Untugenden an sich haben. Der Unge- horsam und die Widerspenstigkeit des Ge- sindes gegen ihre Herrschafft stecket die Kin- der an, und verleitet sie eben dazu. Jhr liederliches Bezeigen gegen ihres gleichen; so auch die schändliche Sicherheit, da sie gar keine Scheu vor dem allwissenden und allgegenwärtigen GOTT bezeigen; ihre Sorglosigkeit, da sie an das Schaffen ihrer Seeligkeit nicht dencken; ihre zänckische, tückische, unzüchtige Aufführung, und an- dere heßliche Gewohnheits-Laster sehen ja die Kinder immer vor Augen, daß es al- so fast ein groß Wunder seyn möchte, wann noch ein oder das andere Kind davon un- angesteckt bliebe.
§. 11.
Jndessen kan dich dieses, mein Kind, nicht ent- schuldigen, daß du böse und verruchte Menschen um dich her habest, und dich verführen lässest. Oder wo man deinem Leib einen schmertzlichen Scha- den zufügen, oder Kröten und Schlangen dich um- fangen wollten, würdest du nicht ein Zetter-Ge- schrey anfangen und um Hülffe ruffen? Ey war- um schreyest du dann nicht auch mit kläglicher Stimme zu deinem Heyland, wann du in Gefahr schwebest, zur Sünde verleitet, an deiner Seele verletzet und umgebracht zu werden, und den hölli-
schen
Q 4
der Verfuͤhrung der Jugend.
Untugenden an ſich haben. Der Unge- horſam und die Widerſpenſtigkeit des Ge- ſindes gegen ihre Herrſchafft ſtecket die Kin- der an, und verleitet ſie eben dazu. Jhr liederliches Bezeigen gegen ihres gleichen; ſo auch die ſchaͤndliche Sicherheit, da ſie gar keine Scheu vor dem allwiſſenden und allgegenwaͤrtigen GOTT bezeigen; ihre Sorgloſigkeit, da ſie an das Schaffen ihrer Seeligkeit nicht dencken; ihre zaͤnckiſche, tuͤckiſche, unzuͤchtige Auffuͤhrung, und an- dere heßliche Gewohnheits-Laſter ſehen ja die Kinder immer vor Augen, daß es al- ſo faſt ein groß Wunder ſeyn moͤchte, wann noch ein oder das andere Kind davon un- angeſteckt bliebe.
§. 11.
Jndeſſen kan dich dieſes, mein Kind, nicht ent- ſchuldigen, daß du boͤſe und verruchte Menſchen um dich her habeſt, und dich verfuͤhren laͤſſeſt. Oder wo man deinem Leib einen ſchmertzlichen Scha- den zufuͤgen, oder Kroͤten und Schlangen dich um- fangen wollten, wuͤrdeſt du nicht ein Zetter-Ge- ſchrey anfangen und um Huͤlffe ruffen? Ey war- um ſchreyeſt du dann nicht auch mit klaͤglicher Stimme zu deinem Heyland, wann du in Gefahr ſchwebeſt, zur Suͤnde verleitet, an deiner Seele verletzet und umgebracht zu werden, und den hoͤlli-
ſchen
Q 4
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der Verfuͤhrung der Jugend.
Untugenden an ſich haben. Der Unge-
horſam und die Widerſpenſtigkeit des Ge-
ſindes gegen ihre Herrſchafft ſtecket die Kin-
der an, und verleitet ſie eben dazu. Jhr
liederliches Bezeigen gegen ihres gleichen;
ſo auch die ſchaͤndliche Sicherheit, da ſie
gar keine Scheu vor dem allwiſſenden und
allgegenwaͤrtigen GOTT bezeigen; ihre
Sorgloſigkeit, da ſie an das Schaffen ihrer
Seeligkeit nicht dencken; ihre zaͤnckiſche,
tuͤckiſche, unzuͤchtige Auffuͤhrung, und an-
dere heßliche Gewohnheits-Laſter ſehen
ja die Kinder immer vor Augen, daß es al-
ſo faſt ein groß Wunder ſeyn moͤchte, wann
noch ein oder das andere Kind davon un-
angeſteckt bliebe.
§. 11.
Jndeſſen kan dich dieſes, mein Kind, nicht ent-
ſchuldigen, daß du boͤſe und verruchte Menſchen
um dich her habeſt, und dich verfuͤhren laͤſſeſt.
Oder wo man deinem Leib einen ſchmertzlichen Scha-
den zufuͤgen, oder Kroͤten und Schlangen dich um-
fangen wollten, wuͤrdeſt du nicht ein Zetter-Ge-
ſchrey anfangen und um Huͤlffe ruffen? Ey war-
um ſchreyeſt du dann nicht auch mit klaͤglicher
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/265>, abgerufen am 17.07.2024.
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