Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

der Verführung der Jugend.
und zähnklappen muß. Jnsgemein ists vor den
Leuten verborgen, was sothane Gnaden-Rührun-
gen auf sich haben; sie meynen, sie können selber sich
solche erwecken, müssen aber das traurige Widerspiel
erfahren und innen werden, daß dieselben nicht so
leicht wieder kommen, daß ihr Hertz hart und unem-
pfindlich wird wie ein Kieselstein, und daß sie folglich
die Heyls-Monaten ohne Frucht des Gehorsams ha-
ben vorbey streichen lassen, weil sie es leyder nicht ge-
wust. Dir aber mein theures Kind, ist es gesagt;
jetzt weissest du es, merck es wohl!

§. 12.

Damit du aber dich recht gründlich kennen ler-
nen, und dir von Grund aus geholffen werden mö-
ge, so durchforsche deinen innern Hertzens-
Sinn/ und vergleiche ihn mit dem Sinn
des HErrn JEsu/
welchen du bey der heiligen
Tauff und Nachtmahl hättest sollen angenommen
haben. Denn vielleicht weiset dir dein betrügliches
Hertz nur die obere Fläche in denen Ausbrüchen der
bösen Gedancken und Bewegungen, und du geste-
hest etwa dein Verderben nur darum, weil es je und
je augenscheinlich ausbricht, und sich nicht mehr ver-
heben oder entschuldigen lassen will; da du hingegen
bey unpartheyischer Prüfung finden wirst, daß dein
Verderben unergründlich schlimmer seye, als du
meynest, und du in immer grössere Gefahr gehest,
dich ewig zu verliehren. 1 Tim. 5, 13. 15.

§. 13.

Vergleiche dann vorderst deinen Sinn
mit der himmlisch-Gesinntheit JEsu Chri-

sti/
B 5

der Verfuͤhrung der Jugend.
und zaͤhnklappen muß. Jnsgemein iſts vor den
Leuten verborgen, was ſothane Gnaden-Ruͤhrun-
gen auf ſich haben; ſie meynen, ſie koͤnnen ſelber ſich
ſolche erwecken, muͤſſen aber das traurige Widerſpiel
erfahren und innen werden, daß dieſelben nicht ſo
leicht wieder kommen, daß ihr Hertz hart und unem-
pfindlich wird wie ein Kieſelſtein, und daß ſie folglich
die Heyls-Monaten ohne Frucht des Gehorſams ha-
ben vorbey ſtreichen laſſen, weil ſie es leyder nicht ge-
wuſt. Dir aber mein theures Kind, iſt es geſagt;
jetzt weiſſeſt du es, merck es wohl!

§. 12.

Damit du aber dich recht gruͤndlich kennen ler-
nen, und dir von Grund aus geholffen werden moͤ-
ge, ſo durchforſche deinen innern Hertzens-
Sinn/ und vergleiche ihn mit dem Sinn
des HErrn JEſu/
welchen du bey der heiligen
Tauff und Nachtmahl haͤtteſt ſollen angenommen
haben. Denn vielleicht weiſet dir dein betruͤgliches
Hertz nur die obere Flaͤche in denen Ausbruͤchen der
boͤſen Gedancken und Bewegungen, und du geſte-
heſt etwa dein Verderben nur darum, weil es je und
je augenſcheinlich ausbricht, und ſich nicht mehr ver-
heben oder entſchuldigen laſſen will; da du hingegen
bey unpartheyiſcher Pruͤfung finden wirſt, daß dein
Verderben unergruͤndlich ſchlimmer ſeye, als du
meyneſt, und du in immer groͤſſere Gefahr geheſt,
dich ewig zu verliehren. 1 Tim. 5, 13. 15.

§. 13.

Vergleiche dann vorderſt deinen Sinn
mit der himmliſch-Geſinntheit JEſu Chri-

ſti/
B 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0043" n="25"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Verfu&#x0364;hrung der Jugend.</hi></fw><lb/>
und za&#x0364;hnklappen muß. Jnsgemein i&#x017F;ts vor den<lb/>
Leuten verborgen, was &#x017F;othane Gnaden-Ru&#x0364;hrun-<lb/>
gen auf &#x017F;ich haben; &#x017F;ie meynen, &#x017F;ie ko&#x0364;nnen &#x017F;elber &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;olche erwecken, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en aber das traurige Wider&#x017F;piel<lb/>
erfahren und innen werden, daß die&#x017F;elben nicht &#x017F;o<lb/>
leicht wieder kommen, daß ihr Hertz hart und unem-<lb/>
pfindlich wird wie ein Kie&#x017F;el&#x017F;tein, und daß &#x017F;ie folglich<lb/>
die Heyls-Monaten ohne Frucht des Gehor&#x017F;ams ha-<lb/>
ben vorbey &#x017F;treichen la&#x017F;&#x017F;en, weil &#x017F;ie es leyder nicht ge-<lb/>
wu&#x017F;t. Dir aber mein theures Kind, i&#x017F;t es ge&#x017F;agt;<lb/>
jetzt wei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t du es, merck es wohl!</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 12.</head><lb/>
          <p>Damit du aber dich recht gru&#x0364;ndlich kennen ler-<lb/>
nen, und dir von Grund aus geholffen werden mo&#x0364;-<lb/>
ge, &#x017F;o <hi rendition="#fr">durchfor&#x017F;che deinen innern Hertzens-<lb/>
Sinn/ und vergleiche ihn mit dem Sinn<lb/>
des HErrn JE&#x017F;u/</hi> welchen du bey der heiligen<lb/>
Tauff und Nachtmahl ha&#x0364;tte&#x017F;t &#x017F;ollen angenommen<lb/>
haben. Denn vielleicht wei&#x017F;et dir dein betru&#x0364;gliches<lb/>
Hertz nur die obere Fla&#x0364;che in denen Ausbru&#x0364;chen der<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;en Gedancken und Bewegungen, und du ge&#x017F;te-<lb/>
he&#x017F;t etwa dein Verderben nur darum, weil es je und<lb/>
je augen&#x017F;cheinlich ausbricht, und &#x017F;ich nicht mehr ver-<lb/>
heben oder ent&#x017F;chuldigen la&#x017F;&#x017F;en will; da du hingegen<lb/>
bey unpartheyi&#x017F;cher Pru&#x0364;fung finden wir&#x017F;t, daß dein<lb/>
Verderben unergru&#x0364;ndlich &#x017F;chlimmer &#x017F;eye, als du<lb/>
meyne&#x017F;t, und du in immer gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Gefahr gehe&#x017F;t,<lb/>
dich ewig zu verliehren. 1 Tim. 5, 13. 15.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 13.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">Vergleiche dann vorder&#x017F;t deinen Sinn<lb/>
mit der himmli&#x017F;ch-Ge&#x017F;inntheit JE&#x017F;u Chri-</hi><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">B 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">&#x017F;ti/</hi> </fw><lb/>
          </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0043] der Verfuͤhrung der Jugend. und zaͤhnklappen muß. Jnsgemein iſts vor den Leuten verborgen, was ſothane Gnaden-Ruͤhrun- gen auf ſich haben; ſie meynen, ſie koͤnnen ſelber ſich ſolche erwecken, muͤſſen aber das traurige Widerſpiel erfahren und innen werden, daß dieſelben nicht ſo leicht wieder kommen, daß ihr Hertz hart und unem- pfindlich wird wie ein Kieſelſtein, und daß ſie folglich die Heyls-Monaten ohne Frucht des Gehorſams ha- ben vorbey ſtreichen laſſen, weil ſie es leyder nicht ge- wuſt. Dir aber mein theures Kind, iſt es geſagt; jetzt weiſſeſt du es, merck es wohl! §. 12. Damit du aber dich recht gruͤndlich kennen ler- nen, und dir von Grund aus geholffen werden moͤ- ge, ſo durchforſche deinen innern Hertzens- Sinn/ und vergleiche ihn mit dem Sinn des HErrn JEſu/ welchen du bey der heiligen Tauff und Nachtmahl haͤtteſt ſollen angenommen haben. Denn vielleicht weiſet dir dein betruͤgliches Hertz nur die obere Flaͤche in denen Ausbruͤchen der boͤſen Gedancken und Bewegungen, und du geſte- heſt etwa dein Verderben nur darum, weil es je und je augenſcheinlich ausbricht, und ſich nicht mehr ver- heben oder entſchuldigen laſſen will; da du hingegen bey unpartheyiſcher Pruͤfung finden wirſt, daß dein Verderben unergruͤndlich ſchlimmer ſeye, als du meyneſt, und du in immer groͤſſere Gefahr geheſt, dich ewig zu verliehren. 1 Tim. 5, 13. 15. §. 13. Vergleiche dann vorderſt deinen Sinn mit der himmliſch-Geſinntheit JEſu Chri- ſti/ B 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/43
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/43>, abgerufen am 22.12.2024.