Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
über die himmlische Perle.
Das achtzehende Capitel.
Wie diese Perle ihre hohe Kostbarkeit und Nothwendigkeit darthue
auf der gantzen Reise dieser Welt, sonderbar in denen letzten Zügen, da es
um das Anländen zu thun ist, in dem unbekannten Land der Ewigkeit.

§. 1. Jhr wisset je alle (dann ihr sollets je in euren Kinder-Jah-Es wartet
eine Rech-
nungs-
Stund
auf uns
alle.

ren gelernt haben in den Catechismus-Bücheren und Kinder-Lehren)
daß eine genaue Untersuchung unsers gantzen Lebens bey dem Eintritt
in die Ewigkeit geschehen wird, und ein jeder, der das Land sehen
will, so von Milch und Honig fließt, durch grosse und schröckliche
Oerter hindurch paßieren muß: O wie gut, wie erwünscht, wie
höchst-nöthig und erfreulich ist da JESUS!

§. 2. Dann ängstet dich die Verdammnuß, spritzen des gesaltze-Da ist
JEsus al-
lein nöthig
und theur,

nen Angst-Meers Flutten über dir zusammen, schlagen dir die Höl-
len-Funcken ins Gesicht, so hast du an JEsu einen Seeligmacher und
Uberwinder des ewigen Todes; Hast du deine Seele greulich besud-
let, daß du dich deiner Unsauberkeit halben vor allen Creaturen schä-
men must, das Blut JEsu reiniget von aller Untugend a.
Jch weiß nichts was alle creatürliche Freud so gantz und gar hinaus
fege und das Hertz in eine so saubere Liebe hinein ziehe als die Er-
öffnung des Richter-Stuhls in der Seel,
da siehet man
also hell, wie eitel doch alles seye, da wird uns JEsus unser
Vorsprech theurer als tausend Welten. Er ist auch in der That.
Befindest du dich so schwach und kranck, daß es dir in den Ohren
wehe thut, wann man dir zuspricht, du sollest im inneren Weinberg
deines Hertzens arbeiten, reuten, hacken, du sollest dich deiner Fein-
den und Anfechtungen erwehren und keinen Versuchungen des Sa-
tans, Fleisches und Welt gewonnen geben; Daß du heimlich böß
wirst und denckst, ja fechten, arbeiten etc. können wäre gut
ich vermag ja kaum einen Arm zu rühren: Ey bewirbe dich nur um
JEsum, der hat Krafft-Wasser und lebendig machenden Balsam,
er will in dir leben und die im Paradieß verlohrne Kräffte wieder
völlig herstellen: Hier, hier zu diesem Kram-Laden, da ist alles;
Hast du Lust zu einem schönen sauberen Kleid, hier ist der reine und

glän-
a 1 Joh. I. 9.
Q q q q q
uͤber die himmliſche Perle.
Das achtzehende Capitel.
Wie dieſe Perle ihre hohe Koſtbarkeit und Nothwendigkeit darthue
auf der gantzen Reiſe dieſer Welt, ſonderbar in denen letzten Zuͤgen, da es
um das Anlaͤnden zu thun iſt, in dem unbekannten Land der Ewigkeit.

§. 1. Jhr wiſſet je alle (dann ihr ſollets je in euren Kinder-Jah-Es wartet
eine Rech-
nungs-
Stund
auf uns
alle.

ren gelernt haben in den Catechiſmus-Buͤcheren und Kinder-Lehren)
daß eine genaue Unterſuchung unſers gantzen Lebens bey dem Eintritt
in die Ewigkeit geſchehen wird, und ein jeder, der das Land ſehen
will, ſo von Milch und Honig fließt, durch groſſe und ſchroͤckliche
Oerter hindurch paßieren muß: O wie gut, wie erwuͤnſcht, wie
hoͤchſt-noͤthig und erfreulich iſt da JESUS!

§. 2. Dann aͤngſtet dich die Verdammnuß, ſpritzen des geſaltze-Da iſt
JEſus al-
lein noͤthig
und theur,

nen Angſt-Meers Flutten uͤber dir zuſammen, ſchlagen dir die Hoͤl-
len-Funcken ins Geſicht, ſo haſt du an JEſu einen Seeligmacher und
Uberwinder des ewigen Todes; Haſt du deine Seele greulich beſud-
let, daß du dich deiner Unſauberkeit halben vor allen Creaturen ſchaͤ-
men muſt, das Blut JEſu reiniget von aller Untugend a.
Jch weiß nichts was alle creatuͤrliche Freud ſo gantz und gar hinaus
fege und das Hertz in eine ſo ſaubere Liebe hinein ziehe als die Er-
oͤffnung des Richter-Stuhls in der Seel,
da ſiehet man
alſo hell, wie eitel doch alles ſeye, da wird uns JEſus unſer
Vorſprech theurer als tauſend Welten. Er iſt auch in der That.
Befindeſt du dich ſo ſchwach und kranck, daß es dir in den Ohren
wehe thut, wann man dir zuſpricht, du ſolleſt im inneren Weinberg
deines Hertzens arbeiten, reuten, hacken, du ſolleſt dich deiner Fein-
den und Anfechtungen erwehren und keinen Verſuchungen des Sa-
tans, Fleiſches und Welt gewonnen geben; Daß du heimlich boͤß
wirſt und denckſt, ja fechten, arbeiten ꝛc. koͤnnen waͤre gut
ich vermag ja kaum einen Arm zu ruͤhren: Ey bewirbe dich nur um
JEſum, der hat Krafft-Waſſer und lebendig machenden Balſam,
er will in dir leben und die im Paradieß verlohrne Kraͤffte wieder
voͤllig herſtellen: Hier, hier zu dieſem Kram-Laden, da iſt alles;
Haſt du Luſt zu einem ſchoͤnen ſauberen Kleid, hier iſt der reine und

glaͤn-
a 1 Joh. I. 9.
Q q q q q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0953" n="857"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">u&#x0364;ber die himmli&#x017F;che Perle.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das achtzehende Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Wie die&#x017F;e Perle ihre hohe Ko&#x017F;tbarkeit und Nothwendigkeit darthue<lb/>
auf der gantzen Rei&#x017F;e die&#x017F;er Welt, &#x017F;onderbar in denen letzten Zu&#x0364;gen, da es<lb/>
um das Anla&#x0364;nden zu thun i&#x017F;t, in dem unbekannten Land der Ewigkeit.</hi> </head><lb/>
          <p>§. 1. Jhr wi&#x017F;&#x017F;et je alle (dann ihr &#x017F;ollets je in euren Kinder-Jah-<note place="right">Es wartet<lb/>
eine Rech-<lb/>
nungs-<lb/>
Stund<lb/>
auf uns<lb/>
alle.</note><lb/>
ren gelernt haben in den Catechi&#x017F;mus-Bu&#x0364;cheren und Kinder-Lehren)<lb/>
daß eine genaue Unter&#x017F;uchung un&#x017F;ers gantzen Lebens bey dem Eintritt<lb/>
in die Ewigkeit ge&#x017F;chehen wird, und ein jeder, der das Land &#x017F;ehen<lb/>
will, &#x017F;o von Milch und Honig fließt, durch gro&#x017F;&#x017F;e und &#x017F;chro&#x0364;ckliche<lb/>
Oerter hindurch paßieren muß: O wie gut, wie erwu&#x0364;n&#x017F;cht, wie<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;t-no&#x0364;thig und erfreulich i&#x017F;t da JESUS!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 2. Dann a&#x0364;ng&#x017F;tet dich die Verdammnuß, &#x017F;pritzen des ge&#x017F;altze-<note place="right">Da i&#x017F;t<lb/>
JE&#x017F;us al-<lb/>
lein no&#x0364;thig<lb/>
und theur,</note><lb/>
nen Ang&#x017F;t-Meers Flutten u&#x0364;ber dir zu&#x017F;ammen, &#x017F;chlagen dir die Ho&#x0364;l-<lb/>
len-Funcken ins Ge&#x017F;icht, &#x017F;o ha&#x017F;t du an JE&#x017F;u einen Seeligmacher und<lb/>
Uberwinder des ewigen Todes; Ha&#x017F;t du deine Seele greulich be&#x017F;ud-<lb/>
let, daß du dich deiner Un&#x017F;auberkeit halben vor allen Creaturen &#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
men mu&#x017F;t, <hi rendition="#fr">das Blut JE&#x017F;u reiniget von aller Untugend</hi> <note place="foot" n="a">1 <hi rendition="#aq">Joh. I.</hi> 9.</note>.<lb/>
Jch weiß nichts was alle creatu&#x0364;rliche Freud &#x017F;o gantz und gar hinaus<lb/>
fege und das Hertz in eine &#x017F;o &#x017F;aubere Liebe hinein ziehe <hi rendition="#fr">als die Er-<lb/>
o&#x0364;ffnung des Richter-Stuhls in der Seel,</hi> da &#x017F;iehet man<lb/>
al&#x017F;o hell, wie eitel doch alles &#x017F;eye, da wird uns JE&#x017F;us un&#x017F;er<lb/>
Vor&#x017F;prech theurer als tau&#x017F;end Welten. Er i&#x017F;t auch in der That.<lb/>
Befinde&#x017F;t du dich &#x017F;o &#x017F;chwach und kranck, daß es dir in den Ohren<lb/>
wehe thut, wann man dir zu&#x017F;pricht, du &#x017F;olle&#x017F;t im inneren Weinberg<lb/>
deines Hertzens arbeiten, reuten, hacken, du &#x017F;olle&#x017F;t dich deiner Fein-<lb/>
den und Anfechtungen erwehren und keinen Ver&#x017F;uchungen des Sa-<lb/>
tans, Flei&#x017F;ches und Welt gewonnen geben; Daß du heimlich bo&#x0364;ß<lb/>
wir&#x017F;t und denck&#x017F;t, ja fechten, arbeiten &#xA75B;c. <hi rendition="#fr">ko&#x0364;nnen wa&#x0364;re gut</hi><lb/>
ich vermag ja kaum einen Arm zu ru&#x0364;hren: Ey bewirbe dich nur um<lb/>
JE&#x017F;um, der hat Krafft-Wa&#x017F;&#x017F;er und lebendig machenden Bal&#x017F;am,<lb/>
er will in dir leben und die im Paradieß verlohrne Kra&#x0364;ffte wieder<lb/>
vo&#x0364;llig her&#x017F;tellen: Hier, hier zu die&#x017F;em Kram-Laden, da i&#x017F;t alles;<lb/>
Ha&#x017F;t du Lu&#x017F;t zu einem &#x017F;cho&#x0364;nen &#x017F;auberen Kleid, hier i&#x017F;t der reine und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q q q q q</fw><fw place="bottom" type="catch">gla&#x0364;n-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[857/0953] uͤber die himmliſche Perle. Das achtzehende Capitel. Wie dieſe Perle ihre hohe Koſtbarkeit und Nothwendigkeit darthue auf der gantzen Reiſe dieſer Welt, ſonderbar in denen letzten Zuͤgen, da es um das Anlaͤnden zu thun iſt, in dem unbekannten Land der Ewigkeit. §. 1. Jhr wiſſet je alle (dann ihr ſollets je in euren Kinder-Jah- ren gelernt haben in den Catechiſmus-Buͤcheren und Kinder-Lehren) daß eine genaue Unterſuchung unſers gantzen Lebens bey dem Eintritt in die Ewigkeit geſchehen wird, und ein jeder, der das Land ſehen will, ſo von Milch und Honig fließt, durch groſſe und ſchroͤckliche Oerter hindurch paßieren muß: O wie gut, wie erwuͤnſcht, wie hoͤchſt-noͤthig und erfreulich iſt da JESUS! Es wartet eine Rech- nungs- Stund auf uns alle. §. 2. Dann aͤngſtet dich die Verdammnuß, ſpritzen des geſaltze- nen Angſt-Meers Flutten uͤber dir zuſammen, ſchlagen dir die Hoͤl- len-Funcken ins Geſicht, ſo haſt du an JEſu einen Seeligmacher und Uberwinder des ewigen Todes; Haſt du deine Seele greulich beſud- let, daß du dich deiner Unſauberkeit halben vor allen Creaturen ſchaͤ- men muſt, das Blut JEſu reiniget von aller Untugend a. Jch weiß nichts was alle creatuͤrliche Freud ſo gantz und gar hinaus fege und das Hertz in eine ſo ſaubere Liebe hinein ziehe als die Er- oͤffnung des Richter-Stuhls in der Seel, da ſiehet man alſo hell, wie eitel doch alles ſeye, da wird uns JEſus unſer Vorſprech theurer als tauſend Welten. Er iſt auch in der That. Befindeſt du dich ſo ſchwach und kranck, daß es dir in den Ohren wehe thut, wann man dir zuſpricht, du ſolleſt im inneren Weinberg deines Hertzens arbeiten, reuten, hacken, du ſolleſt dich deiner Fein- den und Anfechtungen erwehren und keinen Verſuchungen des Sa- tans, Fleiſches und Welt gewonnen geben; Daß du heimlich boͤß wirſt und denckſt, ja fechten, arbeiten ꝛc. koͤnnen waͤre gut ich vermag ja kaum einen Arm zu ruͤhren: Ey bewirbe dich nur um JEſum, der hat Krafft-Waſſer und lebendig machenden Balſam, er will in dir leben und die im Paradieß verlohrne Kraͤffte wieder voͤllig herſtellen: Hier, hier zu dieſem Kram-Laden, da iſt alles; Haſt du Luſt zu einem ſchoͤnen ſauberen Kleid, hier iſt der reine und glaͤn- Da iſt JEſus al- lein noͤthig und theur, a 1 Joh. I. 9. Q q q q q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/953
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 857. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/953>, abgerufen am 22.12.2024.