Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.Cap. 1. Die erste Quelle stoweniger Licht, Krafft, Leben, Heyl und Wärmezum Wachsthum alles Guten in dir; ja was deiner Seelen in trostlosen Unempfindlichkeiten zugetheilet wird, mag dir viel dauerhaffter, stärckender und ge- sünder seye, als was du etwa in den anmüthigsten Wallungen deines Geblüts zu empfangen vermey- nest: Dieser Zucker gebieret Würme und Fäulniß der fleischlichen Lüsten und des eigenen Gefallens, wann das Hertz nicht wohl geläutert ist: Siehe dann nur zu, daß dein Verstand und Wille GOtt redlich zu Diensten stehe, und seine Lust am Gesetz des HErrn habe Tag und Nacht; hangest du also mit deiner Begierde nur an Christo deinem Weinstock, so wird dir die Hitze der Anfechtung nicht nur nichts schaden, sondern vielmehr den Gnaden-Safft, wel- chen du unter allem Brennen aus Christo ziehest, auskochen zu einem grossen und vollen Trauben. §. 37. Kinder riechen gern schöne Blumen, und machen cher
Cap. 1. Die erſte Quelle ſtoweniger Licht, Krafft, Leben, Heyl und Waͤrmezum Wachsthum alles Guten in dir; ja was deiner Seelen in troſtloſen Unempfindlichkeiten zugetheilet wird, mag dir viel dauerhaffter, ſtaͤrckender und ge- ſuͤnder ſeye, als was du etwa in den anmuͤthigſten Wallungen deines Gebluͤts zu empfangen vermey- neſt: Dieſer Zucker gebieret Wuͤrme und Faͤulniß der fleiſchlichen Luͤſten und des eigenen Gefallens, wann das Hertz nicht wohl gelaͤutert iſt: Siehe dann nur zu, daß dein Verſtand und Wille GOtt redlich zu Dienſten ſtehe, und ſeine Luſt am Geſetz des HErrn habe Tag und Nacht; hangeſt du alſo mit deiner Begierde nur an Chriſto deinem Weinſtock, ſo wird dir die Hitze der Anfechtung nicht nur nichts ſchaden, ſondern vielmehr den Gnaden-Safft, wel- chen du unter allem Brennen aus Chriſto zieheſt, auskochen zu einem groſſen und vollen Trauben. §. 37. Kinder riechen gern ſchoͤne Blumen, und machen cher
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Cap. 1. Die erſte Quelle
ſtoweniger Licht, Krafft, Leben, Heyl und Waͤrme
zum Wachsthum alles Guten in dir; ja was deiner
Seelen in troſtloſen Unempfindlichkeiten zugetheilet
wird, mag dir viel dauerhaffter, ſtaͤrckender und ge-
ſuͤnder ſeye, als was du etwa in den anmuͤthigſten
Wallungen deines Gebluͤts zu empfangen vermey-
neſt: Dieſer Zucker gebieret Wuͤrme und Faͤulniß
der fleiſchlichen Luͤſten und des eigenen Gefallens,
wann das Hertz nicht wohl gelaͤutert iſt: Siehe dann
nur zu, daß dein Verſtand und Wille GOtt redlich
zu Dienſten ſtehe, und ſeine Luſt am Geſetz des
HErrn habe Tag und Nacht; hangeſt du alſo mit
deiner Begierde nur an Chriſto deinem Weinſtock,
ſo wird dir die Hitze der Anfechtung nicht nur nichts
ſchaden, ſondern vielmehr den Gnaden-Safft, wel-
chen du unter allem Brennen aus Chriſto zieheſt,
auskochen zu einem groſſen und vollen Trauben.
§. 37.
Kinder riechen gern ſchoͤne Blumen, und machen
Craͤntzlein darvon. Sind dir nun, mein Kind, die
Zeugniſſe von JEſu eben ſo angenehm; ſo iſts ein heiter
Beweißthum, daß dein Hertz und Sinn gar anders
beſchaffen ſeye, als der Sinn der eiteln, muthwilligen,
Gnaden-loſen Kindern, die nach GOtt nichts fra-
gen, und lieber dem Kinder-Moͤrder an ſeinem Nar-
ren-Seil der Hoͤllen zu tantzen: Es iſt demnach eine
Anzeigung, der Heil. Geiſt gedencke ewiglich an den
Bund, den er mit dir beym Tauff und Abendmahl ſo
hoch-theuer gemachet, und er begieſſe dich noch alle-
zeit mit der Blut-Gnade des Lammes, das Bild der
Kindheit und Jugend JEſu in dir zu entwerffen; ja
es iſt ein frohes Zeichen, daß er dich mit unbegreiffli-
cher
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