Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.Cap. 1. Die erste Quelle Liebe eingenommen und durchdrungen zu sehen, mit-hin je eher je lieber zu erleben, daß alles auf Erden, wie im Himmel, nach JESU Willen geschehen, und er, der HErr JEsus, über den gantzen Erdboden Kö- nig, einfolglich ihme alles unterthan, und mit den Gütern seines Reichs erfüllet seyn möchte; wann dein Geist in allen Schritten und Tritten nach des H. Geistes Unterweisung, Leitung und Regierung innigst seufftzet, und der H. Geist, der des Vatters und seines Christi Sinn am besten kennet, selbst eine Bitt-Schrifft, mit dem Gnaden-Blut JEsu ge- schrieben, aufsetzet, und die kräfftigsten Beweggrün- de dir in den Mund leget, an welche du wohl nicht hättest können oder dörffen gedencken, von denen aber der Geist des Glaubens weißt, daß sie wohl angehen und bey dem Gnaden-Thron vieles auswircken. Er- fahrest du, sage ich, dergleichen heilige Triebe, die du ohnmöglich dir selber erwecken könntest, von Zeit zu Zeit in deinem Jnwendigen, so halte nur dieselben für ein gewisses Zeichen, daß die Taube mit dem Oel- Blatt, der H. Geist, der über deinem JEsu bey sei- ner Tauffe geschwebet, auch auf dir ruhe; und erken- ne daran, daß du noch täglich mit JESU Abendmahl haltest; sintemalen dein Beten nicht nur ein Betteln bey dem reichen HErrn JEsu, sondern über das ein Nehmen/ Essen/ Trin- cken/ Anziehen/ ein würckliches Samm- len und Zugreiffen/ ein Satt-werden/ von den reichen Gütern des Hauses GOt- tes/ und eine Trunckenheit der Liebe und Freude in GOtt unserm Heyland ist. §. 26. Einmal wann du wissen wilt, ob deine Seele das ewig-
Cap. 1. Die erſte Quelle Liebe eingenommen und durchdrungen zu ſehen, mit-hin je eher je lieber zu erleben, daß alles auf Erden, wie im Himmel, nach JESU Willen geſchehen, und er, der HErr JEſus, uͤber den gantzen Erdboden Koͤ- nig, einfolglich ihme alles unterthan, und mit den Guͤtern ſeines Reichs erfuͤllet ſeyn moͤchte; wann dein Geiſt in allen Schritten und Tritten nach des H. Geiſtes Unterweiſung, Leitung und Regierung innigſt ſeufftzet, und der H. Geiſt, der des Vatters und ſeines Chriſti Sinn am beſten kennet, ſelbſt eine Bitt-Schrifft, mit dem Gnaden-Blut JEſu ge- ſchrieben, aufſetzet, und die kraͤfftigſten Beweggruͤn- de dir in den Mund leget, an welche du wohl nicht haͤtteſt koͤnnen oder doͤrffen gedencken, von denen aber der Geiſt des Glaubens weißt, daß ſie wohl angehen und bey dem Gnaden-Thron vieles auswircken. Er- fahreſt du, ſage ich, dergleichen heilige Triebe, die du ohnmoͤglich dir ſelber erwecken koͤnnteſt, von Zeit zu Zeit in deinem Jnwendigen, ſo halte nur dieſelben fuͤr ein gewiſſes Zeichen, daß die Taube mit dem Oel- Blatt, der H. Geiſt, der uͤber deinem JEſu bey ſei- ner Tauffe geſchwebet, auch auf dir ruhe; und erken- ne daran, daß du noch taͤglich mit JESU Abendmahl halteſt; ſintemalen dein Beten nicht nur ein Betteln bey dem reichen HErrn JEſu, ſondern uͤber das ein Nehmen/ Eſſen/ Trin- cken/ Anziehen/ ein wuͤrckliches Samm- len und Zugreiffen/ ein Satt-werden/ von den reichen Guͤtern des Hauſes GOt- tes/ und eine Trunckenheit der Liebe und Freude in GOtt unſerm Heyland iſt. §. 26. Einmal wann du wiſſen wilt, ob deine Seele das ewig-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0062" n="44"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 1. Die erſte Quelle</hi></fw><lb/> Liebe eingenommen und durchdrungen zu ſehen, mit-<lb/> hin je eher je lieber zu erleben, daß alles auf Erden, wie<lb/> im Himmel, nach JESU Willen geſchehen, und<lb/> er, der HErr JEſus, uͤber den gantzen Erdboden Koͤ-<lb/> nig, einfolglich ihme alles unterthan, und mit den<lb/> Guͤtern ſeines Reichs erfuͤllet ſeyn moͤchte; wann<lb/> dein Geiſt in allen Schritten und Tritten nach des<lb/> H. Geiſtes Unterweiſung, Leitung und Regierung<lb/> innigſt ſeufftzet, und der H. Geiſt, der des Vatters<lb/> und ſeines Chriſti Sinn am beſten kennet, ſelbſt eine<lb/> Bitt-Schrifft, mit dem Gnaden-Blut JEſu ge-<lb/> ſchrieben, aufſetzet, und die kraͤfftigſten Beweggruͤn-<lb/> de dir in den Mund leget, an welche du wohl nicht<lb/> haͤtteſt koͤnnen oder doͤrffen gedencken, von denen aber<lb/> der Geiſt des Glaubens weißt, daß ſie wohl angehen<lb/> und bey dem Gnaden-Thron vieles auswircken. Er-<lb/> fahreſt du, ſage ich, dergleichen heilige Triebe, die du<lb/> ohnmoͤglich dir ſelber erwecken koͤnnteſt, von Zeit zu<lb/> Zeit in deinem Jnwendigen, ſo halte nur dieſelben fuͤr<lb/> ein gewiſſes Zeichen, daß die Taube mit dem Oel-<lb/> Blatt, der H. Geiſt, der uͤber deinem JEſu bey ſei-<lb/> ner Tauffe geſchwebet, auch auf dir ruhe; und erken-<lb/> ne daran, daß du noch <hi rendition="#fr">taͤglich mit JESU<lb/> Abendmahl halteſt;</hi> ſintemalen <hi rendition="#fr">dein Beten</hi><lb/> nicht nur ein Betteln bey dem reichen HErrn JEſu,<lb/> ſondern uͤber das ein <hi rendition="#fr">Nehmen/ Eſſen/ Trin-<lb/> cken/ Anziehen/ ein wuͤrckliches Samm-<lb/> len und Zugreiffen/ ein Satt-werden/<lb/> von den reichen Guͤtern des Hauſes GOt-<lb/> tes/ und eine Trunckenheit der Liebe und<lb/> Freude in GOtt unſerm Heyland iſt.</hi></p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 26.</head><lb/> <p>Einmal wann du wiſſen wilt, ob deine Seele das<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ewig-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [44/0062]
Cap. 1. Die erſte Quelle
Liebe eingenommen und durchdrungen zu ſehen, mit-
hin je eher je lieber zu erleben, daß alles auf Erden, wie
im Himmel, nach JESU Willen geſchehen, und
er, der HErr JEſus, uͤber den gantzen Erdboden Koͤ-
nig, einfolglich ihme alles unterthan, und mit den
Guͤtern ſeines Reichs erfuͤllet ſeyn moͤchte; wann
dein Geiſt in allen Schritten und Tritten nach des
H. Geiſtes Unterweiſung, Leitung und Regierung
innigſt ſeufftzet, und der H. Geiſt, der des Vatters
und ſeines Chriſti Sinn am beſten kennet, ſelbſt eine
Bitt-Schrifft, mit dem Gnaden-Blut JEſu ge-
ſchrieben, aufſetzet, und die kraͤfftigſten Beweggruͤn-
de dir in den Mund leget, an welche du wohl nicht
haͤtteſt koͤnnen oder doͤrffen gedencken, von denen aber
der Geiſt des Glaubens weißt, daß ſie wohl angehen
und bey dem Gnaden-Thron vieles auswircken. Er-
fahreſt du, ſage ich, dergleichen heilige Triebe, die du
ohnmoͤglich dir ſelber erwecken koͤnnteſt, von Zeit zu
Zeit in deinem Jnwendigen, ſo halte nur dieſelben fuͤr
ein gewiſſes Zeichen, daß die Taube mit dem Oel-
Blatt, der H. Geiſt, der uͤber deinem JEſu bey ſei-
ner Tauffe geſchwebet, auch auf dir ruhe; und erken-
ne daran, daß du noch taͤglich mit JESU
Abendmahl halteſt; ſintemalen dein Beten
nicht nur ein Betteln bey dem reichen HErrn JEſu,
ſondern uͤber das ein Nehmen/ Eſſen/ Trin-
cken/ Anziehen/ ein wuͤrckliches Samm-
len und Zugreiffen/ ein Satt-werden/
von den reichen Guͤtern des Hauſes GOt-
tes/ und eine Trunckenheit der Liebe und
Freude in GOtt unſerm Heyland iſt.
§. 26.
Einmal wann du wiſſen wilt, ob deine Seele das
ewig-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |