Hertz, das Reich und die Stadt GOttes, wohin er die Schätze seiner zärtesten Liebe zu legen bedacht ist, dem Feind verrathen, und dich vom ewigen Gut ab- und zur Eitelkeit kehren?
Eine so schnöde Untreue und Abweichung von dem Göttlichen Sinn Christi ziehet auch öffters ei- nen entsetzlichen Sturtz-Fall nach sich; setzet die ausgestossenen Teuffel wieder ins Regiment ein mit noch sieben ärgern, und vertreibet den Geist der Herrlichkeit, die reine Daube mit dem Oel-Zweig, schwächet auch die Würckung des Bluts Christi, so daß die Seelen-Cur zur Heylung nicht gelingen kan, alldieweil die Recidive oder Rückfälle in vorige Befleckungen den sonsten schon mißlichen Zustand noch gefährlicher, wo nicht schlechterdings unheil- bar machen: Das Schwerdt des Geistes, das Wort GOttes wird durch solche Aufführung gegen den getreuesten Heyland dermassen stumpff, daß es das Hertz, wann es schon getroffen wird, doch nicht durchschneidet:
§. 54.
Laß dir darum seyn, als ob der himmlische Vater dich also anrede: "Mein Kind! ich ver-" gebe dir alle deine Sünden, ich nimme dich auf" in mein Haus, und gebe dir das Beste das ich" habe, meinen Sohn, meinen Heiligen Geist und" mich selber, ich bereite dir ein ewiges Himmel-" reich, und versorge dich mit genugsamer Zehrung" auf die Reise, so du noch vor dir hast: Förchte" dich nicht, ich bin bey mit und in dir, und ver-"
"lasse
P
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
Hertz, das Reich und die Stadt GOttes, wohin er die Schaͤtze ſeiner zaͤrteſten Liebe zu legen bedacht iſt, dem Feind verrathen, und dich vom ewigen Gut ab- und zur Eitelkeit kehren?
Eine ſo ſchnoͤde Untreue und Abweichung von dem Goͤttlichen Sinn Chriſti ziehet auch oͤffters ei- nen entſetzlichen Sturtz-Fall nach ſich; ſetzet die ausgeſtoſſenen Teuffel wieder ins Regiment ein mit noch ſieben aͤrgern, und vertreibet den Geiſt der Herrlichkeit, die reine Daube mit dem Oel-Zweig, ſchwaͤchet auch die Wuͤrckung des Bluts Chriſti, ſo daß die Seelen-Cur zur Heylung nicht gelingen kan, alldieweil die Recidive oder Ruͤckfaͤlle in vorige Befleckungen den ſonſten ſchon mißlichen Zuſtand noch gefaͤhrlicher, wo nicht ſchlechterdings unheil- bar machen: Das Schwerdt des Geiſtes, das Wort GOttes wird durch ſolche Auffuͤhrung gegen den getreueſten Heyland dermaſſen ſtumpff, daß es das Hertz, wann es ſchon getroffen wird, doch nicht durchſchneidet:
§. 54.
Laß dir darum ſeyn, als ob der himmliſche Vater dich alſo anrede: “Mein Kind! ich ver-“ gebe dir alle deine Suͤnden, ich nimme dich auf“ in mein Haus, und gebe dir das Beſte das ich“ habe, meinen Sohn, meinen Heiligen Geiſt und“ mich ſelber, ich bereite dir ein ewiges Himmel-“ reich, und verſorge dich mit genugſamer Zehrung“ auf die Reiſe, ſo du noch vor dir haſt: Foͤrchte“ dich nicht, ich bin bey mit und in dir, und ver-“
“laſſe
P
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0243"n="225"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.</hi></fw><lb/>
Hertz, das Reich und die Stadt GOttes, wohin<lb/>
er die Schaͤtze ſeiner zaͤrteſten Liebe zu legen bedacht<lb/>
iſt, dem Feind verrathen, und dich vom ewigen<lb/>
Gut ab- und zur Eitelkeit kehren?</p><lb/><p>Eine ſo ſchnoͤde Untreue und Abweichung von<lb/>
dem Goͤttlichen Sinn Chriſti ziehet auch oͤffters ei-<lb/>
nen entſetzlichen Sturtz-Fall nach ſich; ſetzet die<lb/>
ausgeſtoſſenen Teuffel wieder ins Regiment ein mit<lb/>
noch ſieben aͤrgern, und vertreibet den Geiſt der<lb/>
Herrlichkeit, die reine Daube mit dem Oel-Zweig,<lb/>ſchwaͤchet auch die Wuͤrckung des Bluts Chriſti,<lb/>ſo daß die Seelen-Cur zur Heylung nicht gelingen<lb/>
kan, alldieweil die Recidive oder Ruͤckfaͤlle in vorige<lb/>
Befleckungen den ſonſten ſchon mißlichen Zuſtand<lb/>
noch gefaͤhrlicher, wo nicht ſchlechterdings unheil-<lb/>
bar machen: Das Schwerdt des Geiſtes, das<lb/>
Wort GOttes wird durch ſolche Auffuͤhrung gegen<lb/>
den getreueſten Heyland dermaſſen ſtumpff, daß es<lb/>
das Hertz, wann es ſchon getroffen wird, doch nicht<lb/>
durchſchneidet:</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 54.</head><lb/><p>Laß dir darum ſeyn, als ob der himmliſche<lb/>
Vater dich alſo anrede: “Mein Kind! ich ver-“<lb/>
gebe dir alle deine Suͤnden, ich nimme dich auf“<lb/>
in mein Haus, und gebe dir das Beſte das ich“<lb/>
habe, meinen Sohn, meinen Heiligen Geiſt und“<lb/>
mich ſelber, ich bereite dir ein ewiges Himmel-“<lb/>
reich, und verſorge dich mit genugſamer Zehrung“<lb/>
auf die Reiſe, ſo du noch vor dir haſt: Foͤrchte“<lb/>
dich nicht, ich bin bey mit und in dir, und ver-“<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P</fw><fwplace="bottom"type="catch">“laſſe</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[225/0243]
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
Hertz, das Reich und die Stadt GOttes, wohin
er die Schaͤtze ſeiner zaͤrteſten Liebe zu legen bedacht
iſt, dem Feind verrathen, und dich vom ewigen
Gut ab- und zur Eitelkeit kehren?
Eine ſo ſchnoͤde Untreue und Abweichung von
dem Goͤttlichen Sinn Chriſti ziehet auch oͤffters ei-
nen entſetzlichen Sturtz-Fall nach ſich; ſetzet die
ausgeſtoſſenen Teuffel wieder ins Regiment ein mit
noch ſieben aͤrgern, und vertreibet den Geiſt der
Herrlichkeit, die reine Daube mit dem Oel-Zweig,
ſchwaͤchet auch die Wuͤrckung des Bluts Chriſti,
ſo daß die Seelen-Cur zur Heylung nicht gelingen
kan, alldieweil die Recidive oder Ruͤckfaͤlle in vorige
Befleckungen den ſonſten ſchon mißlichen Zuſtand
noch gefaͤhrlicher, wo nicht ſchlechterdings unheil-
bar machen: Das Schwerdt des Geiſtes, das
Wort GOttes wird durch ſolche Auffuͤhrung gegen
den getreueſten Heyland dermaſſen ſtumpff, daß es
das Hertz, wann es ſchon getroffen wird, doch nicht
durchſchneidet:
§. 54.
Laß dir darum ſeyn, als ob der himmliſche
Vater dich alſo anrede: “Mein Kind! ich ver-“
gebe dir alle deine Suͤnden, ich nimme dich auf“
in mein Haus, und gebe dir das Beſte das ich“
habe, meinen Sohn, meinen Heiligen Geiſt und“
mich ſelber, ich bereite dir ein ewiges Himmel-“
reich, und verſorge dich mit genugſamer Zehrung“
auf die Reiſe, ſo du noch vor dir haſt: Foͤrchte“
dich nicht, ich bin bey mit und in dir, und ver-“
“laſſe
P
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/243>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.