen erachteten hernach entweder ſelbſt<lb/>
nicht fuͤr dienlich, den Handel fortzufuͤhren, weil ſie vielleicht<lb/>
ihre Rechnung nicht mehr dabey fanden; oder die Englaͤnder<lb/>
waren Schuld, daß Frankreich den Aßiento fahren laſſen muß-<lb/>
te. Genug Spanien ſchloß zu Utrecht 1713 mit England einen<lb/>
neuen Aßientotractat.</p><lb/><noteplace="end"n="(*)"><hirendition="#fr">Aßiento</hi> iſt ein ſpaniſches Wort, und verſteht man dar-<lb/>
unter die Bewilligung des Koͤnigs in Spanien, da derſel-<lb/>
be einer fremden Nation, mit Ausſchließung der andern,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(M m) 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">um</fw><lb/></note></div></div></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[551/1155]
franzoͤſiſchen Handlung.
der oſtindiſchen Compagnie Vereinigung mit der indianiſchen
erfolgte, ſiehe den 226 §.
§. 222.
Wir kommen nunmehr auf einen hoͤchſt merkwuͤrdigen Vor-
fall, in der Geſchichte der franzoͤſiſchen Handlungsgeſchichte,
von dem man mit Recht einen neuen Zeitpunct derſelben anfan-
gen koͤnnte: und ſolcher iſt die Wiederrufung des Edicts von
Nantes. Es iſt bekannt, daß Koͤnig Heinrich der IV im Jah-
re 1598 ein Edict hat ausgehen laſſen, worinnen er den Refor-
mirten die freye Religionsuͤbung in Frankreich verſtattet, und
daß ſolches das Edict von Nantes genennet werde. Dieſes
Edict wurde im Jahre 1685 wiederrufen, und erlitte dadurch
Frankreichs Manufacturweſen, und die damit verknuͤpfte Hand-
lung, einen faſt toͤdtlichen Stoß. Denn es vertrieb dieſer Reli-
gionseifer die Hugonotten aus dem ganzen Koͤnigreiche,
und mit ihnen zugleich die beſten Kuͤnſtler und geſchickteſten Fa-
brikanten, welche ſich von da nach Deutſchland, ſonderlich
nach Brandenburg, ferner in die nordiſchen und mehrere Laͤn-
der von Europa wendeten, wo ſie vorzuͤglich diejenigen Manu-
facturen anlegeten, die Frankreich bisher eigen geweſen waren.
Solchergeſtalt fing eine der Hauptquellen der franzoͤſiſchen Hand-
lung zu vertrocknen an, vermittelſt welcher ſie vorhin unbe-
ſchreibliche Geldſummen aus andern Laͤndern an ſich gezogen
hatte.
Wiederru-
fung des E.
dicts von
Nantes.
⁽*⁾ Jſt der Name, den man in Frankreich denjenigen bey-
geleget, welche ſich zu der reformirten Kirche bekennen.
Wegen des Urſprungs des Worts Hugonott, iſt man nicht
einig, indem wol fuͤnf und mehrere Herleitungen davon
angetroffen werden.
§. 223.
Auch iſt dieſes 1685 Jahr dasjenige Jahr, da die guinei-
ſche Compagnie iſt aufgerichtet worden, welche ſonderlich 1701
in großen Flor kam, nachdem die Englaͤnder den Aßiento
verloren, als Philipp von Anjou den ſpaniſchen Thron beſtieg,
und ſich die Seemaͤchte mit dem Kaiſer wider das bourboniſche
Haus verbanden. Denn zu der Zeit ward ſolcher Handel der
koͤniglich franzoͤſiſchen Compagnie von Guinea durch einen
foͤrmlichen Tractat vom 27ſten Auguſt 1701 auf 10 Jahre zu-
geſtanden, und es nahm dieſe Compagnie nunmehr den neuen
Namen der Aßientocompagnie an. Der gedachte Vertrag be-
ſtund auch bis zu Ende der Friſt, auf welche man ihn geſchloſ-
ſen hatte. Die Franzoſen erachteten hernach entweder ſelbſt
nicht fuͤr dienlich, den Handel fortzufuͤhren, weil ſie vielleicht
ihre Rechnung nicht mehr dabey fanden; oder die Englaͤnder
waren Schuld, daß Frankreich den Aßiento fahren laſſen muß-
te. Genug Spanien ſchloß zu Utrecht 1713 mit England einen
neuen Aßientotractat.
Errichtung
der guinei-
ſchen und
nachmali-
gen Aßien-
tocompa-
gnie.
⁽*⁾ Aßiento iſt ein ſpaniſches Wort, und verſteht man dar-
unter die Bewilligung des Koͤnigs in Spanien, da derſel-
be einer fremden Nation, mit Ausſchließung der andern,
um
(M m) 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1155>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.