Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebet eines muntern Jüngings, etc.
hen tausend zu meiner Rechten/ so wird es doch zu
mir nicht kommen. Tauche mich gantz ein in deine
Heiligkeit/ und göttliche Natur/ laß keine Unzucht/
Neid/ Zorn in mir nisteln; bewahre mich wie dei-
nen Aug-Apfel/ damit mich der Teufel nicht dürffe
antasten; überschatte mich mit deiner GOttes-
Krafft; übe mein Leben in der Enthaltung und im
Gebet/ daß ich des Fleisches Reitzungen zertrete
und in deiner heissen Liebes-Glut verbrenne. Zie-
he mir dein Bild an/ also daß wann ich in deines
Va ers Hauß anlange/ sie mich alle aufs freundlich-
ste bewillkommen/ als einen/ der dir gleiche/ unan-
gesehen ich aus der sündigen Stadt des Verderbens
gebürtig nun aber durch deine grosse Gnad und
Vorschub ein neugebohren Kind GOttes bin; ein-
mahl kan ichs werden durch dein Blut/ Wort und
Geist/ wann ichs noch nicht bin. Wie wohl wirds
mir thun/ wann du mich aus gantz väterlicher Lie-
be an deine Brust drückest und mit Gaben mildig-
lich schmückest an Leib und Seele. O daß ich mich
in aller Widrigkeit sehr innig freue auf den Abend
meiner Lebens-Reise/ auf den ersten Nacht-Will-
komm in deinem Hause: Schaffe mir nur auf
meiner Strasse allezeit gute Gesellschafft an die
Hand/ die gleichen Zweck mit mir haben. Re-
giere mein Hertz/ daß ich gern mit dem Ansitzen
an deiner himmlischen Hochzeit-Tafel harre/ bis ich
völlig mit dir vertrauet und auf meiner gantzen
Reise alle Tag frische Brief und Versicherung dei-
ner ewigen Liebes-Treue/ anbey mehreren Schmuck
von deiner Hand empfahe. Mein Hertzens-Ab-
ba! füge meine sieche/ schwache Hand mit der
Hand deines Christi zusammen/ damit ich in ihm
gesegnet werde. Amen!

Gebet der Eltern.

MEin GOTT! verleihe mir/ daß ich die
Seelen meiner Kinder mehr liebe als ih-
re Leiber/ weil die Seele weit theurer
und göttlichen Geschlechts ist. O daß
ich unabläßig bete/ daß meiner Kinder Seelen

wie
F f 5

Gebet eines muntern Juͤngings, ꝛc.
hen tauſend zu meiner Rechten/ ſo wird es doch zu
mir nicht kommen. Tauche mich gantz ein in deine
Heiligkeit/ und goͤttliche Natur/ laß keine Unzucht/
Neid/ Zorn in mir niſteln; bewahre mich wie dei-
nen Aug-Apfel/ damit mich der Teufel nicht duͤrffe
antaſten; uͤberſchatte mich mit deiner GOttes-
Krafft; uͤbe mein Leben in der Enthaltung und im
Gebet/ daß ich des Fleiſches Reitzungen zertrete
und in deiner heiſſen Liebes-Glut verbrenne. Zie-
he mir dein Bild an/ alſo daß wann ich in deines
Va ers Hauß anlange/ ſie mich alle aufs freundlich-
ſte bewillkommen/ als einen/ der dir gleiche/ unan-
geſehen ich aus der ſuͤndigen Stadt des Verderbens
gebuͤrtig nun aber durch deine groſſe Gnad und
Vorſchub ein neugebohren Kind GOttes bin; ein-
mahl kan ichs werden durch dein Blut/ Wort und
Geiſt/ wann ichs noch nicht bin. Wie wohl wirds
mir thun/ wann du mich aus gantz vaͤterlicher Lie-
be an deine Bruſt druͤckeſt und mit Gaben mildig-
lich ſchmuͤckeſt an Leib und Seele. O daß ich mich
in aller Widrigkeit ſehr innig freue auf den Abend
meiner Lebens-Reiſe/ auf den erſten Nacht-Will-
komm in deinem Hauſe: Schaffe mir nur auf
meiner Straſſe allezeit gute Geſellſchafft an die
Hand/ die gleichen Zweck mit mir haben. Re-
giere mein Hertz/ daß ich gern mit dem Anſitzen
an deiner himmliſchen Hochzeit-Tafel harre/ bis ich
voͤllig mit dir vertrauet und auf meiner gantzen
Reiſe alle Tag friſche Brief und Verſicherung dei-
ner ewigen Liebes-Treue/ anbey mehreren Schmuck
von deiner Hand empfahe. Mein Hertzens-Ab-
ba! fuͤge meine ſieche/ ſchwache Hand mit der
Hand deines Chriſti zuſammen/ damit ich in ihm
geſegnet werde. Amen!

Gebet der Eltern.

MEin GOTT! verleihe mir/ daß ich die
Seelen meiner Kinder mehr liebe als ih-
re Leiber/ weil die Seele weit theurer
und goͤttlichen Geſchlechts iſt. O daß
ich unablaͤßig bete/ daß meiner Kinder Seelen

wie
F f 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0475" n="457"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gebet eines muntern Ju&#x0364;ngings, &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">hen tau&#x017F;end zu meiner Rechten/ &#x017F;o wird es doch zu<lb/>
mir nicht kommen. Tauche mich gantz ein in deine<lb/>
Heiligkeit/ und go&#x0364;ttliche Natur/ laß keine Unzucht/<lb/>
Neid/ Zorn in mir ni&#x017F;teln; bewahre mich wie dei-<lb/>
nen Aug-Apfel/ damit mich der Teufel nicht du&#x0364;rffe<lb/>
anta&#x017F;ten; u&#x0364;ber&#x017F;chatte mich mit deiner GOttes-<lb/>
Krafft; u&#x0364;be mein Leben in der Enthaltung und im<lb/>
Gebet/ daß ich des Flei&#x017F;ches Reitzungen zertrete<lb/>
und in deiner hei&#x017F;&#x017F;en Liebes-Glut verbrenne. Zie-<lb/>
he mir dein Bild an/ al&#x017F;o daß wann ich in deines<lb/>
Va ers Hauß anlange/ &#x017F;ie mich alle aufs freundlich-<lb/>
&#x017F;te bewillkommen/ als einen/ der dir gleiche/ unan-<lb/>
ge&#x017F;ehen ich aus der &#x017F;u&#x0364;ndigen Stadt des Verderbens<lb/>
gebu&#x0364;rtig nun aber durch deine gro&#x017F;&#x017F;e Gnad und<lb/>
Vor&#x017F;chub ein neugebohren Kind GOttes bin; ein-<lb/>
mahl kan ichs werden durch dein Blut/ Wort und<lb/>
Gei&#x017F;t/ wann ichs noch nicht bin. Wie wohl wirds<lb/>
mir thun/ wann du mich aus gantz va&#x0364;terlicher Lie-<lb/>
be an deine Bru&#x017F;t dru&#x0364;cke&#x017F;t und mit Gaben mildig-<lb/>
lich &#x017F;chmu&#x0364;cke&#x017F;t an Leib und Seele. O daß ich mich<lb/>
in aller Widrigkeit &#x017F;ehr innig freue auf den Abend<lb/>
meiner Lebens-Rei&#x017F;e/ auf den er&#x017F;ten Nacht-Will-<lb/>
komm in deinem Hau&#x017F;e: Schaffe mir nur auf<lb/>
meiner Stra&#x017F;&#x017F;e allezeit gute Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft an die<lb/>
Hand/ die gleichen Zweck mit mir haben. Re-<lb/>
giere mein Hertz/ daß ich gern mit dem An&#x017F;itzen<lb/>
an deiner himmli&#x017F;chen Hochzeit-Tafel harre/ bis ich<lb/>
vo&#x0364;llig mit dir vertrauet und auf meiner gantzen<lb/>
Rei&#x017F;e alle Tag fri&#x017F;che Brief und Ver&#x017F;icherung dei-<lb/>
ner ewigen Liebes-Treue/ anbey mehreren Schmuck<lb/>
von deiner Hand empfahe. Mein Hertzens-Ab-<lb/>
ba! fu&#x0364;ge meine &#x017F;ieche/ &#x017F;chwache Hand mit der<lb/>
Hand deines Chri&#x017F;ti zu&#x017F;ammen/ damit ich in ihm<lb/>
ge&#x017F;egnet werde. Amen!</hi> </p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gebet der Eltern.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#in">M</hi> <hi rendition="#fr">Ein GOTT! verleihe mir/ daß ich die<lb/>
Seelen meiner Kinder mehr liebe als ih-<lb/>
re Leiber/ weil die Seele weit theurer<lb/>
und go&#x0364;ttlichen Ge&#x017F;chlechts i&#x017F;t. O daß<lb/>
ich unabla&#x0364;ßig bete/ daß meiner Kinder Seelen</hi><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">F f 5</hi> </fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">wie</hi> </fw><lb/>
          </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[457/0475] Gebet eines muntern Juͤngings, ꝛc. hen tauſend zu meiner Rechten/ ſo wird es doch zu mir nicht kommen. Tauche mich gantz ein in deine Heiligkeit/ und goͤttliche Natur/ laß keine Unzucht/ Neid/ Zorn in mir niſteln; bewahre mich wie dei- nen Aug-Apfel/ damit mich der Teufel nicht duͤrffe antaſten; uͤberſchatte mich mit deiner GOttes- Krafft; uͤbe mein Leben in der Enthaltung und im Gebet/ daß ich des Fleiſches Reitzungen zertrete und in deiner heiſſen Liebes-Glut verbrenne. Zie- he mir dein Bild an/ alſo daß wann ich in deines Va ers Hauß anlange/ ſie mich alle aufs freundlich- ſte bewillkommen/ als einen/ der dir gleiche/ unan- geſehen ich aus der ſuͤndigen Stadt des Verderbens gebuͤrtig nun aber durch deine groſſe Gnad und Vorſchub ein neugebohren Kind GOttes bin; ein- mahl kan ichs werden durch dein Blut/ Wort und Geiſt/ wann ichs noch nicht bin. Wie wohl wirds mir thun/ wann du mich aus gantz vaͤterlicher Lie- be an deine Bruſt druͤckeſt und mit Gaben mildig- lich ſchmuͤckeſt an Leib und Seele. O daß ich mich in aller Widrigkeit ſehr innig freue auf den Abend meiner Lebens-Reiſe/ auf den erſten Nacht-Will- komm in deinem Hauſe: Schaffe mir nur auf meiner Straſſe allezeit gute Geſellſchafft an die Hand/ die gleichen Zweck mit mir haben. Re- giere mein Hertz/ daß ich gern mit dem Anſitzen an deiner himmliſchen Hochzeit-Tafel harre/ bis ich voͤllig mit dir vertrauet und auf meiner gantzen Reiſe alle Tag friſche Brief und Verſicherung dei- ner ewigen Liebes-Treue/ anbey mehreren Schmuck von deiner Hand empfahe. Mein Hertzens-Ab- ba! fuͤge meine ſieche/ ſchwache Hand mit der Hand deines Chriſti zuſammen/ damit ich in ihm geſegnet werde. Amen! Gebet der Eltern. MEin GOTT! verleihe mir/ daß ich die Seelen meiner Kinder mehr liebe als ih- re Leiber/ weil die Seele weit theurer und goͤttlichen Geſchlechts iſt. O daß ich unablaͤßig bete/ daß meiner Kinder Seelen wie F f 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/475
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/475>, abgerufen am 30.12.2024.