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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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vielem rohen und zubereiteten Ochsenleder, und besonders c) im
Sohlleder, als weswegen Danzig berühmt ist, indem es weit
und breit gesuchet wird; d) in unterschiedlichen Arten von wol-
lenen Stoffen; e) in dem danziger Firnisse; f) in der Gelbgies-
serarbeit, sonderlich in Clausuren, welche wegen des danziger
Firnisses etwas besonders haben; g) in gefärbtem Rauchwerke,
als welches zu Danzig schön schwarz und braun gefärbet wird,
daher die danziger Farbe der Rauchfärber und Kürschner kömmt;
h) in allerhand Aquaviten; wozu man noch i) den Käse setzen
könnte, der dem holländischen fast gleich kömmt: 2) die Waa-
ren, welche die danziger Kaufleute aus Polen bekommen, und
anderwärts vertreiben: und 3) die Waaren, welche sie aus
andern Ländern erhalten, und nach Polen schicken. Der größte
Handel der danziger Kaufleute aber besteht ohnstreitig in dem
Getreidehandel, und wird der Stadt das Getreide auf der
Weichsel zugeführet. Zu diesem so ansehnlichen Handel trägt
ungezweifelt die Stapelgerechtigkeit in Ansehung des Getrei-
des,
oder das besondere Privilegium der danziger Bürger nicht
wenig bey, daß sie das Recht haben, alles in ihrem Hafen an-
kommende Getreide allein aufzukaufen, und wieder anderwärts
zu verführen, oder zu verhandeln. Nächst dem Getreide geht
von den polnischen Waaren viel mohilower, sluczker, und
polczker Juchten, nebst Gränzjuchten und litthauer Leder, aus
Danzig, als woselbst man sie mit dem allerbesten Vortheile ein-
kaufen kann. Desgleichen wird vieles polnisches Salz daselbst,
insonderheit von den Engländern und Holländern, weggeholet,
wenn sie kein französisches haben können. Es verkaufen aber
die danziger Kaufleute ihre Waaren, außer den schon gedach-
ten Ländern, auch nach Hamburg, Lübeck, Bremen etc. Hinge-
gen haben die Fremden zu Danzig die Freyheit nicht, ihre
Waaren landwärts einzuschicken, oder sie an jemanden anders,
außer an die Danziger, zu verkaufen. Nur dieses einzige ist ih-
nen verstattet, daß sie solche allenfalls in Magazine bringen,
und eine bequemere Gelegenheit abwarten mögen, sie mit besse-
rem Vortheile los zu werden. Das Wechselnegoz geht auf
Hamburg, Leipzig, Breßlau, Amsterdam, Königsberg etc. und
hat die Stadt Danzig ihre eigene Wechselordnung vom Jahre
1701. Uebrigens hält Danzig zwo ansehnliche Märkte, näm-
lich den Dominicus- und den Martins-Markt, wovon jedoch der
erste der ansehnlichste ist. Selbiger fällt auf den 5 August, und
steht für fremde Handwerker 5 Tage, für Kaufleute aber einen
Monat. Er wird von vielen ausländischen Kaufleuten, abson-
derlich von den Polen, in großer Menge besuchet. Siehe
unsere Akad. der Kaufl. unter Danzig.

§. 81.

Königsberg, die Hauptstadt des brandenburgischen Preus-8) Königs-
berg.

sens, und ehemalige Hansestadt, ist eine der wichtigsten Han-
delsstädte in Europa. Sie liegt im Samlande, am Einflusse
des Flusses Pregel in den frischen Haf. Daselbst an dem Mun-
de der Pregel hat sie einen schönen Hafen, wie denn auch dieser

Fluß
K. S. (D d)

deutſchen Handlung.
vielem rohen und zubereiteten Ochſenleder, und beſonders c) im
Sohlleder, als weswegen Danzig beruͤhmt iſt, indem es weit
und breit geſuchet wird; d) in unterſchiedlichen Arten von wol-
lenen Stoffen; e) in dem danziger Firniſſe; f) in der Gelbgieſ-
ſerarbeit, ſonderlich in Clauſuren, welche wegen des danziger
Firniſſes etwas beſonders haben; g) in gefaͤrbtem Rauchwerke,
als welches zu Danzig ſchoͤn ſchwarz und braun gefaͤrbet wird,
daher die danziger Farbe der Rauchfaͤrber und Kuͤrſchner koͤmmt;
h) in allerhand Aquaviten; wozu man noch i) den Kaͤſe ſetzen
koͤnnte, der dem hollaͤndiſchen faſt gleich koͤmmt: 2) die Waa-
ren, welche die danziger Kaufleute aus Polen bekommen, und
anderwaͤrts vertreiben: und 3) die Waaren, welche ſie aus
andern Laͤndern erhalten, und nach Polen ſchicken. Der groͤßte
Handel der danziger Kaufleute aber beſteht ohnſtreitig in dem
Getreidehandel, und wird der Stadt das Getreide auf der
Weichſel zugefuͤhret. Zu dieſem ſo anſehnlichen Handel traͤgt
ungezweifelt die Stapelgerechtigkeit in Anſehung des Getrei-
des,
oder das beſondere Privilegium der danziger Buͤrger nicht
wenig bey, daß ſie das Recht haben, alles in ihrem Hafen an-
kommende Getreide allein aufzukaufen, und wieder anderwaͤrts
zu verfuͤhren, oder zu verhandeln. Naͤchſt dem Getreide geht
von den polniſchen Waaren viel mohilower, ſluczker, und
polczker Juchten, nebſt Graͤnzjuchten und litthauer Leder, aus
Danzig, als woſelbſt man ſie mit dem allerbeſten Vortheile ein-
kaufen kann. Desgleichen wird vieles polniſches Salz daſelbſt,
inſonderheit von den Englaͤndern und Hollaͤndern, weggeholet,
wenn ſie kein franzoͤſiſches haben koͤnnen. Es verkaufen aber
die danziger Kaufleute ihre Waaren, außer den ſchon gedach-
ten Laͤndern, auch nach Hamburg, Luͤbeck, Bremen ꝛc. Hinge-
gen haben die Fremden zu Danzig die Freyheit nicht, ihre
Waaren landwaͤrts einzuſchicken, oder ſie an jemanden anders,
außer an die Danziger, zu verkaufen. Nur dieſes einzige iſt ih-
nen verſtattet, daß ſie ſolche allenfalls in Magazine bringen,
und eine bequemere Gelegenheit abwarten moͤgen, ſie mit beſſe-
rem Vortheile los zu werden. Das Wechſelnegoz geht auf
Hamburg, Leipzig, Breßlau, Amſterdam, Koͤnigsberg ꝛc. und
hat die Stadt Danzig ihre eigene Wechſelordnung vom Jahre
1701. Uebrigens haͤlt Danzig zwo anſehnliche Maͤrkte, naͤm-
lich den Dominicus- und den Martins-Markt, wovon jedoch der
erſte der anſehnlichſte iſt. Selbiger faͤllt auf den 5 Auguſt, und
ſteht fuͤr fremde Handwerker 5 Tage, fuͤr Kaufleute aber einen
Monat. Er wird von vielen auslaͤndiſchen Kaufleuten, abſon-
derlich von den Polen, in großer Menge beſuchet. Siehe
unſere Akad. der Kaufl. unter Danzig.

§. 81.

Koͤnigsberg, die Hauptſtadt des brandenburgiſchen Preuſ-8) Koͤnigs-
berg.

ſens, und ehemalige Hanſeſtadt, iſt eine der wichtigſten Han-
delsſtaͤdte in Europa. Sie liegt im Samlande, am Einfluſſe
des Fluſſes Pregel in den friſchen Haf. Daſelbſt an dem Mun-
de der Pregel hat ſie einen ſchoͤnen Hafen, wie denn auch dieſer

Fluß
K. S. (D d)
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[417/1021] deutſchen Handlung. vielem rohen und zubereiteten Ochſenleder, und beſonders c) im Sohlleder, als weswegen Danzig beruͤhmt iſt, indem es weit und breit geſuchet wird; d) in unterſchiedlichen Arten von wol- lenen Stoffen; e) in dem danziger Firniſſe; f) in der Gelbgieſ- ſerarbeit, ſonderlich in Clauſuren, welche wegen des danziger Firniſſes etwas beſonders haben; g) in gefaͤrbtem Rauchwerke, als welches zu Danzig ſchoͤn ſchwarz und braun gefaͤrbet wird, daher die danziger Farbe der Rauchfaͤrber und Kuͤrſchner koͤmmt; h) in allerhand Aquaviten; wozu man noch i) den Kaͤſe ſetzen koͤnnte, der dem hollaͤndiſchen faſt gleich koͤmmt: 2) die Waa- ren, welche die danziger Kaufleute aus Polen bekommen, und anderwaͤrts vertreiben: und 3) die Waaren, welche ſie aus andern Laͤndern erhalten, und nach Polen ſchicken. Der groͤßte Handel der danziger Kaufleute aber beſteht ohnſtreitig in dem Getreidehandel, und wird der Stadt das Getreide auf der Weichſel zugefuͤhret. Zu dieſem ſo anſehnlichen Handel traͤgt ungezweifelt die Stapelgerechtigkeit in Anſehung des Getrei- des, oder das beſondere Privilegium der danziger Buͤrger nicht wenig bey, daß ſie das Recht haben, alles in ihrem Hafen an- kommende Getreide allein aufzukaufen, und wieder anderwaͤrts zu verfuͤhren, oder zu verhandeln. Naͤchſt dem Getreide geht von den polniſchen Waaren viel mohilower, ſluczker, und polczker Juchten, nebſt Graͤnzjuchten und litthauer Leder, aus Danzig, als woſelbſt man ſie mit dem allerbeſten Vortheile ein- kaufen kann. Desgleichen wird vieles polniſches Salz daſelbſt, inſonderheit von den Englaͤndern und Hollaͤndern, weggeholet, wenn ſie kein franzoͤſiſches haben koͤnnen. Es verkaufen aber die danziger Kaufleute ihre Waaren, außer den ſchon gedach- ten Laͤndern, auch nach Hamburg, Luͤbeck, Bremen ꝛc. Hinge- gen haben die Fremden zu Danzig die Freyheit nicht, ihre Waaren landwaͤrts einzuſchicken, oder ſie an jemanden anders, außer an die Danziger, zu verkaufen. Nur dieſes einzige iſt ih- nen verſtattet, daß ſie ſolche allenfalls in Magazine bringen, und eine bequemere Gelegenheit abwarten moͤgen, ſie mit beſſe- rem Vortheile los zu werden. Das Wechſelnegoz geht auf Hamburg, Leipzig, Breßlau, Amſterdam, Koͤnigsberg ꝛc. und hat die Stadt Danzig ihre eigene Wechſelordnung vom Jahre 1701. Uebrigens haͤlt Danzig zwo anſehnliche Maͤrkte, naͤm- lich den Dominicus- und den Martins-Markt, wovon jedoch der erſte der anſehnlichſte iſt. Selbiger faͤllt auf den 5 Auguſt, und ſteht fuͤr fremde Handwerker 5 Tage, fuͤr Kaufleute aber einen Monat. Er wird von vielen auslaͤndiſchen Kaufleuten, abſon- derlich von den Polen, in großer Menge beſuchet. Siehe unſere Akad. der Kaufl. unter Danzig. §. 81. Koͤnigsberg, die Hauptſtadt des brandenburgiſchen Preuſ- ſens, und ehemalige Hanſeſtadt, iſt eine der wichtigſten Han- delsſtaͤdte in Europa. Sie liegt im Samlande, am Einfluſſe des Fluſſes Pregel in den friſchen Haf. Daſelbſt an dem Mun- de der Pregel hat ſie einen ſchoͤnen Hafen, wie denn auch dieſer Fluß 8) Koͤnigs- berg. K. S. (D d)

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1021>, abgerufen am 21.11.2024.