ihnen mitzutheilen; er denenselbigen ihr eiteles Pup- pen-Spiel dermassen erleidet, daß sie selbiges mit keinem Aug mehr ansehen, hingegen von nichts als ihrem JEsu hören mögen.
§. 50.
Es muß aber dein Gebet anhaltend seyn, und deine Begierde stets dürsten nach deinem GOtt. Eine gewisse Seele wurde von schweren Gedancken sehr geplagt, und konnte nicht zum Gebet kom- men; worüber sie gantz erlegen ward, und ihr Seelen-Schifflein den Bach herab fahren lassen wolte: Aber JEsus kame ihr zur Hülffe, und sprach ihr im Geist ernstlich zu: "Weist du" nicht, daß ich meinen Jüngern zurufe: Rin-" get darnach/ daß ihr durch die enge" Pforte eingehet? Darum lasse dich das" gegenwärtige Gedränge nicht abschrecken, dringe" durch, sonst entgehet dir die Crone."
O ja mein Kind! Du must dich aus allen Verderbnissen, Thorheiten, Ohnmachten, Untüchtig- keiten, Finsternissen, Verführungen und Nöthen, auch aus dem Druck der Armuth, Kranckheit, Schmer- tzen u. s. w. heraus, und in den Schoos JESU, in den Frieden GOttes, in die Willens-Ruhe im Willen des liebsten Vaters und des wehrtesten Trösters, des Heil. Geistes hinein beten. Schmeich- le darum (wie es artige Kinder wohl können, wann sie etwas überaus gern haben wollen,) dem Heili- gen Geist, daß er dir doch immer ein gutes und solches Gebet beschehre, wodurch deine gantze See- le, als ein fürstlicher Wagen in GOttes Heilig-
thum
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
ihnen mitzutheilen; er denenſelbigen ihr eiteles Pup- pen-Spiel dermaſſen erleidet, daß ſie ſelbiges mit keinem Aug mehr anſehen, hingegen von nichts als ihrem JEſu hoͤren moͤgen.
§. 50.
Es muß aber dein Gebet anhaltend ſeyn, und deine Begierde ſtets duͤrſten nach deinem GOtt. Eine gewiſſe Seele wurde von ſchweren Gedancken ſehr geplagt, und konnte nicht zum Gebet kom- men; woruͤber ſie gantz erlegen ward, und ihr Seelen-Schifflein den Bach herab fahren laſſen wolte: Aber JEſus kame ihr zur Huͤlffe, und ſprach ihr im Geiſt ernſtlich zu: „Weiſt du“ nicht, daß ich meinen Juͤngern zurufe: Rin-“ get darnach/ daß ihr durch die enge“ Pforte eingehet? Darum laſſe dich das“ gegenwaͤrtige Gedraͤnge nicht abſchrecken, dringe“ durch, ſonſt entgehet dir die Crone.‟
O ja mein Kind! Du muſt dich aus allen Verderbniſſen, Thorheiten, Ohnmachten, Untuͤchtig- keiten, Finſterniſſen, Verfuͤhrungen und Noͤthen, auch aus dem Druck der Armuth, Kranckheit, Schmer- tzen u. ſ. w. heraus, und in den Schoos JESU, in den Frieden GOttes, in die Willens-Ruhe im Willen des liebſten Vaters und des wehrteſten Troͤſters, des Heil. Geiſtes hinein beten. Schmeich- le darum (wie es artige Kinder wohl koͤnnen, wann ſie etwas uͤberaus gern haben wollen,) dem Heili- gen Geiſt, daß er dir doch immer ein gutes und ſolches Gebet beſchehre, wodurch deine gantze See- le, als ein fuͤrſtlicher Wagen in GOttes Heilig-
thum
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0239"n="221"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.</hi></fw><lb/>
ihnen mitzutheilen; er denenſelbigen ihr eiteles Pup-<lb/>
pen-Spiel dermaſſen erleidet, daß ſie ſelbiges mit<lb/>
keinem Aug mehr anſehen, hingegen von nichts als<lb/>
ihrem JEſu hoͤren moͤgen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 50.</head><lb/><p>Es muß aber dein Gebet <hirendition="#fr">anhaltend</hi>ſeyn,<lb/>
und deine Begierde ſtets duͤrſten nach deinem GOtt.<lb/>
Eine gewiſſe Seele wurde von ſchweren Gedancken<lb/>ſehr geplagt, und konnte nicht zum Gebet kom-<lb/>
men; woruͤber ſie gantz erlegen ward, und ihr<lb/>
Seelen-Schifflein den Bach herab fahren laſſen<lb/>
wolte: Aber JEſus kame ihr zur Huͤlffe, und<lb/>ſprach ihr im Geiſt ernſtlich zu: „Weiſt du“<lb/>
nicht, daß ich meinen Juͤngern zurufe: <hirendition="#fr">Rin-“<lb/>
get darnach/ daß ihr durch die enge“<lb/>
Pforte eingehet?</hi> Darum laſſe dich das“<lb/>
gegenwaͤrtige Gedraͤnge nicht abſchrecken, dringe“<lb/>
durch, ſonſt entgehet dir die Crone.‟</p><lb/><p>O ja mein Kind! Du muſt dich aus allen<lb/>
Verderbniſſen, Thorheiten, Ohnmachten, Untuͤchtig-<lb/>
keiten, Finſterniſſen, Verfuͤhrungen und Noͤthen, auch<lb/>
aus dem Druck der Armuth, Kranckheit, Schmer-<lb/>
tzen u. ſ. w. heraus, und in den Schoos JESU,<lb/>
in den Frieden GOttes, in die Willens-Ruhe im<lb/>
Willen des liebſten Vaters und des wehrteſten<lb/>
Troͤſters, des Heil. Geiſtes hinein beten. Schmeich-<lb/>
le darum (wie es artige Kinder wohl koͤnnen, wann<lb/>ſie etwas uͤberaus gern haben wollen,) dem Heili-<lb/>
gen Geiſt, daß er dir doch immer ein gutes und<lb/>ſolches Gebet beſchehre, wodurch deine gantze See-<lb/>
le, als ein fuͤrſtlicher Wagen in GOttes Heilig-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">thum</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[221/0239]
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
ihnen mitzutheilen; er denenſelbigen ihr eiteles Pup-
pen-Spiel dermaſſen erleidet, daß ſie ſelbiges mit
keinem Aug mehr anſehen, hingegen von nichts als
ihrem JEſu hoͤren moͤgen.
§. 50.
Es muß aber dein Gebet anhaltend ſeyn,
und deine Begierde ſtets duͤrſten nach deinem GOtt.
Eine gewiſſe Seele wurde von ſchweren Gedancken
ſehr geplagt, und konnte nicht zum Gebet kom-
men; woruͤber ſie gantz erlegen ward, und ihr
Seelen-Schifflein den Bach herab fahren laſſen
wolte: Aber JEſus kame ihr zur Huͤlffe, und
ſprach ihr im Geiſt ernſtlich zu: „Weiſt du“
nicht, daß ich meinen Juͤngern zurufe: Rin-“
get darnach/ daß ihr durch die enge“
Pforte eingehet? Darum laſſe dich das“
gegenwaͤrtige Gedraͤnge nicht abſchrecken, dringe“
durch, ſonſt entgehet dir die Crone.‟
O ja mein Kind! Du muſt dich aus allen
Verderbniſſen, Thorheiten, Ohnmachten, Untuͤchtig-
keiten, Finſterniſſen, Verfuͤhrungen und Noͤthen, auch
aus dem Druck der Armuth, Kranckheit, Schmer-
tzen u. ſ. w. heraus, und in den Schoos JESU,
in den Frieden GOttes, in die Willens-Ruhe im
Willen des liebſten Vaters und des wehrteſten
Troͤſters, des Heil. Geiſtes hinein beten. Schmeich-
le darum (wie es artige Kinder wohl koͤnnen, wann
ſie etwas uͤberaus gern haben wollen,) dem Heili-
gen Geiſt, daß er dir doch immer ein gutes und
ſolches Gebet beſchehre, wodurch deine gantze See-
le, als ein fuͤrſtlicher Wagen in GOttes Heilig-
thum
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/239>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.